Zu <die Sinnfrage> mal ein paar Grundgedanken:
Einfache Fragen zu hochkomplexen Themen, lassen sich selten einfach beantworten. Ich versuche mal eine gedankliche Aufspaltung zu dem Thema.
Wo kommt die ISS her?
Unter anderem basiert die ISS auf den geistigen und materiellen Vorleistungen, die innerhalb der Projekte Mir 2 und Freedom bis dato vorhanden waren. Natürlich wurden diese mit ISS-spezifischen Dingen mehr und mehr ergänzt, welche den finalen Stand der ISS ausmachen. Diese Projekte hatten teilweise gleiche – aber auch in erheblichem Maße unterschiedliche Zielstellungen gegenüber der „Jetzt-Zeit“. Von den technischen Voraussetzungen und Möglichkeiten zum Entstehungszeitpunkt dieser Vorleistungen ganz zu schweigen.
Auf gesellschaftlicher Basis ist sie auch ein politisches Projekt, mit dadurch bedingten Richtungsschwankungen der Einzelteilnehmer und somit äußeren Störungen unterworfen.
Zeitpunkt <der Sinnfrage>
Die Beurteilungen zur ISS sind ja logischerweise nicht statisch. Und die große Zeit- und damit verbundene Erkenntisdifferenz führt nahezu täglich zu einer Veränderung der Lage.
Wir neigen in der Beurteilung hierbei zum Vorgehen vergleichbar einer „Retrospektiven Studie“ (wird ja in der Medizin aus gutem Grunde eingesetzt, da man nicht in die Zukunft blicken kann).
In dieser Retrospektive spielt aber gerade die Gesamtheit der Ergebnisse (pos./neg.) ein große Rolle. Die kritische Betrachtung zum bemannten Langzeitbetrieb der ISS ist ja gerade nur durch eben diese möglich. Also ergibt sich damit schon ein sehr wichtiger und entscheidender Sinn, die ISS genau so betrieben zu haben.
Wenn das in einem vernünftigen Lessons learned Prozess bezüglich Analyse und daraus folgender Veränderung führen soll ,ist das doch nur auf der Basis einer kritischen Diskussion möglich.
Bemannt/unbemannt <die Sinnfrage>
Um am Menschen selbst zu forschen ist ja die Einbeziehung des selbigen unabdingbar. Aber was ist mit den ganzen anderen Themen, wie Material, Prozesse etc?
Grundsätzlich kann da eine hochautomatisierte autonome Forschung durchgeführt werden. Ich möchte das am Beispiel der heutigen Elektronikbauteilfertigung betrachten. Durch die „Reinraumanforderungen“ an sich ist da die Abwesenheit des Menschen schon eine primäre technologische Voraussetzung. Diese ist auch in großen hocheffektiv arbeitenden Industrieanlagen Stand der Dinge.
ABER!
Was war die Voraussetzung dafür, dies in die Realität und kosteneffektiv (Es wird Gewinn mit dieser Produktion erzielt!) umzusetzen?
In erster Line jahrelange Grundlagenforschung mit Anwesenheit des Menschen!
Die Überleitung von Forschungsergebnissen zu einer industriellen Nutzung ist ohne die räumliche Begleitung des Menschen aus meiner Sicht nicht denkbar.
Es gibt bis heute keine hochautomatisierten Anlagen, die wirklich störungsfrei arbeiten. Die Serviceabteilung ist in diesen Bereichen, selbst wenn sie als erstes outgesourched wird, doch in Realität immer wieder vor Ort.
Es gibt gerade bei der Nutzung von Forschungsergebnissen regelmäßig Überraschungen, die genauso regelmäßig zur einer Anpassung bzw. Ergänzung der Theorie durch die Praxis führen.
Daß die Anwesenheit des Menschen auch Nachteile hat ist unbestritten. Die Einflüsse auf die Mikrogravitation sehe ich als größte Störung im Bezug auf die systematische Nutzung der Schwerelosigkeit. Zu diesem Thema zeichnet sich ja bereits eine klare neue Strategie der nächten Raumstationsgenerationen ab - freifliegende, temporär bemannte Forschungs/Produktionsmodule.
Und das zeigt, daß mal wieder die beste Mischung von Beidem (bemannt/unbemannt) mit ,der Zielstellung folgenden Übergewichtung, der Erfolgsweg werden wird. Wenn mehrere automatische Module ihre Arbeit aufgenommen haben, ist deren Effektivität ja auch beim Vorhandensein einer ständig bemannten Basisstation auch sofort höher, da „nur noch hin und her geflogen werde muss“ (lehr lax ausgedrückt) . Oder wollte man jedesmal von der Erde eine einzelne Mission zum Versorgen, Abholen und auch REPARIEREN der Systeme starten? Dann ist man wieder bei Einzelmissionen mit deren auch bekannten Nachteilen.
Bei unbemannten/automatisieren Systemen besteht zudem das Problem, nicht Alles, was bei deren Betrieb auftritt voraussehen und damit konzeptionell berücksichtigen zu kommen. Natürlich wird ein „offenes Konzept“ mit hoher Flexibilität und Redundanz als Lösung dieses Problems propagiert.
Am Anfang des Thread wird ja Bezug auf die bessere Stundenbilanz von Skylab genommen. Zu Skylab fällt mir aber gleich ein, daß es nach dem Start der Station erhebliche Probleme gab. Diese zu Lösen bzw. eine Inbetriebnahme der Station, wäre ohne den Menschen nicht möglich gewesen. Dabei wurde wiedermal unter Beweis gestellt, daß der Mensch gegenüber jeglicher systemischen Redundanz noch einen Aspekt einbringen kann: geistige und körperliche Arbeit zur Problemlösung vor Ort.
Dann fällt mir Mir und Kvant-Modul ein – wieder hat der Mensch ein Problem u. a. mit geistiger und körperlicher Arbeit gelöst. ….Hubble…etc.
dksk