**ISS** <Die Sinnfrage>

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**ISS** <Die Sinnfrage>
« am: 20. November 2013, 19:40:09 »
Ich bin kein Gegner der bemannten Raumfahrt, aber die Sinnfrage stellt sich ja doch immer wieder. Günther Glatzel schreibt im Portalbeitrag zu 15 Jahre ISS Folgendes:

"Die Forschungsergebnisse der knapp 10 Jahre des Marsrovers Opportunity auf dem Roten Planeten hätte ein Geologe sicherlich innerhalb eines Monats erbracht."

Jetzt wäre interessant zu wissen, ob nicht ein Monat eines Geologen auf dem Mars (samt Rückkehr natürlich) nicht viel mehr kosten würde als das gesamte Opp/Spirit-Programm. Kann das jemand abschätzen?

Grüsse

Wilhelm
"We choose to go to the moon in the decade and do the other things: not because they are easy, but because they are hard."

GG

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #1 am: 20. November 2013, 19:44:09 »
Darauf kann ich selbst antworten. Natürlich wäre das viel teurer geworden. Der Satz sollte nur zeigen, dass, wenn man etwas neues erforscht, der Mensch klar im Vorteil ist.

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Offline HausD

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #2 am: 20. November 2013, 19:57:38 »
Verbrauch pro Mann auf der ISS

Im NovKos habe ich gerade einen Wert für den Verbrauch an persönlich notwendigen Material pro Person und pro Tag auf der ISS gelesen - 13 kg/Tag x Person.

Zum Ausflug auf den Mars:
... wäre interessant zu wissen, ob nicht ein Monat eines Geologen auf dem Mars (samt Rückkehr natürlich) nicht viel mehr kosten würde als das gesamte Opp/Spirit-Programm....
@ Wilhelm: Schätze, NEIN - wegen doppelter Verneinung!  ;D
Darauf kann ich selbst antworten. Natürlich wäre das viel teurer geworden. Der Satz sollte nur zeigen, dass, wenn man etwas neues erforscht, der Mensch klar im Vorteil ist.
    (Gut dass GG etwas schneller war und etwas konkreter geantwortet hat)

Gruß, HausD

Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #3 am: 20. November 2013, 22:17:59 »
Hallo allerseits,

auf 3sat gab es unter dem Format "hitec" eine halbstündige Reportage über die ISS:
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=39578

Und bei "Nano" zum Jubiläum eine Kurze Zusammenfassung mit gleichem Bildmaterial und gleichem Grundtenor:
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=40054

Es wird eine Reihe von Forschungsprojekten, vor allem aus deutscher Sicht, vorgestellt und die Frage gestellt ob für den wissenschaftlichen output die enormen Kosten gerechtfertigt sind. Es werden 100Mrd $ Baukosten unter anderem mit den Aufwändungen für die Malariaforschung (550Mio jährlich) die Kosten für Hubble (6,5Mrd) und dem Iter Projekt (13Mrd) verglichen.
Grundaussage ist, man könnte die Forschungsergebnisse auch deutlich günstiger unbemannt bekommen.

Meine Meinung: Ich denke auch, dass die reine Forschung außerhalb des Themas Mensch günstiger unbemannt zu bekommen ist. Für mich zählt aber der kulturelle Aspekt, die Menschheit als "Weltraumfähige Spezies" zu etablieren auch sehr viel und dafür ist nunmal die Forschung am Menschen und an der ihn untestützenden Technik notwendig. In den Medien wird das meistens als "Raufahrt um der Raufahrt Willen" abgewertet. Ich denke aber, dass sich Raumfahrt nicht unmittelbar wirtschaftlich amortisieren muss (was bei Grundlagenforschung ja sowieso schwierig ist). Man stelle sich nur mal eine Welt vor in der es sich nicht zu träumen lohnt zu den Sternen zu fahren. Film, Spiel und Literatur wären nicht so wie heute...
Ich denke auch, dass für Raumfahrt mehr auf dieser Ebene argumentiert werden sollte, wie etwas günstiger geht wird einem immer jemand vorrechnen können.

Gruß Eibe

McFire

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #4 am: 20. November 2013, 22:44:39 »
Ja mitunter ist es schon schizo - einerseits wird tränenreich vor der Roboterisierung der Welt gewarnt, aber andererseits soll alles Menschliche aus der Raumfahrt verschwinden. Natürlich, weil man besorgt ist, zuviel Geld zu verbrauchen. Da sollte man lieber mal dagegenhalten , wieviele hunderte Milliarden durch die "Monopolispieler" und sonstige "Finanzexperten" vernichtet werden. Für diese Leute spielen freilich Menschheitsträume keine Rolle.

Caladaris

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #5 am: 20. November 2013, 23:08:28 »
Nur kleiner Zwischenruf/Verbesserung: Geld wird niemals "vernichtet". Genauso kann die Wirtschaft keinen "Schaden erleiden".
Geld wechselt einfach nur den Besitzer.

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Offline tomtom

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #6 am: 20. November 2013, 23:24:07 »
Die ISS ist 15 Jahre und seit 2000 wird sie bemannt geflogen.

Zum Jubiläum wird vielfach darüber berichtet, wie es scheint häufig recht kritisch. Warum die Medien so kritisch berichten oder wie dem zu begegnen ist, sollte vielleicht in einem eigenen Thread behandelt werden.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #7 am: 21. November 2013, 00:03:55 »
Hallo allerseits,

auf 3sat gab es unter dem Format "hitec" eine halbstündige Reportage über die ISS:
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=39578

Danke für den Link.... 8)
Habe mir eben den Beitrag angeschaut.
Speziell beim auch hier wieder mal eingangs angesprochenen ISS-Forschungsziel "superschnelle Chips", ist es mir immer wieder ein Rätsel, wer das Thema in die Welt gesetzt hat?
Douglas Adams: "In an infinite universe, the one thing sentient life cannot afford to have is a sense of proportion."

GG

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #8 am: 21. November 2013, 10:25:44 »
Ich zitiere mal aus einer Meldung vom Februar:

Bei einem Problem hatte man bisher aber noch keinen Durchbruch erzielt: der durch Schwerelosigkeit verursachten Schwächung des Immunsystems auf zellularer Basis. Bei seinem zweiten Langzeitaufenthalt im All führte Thomas Reiter im Auftrag der ESA ein Experiment durch, bei dem bestimmte Zellen des menschlichen Immunsystems zum einen in der Mikrogravitation gehalten wurden, zum anderen in einer Zentrifuge einem Schwerkraftersatz ausgesetzt waren. Nach Ablauf der Experimentierzeit wurden die Zellen eingefroren und auf der Erde detailliert untersucht.

Das Ergebnis: bei den Zellen, die sich ohne Schwerkraft entwickelt hatten, war eine wichtige Signalkette der Immunantwort unterbrochen. Der Transkriptionsfaktor NF-kappaB konnte nicht mehr gemeinsam mit einem sogenannten Rel-Protein aktivierend wirken. Dies geschieht nur im Zusammenwirken der beiden Faktoren als Dimere. Allein wirken NF-kappaB1 und B2 dagegen hemmend.

"Normalerweise startet dann, wenn unser Körper eine Invasion feststellt, eine Reaktionskaskade, die durch Informationen aus unseren Genen gesteuert wird, ähnlich wie in einer Befehlssequenz", erklärt Isabelle Walther, Forscherin aus Zürich. "Die richtigen Gene zu finden, ist wie die Suche nach einem passenden Schlüsselloch für einen bestimmten Schlüssel."

Die neuen Erkenntnisse könnte man in Zukunft auf zweierlei Art nutzen. Zum einen könnte man die Immunreaktion auf eine Infektion durch geeigneten Einsatz von Hemmstoffen steuern, so dass diese nicht lebensbedrohlicher wird als die Infektion selbst. Zum zweiten, und dies ist wohl die interessantere Art, könnte man überbordende Autoimmunantworten bremsen, möglicherweise sogar verhindern.

Zu den bekanntesten Autoimmunerkrankungen gehören Arthritis, rheumatisches Fieber, Diabetes Mellitus Typ 1, Multiple Sklerose, Gastritis, Narkolepsie oder Morbus Bechterew. Dabei greift das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene, gesunde Zellen an. Es hier zu bremsen oder gar aufzuhalten, könnte einen unglaublichen Fortschritt in der Humanmedizin bedeuten und gewaltige Mittel einsparen.


Wenn diese Erkenntnis zu Medikamenten führen, mit denen man eine Immunantwort zügeln und Autoimmunerkrankungen verhindern kann, dann spart man weltweit Billionen (Euro oder Dollar) im Gesundheitswesen. Dann hat sich die ISS bezahlt gemacht. Diese Erkenntnis konnte man aber NUR in der Schwerelosigkeit gewinnen.
« Letzte Änderung: 21. November 2013, 12:42:40 von GG »

Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #9 am: 21. November 2013, 11:17:25 »
Eben diese Art der Forschung finde ich an Bord der ISS hochinteressant. Schade dass man derlei Forschung nur schwerlich intensivieren kann.
Wenn ich mich an den Beitrag richtig erinnere, führen max. 3 Crewmitglieder Experimente durch, während der Rest die Station wartet.
Douglas Adams: "In an infinite universe, the one thing sentient life cannot afford to have is a sense of proportion."

Fabi485

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #10 am: 21. November 2013, 11:29:58 »
Es ist eigentlich noch viel gravierender, die reine Forschungszeit beträgt nur etwa 30 Stunden in der Woche und das bei 6 Personen.
Quelle: http://www.space.com/10516-crewmembers-arrive-international-space-station.html
Das ist um Größenordnungen zu wenig, vor allem wenn man bedenkt das man 3 Forschungsmodule mit vielen Racks zur Verfügung hat.

Bei Skylab lag der Durchschnitt bei 128,5h und das mit 3 Personen und nicht 6!!

Wenn die ISS schon so teuer ist sollte man sie eigentlich intensiver nutzen, d.h. ein Habitatmodul starten und die Besatzungsstärke erhöhen. Das wurde aber leider  schon vor langem aus finanziellen Gründen verworfen. Wie so oft wird es richtig teuer wenn man auf Teufel komm raus sparen will.
Gemessen an den Programmkosten hat man minimal was gespart, dafür aber nur einen Bruchteil des Nutzens.

Leider hat sich auch das Interesse der Industrie anders entwickelt als man sich das erhofft hat. Es ist schlicht und ergreifend nicht vorhanden.
So gut wie alles Experimente kommen von staatlichen Einrichtungen oder auch Hochschulen, die wenigen Ausnahmen muss man wirklich mit der Lupe suchen.

Ich bin gerne für bemannte Raumfahrt, aber die Sache mit der ISS ist sicher alles andere als optimal.

Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #11 am: 21. November 2013, 12:40:36 »
Skylab wurde aber auch keine 15 Jahre alt......ansonsten schön gesagt......  :-\.
Mir drückt sich bei all dem Wartungsaufwand schon seit geraumer Zeit der Eindruck auf, dass die Station zwar hübsch durchdacht, aber letztlich viel zu komplex geraten ist.
Douglas Adams: "In an infinite universe, the one thing sentient life cannot afford to have is a sense of proportion."

GG

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #12 am: 21. November 2013, 12:47:30 »
Ein Großteil der Experimente im Inneren und an der Außenseite läuft automatisch ab. Insgesamt fallen viel mehr Daten an als bei Skylab. Und was man bei den 128,5 h durchschnittlicher Forschungszeit alles mit gezählt hat, ...?

Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #13 am: 21. November 2013, 12:55:36 »
Die ISS ist sehr komplex und damit anfällig für Probleme. Das Alter hilft auch nicht gerade, ebenso die doch etwas kleine Besatzung. Diese Kombination ist nicht sehr vorteilhaft. Die Besatzung aufzustocken wäre eine wirklich gute Idee.

Edit: Meine Vorposter sehen das auch so. Tja, was tun? Ein (oder auch mehr) dickes Bigelowmodul als Ersatz? Wenn der Wartungsaufwand (und damit auch die Kosten) weiter steigt, ist das wohl mehr als eine Überlegung wert.
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

-

Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.

Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #14 am: 21. November 2013, 12:56:12 »
Und was man bei den 128,5 h durchschnittlicher Forschungszeit alles mit gezählt hat, ...?

Jetzt musst du aber auch b) sagen.... :D,
Douglas Adams: "In an infinite universe, the one thing sentient life cannot afford to have is a sense of proportion."

McFire

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #15 am: 21. November 2013, 13:15:27 »
Nur kleiner Zwischenruf/Verbesserung: Geld wird niemals "vernichtet". Genauso kann die Wirtschaft keinen "Schaden erleiden".
Geld wechselt einfach nur den Besitzer.
Vernichtet heißt nicht mehr zugänglich für die, die es erarbeitet/erwirtschaftet (oder wie auch immer man das nun bezeichnen will) haben . Die also Nutzen/Lebensqualität davon haben sollten. Wozu letztlich auch die Ergebnisse der Raumfahrt zählen, auch wenn mal z.B. kein Goldregen von der ISS herabfällt.
Geld ist vernichtet, wenn es als bloßes Machtmittel genutzt wird bzw. dazu Andere/s kaputtzumachen.
Und wenn Geld z.B. nicht genügend für Bildung vorhanden ist, was ja nicht zu übersehen ist, so leidet durchaus die Wirtschaft. Vielleicht solltest Du mal mit mittelständigen Unternehmern reden....

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Offline tomtom

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #16 am: 21. November 2013, 13:35:21 »
Bitte keine geldpolitischen Grundsatzdiskussionen über die Finanzkrise.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Offline wulf 21

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #17 am: 21. November 2013, 16:23:03 »
Wenn noch eine kleine OT-Anmerkung gestattet ist: Geld ist ja nichts anderes als ein Ausdruck von Arbeitszeit/Arbeitskraft. Von einem gesamtwirtschaftlichen Schaden spricht man dann, wenn Menschen durch Umstände gezwungen sind, ihre Arbeitszeit/Kraft anders/weniger sinnvoll einzusetzen (z.B. Beseitigung von Katastrophen/Kriegsschäden)

Um den Bogen zurück zur ISS zu spannen, die Frage ist doch: Wäre es sinnvoller gewesen, wenn die vielen Menschen, die an dem Projekt mitgewirkt haben, (zehntausende/hunderttausende? man muss ja auch die ganze Zulieferkette betrachten) ihre Arbeitskraft anders eingesetzt hätten? Hier kommen oft sehr schnell viele Vorschläge (z.B. Welthunger etc.). Meine Antwort darauf ist ein klares Nein. Es gibt viele verschiedene Menschen mit verschiedenen Interessen und Fähigkeiten. Jemand, der Raketentriebwerke zusammenschweißt, wäre nicht unbedingt als Entwicklungshelfer geeignet. Eine Argumentation nach dem Motto "Lasst uns doch erst einmal dieses Problem Lösen, bevor wir jenes Anpacken" funktioniert eben nur bei einzelnen Menschen und kleinen Gruppen, aber nicht bei Staaten und der Menschheit als Ganzes. Trotzdem wird so immer wieder gegen die Raumfahrt argumentiert.

Ein anderer Vorschlag ist, statt bemannter sehr viel mehr unbemannte Raumfahrt zu betreiben. Mit gleichem Mitteleinsatz könnten so viel mehr wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden. Auch diesem Argument kann ich mich nicht anschließen. In unserer westlichen Kultur hat sich doch der Konsens herausgebildet, dass Wissen an sich einen Wert hat, selbst, wenn daraus kein unmittelbarer Nutzen entsteht. Warum sonst beschäftigen sich sonst so viele Leute z.B. mit Geisteswissenschaften und werden dafür von uns allen bezahlt? Mit bemannter Raumfahrt lassen sich eben viele Erkenntnisse Gewinnen, die wir ohne sie nicht hätten. Z.B. solche über Immunbiologie wie oben angesprochen, aber eben auch die grundsätzliche Frage: Wofür brauchen wir die Schwerkraft und was funktioniert auch ohne sie?

Daher mein klares Fazit: Ja, die ISS war und ist sinnvoll.

Caladaris

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #18 am: 21. November 2013, 16:40:45 »
Nur kleiner Zwischenruf/Verbesserung: Geld wird niemals "vernichtet". Genauso kann die Wirtschaft keinen "Schaden erleiden".
Geld wechselt einfach nur den Besitzer.
Vernichtet heißt nicht mehr zugänglich für die, die es erarbeitet/erwirtschaftet (oder wie auch immer man das nun bezeichnen will) haben . Die also Nutzen/Lebensqualität davon haben sollten. Wozu letztlich auch die Ergebnisse der Raumfahrt zählen, auch wenn mal z.B. kein Goldregen von der ISS herabfällt.
Geld ist vernichtet, wenn es als bloßes Machtmittel genutzt wird bzw. dazu Andere/s kaputtzumachen.
Und wenn Geld z.B. nicht genügend für Bildung vorhanden ist, was ja nicht zu übersehen ist, so leidet durchaus die Wirtschaft. Vielleicht solltest Du mal mit mittelständigen Unternehmern reden....

Das klingt schon differenzierter. Ich mag nur dieses Plakative "Geld vernichtet" nicht, was man leider viel zu oft in den Medien auch hören muss. Ganz so einfach funktioniert die Welt ja doch nicht.
Nutzen ist ja relativ. Aber nur weil manchem ein Nutzen nicht einleuchtet, wird das Geld nicht "vernichtet".

Ich persönliche denke, dass die ISS eines der tollsten technischen Projekte ist, die die Menschheit bis dato jemals verwirklicht hat. Und sicher auch das größte weltumspannende Projekt. Ein Hoffnungsschimmer für eine bessere Zukunft, in der Völkerverständigung nicht nur ein Wort ist, und in der auch mal Wagnisse für die Grundlagenforschung eingegangen werden, statt immer nur auf kurzfristigen maximalen Profit zu schauen.  :)
100 Milliarden für *das alles* sind nun wirklich Peanuts. Winzigst wenig, verglichen mit dem Haushalt der teilnehmenden Staaten.

Zitat
Wenn noch eine kleine OT-Anmerkung gestattet ist: Geld ist ja nichts anderes als ein Ausdruck von Arbeitszeit/Arbeitskraft. Von einem gesamtwirtschaftlichen Schaden spricht man dann, wenn Menschen durch Umstände gezwungen sind, ihre Arbeitszeit/Kraft anders/weniger sinnvoll einzusetzen (z.B. Beseitigung von Katastrophen/Kriegsschäden)
Das führt jetzt leider wirklich zu weit OT. "Sinnvolle Arbeitskraft" ist leider auch wieder so ein nichtssagendes Wort. Ist ja nicht so, dass wenn jemand nicht eine durch Krieg zerstörte Straße wieder aufbauen müsste, er dann dafür den Welthunger bekämpfen würde. ;) Nicht umsonst werden Kriege und Katastrophen als Wirtschaftsmotoren angesehen; böse Zungen sprechen sogar davon, dass dies einer der Hauptgründe für Kriege ist.
Insgesamt ist der Kapitalismus ein reines Nullsummenspiel, das nur die Prioritäten der Ressourcenverteilung regelt...
Geld kann daher nie "verloren" gehen. Und wenn man diese Ressourcen eben in die Raumfahrtindustrie steckt, wie durch die Konstruktion der ISS zwangsläufig, dann ist das denke ich eine gute Investition, so oder so. Auch wenn die ISS sonst 0 Erkenntnisse gebracht hätte (was sie natürlich nicht hat).

GG

  • Gast
Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #19 am: 21. November 2013, 17:32:49 »
Die ISS kostet vor allem deshalb 100 Mrd. US-Dollar, weil einige Firmen dazu neigen, alles, was mit Raumfahrt zu tun hat, besonders teuer zu machen. Beim ATV kostet ein Brandmelder 200.000 Euro (Auskunft von roger50)! Was sind denn das für Relationen? Als ich das gehört habe, wusste ich, dass da so manches schief läuft.

Ich denke, man kann eine vergleichbare Raumstation auch für 10 Mrd. Dollar bauen und die jährlichen Betriebskosten unter 2 Mrd. drücken. Ich hoffe, dass Bigelow, SpaceX und andere Newcomer dies in Bälde unter Beweis stellen können.

Führerschein

  • Gast
Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #20 am: 21. November 2013, 17:42:34 »
Ich habe bei NSF eine Diskussion zu den ISS-Kosten gesehen. Da fragte jemand, ob die Kosten mit billigerem Transport von Material und Astronauten nicht deutlich sinken würde. Die Antwort war, das spielt fast keine Rolle bei den Gesamtkosten. Das Geld geht hauptsächlich an die Kontraktoren (und wohl NASA-Zentren), die auf der Erde für die Logistik zuständig sind.

Kommt das nur mir merkwürdig vor?

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Offline tomtom

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #21 am: 21. November 2013, 18:33:37 »
Die oft zitierten 100 Mrd $ sind Vergangenheitskosten, ein großer Anteil daran sind die Kosten des Shuttle Programms. Es stellt also eher einen Wert dar, den die ISS heute repräsentiert.

Eigentlich sollte man diesen Aufwand, den man in der Vergangenheit bereit war zu leisten, für Nachfolgeprojekte kalkulieren, wenn man es nicht tut, macht man weniger als früher.

Die laufenden Kosten lassen sich im NASA-Budget ablesen. Das sind die Transportkosten für Crew und Cargo, aber eben auch für Mission Control u.a., die ISS fliegt sich halt nicht von allein. Da werden möglicherweise alle möglichen Kosten auf die ISS gebucht, die nun eigentlich keine direkten Kosten darstellen.

Man sollte solche Vollkostenrechnungen nicht vergleichen mit Kalkulationen, die auf attraktive Preise optimiert sind.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

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Offline ZeT

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Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #22 am: 21. November 2013, 18:46:15 »
Die ISS ist 15 Jahre und seit 2000 wird sie bemannt geflogen.

Zum Jubiläum wird vielfach darüber berichtet, wie es scheint häufig recht kritisch. Warum die Medien so kritisch berichten oder wie dem zu begegnen ist, sollte vielleicht in einem eigenen Thread behandelt werden.

Wer kritisch über die Kosten schwadroniert, dem kann ganz simpel der internationale Militäretat und die Kosten aller Einsätze seit dem Bau der ISS entgegengehalten werden.

Da kommt man dann ganze schnell zu Vergleichen wie Bugatti Veyron vs Dacia Sandero.

klausd

  • Gast
Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #23 am: 21. November 2013, 18:51:53 »
Lodewijk van den Berg (Shuttle Astronaut) meinte bei den Tagen der Raumfahrt, dass es einfach zu wenig Input der Wissenschaftler gibt, sie zu wenige Vorschläge einreichen.

Dazu hat er ein tolles Argument gebracht was Experimente angeht. Die ganzen unbemannten Sonden und Roboter machen Beobachtungen, aber sicher keine Experimente. Ein Experiment ist, wenn ich die Erde nehmen, sie paar Tausend Kilometer von der Sonne weghole und schaue, ob sich die Erderwärmung verlangsamt. Experimente können nur Menschen machen. Sonden messen einfach nur...

Wir brauchen die ISS, aber viel mehr brauchen wir Leute mit Ideen was man da oben anstellen kann.

Gruß, Klaus

Re: **ISS** <Die Sinnfrage>
« Antwort #24 am: 21. November 2013, 19:25:00 »
Freut mich, dass daraus ein eigener Thread entstanden ist.

@ Günther: danke für die Antwort.
@ HausS: doppelte Verneinung, hast Recht.
@ Fabi485: Problem bei Erhöhung der Mannschaftsstärke - man benötigt weitere Sojus (oder sonstige Raumfahrzeuge) für den Evakuierungsfall, mehr Lebensmittel, damit mehr Zubringer etc.
@ MajorTom: Naja, so groß fehleranfällig war die ISS bis jetzt glücklicherweise ja nicht.

Grüsse

Wilhelm
"We choose to go to the moon in the decade and do the other things: not because they are easy, but because they are hard."