Welches gefällt denn besser?
Diese Frage ist mir zu schwer. Ich will sie nicht beantworten!
Natürlich suchen wir nach der Wahrheit, besonders bei astronomischen und damit wissenschaftlichen Fotos.
Wir neigen dazu, das zu glauben, was wir mit unseren eigenen Augen sehen.
In unserer unmittelbaren Umgebung auf der Erdoberfläche haben wir damit gute Erfahrungen gemacht.
Unsere Sehorgane sind an die Bedingungen an der Erdoberfläche angepasst.
Für astronomische Objekte sind unsere Augen wegen mangelnder Empfindlichkeit und starker Einschränkung im Spektrum nicht geeignet.
Wir brauchen also technische Hilfsmittel, wie Teleskope und Kameras, um unsere ferne Umgebung für die Augen zu erschließen.
Nun sitzen wir also an den Reglern und überlegen, wie das Bild "richtiger" ist.
Aber was ist richtig?!?
Selbst im eingeschränkten sichtbaren Spektrum haben wir schon Probleme, uns für das bessere Bild zu entscheiden.
Mit anderen Aufnahmegeräten im infraroten, ultravioletten, Röntgen, Gamma, oder Radiowellenbereich sehen die selben Objekte noch viel unterschiedlicher aus.
Was wollen wir eigentlich sehen?
Was dort draußen ist und welche Vorgänge dort stattfinden.
Wir sind hungrig nach jeder noch so kleinen Information, die uns aus riesiger Entfernung erreicht.
Ich möchte gern einen schwarzen Hintergrund sehen - denn das Weltall ist doch schwarz, oder?
Aber wenn wir mit den Reglern einen schwarzen Hintergrund herstellen, verschwinden auch die schwächsten Sterne mit.
Wenn wir einen schwachen Nebel zeigen wollen, ist der Himmel nicht mehr schwarz.
Matthias, Du möchtest uns die Andromeda-Galaxie zeigen.
Aber auf Deinen ersten Aufnahmen war nur das mächtige Zentrum - wie ein heller Stern - zu sehen.
Um die Spiralarme darzustellen, mußtest Du einen riesigen Aufwand betreiben, um sie heraus zu arbeiten.
Sie sind immer noch zu schwach. Machst Du sie aber heller, verschwindet der Galaxie-Kern in einem großen völlig überbelichteten Fleck.
Klar gibt es noch mehr Werkzeuge, um Unterschiede herauszuarbeiten.
Klaus konnte durch die Verstärkung der Farben einen interessanten Kompromiss erzielen und dabei mehr Details darstellen. Auch erscheint die Galaxie in seiner Bearbeitung deutlicher als zusammengehöriges Objekt.
Ein Schlaumeier könnte freilich behaupten, das die Spiralarme wahrscheinlich nicht grün sind.
Bei Matthias Variante 3 wird schön verdeutlicht, daß im Kern extrem viel mehr Energie steckt, als in den Armen.
Wir müssen also bei der Bearbeitung immer einen Kompromiss machen - wie sonst auch im Leben!
Es kommt darauf an, das hervor zu heben, was wir mit diesem Bild gerade verdeutlichen wollen.
Selbstverständlich müssen wir auch weiter an der Technik arbeiten - damit können wir noch viel erreichen.
Die besten Resultate werden mit Komposit-Aufnahmen verschiedener Kameras erzielt.
Jedenfalls werden Deine Fotos immer besser, Matthias!