Le Galle dürfte heute Nacht nicht so toll schlafen. Außer er glaubt wirklich daran was Arianespace vorhat... das würde aber seine Kompetenz fraglich erscheinen lassen - sowohl technisch wie kaufmännisch. Schon die nicht-wiederverwendbare Falcon 9 ist auf bzw unter dem Preisniveau das man für die Ariane 6 vorsieht. Was geht dann ab, wenn man die Wiederverwendung einsetzt?
Wann wird man aufwachen? Wenn Kunden scharenweise weggehen?
Man stelle sich vor: Ariane 6 wird durchgezogen, aber die Kunden nutzen günstigere Dienste (von SpaceX) und die ESA kann mit A6 auch keine vernünftige Raumsonde starten. Dieser übergroße Silvesterböller birgt das sehr hohe Risiko eine Investitionsruine zu werden.
Ehe jemand bei Arianespace schlaflose Nächte bekommt, fehlt noch viel. Selbst wenn man es schafft, die erste Stufe wieder sicher zu landen, so garantiert das noch lange keine Wiederverwendbarkeit. Selbst dann ist es noch ein weiter Weg, denn aktuell weiß noch keiner, wie viel es tatsächlich kostet, eine verwendete Stufe wieder flugbereit zu bekommen. Kann sehr gut sein, das eine Wiederverwendung einer geflogenen Stufe sogar teurer ist, als eine neue Stufe, vor allem wenn man die Stufen in Serie am Fließband herstellt. Zudem dürfte eine Wiederverwendung gerade bei den GTO-Missionen (wie SES
kaum möglich sein, da dafür die Nutzlastkapazität nicht ausreicht. Insgesamt stehen hinter der Wiederverwendbarkeit noch eine Menge Fragezeichen, ich habe nach wie vor massive Zweifel, ob dieses Konzept aufgeht und eine Wiederverwendung wirtschaftlich machbar ist.
Auch an den Preisen hab ich meine Zweifel. Die Angaben auf der Webseite scheinen reine Makulatur zu sein. Schon jetzt kosten Missionen für die NASA und das DoD 80 bis 100 Mio Dollar. Damit wird man es schwer haben, Ariane Kunden abzujagen. Daneben steht immer noch die Frage der Zuverlässigkeit, besonders bei den GTO-Missionen. Fällt bei einer schweren GTO-Nutzlast wie SES 8 ein Triebwerk in der ersten Stufe aus, dürfte auch die vielbeschworene Engine Out Capability nichts nützen, denn dann genügt die verbleibende Nutzlast nicht mehr, um den Sat auf seiner Zielbahn abzusetzen. Auch sonst muss sich der Träger erst mal bewähren, erst wenn er 10 Flüge ohne Ausfall hinter sich hat, werden ihm die Kunden wirklich vertrauen. Erst dann kann man langsam von einer Konkurrenz mit Ariane ausgehen. SpaceX hat zwar aktuell bereits einige Aufträge, aber viele Kunden haben zusätzlich noch einen Alternativstart bei Ariane gebucht, eben weil man SpaceX noch nicht vertraut. Klappt es, kommt man an einen billigen Start, klappt es nicht, hat man immer noch Ariane.
Zudem wird SpaceX Ariane nicht alle Kunden abjagen können, selbst wenn sie deutlich billiger sind. Da haben schon die Kunden ein Interesse daran, das es eine vernünftige Konkurrenz gibt.