Hobby-Teleskope und Zubehör

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Offline Gerry

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Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #75 am: 07. Juni 2015, 12:20:34 »
Man könnte sich Kimme und Korn auf den Tubus kleben oder eine kleine Papp- oder Plasteröhre verwenden. Hauptsache man klebt sie parallel zum Tubus auf.
Also statt Wellpappe werde ich mir dann doch lieber nach und nach sinnvolles Zubehör besorgen. ;)

https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=13565.0

Ich hab mir mal die Mühe gemacht und die Artikeln die du in dem Link aufgelistet hast beim tollen ( ::) ) Astroshop in den Warenkorb gelegt um zu sehen was das alles kostet.

Wer hat dich denn da bitte beraten? Du hast um 530€ ein Spielzeugteleskop mit haufenweise unnützen Zubehör gekauft! :-X

Für dieses Geld hättest du dir einen 8"-Dobson mit dem nötigem Zubehör anschaffen können mit dem man jahrelang zufrieden ist.

Aber so ein 76mm f/4 sphärisches Spieglein ist natürlich nur besseres Spielzeug, viel sieht man damit nicht, wenig Öffnung, Bildfehler durch sphärische Aberration und unnötig viel Obstruktion. Und dann so viel unnötiges Zubehör... Nein, echt tut mir leid aber das war wohl einer der größten Fehlkäufe der mir von einem Astroeinsteiger untergekommen ist... :-X

Und vieles von dem Zubehör ist qualitativ schlecht bzw. unnütz und mit dem Omegonlabel vom Ashop unnötig teuer. Vieles davon wirst du später auch an einem besseren Teleskop nicht einsetzen können. Die Barlowlinse von Omegon ist Schrott. Der Justtierlaser ist selber meist dejustiert, Justierkappe um 5€ hätte es genau so gut getan. Die zwei (warum zwei?) Zoomokulare haben Tunnelblick und mäßige Qualität. Der Omegon Nebelfilter ist Schrott. Die Umkehrlinse ist eher unnötig und wahrscheinlich auch von mieser optischer Qualität. Als Sonnenfilter hätte es auch die Baaderfolie getan wo du dir selber aus Pappa nen Halter dazu bastelst. Das Zubehörpaket hat einen miesen Sucher (der Begriff Sucher passt weil man damit nichts findet) mit abgeblendeter Plastiklinse, der zeigt weniger als das freie Auge. Die Okulare haben alle Tunnelblick und schlechte Qualität, das Design der Optik stammt aus dem 17. Jh.

Echt sorry nochmal, aber es zeigt wiedermal dass Einsteiger besser mal in Foren/Sternwarten nachfragen sollten BEVOR sie so einen Schrott kaufen.

 :-X
Raumcon-Realist

GG

  • Gast
Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #76 am: 07. Juni 2015, 19:13:29 »
Soweit ich das verstanden habe, ist die längere Liste eine Wunschliste. Bisher hat er "nur" den Mini-Dobson und ein Zubehör-Paket gekauft (zusammen 100 €). Da waren Huygens- bzw. Kellner-Okulare dabei. Leider kann man aus denen nicht viel heraus holen. Ich habe auch geraten, dass er in Zukunft mindestens Plössl kauft. Lieber zwei vernünftige Okulare als einen "Haufen" veraltetes Design. Insgesamt sieht man mit einem 10 x 60 Fernglas wahrscheinlich mehr als mit der gekauften Ausrüstung.

Ich habe ja auch schon den Rat gegeben, sich Sternfreunde aus der Umgebung zu suchen. Am besten fängt man in einer Sternwarte an, wenn man keinen Astro-Stammtisch oder einen Verein in der Nähe findet. In solcher Runde wird auch hin und wieder ein Teleskop und Zubehör günstig angeboten.

Fangspiegel

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Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #77 am: 08. Juni 2015, 21:15:21 »
Danke für die ehrliche Kommentierung meiner Produktauswahl, werde mich nun nach besseren Teleskopen umschauen.

Hier dieser Testbericht ist sehr aufschlussreich wie ich finde:

http://www.koschny.de/Astronomy/The_Koschny_Observatory/Testing_the_IYA_telescope/IYA_telescope.html

Bei Astronomiefreunde 2000 Waghäusel e. V. ist fast jeden Sonntag um 10 Uhr Stammtisch angesagt, mich zieht es dorthin.

Ja, mein Mini-Dobson ist leistungsmäßig unterdimensioniert, er wird schnellstmöglich ersetzt.

Viel Erfolg bei der ASTRA-Jagd! ;)

clear skies

Fangspiegel

  • Gast
Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #78 am: 13. Juni 2015, 15:08:57 »
Bin letztlich bei Astrofreunde Ludwigshafen gelandet. :)

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Offline Nakova

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Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #79 am: 25. Juni 2015, 11:55:59 »
Hi, ich hab nun ebenfalls nen Teleskop - nen Skywatcher Teleskop AC 90/900 uff' ner EQ2 (ja ich weis, is keine berauschende Montierung, aber mir reicht se erstmal - hab did ganze ja geschenkt bekommen  :D ). So...nachdem ich jetzt schon ein paar Spechtelversuche- und Erfolge hinter mir hab, erweist es sich doch nun unerlässlich, das ich div. Zubehör brauch. Allerdings eins nach dem andern (da der Geldbeutel nur begrenzt starpazierfähig ist). Zu nächst mal werde ich mir die Orion Red Beam II LED Taschenlampe zulegen - klar.
Nun aber zu meiner Frage: Da mich die Spiegelung meines Zenitspeigels nervt überlege ich mir ein Amici Prisma zuzulegen (wahrscheinlich eher nen 45°). Hat jemand Erfahrung mit den Dingern? Es soll ja nämlich angeblich so sein das weniger Licht im Auge ankommt - da Prismendurchquerung. Wie schlimm ist es - oder welches sollt ich mir zulegen, damit jener Punkt unerheblich ist?
Ich hatte schon mal ein wenig geguckt und pendle nähmlich zwischen zu ziehmlich vielen (allen die ich gefunden hab) hin und her
http://www.astroshop.de/teleskop-zubehoer/prismen-zenitspiegel/amici-prismen-45d/15_20_20/a,Zubehoer.Leistung.Anschluss-Teleskopseitig=1%2C25%22

Vielleicht wäre noch zu erwähnen, das ich eher Planetenbeobachtung betreibe.

PS.: Did nächste wird sein mein Okular Inventar auf und umzurüsten.  8)
Als er die Himmel bereitete, war ich da; als er einen Kreis [hebr. "chug" was zudem Kugel bedeutet] über der Fläche der Wassertiefe festsetzte ... (im 10 Jahrhunderd v.Chr. von Salomo verfasst)

Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #80 am: 03. Juli 2015, 23:39:51 »
Hallo, Nakova,
was für ne Spiegelung im Zenitspiegel meinst Du genau?
Ist das Amici Prisma nicht eher Für die Bildumkehr gedacht?

Zum Lichtdurchgang:
Bei mir ist es besser wenn so viel Licht wie möglich durchkommt. (Ausser Sonne und ggf. Mond)
Planetenfilter hab ich zwar auch, aber noch nicht ausprobiert, Jupiter und Saturn sind auch so schön, bei Venus und Mars könnten sie was bringen?

Grüße
SiO²
Alles ist Eins und Eins ist Alles - Wir sind Quarks - Atome - Sternenstaub - Meteoriten - Sterne - die Erde - Leben - System - Sonnen - Galaxien - Cluster - Universum - Alles, Es und Wir erschafft sich selber. Gemeinsam. Und dürfen es dann in aller Pracht bewundern - zum Genießen bleibt keine Zeit..

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Offline Nakova

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Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #81 am: 05. Juli 2015, 16:34:55 »
Hi, SiO²

Ich meine den allegmeinen effekt ein Spiegels - also dass das Bild zwar aufrechtverkehrt korregiert, aber nicht seitverkehrt korregiert.
Alle beiden Effekte hat man aber mit Hilfe eines Amici Prismas.
Und grundsätzlich hast du selbstverständlich Recht damit, dass es (auch mir) wichtig ist, maximalen Lichtdurchgang zu haben. Und das ist eben genau der Punkt: Sollte ich mir ein solches Prisma für ne menge Geld zulegen oder wäre sogar das beste Prisma so ineffektiv (was den Lichtdurchgang betrifft), das es einem Zenitspiegel nicht das Wasser reichen könnte?

Gruß Nakova
« Letzte Änderung: 06. Juli 2015, 19:56:03 von Nakova »
Als er die Himmel bereitete, war ich da; als er einen Kreis [hebr. "chug" was zudem Kugel bedeutet] über der Fläche der Wassertiefe festsetzte ... (im 10 Jahrhunderd v.Chr. von Salomo verfasst)

Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #82 am: 20. Juli 2015, 23:33:06 »
Hallo wieder, Nakowa,

Bei Photographien kannst Du ja später noch am PC spiegeln.

Umkehrprismas sind für Amateurastronomie nicht unbedingt nötig finde ich.

Durch Training ist bei mir das Ausrichten des Dobson verkehrherum normal. Es gibt wichtigere Dinge. Hauptsache SEHEN für alle. Viel Licht. Augenblick. Bei Foto kann man dann tüfteln, wenn man will. Fotos verkehrtherum haben mehr Licht ohne Prisma = bessere Qualität?

Grüße und Glück Auf!
SiO²
Alles ist Eins und Eins ist Alles - Wir sind Quarks - Atome - Sternenstaub - Meteoriten - Sterne - die Erde - Leben - System - Sonnen - Galaxien - Cluster - Universum - Alles, Es und Wir erschafft sich selber. Gemeinsam. Und dürfen es dann in aller Pracht bewundern - zum Genießen bleibt keine Zeit..

Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #83 am: 30. Mai 2016, 11:35:32 »
Hallo. Ich hab mal eine Frage.
Ich hab mir das Omegon Newton 150/750 vor zwei Jahren als völlig unwissender gekauft und war grundsätzlich immer zufrieden. Mond- und Sonnenbeobachtungen gingen problemlos und detailreich. Deep sky hab ich bis jetzt noch nicht wirklich ausprobiert. Aber bei den planetensichtungen hab ich noch nie bei hoher Vergrößerung ein klares scharfes bild hinbekommen. Ich hab das immer auf das seeing geschoben.
Nun hab ich aber gelesen, das es eher daran liegt, dass hier kein "parabolspiegel" verbaut ist sondern ein "kugelspiegel"

Jetzt möchte ich gerne wissen wo hier der unterschied liegt?
Ändern lässt sich das zwar nicht mehr, aber man möchte ja dazulernen ;)

Gruß Stefan

eagle-eye

  • Gast
Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #84 am: 10. Juni 2019, 15:14:36 »
Es muss nicht immer ein neues Teleskop sein. Ich habe vor ein paar Monaten ein gebrauchtes Newton bei Ebay geschossen. Neu hätte es über 400€ gekostet. Ich habe ungefähr die hälfte bezahlt obwohl es in einem tadellosen Zustand war. Wer ein begrenztes Budget hat kann so sehr anständige Teleskope ergattern.

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Offline Therodon

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Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #85 am: 02. November 2020, 11:58:11 »
Weiß gerade nicht in welchen Thread die Frage so passt, aber denke hier ist es ok.

Mein Sohn(7) wünscht sich zu Weihnachten unter anderem ein Teleskop. Klingt erstmal gut, nur wohnen wir in einer Großstadt, was mich zu der simplen Frage bringt ob man mit den relativ einfachen auf der Terrasse da überhaupt irgendwas sieht, die "Lichtverschmutzung" ist da ja alles andere als niedrig.

Meint ihr das lohnt sich trotzdem?

Offline helbo

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Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #86 am: 02. November 2020, 12:12:17 »
Kommt immer drauf an, was man damit anschauen möchte.
Wenn es ein Weihnachtsgeschenk werden soll, tippe ich mal auf ein Budget von bis zu 200 €. Das wird dann qualitativ in etwa so gut sein wie ein Fernglas. Damit kann man den Mond in eindrucksvoller größe sehen und wenn es gut läuft die Planeten Jupiter, Saturn, Mars und Venus. Von ersteren beiden bei guten Bedingungen vlt sogar Monde. Generell sollte man mit gedämpften Erwartungen herangehen. Mehr als ein Lichtfleck wird bei den Planeten nicht zu sehen sein.
Astrofotografie und Deep-Space-Objekte sind damit eher nicht sinnvoll zu beobachten.

Die Frage, ob es sich lohnt würde ich nicht von der Qualität von dem, was man damit beobachtet abhängig machen, sondern ob dein Sohn damit Spaß haben wird.

Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #87 am: 02. November 2020, 13:32:59 »
Wenn wir uns in der Größenordnung bis ca. 200 Euro bewegen, dann läuft es vermutlich auf einen Refraktor mit 60 mm Öffnung hinaus. Das sind brauchbare Einsteigergeräte mit denen man auf jeden Fall schon einiges sehen kann. Ich würde daher auch der Antwort von helbo widersprechen, da ich selbst mit einem solchen Teleskop angefangen habe, auch in einer lichtverschmutzten Großstadt. Man kann bei den Planeten durchaus einzelne Details erkennen. Beim Jupiter sieht man die zwei größten Wolkenbänder als leichte Schattierungen, die vier größten Monde sind sehr leicht zu erkennen. Auf dem Saturn sind keine Details zu sehen, aber die Ringe erkennt man deutlich. Auch Titan ist gut zu sehen, ohne Details natürlich.

Beim Mars ist das schon schwieriger. Bei extrem guter Sicht meine ich mal ganz leichte Strukturen in der Oberfläche gesehen zu haben. Bei der Venus erkennt man immer die Sichelform. Auf dem Mond kann man mit so einem Teleskop schon ganze "Spaziergänge" anstellen.

Was aufgrund der Größe des Teleskops und der Großstadtlage schwierig wird, sind lichtschwache Objekte wie Nebel oder Galaxien. Die Andromedagalaxie und der Orionnebel sind als verwaschene Flecken zu erkennen und das war es dann schon fast.

rewafox

  • Gast
Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #88 am: 03. November 2020, 09:38:37 »
Hallo,

wenn es um ein Budget von 200€ geht, kann man vielleicht überlegen, noch einen Fuffi draufzulegen.
Dann könnte man schon das Maksutov-Teleskop Skymax 102 von Skywatcher kaufen. Man bekommt zwar für 245€ "nur" die Optik, inkl. zweier Plössl-Okulare, aber wenn man ein stabiles Fotostativ hat, geht das auch für erste Beobachtungen.

Die optische Qualität ist sehr gut, nach meiner Meinung.
Ich habe mir dieses Teil als Reiseteleskop gekauft. Mein Neffe hat es sich ebenfalls für seine Kinder gekauft und ist zufrieden damit.

Aufgrund der Maksutov-Optik ist das Teleskop sehr kompakt, hat aber mit 1300 mm genug Brennweite, um auch Planeten anschauen zu können. Wobei da natürlich schon eine Astromontierung wünschenswert ist.

Mit einem Amici-Prisma ist es auch gut als normales terrestrisches Teleskop nutzbar. Für den Fall, dass die Kinder doch nicht so viel Interesse an der Astronomie entwickeln, kann man es immer noch dafür benutzen.  ;D

Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #89 am: 06. November 2020, 17:20:30 »
Hallo Therodon,

als ebenfalls stadtbewohnender Amateur-Astronom mit Kind kann ich dir insgesamt Folgendes raten:

#1) Egal was du letzten Endes wirklich kaufst, kauf am besten ein gebrauchtes Gerät samt Zubehör. In den einschlägigen Astronomie-Foren mit Markpatz (z.B. hier: https://forum.astronomie.de/forums/biete.96/) wirst du i.d.R. immer fündig.
Vorteil: meistens deutlich günstiger als neu (meine Käufe waren bisher 30-50% günstiger), d.h. du kannst mit dem gleichen Budget besseres bzw. mehr Zubehör kaufen. Beraten wirst du dabei meistens auch noch bzw. wird auch immer auf deine Fragen eingegangen.

#2) Ganz zu Beginn wird dich die Lichtverschmutzung vermutlich nicht so sehr stören, weil das was man trotzdem sieht beim 1. Mal "aufregend" genug ist. Wichtiger ist eher, dass ihr relativ freie Sicht auf den Horizont habt (inbs. gen Süden) und keine großen Bauwerke stören.
Gerade für kleine Kinder sind die ganzen Deep-Sky-Objekte meist ohnehin nichts: alles nur matschige Flecken die alle irgendwie gleich aussehen.
Ich habe im Familien- und Freundeskreis schon öfters mal "Astro-Abende" mit den Kleinen veranstaltet und kann dir sagen, dass der Mond sowie Saturn und Jupiter vollkommen ausreichend sind.
Mein Tipp: kaufe dir z.B. "moonscout: Mondmeere, Krater und Gebirge einfach finden und beobachten" und "planetscout: Planeten einfach finden und beobachten" von Lambert Spix.
Da hast du mit deinem Sohn richtig Spaß: er oder du sucht euch einen Krater etc. im Buch aus und müsst ihn dann mit dem Teleskop finden. Mit solchen Spielen hälst du die Kleinen bei der Stange und sie lernen dabei den richtigen Umgang mit dem Gerät.
Den Mond kann man im Winter ja auch öfters schon Nachmittags beobachten, da sieht dann alles nochmal anders aus.
Programme wie Stellarium oder diverse Apps könnte man natürlich auch während der Beobachtung nutzen, aber ein Buch kann man auch noch mit Rotlichtlampe lesen ohne die Dunkeladaption der Augen zu stören. Bildschirme, egal wie klein und dunkel, machen dir da meist ein Strich durch die Rechnung.

#3) Fast wichtiger als das eigentliche Teleskop ist die Montierung samt Stativ. Gerade bei Komplettangeboten der unteren Preisklasse ist die Belastbarkeitsgrenze der Montierung durch das mitgelieferte Teleskop meist schon überschritten. Der Effekt: beim Nachführen wackelt es "ewig" bevor man wirklich Details erkennen kann und mittlere bis hohe Vergrößerungen (erst damit macht z.B. der Mond richtig Spaß!) sind ob des Gewackels eigentlich nicht drin (zusätzlich kommt noch Wind ins Spiel!).
Das macht Erwachsenen keinen Spaß und den eher noch ungeduldigeren Kindern erst recht nicht.
Auch würde ich nicht zu einer günstigen azimutalen Montierung raten (die kennt man von Aussichtsfernrohren), da man hier immer mit 2 Händen nachführen muss, was auf Dauer weniger Spaß macht und vorallem auch mehr wackelt (wegen der 2 Nachführachsen).
Nutzt man z.B. eine parallaktische Montierung, hat man noch eine Hand frei und kann damit z.B. parallel zum Nachführen die Bildschärfe am Okular feinjustieren.
Im Idealfall sollte das Teleskop nur die Hälfte dessen wiegen, was die Montierung laut Hersteller tragen kann, das garantiert den meisten Beobachtungsspaß und das wenigste Gewackel.
D.h. bei deinem Budget und der sich daraus ergebenden Größenklasse der Teleskope könnte man zu einer parallaktischen EQ2 oder EQ3 greifen.

#4) Man sollte das Zubehör nicht außer Acht lassen! Vielen günstigen Komplettpaketen liegen meistens Plössl-Okulare bei, diese sind häufig auch noch aus Plastik gefertig und haben ein recht schmales Sichtfeld.
Auf jeden Fall sollte man sich ein gutes "Übersichtsokular" zulegen, d.h. nur geringe Vergrößerung (20-fach), dafür breites Gesichtsfeld. Warum? Dinge zu finden will gelernt sein, bei 120-facher Vergrößerung haben manche den Vollmond nicht gefunden ;)
Außerdem will man sich ja auch mal den gesamten Mond in seiner vollen Pracht anschauen, nicht immer nur Teile davon.
Dazu dann noch 1 "gutes" Okular für mittlere Vergrößerung (70-fach) und es reicht fürs erste.
Was auch nicht fehlen sollte ist ein "Mond-Filter" (einfacher Polarisationsfilter): selbst der Viertelmond kann verdammt hell sein und das tut irgendwann weh.
Auch nett: ein LED-Peilsucher zum groben Ausrichten des Teleskops auf das Objekt bzw. den Himmelsbereich der Begierde. Alternativ gibt es meistens ein kleines Sucherfernrohr mit dazu (id.R. 6x30mm).

(Am Rande: die max. mögliche Vergrößerung einer Teleskop/Okular-Kombination bestimmt sich zu Brennweite_Teleskop / Brennweite_Okular).

#5) Nun zum eigentlichen Teleskop: ich würde mich rewafox Meinung anschließen und das Budget auf 250€ erhöhen. Wenn wir jetzt davon ausgehen, nur die Hälfte davon für das eigentliche Teleskop zu verwenden, bleibt im Falle eines Neukaufs nur die Wahl eines achromatischen Refraktors. Alles andere wie Newton oder Maksutow sind da als Neuware nicht drin.
Allerdings entspricht der Refraktor auch genau der kindlichen Vorstellungen eines Fernrohrs ;)
In der Preisklasse bis 130€ (neu) findet sich z.B. sowas hier:
Omegon AC 80/400
Skywatcher AC 80/400 StarTravel
Bresser AC 90/500 Messier

Die Geräte wiegen zw. 1,3 kg und 2 kg und passen damit auch noch vernüftig auf eine parallaktische EQ-1-Montierung, wobei ich eher mindestens eine EQ-2 kaufen würde.

Als Kurzfassung des ganzen:
- mit den 200€ (realistischer: 250€) am besten auf dem Gebrauchtmarkt umsehen
- ein Refrakor mit 80-90mm Öffnung und 400-500mm Brennweite ist drin
- eine möglichst stabile Montierung, ideal EQ-2 oder EQ-3 (wobei diese das Budget wahrscheinlich sprengen würde)
- 2 gute Okulare: eines für die Übersicht und eines für mittlere Vergrößerungen, beide mit möglichst breitem Gesichtsfeld
- 1 Mondfilter ist ein Muss, dazu vielleicht noch ein LED-Peilsucher

Gebraucht findest du im Moment beispielsweise folgende Einzelstücke (Neupreise dahinter):
- Refraktor Skywatcher AC 80/400 StarTravel --> 110€ [135€]
- EQ-2 Montierung (ob von Bresser, Skywatcher oder Omegon ist egal) --> 90€ [159€]
- 20mm Übersichtsokular "Omegon Ultra Wide Angle Okular 20mm" (20x fache Vergrößerung) --> 20€ [59€]
- 6mm Okular "Omegon Ultra Wide Angle Okular 6mm" (66x fache Vergrößerung) --> 35€ [59€]
- Mondfilter --> 5-7€ [20€]
- LED-Peilsucher --> 5-11€ [15€]
= ca. 265€ (gebraucht)

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Offline jdark

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Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #90 am: 06. November 2020, 17:57:54 »
Wow, das ist ja eine universelle Anleitung für den Start für jeden. Das mach ich zu einer pdf. (nein nicht kommerziel :) ) Danke MoonSeeker.
Und wer ist schuld?....

Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #91 am: 07. November 2020, 13:41:26 »
Danke! Es freut mich, wenn ich damit eventuell dem ein oder anderen helfen kann.
Mich ärgert es immer wieder, wenn es alle Jubeljahre diese Teleskop-Sets bei diversen Discountern zu kaufen gibt, wo die Einzelteile eigentlich nicht zueinander passen (vorallem die Montierung und das Teleskop). Da ist Frust vorprogrammiert und man verliert eigentlich motivierte Kinder und Jugendliche...

So einen Fall hatte ich auch im engsten Freundeskreis: der Sohn meines besten Freundes wollte mit 9 ein Teleskop haben. Bevor seine Eltern irgendwelche weiteren Gedanken darüber verloren haben, habe ich ihn ein paar Mal mit zu mir genommen damit er sich das mal richtig anschauen und vorallem damit beobachten konnte. Als er dann immer noch (bzw. umso mehr) ein Teleskop wollte, ging das Problem los: seine Mutter lehnte es ab, irgendetwas Gebrauchtes zu kaufen und schenken zu wollen. Alles Reden meinerseits half nichts und so wurde halt für 199€ der 70/700 (?) Refraktor auf Wackelgestell gekauft. Der Kleine war dann leider recht schnell frustriert, weil er von den Beobachtungsabenden bei mir eben anderes gewohnt war (d.h. schärfere, nicht wackelnde Bilder) und wollte von seinem Teleskop nicht mehr viel wissen.
Das Ende vom Lied war, dass ich ihm zu seinem 10. Geburtstag ein paar Monate später eine gebrauchte EQ-2 geschenkt habe, die ich, zugegeben mit viel Glück, für ~60€ bei Ebay ersteigert hatte.
Heute bzw. 6 Jahre später spart und arbeitet er auf eine Montierung mit Nachführung hin, weil er sich auch in Astrofotografie probieren will  8)
Er hat zum Glück nicht hingeschmissen...

Offline fionn

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Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #92 am: 07. November 2020, 15:22:16 »
Hallo MoonSeeker,

Dein langer Beitrag spricht mir aus der Seele - sauber argumentiert und auf den Punkt gebracht! Besonders, dass Du die Wichtigkeit der Montierung so betonst. Wenn die Leute dann auch noch die Geduld haben, sie sauber einzunorden, kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.

Vielen Dank und beste Grüße,

Fionn

Offline Hugo

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Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #93 am: 07. November 2020, 16:56:51 »
Ich bin, was Teleskope angeht, absoluter Neuling. Wie sieht das aus, wenn man mit einem Teleskop Digitalfotos machen möchte? Gibt es Möglichkeiten, das Bild in eine Handelsübliche Digitalkamera oder in eine Handykamera zu projizieren?

Billige(*) Handykameras kommen ja z.B. prinzipiell damit sehr gut klar. Also man kann durch ein Fernglas hindurch mit einem Handy ein Foto machen. Man braucht nur 3 Hände.

(*) Ein High-End-System mit einer eigenen Linse für den Fokus muss auf manuellen Fokus gestellt werden +können.

Offline Flandry

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Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #94 am: 07. November 2020, 18:31:32 »
Ich bin, was Teleskope angeht, absoluter Neuling. Wie sieht das aus, wenn man mit einem Teleskop Digitalfotos machen möchte? Gibt es Möglichkeiten, das Bild in eine Handelsübliche Digitalkamera oder in eine Handykamera zu projizieren?


Dafür gibt es Halterungen, ähnlich wie eine Smartphonehalterung im Auto.

Offline trallala

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Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #95 am: 07. November 2020, 21:27:57 »
Ich bin, was Teleskope angeht, absoluter Neuling. Wie sieht das aus, wenn man mit einem Teleskop Digitalfotos machen möchte? Gibt es Möglichkeiten, das Bild in eine Handelsübliche Digitalkamera oder in eine Handykamera zu projizieren?

Billige(*) Handykameras kommen ja z.B. prinzipiell damit sehr gut klar. Also man kann durch ein Fernglas hindurch mit einem Handy ein Foto machen. Man braucht nur 3 Hände.

Zum Thema "ich hab hier ein paar Geräte, die doch eigentlich reichen müssten" (und ein bisschen Bastelwille) habe ich vor Urzeiten mal ein bisschen was geschrieben, vielleicht hilft das weiter und motiviert zum ausprobieren. Mit neuen Smartphonekameras ist da natürlich noch viel mehr drin.

https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=1188.msg148324#msg148324
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=1188.msg155663#msg155663

Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #96 am: 07. November 2020, 22:24:05 »
Ich bin, was Teleskope angeht, absoluter Neuling. Wie sieht das aus, wenn man mit einem Teleskop Digitalfotos machen möchte? Gibt es Möglichkeiten, das Bild in eine Handelsübliche Digitalkamera oder in eine Handykamera zu projizieren?

Wie Flandry schon geschrieben hat, gibt es dafür auch Halterungen.
Anmerken möchte ich hier noch Folgendes:
1. Ohne automatische Nachführung sind hier maximal Einzelaufnahmen drin bzw. 1-2s Videos (je nach Vergrößerung). Manuelle Nachführung kann man beim Fotografieren vergessen.
2. Schau, ob du den "Auslöser" am Smartphone irgendwie "aus der Ferne" steuern kannst, ohne direkt auf den Bildschirm zu tippen (Bluetooth??), das vermeidet Verwackler und reduziert damit auch wieder das Bildrauschen.

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Offline jdark

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Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #97 am: 07. November 2020, 23:38:55 »
Nur so mal eine Frage, ich würd in meinem Alter ja gerne nach dem Ausrichten, ein Himmelsobjekt auswählen und die Montierung fährt präzise hin und hält das Objekt im Sichtfeld. Welche kostengünstigste Montierung brauche auch dafür?
Und wer ist schuld?....

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Offline Sensei

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Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #98 am: 08. November 2020, 09:33:53 »
Wäre dann wohl eine GoTo azimutalen Montierung, ab min 250€ (allein für die Montierung)?

Gibt wohl noch spezielle Möglichkeiten, aber da wäre ich eher skeptisch.

Re: Hobby-Teleskope und Zubehör
« Antwort #99 am: 08. November 2020, 12:41:11 »
@jdark:
Möchtest du "nur" beobachten oder damit auch fotografieren?
Falls du damit auch fotografieren möchtest, welche Objekte reizen dich: Mond & Planeten oder eher Nebeln, Galaxien, etc. (also "DeepSky"-Objekte)?

Ich frage aus folgendem Grund:
Jede automatische Nachführung macht Fehler, d.h. nach einer gewissen Zeit wirst du sichtbare Abweichungen vom "Idealkurs" feststellen. Beim rein visuellen Beobachten stört dich das nicht, da steuerst du einfach ab und zu nach und bist fertig. Bei der Fotografie von Planeten bzw. dem Mond kann man auch von Hand korrigieren, weil man hier ohnehin tausende von Bildern aufnimmt und diese am Rechner via "Stacking" zu einem Gesamtbild "zusammenrechnet". Da stören ein paar Ausreißer nicht...

Möchtest du hingegen ferne Galaxien oder Nebel fotografieren, musst du mit sehr langen Belichtungszeiten rechnen (Minuten bis Stunden). Hier brauchst du auf jeden Fall eine Nachführkorrektur, z.B. über ein 2. kleines Teleskop ("Leitrohr") welches auf dem eigentlichen Teleskop "piggy-back" montiert wird und ebenfalls mit einer Kamera bestückt wird. Dies sorgt dann in Kombination mit einer entsprechenden Software für eine ständige Anpassung bzw. Korrektur der Nachführung ohne das man von Hand eingreifen muss und das Teleskop bleibt genau auf dem Objekt der Begierde. Wie du jetzt sicher ahnen kannst, wird das dadurch natürlich auch um eine ganze Hausnummer teurer, weil man nun ein 2. Teleskop, noch eine Kamera und vorallem eine noch leistungsfähigere Montierung benötigt (diese muss den ganzen "Krempel" ja auch tragen und gleichzeitig präzise ausrichten können).