Hallo Sven,
die Geschwindigkeiten, mit denen sich die drei Rover fortbewegen können, ist identisch. Wie auch bei Spirit und Opportunity beträgt die Maximalgeschwindigkeit von Curiosity selbst unter optimalen Bedingungen, also ein ebener und relativ fester Untergrund vorausgesetzt, lediglich vier Zentimeter pro Sekunde :
http://mars.jpl.nasa.gov/msl/mission/rover/wheelslegs/ ( engl. )
Das mit den "abgelösten" Laufflächen ist aber korrekt. Die Motoren, mit denen die Räder angetrieben werden, haben so viel Power, dass sie die Räder selbst dann in eine Drehbewegung versetzen könnten, wenn sich die Laufflächen komplett verabschiedet haben. Letztendlich sind lediglich die verstärkenden Strukturen der Räder notwendig, um auch weiterhin fahren zu können. "Aufgebröselte" Laufflächen weisen dabei sogar den Vorteil auf, dass der Rover speziell auf einem sandigen Untergrund mehr Grip hat und nicht so leicht ins Rutschen gerät.
Mal ganz allgemein zu den
Rädern... :
Die eigentlichen Laufflächen der jeweils 51 Zentimeter durchmessenden und 40 Zentimeter breiten Räder bestehen aus der auch im Flugzeugbau eingesetzten Legierung "Aluminium 7075-T7351" und verfügen über eine Materialstärke von
lediglich 0,75 Millimetern. Unter Erdbedingungen verfügt Curiosity über ein Gewicht von 899 Kilogramm. Eigentlich sollte es nicht weiter verwundern, dass dieses auf die sechs Räder verteilte Gewicht im Laufe der Zeit dazu führt, dass die Laufflächen nach einer entsprechenden Belastung ( felsiger Untergrund, "spitze" Steine ) Beschädigungen aufweisen. Und genau das wurde ja bereits - wie hier schon bereits
mehrfach erwähnt - bei entsprechenden Tests im Vorfeld der Mission auf der Erde festgestellt und von den Ingenieuren der NASA - welche ganz bestimmt wissen, wovon sie da reden - als
nicht bedrohlich angesehen.
Warum wurden überhaupt Räder mit so dünnen Laufflächen verwendet? Ganz einfach - das Gesamtgewicht des Rovers sollte so niedrig wie möglich gehalten werden.
Die 51 Zentimeter durchmessenden und 40 Zentimeter breiten Räder verfügen über eine Lauffläche von jeweils 0,64 Quadratmetern. Bei einer Materialstärke von 0, 75 Millimetern ergibt sich dabei ein Gewicht von etwa 1,3 Kilogramm pro Rad ( plus das Gewicht für die Spikes auf der Oberseite und die Verstärkungsringe an der Innenseite ). Eine Materialstärke von z.B. 1,5 Millimetern hätte - grob gesagt - eine Verdopplung des Radgewichtes zur Folge gehabt. Das daraus resultierende Mehrgewicht von insgesamt 7,8 Kilogramm hätte dann an anderer Stelle eingespart werden müssen.
Okay, und warum wurde dann statt eines wiederstandsfähigeren Materials ausgerechnet eine doch relativ "weiche" Aluminiumlegierung verwendet? Wären die Laufflächen z.B. aus Edelstahl gefertigt, so würden diese bei einer Materialstärke von ebenfalls 0,75 Millimetern sogar stattliche 3,84 Kilogramm wiegen...
Auf welche Instrumente hätte man verzichten sollen? Jede der beiden Mastkameras verfügt z.B. über ein Gewicht von etwa einem Kilogramm (
http://www.lpi.usra.edu/meetings/lpsc2005/pdf/1214.pdf ). Alle zehn Instrumente zusammen verfügen über ein Gesamtgewicht von rund 80 Kilogramm.
Letztendlich sollten wir auch nicht vergessen, dass sich durch die Dokumentation der Abnutzungserscheinungen der Räder auch Aussagen über die Eigenschaften der Marsoberfläche tätigen lassen. Welche Bereiche der passierten Oberfläche führen zu Beschädigungen der Räder? Wo hinterlässt der Untergrund "nur" Kratzer auf den Rädern, wann und wo treten dagegen Dellen auf und wann bilden sich sogar Risse?
Um so etwas untersuchen zu können war der erste Marsrover, der im Jahr 1997 aktive Sojourner, sogar mit einem speziell präparierten Rad ausgestattet. Mit dem Wheel Abrasion Experiment ( kurz "WAE" ) wurden Daten über den Radverschleiß gesammelt.
Mehr dazu hier :
http://www.grc.nasa.gov/WWW/RT/RT1997/5000/5410ferguson.htm ( engl. )
Ein Foto von dem entsprechenden Rad :
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mars_Pathfinder_Wheel_Abrasion_Experiment_.gifDurch die in den letzten Tagen und Wochen erfolgte ausführliche Dokumentation des Zustandes der Räder durch die MAHLI-Kamera kann jetzt z.B. sehr gut nachvollzogen werden, welches der Räder am stärksten von den Verformungen betroffen ist. Emily Lakdawalla von der Planetary Society hat sich kürzlich die Mühe gemacht, das einmal etwas näher unter die Lupe zu nehmen.
Entsprechende Aufnahmen und eine "Zählung" der Beschädigungen findet Ihr auf der Internetseite des "Unmanned Spaceflight"-Forums :
http://www.unmannedspaceflight.com/index.php?showtopic=7658&st=150&start=150 ( engl. )
Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko