Die Idee das ATV (oder zumindest dessen SM) zu einer Art "Raumschlepper" weiterzuentwickeln halte ich für eine gute Sache, wäre aber für sich alleine noch kein wirklicher Beitrag zum ISS-Betrieb bzw. dessen Kosten.
Wenn man das Konzept aber ein bisschen weiter denkt, könnte etwas daraus werden.
Mein Vorschlag würde so aussehen.
ESA/EU entwickeln ein autonom flugfähiges ATV-SM das für unterschiedlichste Nutzlasten angepasst werden kann.
Das Ankoppeln der Nutzlast würde zunächst jeweils über einen individuellen Adapter erfolgen, spätere Entwicklungen könnten evtl. auch ein universelles System vorsehen.
Eine der ersten Nutzlasten könnte ein weiterentwickeltes ATV-Cargo-Modul sein.
Wobei "weiterentwickelt" durchaus auch heißen kann, einfacher konstruiert.
Z.B. könnte man auf die Möglichkeit verzichten Treibstoff und Oxidator zum Umpumpen in das Svesda-Modul mitzunehmen.
Durch die Bahnanhebung nach dem Shuttle-Aus (durch die ATV!) ist die Atmosphärenreibung geringer, deshalb ist auch der Treibstoffbedarf zurückgegangen.
Hier könnte die Reboost-Fähigkeit der ATV-SM plus Treibstofftransport über Progress ausreichen.
Eine weitere Nutzlast könnte der Transport von "Außencargo" darstellen.
Am japanischen HTV gefällt der NASA ja die Möglichkeit im nicht druckbeaufschlagten Teil Ladung mitzuführen.
Das wäre aber auch als reiner Außencargo-Transport mit einem ATV-SM möglich.
So und jetzt kommt mein eigentlicher Vorschlag.
Europa könnte aus dem Cargo-Modul ein Wohn-Schlaf-Aufenthalts-Module (Space Hab) entwickeln.
Im ISS-Thread war die Tage eine längere Diskussion darüber, dass die Astronauten in der ISS angeblich zu wenig Zeit für die wissenschaftlichen Experimente aufbringen und zu viel Zeit mit Wartungsarbeiten und dem reinen Betrieb der Station zubringen.
Grundsätzlich halte ich diese Situation für völlig normal. Andere größere Forschungseinrichtungen (z.B. Large Hadron Collider LHC) treiben auch einen gigantischen Aufwand um scheinbar "minmale" wissenschaftliche Ausbeute zu erzeugen.
Außerdem halte ich die ISS schon für sich für das größte (im doppelten Sinne
) Experiment.
Nicht nur technisch sondern auch sozial, interkulturell und gesellschaftlich.
Selten dass eine Reihe von Staaten und Organisationen es schaffen über einen längeren Zeitraum ein gemeinsames Ziel zur verfolgen und auch zu erreichen.
Was ich sagen will, es ist normal, dass man "viele" Astronauten braucht um die Station und die wissenschaftlichen Experimente am laufen zu halten.
Und mit zunehmendem Alter der Station wird der Wartungsaufwand eher noch zunehmen.
Ich glaube im Dragon-Thread habe ich gelesen, dass die NASA plant, wenn sie wieder über eine eigene Möglichkeit verfügt Astronauten zur ISS zu fliegen, die Anzahl der Dauerbesatzung der ISS zumindest um eine Person zu erhöhen.
Mein Vorschlag wäre das europäische zusätzliche Space-Hab mit 2 bis 4 Schlafplätzen, Aufenthalts- und Sportmöglichkeiten, evtl. einem zusätzlichem Sanitärbereich ("europäische Toilette"
) und natürlich allen notwendigen Lebenserhaltungssystemen auszustatten.
Das klingt jetzt nicht übermäßig spannend, aber so groß ist der Anteil, den Europa bis 2020 einbringen muss ja auch nicht.
Man kann aber weiterdenken, z.B. falls (was ich sehr hoffe) 2020 wir nicht das größte und teuerste Feuerwerk aller Zeiten erleben und die ISS nicht zum Absturz gebracht, sondern weiter betrieben wird.
Dann könnte man vielleicht sogar ein zweites europäisches Space-Hab andocken und die Besatzung auf bis zu 12 erhöhen.
Vielleicht müsste man dann auf Zweischicht-Betrieb umstellen, damit sich die Astronauten nicht "auf den Füßen" stehen
.
Eine andere Weiterentwicklung wäre eine Beteiligung an den BEO-Aktivitäten der NASA.
Auch wenn die Amerikaner noch immer nicht wissen wohin sie wollen, werden es längere Ausflüge mit 60-Tage-Trips aufwärts sein.
Da braucht man auch ein Aufenthaltsmodul.
Auch wenn die NASA selbst schon über eine Weiterentwicklung ihrer Module zum Deep-Space-Modul (DSH) nachdenkt.
Wenn wirklich eine Reise zu einem NEO oder zum Mars in Angriff genommen wird, dann klappt das wahrscheinlich auch nur als internationale Kooperation.
Warum sollte also der europäische Beitrag nicht ein entsprechendes Aufenthaltsmodul sein?