Das Hauptproblem der Liberty dürfte am Ende wohl sein, dass ein großer Teil nicht in den USA gebaut wird. US-Raumfahrt ist nun einmal auch immer Wirtschaftsförderung, und gegen Produktionsstätten außerhalb der USA hätten alle Politiker etwas, die mit und die ohne Raumfahrtindustrie in ihrem Staat bzw. Wahlkreis. Anders würde es natürlich aussehen, wenn EADS die Liberty-Zweitstufe in einem Werk in den USA produzieren würde.
Was ist eure ganz persönliche Meinung? Wird Liberty fliegen?
Rein vom Entwurf her gesehen: Nein, der Entwurf überzeugt mich nicht im geringsten. Ein Ares I-Derivat getreu dem Motto "Auf gedeih und verderb', Shuttle-Hardware muss mit!" dazu eine Oberstufe aus der ersten Stufe der Ariane 5 (mich wunderts dass keiner für den Part das man-rated- Todschlagargument in die Runde geworfen hat
). All dies dann noch verfeinert mit einer Kapsel die irgendwo entfernt auf Orion (Karbon-Verson) basiert. Der Entwurf könnte eigentlich schon fast von der berüchtigten "Ghost-NASA"-Website stammen. Liberty sieht für mich wie geschaffen für die klassischen Projektprobleme von NASA und Auftragnehmer: Verzögerungen, ausufernde Kosten, falsche Technikwahl usw.
Allerdings hat ATK eine starke Lobby bei der NASA, mindestens ebenso stark wie die von Boeing und Lockheed. So gesehen macht der Ausgang von CCDev sicherlich auch politisch seine Wellen, je nachdem in welche Richtung.
- DreamChaser ist ein ehemaliges Herzensprojekt der NASA. Innerhalb der Behörde genießt es allerhöchste Sympathien.
- SpaceX hat dank den erfolgreichen und soweit beurteilbar super verlaufenen COTS-Flügen sicherlich sehr starke Für-Argumente. Bei keinem anderen Bewerber sind so viele bedeutende Teile des Systems bereits geflogen. Auch wenn die Cargo-Dragon sicherlich etwas entfernt von einer bemannten Kapsel ist: Die Basis war schonmal im All/@ ISS. SpaceX keinen Auftrag zu vergeben wäre wohl schwer erklärbar.
- Boeing hat einerseits einen soliden Entwurf, andererseits eine starke Lobby bei der NASA.
- Blue Origin hat quasi die Außenseiterrolle. Weder besondere Erfolge, noch eine Lobby bei der Behörde kann Bezos Unternehmen in den Ring werfen.
Am Ende bleibt die Frage ob bei der Entscheidung der politische Einfluss oder die jeweiligen Projekte der Bewerber den Ausschlag geben. Ich hoffe auf letzteres und immerhin hat die NASA seit der Aufgabe von Constellation durchaus Mut zu radikal neuen Ansätzen gezeigt. Hoffentlich werden damit auch die alten Lobby-Zöpfe abgeschnitten.