Sorry, hab den Beitrag eben erst so richtig zur Kentniss genommen:
Was eben aussagt, dass die Russen Feststoffantriebe beherrschen, aber nicht für die Raumfahrt einsetzen (wollen).
Die Start ist die erste und einzige russische Rakete, die mit festem Treibstoff arbeitet, und sie wurde (als ICBM) erst Mitte der 80er entwickelt. Man mag von Feststoff halten, was man will, aber zumindest bei Interkontinentalraketen hat er jede Menge Vorteile. Lagerfähige flüssige Treibstoffe sind hochtoxisch und zum Teil auch noch stark äzend und bergen bei Interkontinentalraketen (die jahrelang kurzfristig (3 - 5 min) einsatzbereit sein müssen) erhebliche Probleme bei der Handhabung. Das die Russen auch im militärischen Bereich erst ab Mitte der 80er Feststoff einsetzten, zeigt, das sie auf diesem Gebiet weit zurücklagen.
Ach ja, und ich darf Dich daran erinnern, das Lockheed RD-180 Triebwerke für ihre Atlas-III plante, bevor es das EELV-Programm überhaupt gab. Also aus eigener Initiative und mit eigenem Geld, um den Träger stärker und kostengünstiger zu machen.
Die ersten Pläne für das EELV Programm gab es ab 1993, begonnen wurde das Programm 1994. Der erste Start einer Atlas 3 mit einem RD-180 erfolgte erst 2000.
Nach meinem Kentnissstand war die Atlas 3 von Anfang an als Interimsversion zur Atlas 5 gedacht, sie sollte das neue Triebwerk an einer vorhandenen und ausgereiften Struktur erproben und damit das Risiko bei der Entwicklung der Atlas 5 etwas minimieren.
Das russische Triebwerk kann der Atlas auch durchaus zum Nachteil gereichen. Obwohl die Leistungen in jeder Hinsicht überzeugend sind, könnte es passieren (wenn sich das amerikanisch russische Verhältnis weiter verschlechtert) das man von Seiten der US Regierung aus patriotischen Gründen die Delta 4 von Boing bevorzugt. Schon Anfänglich erhielt ja die Delta 4 deutlich mehr Startaufträge, von denen viele aber wegen Industriespionage auf die Atlas übertragen werden mussten.
Ich wage zu bezweifeln ob der Einsatz von LH2 in der unteren Stufe der Rakete wirklich so vorteilhaft ist (z.B. geringerer Schub, geringe Dichte von LH2 -> größere Tanks, weitaus kompliziertere Startprozeduren usw.). LH2 ist eher etwas für Oberstufen, da sind die Vorteile unbestreitbar.
Ich sehe auch große Vorteile beim Einsatz von LH2 in der Startstufe. Der etwas geringere Schub ist dabei aufgrund des niedrigen Gewichtes des Wasserstoffes kein Problem (RD-180 bei Atlas 5 3827 KN Schub bei 305,5 t Gewicht der 1. Stufe, RS-68 der Delta 4 3312 KN bei 226,4 t Gewicht). Das Schub Gewichts Verhältnis der Delta 4 Grundstufe ist dabei sogar etwas besser als das der Atlas, beim spezifischen Impuls liegt das LH2 Triebwerk mit 4021 gegen 3053 weit vorne, obwohl das RS-68 absichtlich nicht bis an die technischen Grenzen geht (wie zb das SSME). Auch die Startprozeduren sollten beherrschbar sein, nutzen doch schon viele Träger LH2 auch in der ersten Stufe (Shuttle, Ariane 5, H2: alle entsprechend mit Feststoffboostern)