Raumcon

Astronomie => Deep Sky => Thema gestartet von: Duc-Lo am 25. Mai 2020, 18:11:19

Titel: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Duc-Lo am 25. Mai 2020, 18:11:19
Hallo,
zuerst einmal möchte ich um Verzeihung bitten, diese Frage hier im Forum zu stellen. Ich beschäftige mich in letzter Zeit mit dem Fermi Paradoxon. Warum wir noch keine Anzeichen von extraterrestrisches Leben haben?
Da stieß ich auf ein Artikel ( https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html (https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html)) , der besagt, dass die Erde laut den Daten von Hubble und Kepler, sehr früh entstanden sei und das, als die Erde entstanden ist ,nur 8 % der Exoplaneten zu der Zeit existiert haben. SO ist die logische Schlussfolgerung <=> keine Ausserirdische. Zumindestens keine hochentwickelte. Wir sind die ersten. Allerdings bezweifle ich es, da ich nirgendwo im Internet noch eine andere Quelle gefunden habe, über diese Studie. Kann mir einer bitte da weiterhelfen und sagen ob es stimmt? Wie war das Universum vor 4,6 Milliarden Jahren? Wie viele Planeten gab es? Wie viele Sterne gab es?

Danke,

P.s: Was ist das Fermi Paradoxon? Gäbe es intelligente Außerirdische, müssten wir sie eigentlich überall um uns herum sehen, weil eine jede Zivilisation zwangsläufig irgendwann die gesamte Galaxis kolonisiert haben würde. Da wir aber keine offensichtlichen Anzeichen für einen Besuch Außerirdischer auf der Erde erkennen können, lässt sich schlussfolgern, dass es auch keine intelligenten Außerirdischen gibt – und somit wäre auch eine Suche nach ihren Signalen sinnlos.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: SFF-TWRiker am 25. Mai 2020, 18:42:45
Da dies eher ein SciFi-Thema ist, empfehle ich bei

www.scifi-forum.de (http://www.scifi-forum.de)

 im Feld "Suchen" Fermi Paradoxon (121 Beiträge) und Drake Gleichung (148 Beiträge) (einige Beitragsüberschneidungen) einzugeben. Ich denke, das Lesen wird viel Zeit erfordern. Der eine oder andere Beitrag dort ist von mir unter einem ähnlichen Nick wie hier.

Btw: Dort habe ich auch schon oft dieses Forum empfohlen u.a. im Unterforum Wissenschaft & Technik
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Gertrud am 25. Mai 2020, 18:58:42
Hallo @Duc-Lo,

bitte lese diesen Artikel der am 08.03.2016 in Spektrum erschienen ist.
Weder Fermi noch paradox (https://www.spektrum.de/news/weder-fermi-noch-paradox/1402474)
Zitat
Wo sind sie denn, die Aliens? Bei einem Lunch soll der berühmte Physiker Enrico Fermi die Existenz von E.T. widerlegt haben. Doch das stimmt weder hinten noch vorne.

Beste Grüße
Gertrud
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Hugo am 25. Mai 2020, 22:57:42
Wenn man  nicht schneller  als mit Lichtgeschwindigkeit fliegen kann, dürfte es schwer  werden, sein  eigenes Sonnensystem zu verlassen. Die Grenzen der Physik sind gegeben. Vielleicht ist das der einzige Grund?
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: MillenniumPilot am 25. Mai 2020, 23:15:34
Wenn man  nicht schneller  als mit Lichtgeschwindigkeit fliegen kann, dürfte es schwer  werden, sein  eigenes Sonnensystem zu verlassen. Die Grenzen der Physik sind gegeben. Vielleicht ist das der einzige Grund?

Mit V=1/10c haetten wir die Voyagersonden in 9 Tagen eingeholt. Voyager 1 ist aktuell 20Lh von der Erde entfernt. Man würde es sogar noch bis Alpha Centauri schaffen  :)
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Duc-Lo am 26. Mai 2020, 00:52:08
@alle,
zuerst einmal danke an Getrud auf den Verweis zu Spektrum (2016).
Meine Frage war aber, ob der Inhalt des Artikel stimmt https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html (https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html) ?
Ob die Erde wirklich ein Frühchen ist unter den Planeten?
 Ob das Leben auf der Erde sozusagen zu früh entstanden ist. Und das Ausserirdisches Leben quasi erst entsteht, wenn wir schon längst ausgestorben sind? Ob es wirklich vor 3,5 Milliarden Jahren nur 8 Prozent der Planeten existiert hat.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Sensei am 26. Mai 2020, 01:26:11
3.5 Mrd Jahre sind eine lange, lange ... lange Zeit.

Das wir (mit) die ersten raumfahrt befähigten Lebewesen in der Milchstraße sind ist tatsächlich eine der möglichen Lösungen für das Fermi-Paradoxon. Aber auch eine eher unwahrscheinliche und durch diese Erkenntnisse kaum gestützte Möglichkeit.

Es ist bei einer solchen Betrachtung natürlich "hätte, könnte, wenn" dabei, ABER wenn interstellare Raumfahrt und Besiedlung möglich ist, dann sollte eine solche Zivilisation wohl innerhalb von unter 400mio Jahren die ganze Galaxie besiedeln können.
---
Sollte die Erde wirklich zu den ~10% frühesten Planeten gehören und dadurch 90% der Sterne als Kandidaten raus fallen... dann hätten wir halt noch 25 Milliarden statt 250 Milliarden Sternensysteme in als Basis der Drake-Gleichung.
In diesen astronomischen Beobachtungen ist ein faktor 0.1 ziemlich klein und keine monokausale Erklärung dieses Paradoxons.

Hallo @Duc-Lo,

bitte lese diesen Artikel der am 08.03.2016 in Spektrum erschienen ist.
...

Uhh, der Artikel ist allerdings weder wissenschaftlich, noch neutral gehalten.

Hier verteidigt ein SETI-Forscher und Anhänger seinen Job und redet die andere Seite IMO als Pessimisten schlecht. Gray ist hierbei einseitiger Beteiligter einer Debatte, kein neutraler Beobachter und Journalist. Die Argumentation ist dabei (IMO) echt schwach. Die Diskussionen um das Fermi-Paradoxon sind viel viel komplexer als dass man es durch ein "»Es gibt irgendwo Außerirdische« und »hier bei uns sind keine Außerirdischen«" zusammen fassen könnte.

Da dies eher ein SciFi-Thema ist, empfehle ich bei

Das finde ich nicht. Es ist ebenso ein SF- wie ein echtes wissenschaftliches Thema.
Ja, man kann vieles, auch gutes, literarisches dazu finden. Aber jemanden, der tiefgehende Fragen dazu hat würde ich trotzdem nicht primär auf eine SF-Seite schicken. Ebenso wie ich das bei jemanden mit Fragen zur Raumfahrt nicht tun würde - nur weil es häufiger auch in SF Werken vor kommt.

Bei google scolar gibt es auf den Suchbegriff "Fermi Paradoxon" 26.000 Treffer....

Wenn man  nicht schneller  als mit Lichtgeschwindigkeit fliegen kann, dürfte es schwer  werden, sein  eigenes Sonnensystem zu verlassen. Die Grenzen der Physik sind gegeben. Vielleicht ist das der einzige Grund?

Das allein kaum. Es gibt einige vorstellbare Techniken die auch unter Einhaltung der Lichtgeschwindigkeit funktionieren.

Langsamer zu fliegen heißt ja nur, dass man länger braucht. 10 Lichtjahre mit 0.05c wären eine Reise von "nur" ~200 Jahren.
Generationraumschiffe, künstlicher Uterus, reine von-neumann Sonden...

Dann kommt es aber immer noch auf die durchschnittliche Entfernung von "besidelbaren" Planeten an. Wenn es nur  alle ~100 LJ einen von diesen gibt wird interstellare Raumfahrt natürlich gleich wesentlich schwieriger umsetzbar.

zuerst einmal möchte ich um Verzeihung bitten, diese Frage hier im Forum zu stellen. Ich beschäftige mich in letzter Zeit mit dem Fermi Paradoxon. Warum wir noch keine Anzeichen von extraterrestrisches Leben haben?
Da stieß ich auf ein Artikel ( https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html (https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html)) , der besagt, dass die Erde laut den Daten von Hubble und Kepler, sehr früh entstanden sei und das, als die Erde entstanden ist ,nur 8 % der Exoplaneten zu der Zeit existiert haben. SO ist die logische Schlussfolgerung <=> keine Ausserirdische. Zumindestens keine hochentwickelte. Wir sind die ersten. Allerdings bezweifle ich es, da ich nirgendwo im Internet noch eine andere Quelle gefunden habe, über diese Studie. Kann mir einer bitte da weiterhelfen und sagen ob es stimmt? Wie war das Universum vor 4,6 Milliarden Jahren? Wie viele Planeten gab es? Wie viele Sterne gab es?

Danke,

P.s: Was ist das Fermi Paradoxon? Gäbe es intelligente Außerirdische, müssten wir sie eigentlich überall um uns herum sehen, weil eine jede Zivilisation zwangsläufig irgendwann die gesamte Galaxis kolonisiert haben würde. Da wir aber keine offensichtlichen Anzeichen für einen Besuch Außerirdischer auf der Erde erkennen können, lässt sich schlussfolgern, dass es auch keine intelligenten Außerirdischen gibt – und somit wäre auch eine Suche nach ihren Signalen sinnlos.

Naja, die Definition dieses Paradoxons ist meist schon komplexer.
Ein guter Startpunkt ist wieder einmal Wikipedia.

Allein im deutschen Wiki werden 13 mögliche Erklärungen für dieses Paradoxon beschrieben.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon (https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon)
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: MillenniumPilot am 26. Mai 2020, 11:18:41
Ich mag das Fermi Paradoxon nicht. Es zerstört Träume. Aber irgendwann kam ich auf die Idee, dass Fermi einen Punkt komplett ignoriert. Bis jetzt habe ich noch nichts gefunden, was Kultur und Soziologie berücksichtigt. Die komplette Bevölkerung der Milchstraße in 1 Mio. Jahre setzt voraus, dass eine Superzivilisation nix anderes im Sinn hat, als sich wie ein Virus auszubreiten. Ein Virus mag das tun, aber eine ultrahochentwickelte Spezies? Man würde alles aufgeben und sich als Gesellschaft nicht mehr weiterentwickeln. Man stelle sich vor, meine Kinder erreichen einen neuen Planeten, schaffen eine Infrastruktur, bauen ein neues Schiff und deren Nachfahren fliegen mit einem neuen Schiff in historisch kurzer Zeit weiter. Das alte Schiff ist übrigens nicht wiederverwendbar und würde auch keinen Sinn ergeben. Nun stellt sich die Frage, warum sollte man das tun? Eine Spezies, die nichts anderes im Sinn hat, als sich zu vermehren, eine Schiff bauen und weiterfliegen? Wer sagt, dass auch jedes Generationenschiff sein Ziel erreicht. Da kann soviel schief gehen. Warum soll jeder Planet unbewohnt sein und jede Zivilisation die Kolonialherren freundlich empfangen? Wird diese Kette häufig durchbrochen und der Zyklus, bis ein Schiff weiterfliegt dauert deutlich länger, dann dauert die komplette Besiedlung unserer Milchstraße nicht 1 Million Jahre, sondern eher eine Milliarden Jahre. Irgendwann kennt diese Spezies gar nicht mehr den eigenen Ursprung. Eine homogene Entwicklung ist ausgeschlossen. Nicht mal, wenn es sich um künstliche Intelligenz handelt. Ich halte die Idee für eine homogene Ausbreitung aus soziologischen und statistischen Gründen für nicht nur unwahrscheinlich, sondern gänzlich  ausgeschlossen. Zumal eine Gesellschaft, die einen derart zwanghaften Drang nach Ausbreitung hat, eher zur eigenen Auslöschung führen dürfte, bevor man zum ersten Mal ins All fliegt.

Wie gesagt meine Meinung. Die galaktische Besiedlung ist nur theoretisch möglich, praktisch gibt es zu viele Unwägbarkeiten.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Sensei am 26. Mai 2020, 12:31:36
Zitat
Aber irgendwann kam ich auf die Idee, dass Fermi einen Punkt komplett ignoriert. Bis jetzt habe ich noch nichts gefunden, was Kultur und Soziologie berücksichtigt.

Uhh. Nein.
Das wurde sehr stark berücksichtigt und macht die Mehrzahl der schwachen Fermi-Paradox Lösungen aus.

Zitat
Die komplette Bevölkerung der Milchstraße in 1 Mio. Jahre setzt voraus, dass eine Superzivilisation nix anderes im Sinn hat, als sich wie ein Virus auszubreiten.

Verteilungsmuster: Auch das ist eine der möglichen, bedachten Erklärungen.

Schau dir mal den Abschnitt bei wiki an:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Verteilungsmuster_/_zivilisatorische_Diffusion (https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Verteilungsmuster_/_zivilisatorische_Diffusion)

- wenn eine neue Kolonie nicht ein Schiff sondern 20 aussendet, dann müssten nicht einmal 10 % dieser neuen Kolonien sich weiter verbreiten.
- Keiner geht von komplette Besiedelung in 1 Mio. Jahr aus. Eher von < 1 Mrd. Jahren. Mit 500 Jahre für etablierung der Kolonie und 500 Jahre für den Flug ist man schon gut dabei.
- im großen Maßstab könnte man schon zu dem Schluss kommen, dass zumindest die Menschen sich fast Virusmäßig ausbreiten. Rückschläge bei der 'Besiedelung' fehlerhafte Weiterverbreitung sind auch bei Viren normal. Siehe Corona ;) Wichtig ist nur, dass man genügend andere Viren/Kolonien hat, die diese Lücke füllen können
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Duc-Lo am 26. Mai 2020, 12:32:01
3.5 Mrd Jahre sind eine lange, lange ... lange Zeit.
Das wir (mit) die ersten raumfahrt befähigten Lebewesen in der Milchstraße sind ist tatsächlich eine der möglichen Lösungen für das Fermi-Paradoxon. Aber auch eine eher unwahrscheinliche und durch diese Erkenntnisse kaum gestützte Möglichkeit.

@Sensei, erstmal Danke für deine ausführliche Antwort. Kannst du mir erklären warum dies eher eine eher unwahrscheinliche und durch diese Erkenntnisse kaum gestützte Möglichkeit ist?

@alle, ich fand diesen Artikel von Spektrum (2019) ganz interessant : https://www.spektrum.de/news/sind-wir-allein-im-all/1732752 (https://www.spektrum.de/news/sind-wir-allein-im-all/1732752)
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Sensei am 26. Mai 2020, 12:56:40
Dann muss ich meine Aussage eingrenzen.

Wenn die rare-Earth Hypothese zutrifft und Zivilisiertes Leben sehr sehr sehr selten entsteht, dann ist es durchaus möglich, dass wir die Ersten/Einzigen sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rare-Earth-Hypothese (https://de.wikipedia.org/wiki/Rare-Earth-Hypothese)

ABER es ist unwahrscheinlich dass Milliarden Jahre gar nichts passiert, dann wir entstehen, und wenige Jahre danach überall ganz viele Zivilisationen entstehen.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Duc-Lo am 26. Mai 2020, 13:18:12
Wenn die rare-Earth Hypothese zutrifft und Zivilisiertes Leben sehr sehr sehr selten entsteht, dann ist es durchaus möglich, dass wir die Ersten/Einzigen sind.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rare-Earth-Hypothese (https://de.wikipedia.org/wiki/Rare-Earth-Hypothese)


Ich halte generell wenig zur rare Earth Hypothese. Wir Menschen neigen schon zur Anbeginn der Zeit, dass wir einzigartig sind. Das war schon früher so, und ist bis heute geblieben. Zumindestens existieren wir ja. Das heißt es ist machbar, dass komplexes Leben im Universum entstehen kann. Wir sind doch das lebende Beweis.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Sensei am 26. Mai 2020, 13:33:40
Aber kein BEWEIS dafür, wie besonders oder nicht besonders wir sind.

Wir können in solchen Bereichen maximal Hinweise erlangen, aber keine Beweise. 
(Aber ja: die Standartannahme sollte eigentlich lauten, dass man selbst nicht soo besonders ist)
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Duc-Lo am 26. Mai 2020, 14:09:05
ABER es ist unwahrscheinlich dass Milliarden Jahre gar nichts passiert, dann wir entstehen, und wenige Jahre danach überall ganz viele Zivilisationen entstehen.

@Sensei, mit wenige Jahre danach, habe ich ja nicht gesagt. Dieser Artikel (https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html (https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html)) besagt ja, dass die Erde ein Frühblüher war unter den Planeten. Und das unsere Zivilisation ein Frühblüher war unter den extraterrestrisches Lebensformen ( wenn es sie überhaupt gibt). Und das komplexe Leben nicht ein paar Jahren nach dem wir entstehen sondern erst ein paar Milliarden Jahre später beziehungsweise erst im Laufe der Zeit  in den späten Milliarden Jahren nachdem die Erde schon entstanden ist.

Zitat
Zitat Artikel:"Laut einer neuen Studie, die auf Daten basiert, die vom Hubble-Weltraumteleskop der NASA / ESA und dem Kepler-Weltraumteleskop der NASA gesammelt wurden, könnte es sein, dass die Erde (und alles Leben darauf) ein Frühblüher ist. Die logische Folge dieser neuen Studie ist, dass wir nicht von fortgeschrittenen außerirdischen Zivilisationen hören, da das Universum nicht die Zeit hatte, viel mehr bewohnbare Welten hervorzubringen."Quelle:Space.com
@alle,Also frage ich mich ob dieses Zitat überhaupt stimmt?
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: MillenniumPilot am 26. Mai 2020, 16:26:50
Auch von mir danke, Sensei.

Wollte nur anmerken, dass ich denke, dass das soziologische Problem imho ein starkes Argument ist. Selbst wenn man annimmt, dass die Kolonisierung in 1 Millionen Jahren von statten geht, ist es doch unwahrscheinlich, dass eine so hohe Intelligenz in dieser Zeit nicht einmal inne hält und sich fragt, ob das Sinn macht, sich alles unter den Nagel zu reißen und den Rest platt zu machen? Ich meine, wir sind schon egoistisch, aber das wäre der Gipfel allen Egoismus’

Egal, vielleicht sind ja nicht Tipler/Hart/Fermi das Problem, sondern Winstein.  :)
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Therodon am 26. Mai 2020, 17:27:25
Ich fand die Video Serie vom Raumzeit VLog auf YT eigentlich ganz gut.
Was mir beim Fermi Paradox allerdings immer sehr kurz kommt ist die Frage: Würden wir es denn merken?

Ich meine wir tun uns ja schon schwer die Mondlandestelle zu sehen, das Sonnensystem könnte im Grunde voll sein mit Alien Satelliten und es könnte jede Menge Raumfahrzeuge auf Planeten und Monden geben. Bei unserer aktuellen Technik bräuchten wir schon extremes Glück um davon was zu finden, außer es ist gigantisch groß.

Und das Sie nicht "bemannt" hier sind, ist ja auch ne Frage des Anreizes. Von außen sieht doch unser Sonnensystem nicht wirklich einladend aus. Vielleicht sitzen irgendwo welche und haben das schon abgeschrieben nach der Art "Nur ein kleiner Planet in der habitablen Zone, sonst nur  08/15, voll uninteressant"
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Sensei am 26. Mai 2020, 18:52:09
So funktioniert Kolonisation nicht.
Gerade im Kosmischen Maßstab kommt man nur durch die Milchstraße, wenn man immer die nächsten besiedelbaren Planeten nimmt, die man bekommen kann.

Klar, kann sein dass andere technische Intelligenzen andere Vorlieben haben.
Aber andererseits: was soll man in unserem Sonnensystem nicht vorfinden? Wir haben hier doch eine ziemliche Bandbreite an Himmelskörpern.

"Würden wir es denn merken?"
Das F-P wird meist aus dem Blickwinkel von SETI/ der Radiometrischen Sichtbarkeit betrachtet. Ich Verweis hier noch einmal auf den dt. Wiki-Artikel, Schwache Gegenargumente Nr.2: Mangelnde Sichtbarkeit
(liest meine Links denn auch jemand?!  ::)  ;) )
https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Mangelnde_Sichtbarkeit (https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Mangelnde_Sichtbarkeit)
Bzw. im englischen Artikel die ganze Sektion der Empirischen Evidenz von außerirdischen Lebens(darunter bitte keine Akte X Aliens verstehen)
https://en.wikipedia.org/wiki/Fermi_paradox#Empirical_evidence (https://en.wikipedia.org/wiki/Fermi_paradox#Empirical_evidence)

Und bevor wir hier alle einzeln durchgehen müssen.. hier die liste der in der englischen Wiki aufgeführten Erklärungsmuster (bei Bedarf kann ich die auch noch übersetzen):
Zitat
4.1   Extraterrestrial life is rare or non-existent
4.2   No other intelligent species have arisen
4.3   Intelligent alien species lack advanced technologies
4.4   Water world hypothesis
4.5   It is the nature of intelligent life to destroy itself
4.6   It is the nature of intelligent life to destroy others
4.7   Periodic extinction by natural events
4.8   Intelligent civilizations are too far apart in space or time
4.9   Lack of resources to spread physically throughout the galaxy
4.10   Lack of desire to live on planets
4.11   It is cheaper to transfer information for exploration
4.12   Human beings have not existed long enough
4.13   We are not listening properly
4.14   Civilizations broadcast detectable radio signals only for a brief period of time
4.15   They tend to isolate themselves
4.16   Colonization is not the norm
4.17   They have only settled part of the galaxy
4.18   They are too alien
4.19   Everyone is listening but no one is transmitting
4.20   Earth is deliberately not contacted
4.21   Earth is purposely isolated (planetarium hypothesis)
4.22   It is dangerous to communicate
4.23   They are here unacknowledged
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Duc-Lo am 26. Mai 2020, 19:02:40
Das F-P wird meist aus dem Blickwinkel von SETI/ der Radiometrischen Sichtbarkeit betrachtet. Ich Verweis hier noch einmal auf den dt. Wiki-Artikel, Schwache Gegenargumente Nr.2: Mangelnde Sichtbarkeit
(liest meine Links denn auch jemand?!  ::)  ;) )
https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Mangelnde_Sichtbarkeit (https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Mangelnde_Sichtbarkeit)

Was heißt den schwache Gegenargumente? Argumente die man leicht wiedersprechen kann? :-\

@Sensei, die Quellen habe ich durchflogen.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Sensei am 26. Mai 2020, 19:19:30
Noch einmal: Liest auch jemand die Quellen/Verweise?

https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Erkl%C3%A4rungsversuche (https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Erkl%C3%A4rungsversuche)

(Argumente, die gegen einzelne sich ausbreitende Zivilisationen akzeptabel sind. Aber nicht gegen eine Vielzahl sich ausbreitende Zivilisationen. )
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Darthholly am 26. Mai 2020, 20:05:17
Ja, ich  :)

... und danke an alle für die Quellen und den Impuls zum Nachdenken.

Allen Argumenten, egal ob prinzipiell oder schwach, ist eine gewisse anthropozentrische Sichtweise gemein. Wie sollte es auch anders sein. Das Thema spielt in vielen Episoden von Star Trek in Form der "Obersten Direktive" eine dominante Rolle, in der es tatsächlich eher nicht auf für die Menschheit oder Föderationsspezies komplett unbekannte Sichtweisen und Motivationen ankommt. Dabei ist die "Oberste Direktive" nur eine der angedachten und "durchgespielten" Lösungen. So ziemlich jede der Lösungen ist mal Thema in den verschiedenen Star Trek Serien geworden.

Was das angeht, könnte ich mir vorstellen, dass das anthropische Prinzip schlicht verhindert, dass wir Bandbreiten außerhalb unserer physischen Grenzen als Leben oder intelligentes Leben wahrnehmen. Letztlich wird es nicht anders gehen, als die Variablen der Drake-Gleichung durch Beobachtung und Messung weiter einzugrenzen. Wir sind da ja schon auf dem Weg, insbesondere durch die Entdeckung von immer mehr Exoplaneten und damit die EIngrenzung von f(p).
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: einsteinturm am 26. Mai 2020, 23:22:08
Ich denke bei dem Thema immer sofort an den wahnsinnig kurzen Zeitraum,  in welchem die Menschheit bisher Raumfahrt betreibt.  Und dann wird gleich über die Besiedlung der Galaxis nachgedacht und so getan, als wäre es quasi analog zur Besiedlung anderer Kontinente. für mich ist der vollkommen ungewisse Faktor die Entwicklung unserer eigenen Zivilisation.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Sensei am 27. Mai 2020, 04:27:41
Evolution, und der Drang nach Vermehrung und Ausbreitung, scheinen beim Leben universelle Faktoren zu sein. Nicht nur bei uns Menschen sondern generell.

Es muss ja nur ~jede 10. Kolonie, irgendwann während ihres Bestehens, einmal sagen: "Jetzt wollen wir auch mal unsere Tochterkolonien haben" und Schiffe aussenden. Es reicht wenn ein Bruchteil dran bleibt und sich weiter ausbreitet dass das Ausbreitungsgeschehen aufrecht erhalten wird.
Das Ausbreiten ist dominant. Einzelne Abweichungen führen nicht zum Stillstand der Ausbreitung. Im Gegenteil: Ein Stopp der Ausbreitung ist labil -> Einzelne Abweichungen vom Stopp einer Ausbreitung führt zu einer weitergehende Ausbreitung.



Der Witz hinter einer solchen Betrachtung wie beim F-P ist ja nicht, dass der Forscher dann gleich konkrete Universalaussagen für bis in alle Ewigkeit machen kann. Sondern dass man Überlegungen sammeln kann um diesen scheinbaren! Widerspruch aufzulösen - ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder letztendliches Wissen.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Therodon am 27. Mai 2020, 08:10:00
So funktioniert Kolonisation nicht.
Gerade im Kosmischen Maßstab kommt man nur durch die Milchstraße, wenn man immer die nächsten besiedelbaren Planeten nimmt, die man bekommen kann.

Es gibt immer noch viele Orte der Erde wo keine Menschen leben. Ganz so automatisch ist eine Besiedelung demnach nicht. Sieht man sich die Verteilung an, wird auch schnell klar, das zuerst die Orte mit Vorteilen besiedelt wurden, auch wenn man dabei vielleicht an anderen vorbei musste. Die Milchstraße hat wie gesagt von außen betrachtet wenig zu bieten, außer einen kleinen Planeten der Bedingungen haben könnte. Eine andere Zivilisation würde das ja erst konkret wissen wenn Sie die Erde untersucht hat.

Auch wir kennen ja mittlerweile endlos "erdähnliche" Planeten, von denen sich wahrscheinlich aber der Großteil irgendwann doch als toter Stein herausstellt.

(Wobei es allgemein eine interessante Überlegung wäre inwieweit man überhaupt die Erde beobachten könnte, da sind ja jede Menge Störfaktoren)

Zitat
"Würden wir es denn merken?"
Das F-P wird meist aus dem Blickwinkel von SETI/ der Radiometrischen Sichtbarkeit betrachtet. Ich Verweis hier noch einmal auf den dt. Wiki-Artikel, Schwache Gegenargumente Nr.2: Mangelnde Sichtbarkeit
(liest meine Links denn auch jemand?!  ::)  ;) )
https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Mangelnde_Sichtbarkeit (https://de.wikipedia.org/wiki/Fermi-Paradoxon#Mangelnde_Sichtbarkeit)

Hab ich gelesen, ist aber eine sehr schwache Argumentationskette im Wiki. Nur auf Radiosignale zu hoffen, ist noch unwahrscheinlicher als auf unbemannte Dinge zu stoßen, da man auf starke Quellen angewiesen ist. Die Kommunikation mit Sonden und Raumfahrzeugen ist doch viel zu schwach und nicht dauerhaft, um Sie mit irgendwas aufzufangen.

Im Grunde würde man nur etwas finden, wenn eine Alienbasis irgendwo in Reichweite wäre, die permanent Signale aussendet. Und selbst da müsste man wohl noch Glück haben mit der Ausrichtung. Denn so sonderlich viel hat man noch nicht abgesucht.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Sensei am 27. Mai 2020, 09:38:53
Ja, so ist es.
"Außerirdische per SETI aufspüren" ist gar nicht so trivial.

"Außerirdische Hinterlassenschaften bemerken" je nach Größe der Hinterlassenschaften auch nicht.

Und eine Zivilisation, die unseren Planeten vor zig Millionen Jahren kolonisiert hätte würden wir zwar (meist) leicht bemerken - aber das hätte auch unsere Entwicklung so geändert, dass wir uns diese Frage nun gar nicht stellen würden.

..
Deswegen ist schon die Grundfrage "Warum sind sie nicht da?" gar nicht so einfach wie es scheint.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Gertrud am 27. Mai 2020, 15:32:35
Hallo @Duc-Lo,

@alle,
(…)
Meine Frage war aber, ob der Inhalt des Artikel stimmt https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html (https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html) ?
Ob die Erde wirklich ein Frühchen ist unter den Planeten?
 Ob das Leben auf der Erde sozusagen zu früh entstanden ist. Und das Ausserirdisches Leben quasi erst entsteht, wenn wir schon längst ausgestorben sind? Ob es wirklich vor 3,5 Milliarden Jahren nur 8 Prozent der Planeten existiert hat.

Leider bin ich erst jetzt dazu gekommen, den von dir geposteten Bericht durchzulesen. Danach bin ich zu dem Hubble -Bericht, auf den der von dir gepostete Bericht aufbaut, gegangen.
Diesen Bericht vom October 20, 2015, gebe ich hier wieder.

Most Earth-Like Worlds Have Yet to Be Born, According to Theoretical Study.
Die meisten erdähnlichen Welten müssen laut theoretischer Studie noch geboren werden.

Der Bericht basiert auf eine Studie des Studienautor Peter Behroozi vom Space Telescope Science Institute (STScI) in Baltimore, Maryland.
Es ist eine theoretische Schlussfolgerung, die auf einer Bewertung der vom Hubble-Weltraumteleskop gesammelten Sterngeburtsdaten und Exoplanetenuntersuchungen basiert, die vom planetensuchenden Kepler-Weltraumobservatorium durchgeführt wurden.

Astronomen führen umfangreiche Beobachtungen durch, um abzuschätzen, wie viele Planeten in unserer Milchstraße potenzielle Aufenthaltsorte für das Leben sein könnten. Bis jetzt wurden noch keine Beweise einer außerirdischem intelligentem Leben aus einer intelligente technologische Zivilisationen gefunden.
Aber das Universum ist nicht nur sehr groß, es hat auch eine große Zukunft. Es gibt so viel übrig gebliebenes planetbildendes Gas aus der Galaxienentwicklung, dass das Universum noch sehr lange Sterne und Planeten erzeugen wird. Tatsächlich müssen die meisten potenziell bewohnbaren erdähnlichen Planeten noch geboren werden.

Die Erde kam früh in dem sich entwickelnden Universum. Laut einer neuen theoretischen Studie existierten bei der Geburt unseres Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren nur acht Prozent der potenziell bewohnbaren Planeten, die sich jemals im Universum bilden werden. Und wenn die Sonne in weiteren 6 Milliarden Jahren ausbrennt muß der Großteil dieser Planeten, 92 Prozent, noch geboren werden.
Heutzutage geschieht  die Geburt von Sternen im Universum viel langsamer als vor langer Zeit, aber es ist so viel übrig gebliebenes Gas verfügbar, dass das Universum noch sehr lange Sterne und Planeten erzeugen wird.
Nach der Aussage der Co-Ermittlerin Molly Peeples von STScI gibt es genug verbleibendes Material [nach dem Urknall], um in Zukunft noch mehr Planeten in der Milchstraße und darüber hinaus zu produzieren.

Die Forscher sagen, dass zukünftige Erden eher in riesigen Galaxienhaufen und auch in Zwerggalaxien auftreten werden, die noch nicht ihr gesamtes Gas für den Bau von Sternen und begleitenden Planetensystemen verbraucht haben. Im Gegensatz dazu hat unsere Milchstraßengalaxie viel mehr des, für die zukünftige Sternentstehung, verfügbaren Gases verbraucht.
 Die Beobachtungsnachweise für den Urknall und die kosmische Evolution, die in Licht und anderer elektromagnetischer Strahlung kodiert sind, werden in 1 Billion Jahren aufgrund der außer Kontrolle geratenen Ausdehnung des Weltraums so gut wie gelöscht sein. Jegliche Zivilisationen der fernen Zukunft, die entstehen könnten, werden weitgehend ahnungslos sein, wie oder ob das Universum begann und sich entwickelte.

Quelle:
https://hubblesite.org/contents/news-releases/2015/news-2015-35.html (https://hubblesite.org/contents/news-releases/2015/news-2015-35.html)

Beste Grüße
Gertrud
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Prodatron am 27. Mai 2020, 17:03:40
Ich hatte mal gelesen, daß sooo viel Zeit aber auch nicht mehr bleibt für bewohnbare Planeten.

Stichwort: Radioaktives Material.

Dieses wird in Zukunft aufgrund seiner Halbwertszeiten immer geringer. Da die Zahl der großen Supernova-Explosionen ebenfalls abnimmt, wird auch der Nachschub knapp.
Ohne radioaktives Material sind aber Planeten wie die Erde nicht mehr möglich, da ohne die Hitze im Kern keine - zumindest für unser Leben - notwendige Plattentektonik in Gang gehalten werden kann.

Ich kenne jetzt nicht die genauen Zeiträume, in denen die Menge radioaktiven Materials generell im Universum unter ein Minimum sinkt. Dann wüßte man, ob sich das mit der Aussage im zitierten Artikel widerspricht.

Die Beobachtungsnachweise für den Urknall und die kosmische Evolution, die in Licht und anderer elektromagnetischer Strahlung kodiert sind, werden in 1 Billion Jahren aufgrund der außer Kontrolle geratenen Ausdehnung des Weltraums so gut wie gelöscht sein. Jegliche Zivilisationen der fernen Zukunft, die entstehen könnten, werden weitgehend ahnungslos sein, wie oder ob das Universum begann und sich entwickelte.
Sowas hatte bereits L.M.Krauss mal in einem Buch geäußert. In einer Billionen Jahre ist unsere komplette lokale Gruppe zu einer Metagalaxie zusammengeschmolzen, während komplette alle anderen Galaxien und Haufen soweit weg sind, daß man sie nicht mehr beobachten kann. Eine Zivilisation wäre dann wieder in genau dem Glauben, in dem wir vor 100 Jahren waren: Das Universum besteht nur aus unserer Galaxie. Dummerweise hat eine solche Zivilisation dann aber gar keine Möglichkeit mehr, rauszufinden, daß es nicht so ist.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: MpunktApunkt am 28. Mai 2020, 22:28:10
Hallo,

zu der ganzen Diskussion hier fällt mir, der wie ich finde, sehr passende Comic ein:

(https://images.raumfahrer.net/up072358.jpg)

Gruß

Mario
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Sensei am 29. Mai 2020, 01:51:55
Uhh, was für ein schöner Comic  :'(
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: MillenniumPilot am 29. Mai 2020, 12:48:49
Es gibt von Ansgar Reiners einen bewusst leicht provokanten Vortrag.



Wichtig, Professor Reiners glaubt an außerirdisches Leben. Von daher finde ich den Vortrag bemerkenswert, weil er sehr stark gegen seine eigene Überzeugung argumentiert. Ab etwa 1h im Vortrag wird ein Dilemma aufgedeckt. Die Frage, sind wir ein der technologisch fortschrittlichsten Spezies in der Galaxie? Beantwortet man diese Frage aufgrund der Entwicklungen im Universum mit Ja, gibt es kein Fermi Paradox. Antwortet man mit Nein, muss man Fermi sehr ernst in Erwägung ziehen. Ergo, eine falsche Annahme unter vielen Annahmen führt zu einem völlig diametralen Ergebnis. Letztendlich werden wir Fermi nur widerlegen, wenn wir intelligentes Leben entdecken.

Die Sache mit der Beobachtbarkeit des Universums ist dann schon wieder ein anderes Beispiel, wo man in Depression verfallen kann. Passt aber wohl nicht hierher.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Duc-Lo am 09. Oktober 2020, 17:31:26
Meine Frage war aber, ob der Inhalt des Artikel stimmt https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html (https://www.space.com/30889-earth-bloomed-early-fermi-paradox-solution.html) ?
Ob die Erde wirklich ein Frühchen ist unter den Planeten? Ob unser Leben zu früh entstanden ist und noch weiteres Leben folgen wird. Dies würde den Fermi paradoxon erklären
Ich habe ein PDF von der Cornell University wo der Artikel dies als Quelle genommen hat. Kann mir das einer erklären? Da steht so viele Fachbegriffe und dies verstehe ich nicht. Leider. :-\
https://arxiv.org/pdf/1606.08448.pdf (https://arxiv.org/pdf/1606.08448.pdf)
https://arxiv.org/abs/1606.08448 (https://arxiv.org/abs/1606.08448)
Ich hatte mal gelesen, daß sooo viel Zeit aber auch nicht mehr bleibt für bewohnbare Planeten.

Stichwort: Radioaktives Material.

Dieses wird in Zukunft aufgrund seiner Halbwertszeiten immer geringer. Da die Zahl der großen Supernova-Explosionen ebenfalls abnimmt, wird auch der Nachschub knapp.
Ohne radioaktives Material sind aber Planeten wie die Erde nicht mehr möglich, da ohne die Hitze im Kern keine - zumindest für unser Leben - notwendige Plattentektonik in Gang gehalten werden kann.

Ich kenne jetzt nicht die genauen Zeiträume, in denen die Menge radioaktiven Materials generell im Universum unter ein Minimum sinkt. Dann wüßte man, ob sich das mit der Aussage im zitierten Artikel widerspricht.



Bei der PDF auf der Seite 47 steht, wann die Halbwertzeit abgelaufen sein wird.
Zitat " Based on the evolution of the global star formation rate, the CHA encompasses at least the last 3.5 Gyrs (the time since the origin of life on Earth) and probably the last 5 Gyrs and the next 10 Gyrs." Zitat PDF /Cornell University

Gyr= Maßeinheit für Milliarden Jahre

https://arxiv.org/ftp/astro-ph/papers/0503/0503298.pdf (https://arxiv.org/ftp/astro-ph/papers/0503/0503298.pdf)
https://arxiv.org/abs/astro-ph/0503298 (https://arxiv.org/abs/astro-ph/0503298)

"Kosmisches habitables Alter
Dem Konzept des habitablen Alters des Universums (englisch cosmic habitable age, CHA) liegen die chemische Entwicklung der Galaxien seit dem Urknall und die Erkenntnisse über die Strukturentwicklung der Galaxien und Galaxienhaufen zugrunde. Ausgehend von den Erfahrungen der chemischen Evolution auf der Erde kann im Universum seit mindestens 3,5 Milliarden Jahren Leben existieren und wahrscheinlich seit höchstens 5 Milliarden Jahren. Andererseits wird sich in Zukunft die Nukleosynthese durch Sterne soweit verlangsamen, dass in voraussichtlich 10 bis 20 Milliarden Jahren geologisch wichtige radioaktive Elemente nicht mehr in ausreichender Menge im interstellaren Medium vorhanden sein werden, um auf einem neu entstandenen Planeten Plattentektonik in Gang zu halten und ihn so durch den Carbonat-Silicat-Zyklus für die Bildung von Leben im Sinne der zirkumstellaren habitablen Zone geeignet zu machen"
Zitat:Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Habitable_Zone (https://de.wikipedia.org/wiki/Habitable_Zone)
Titel: Warum empfängen wir keine Radiosignale von anderen Zivilisationen?
Beitrag von: Sagan am 07. Oktober 2021, 07:53:14
Hallo beisammen,

ich kenne natürlich das Fermi-Paradoxon, grübel gerade aber dennoch sehr darüber nach. Auf der einen Seite, sollte bei der unvorstellbaren Größe des Universums es doch irgendwo intelligentes außerirdisches Leben geben, dass irgendwann Mal wenigstens auf unserem Stand der Technik war. Alleine wenn wir davon ausgehen, dass  in der Milchstraße es keine andere intelligente Spezies gibt, die Radiosignale aussendet oder ausgesendet hat, sollte doch die Wahrscheinlichkeit wenigstens in unserer großen Nachbargalaxie Andromeda möglich gewesen sein, dass in Laufe von 10 Milliarden Jahren sich dort intelligentes Leben entwickelt hat. Dabei ist die Dauer die die Signale von Andromeda bis zur Erde brauchen (~ 2 Millionen Jahre) im Vergleich zu den Milliarden an Jahren, die das Leben Zeit hatte, sich dort zu entwickeln, eigentlich ziemlich gering. Heißt, warum empfangen wir nichts, es müssen ja nichtmal Zivilisationen sein, die noch existieren? Und gucken wir noch weiter raus, sagen wir im Radius von 500 Millionen Lichtjahren im Laniakea Supercluster mit 100.000 Galaxien sollte doch die Wahrscheinlichkeit hoch sein, dass Signale von einer toten oder nicht toten Zivilisation uns genau zu diesem Zeitpunkt der Menschheit und dem Alter des Universums erreichen, aber sie tun es nicht.

Ich weiß, ihr könnt mir keine Antwort darauf geben, aber ich würde gerne eure Gedanken zu dem Thema hören. Denkt ihr wir sind alleine oder ist die Chance, dass sich intelligentes Leben entwickelt, so gering, dass wir vielleicht die ersten sind? Oder anders?
Titel: Re: Warum empfängen wir keine Radiosignale von anderen Zivilisationen?
Beitrag von: Therodon am 07. Oktober 2021, 08:52:14
Meiner Meinung nach aus dem gleichen Grund warum wir nichts von anderen Zivilisationen finden, die Wahrscheinlichkeit bei unseren extrem begrenzten technischen Möglichkeiten.

Radiosignale aus den permanenten Rauschen herauszufiltern ist eh schon schwierig, zumal es eben auch viele natürliche Quellen selbst für Spitzen in den Signalen gibt. Wenn man nicht zufälligerweise gerade in die Richtung lauscht. wo es mal irgendein Signal bis zu uns schafft, dürfte das nahezu aussichtslos sein.

Und wenn es eines schaffen würde, müsste man dann auch noch erkennen das es künstlich ist, obwohl man dort mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Information herauskitzeln kann.
Titel: Re: Warum empfängen wir keine Radiosignale von anderen Zivilisationen?
Beitrag von: Hugo am 07. Oktober 2021, 13:52:45
Ich würde es mit "Mathematik" beschreiben.

Die erste ist 4,6 Milliarden Jahre alt. Seit 1886 können wir "Funken". Das sind 135 Jahre. Wir Menschen Funken also erst 0,00039% der Lebensdauer der Erde.

Nehmen wir an, ein Planet mit Außerirdischen funkt einen anderen Planeten per Zufall per Richtfunk an. Es gibt 1 Billionen Sonnensysteme. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass genau unser Sonnensystem angefunkt wird? 1 zu 1 Billion. Also 0,00000000001%.
Titel: Re: Warum empfängen wir keine Radiosignale von anderen Zivilisationen?
Beitrag von: Avatar am 07. Oktober 2021, 13:58:00
Ich weiß, ihr könnt mir keine Antwort darauf geben, aber ich würde gerne eure Gedanken zu dem Thema hören. Denkt ihr wir sind alleine oder ist die Chance, dass sich intelligentes Leben entwickelt, so gering, dass wir vielleicht die ersten sind? Oder anders?

Die Erde hat 600 Mio Jahre gebraucht um Leben hervor zu bringen, dann hat es 4 Mrd Jahre gedauert um nur eine interstellare Botschaft ins All zu strahlen und diese wird erst in 50000 Jahren ankommen.

Die normale Radio Kommunikation ist viel zu schwach. Als in den 90ern die Hauptantenne der Gallileo Sonde nicht aufklappte und man die ungerichtete nutzen musste hatte man schon Probleme Signale vom Jupiter zu empfangen. Wie soll das aus 1000 Lichtjahren Entfernung klappen?

Ava
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Sensei am 07. Oktober 2021, 15:39:12
Threads zusammengefügt.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Prodatron am 07. Oktober 2021, 16:59:42
Hinzu kommt noch, daß mit dem technischen Fortschrott die gefunkten Daten aus Effizienzgründen immer komprimierter werden.

Vor einigen Jahren wurde z.B. deutschlandweit das analoge Fernsehen abgeschaltet, es geht nur noch DVB-T, bei dem pro Frequenz eine viel größere Menge an Informationen übermittelt werden. Für jemanden von 1950 wäre das wahrscheinlich nicht als Fernsehsignal zu erkennen, sondern als irgendwas erratisches.

So wird man den Funkverkehr einer fortgeschrittenen Zivilisation vielleicht irgendwann nicht mehr vom normalen kosmischen Rauschen unterscheiden können, wenn man nicht weiß, daß diese Signale künstlich sind.

Es wäre dann ein absurd winziges Zeitfenster, indem man eine funkende Zivilisation überhaupt erkennen könnte.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: chris11 am 30. Oktober 2022, 19:47:26
Wenn es sich um wirklich intelligente Lebensformen handelt, die eine ähnliche kriegerische Geschichte wie die Menscheit hinter sich hat, hält sich wahrscheinlich mit "Eroberungsversuchen" wie von Neumann Sonden etc. zurück, um nicht entdeckt zu werden.
Wer möchte hier auf der Erde von einer weit überlegenen Lebensform "kolonisiert" werden. Die Gefahr ist groß, das Du damit deinen "Meister" findest.
Also ist es eine weit bessere Strategie, sich still zu verhalten, soweit der eigene Planet noch vielversprechend bewohnbar ist.

Für komplexe biologische Lebensformen ist jede Form von interstellarer Reise extrem ungesund. Das menschliche Erbmaterial überlebt die hohen Strahlendosen nicht für die erforderlichen langen Reisezeiten. Das wird bei Reisen in der Nähe der Lichtgeschwindigkeit noch viel extremer.
Das Problem werden andere intelligente Lebensformen auch haben.

Ohne Erdatmosphäre, Erd-Magnetfeld, und den Mond gäbe es uns nicht. Eine Reise zum Pluto mit vorhandenen chemischen Raketen würde Homo sapiens schon nicht überleben.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Prodatron am 30. Oktober 2022, 20:04:23
Richtig, aber der Mensch in seiner aktuellen Form ist sowieso nicht das Endstadium der Evolution. Ich denk mal, daß es einen Nachfolger geben wird, den man nach heutigem Maßstab "künstlich" nennen würde. Für denen stellen sich dann Zeiträume und Distanzen ganz anders dar, Bedingungen außerhalb der Erde sowieso.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Therodon am 31. Oktober 2022, 01:38:23
Sich still zu verhalten wäre aber historisch gesehen eine ziemlich schlechte Taktik.

Solche Zivilisationen gingen immer direkt unter.

Überlebt haben entweder stark Expansion getriebene oder solche, die solche in der Nähe hatten und schnell Bündnisse schließen konnten.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Erika am 31. Oktober 2022, 07:46:40
Für den Übergang zu einer "künstlichen" Lebensform als Nachfolger der Menschheit bleibt nicht mehr viel Zeit.
Die biologische Evolutuion ist seit grob 100 Jahren beendet.

Mich selbst dürfte es bei einer fuktionierenden Evolution nicht geben. Ich bin in vierter Generation stark fehlsichtig.
Mein Freund ist angeborener Diabeiker Typ 1 in Zweiter generation. Meine Beste Freundin hat einen Herzklappenfehler genau wie ihr Vater und Großvater.

Gesundheit ist in unserer Gesellschaft kein Kriterium mehr für das überleben des Erbgutes.

Früher haben erfolgreiche Menschen viele Kinder durchgebracht. "Versager" hatten vielleicht noch Kinder, konnten diese aber oft nicht durchfüttern.

In unserer Gesellschaft haben erfolglose Menschen durchschnittlich mehr Nachkommen als Erfolgreihe.
Wenn sich aber über Generatione hinweg die dümmeren Menschen besser fortpflanzen ist die Gesellschaft dem Untergang geweiht, wenn wir nich rechtzeitig auf Künstliche Lebensformen umsteigen.

Vielleicht passiert diese Entwicklung  in jeder Hochkultur. Massenvernichtugnswaffen in Verbindung mit biologischer Verdummung führen vielleicht immer zwangsweise zum Untergang.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: chris11 am 31. Oktober 2022, 14:19:50
"Massenvernichtungswaffen in Verbindung mit biologischer Verdummung führen vielleicht immer zwangsweise zum Untergang."

Vielleicht hören wir deshalb nichts von Lebensformen auf anderen Sternen, weil sie damit schon durch sind...

Also nach 4. Sie sind schon da. (Ala MIB)
gibt es 5. Sie sind schon untergegangen.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Pham am 25. April 2024, 13:55:24
"Massenvernichtungswaffen in Verbindung mit biologischer Verdummung führen vielleicht immer zwangsweise zum Untergang."

Vielleicht hören wir deshalb nichts von Lebensformen auf anderen Sternen, weil sie damit schon durch sind...

Also nach 4. Sie sind schon da. (Ala MIB)
gibt es 5. Sie sind schon untergegangen.

(etwas eingestaubter Thread)

Wenn das der Fall ist, hätten wir den "großen Filter" oder einen davon noch vor uns.
Die Frage ist, würden wir das Wirken einer hinreichend fortgeschrittenen Zivilisation im Universum überhaupt bemerken?
Eine Zivilisation der Kategorie 2 können wir vermutlich bemerken, wenn sie nah genug ist (innerhalb einiger tausend Lichtjahre). Eine Zivilisation der Kategorie 3 wäre schon wieder soweit hinter unserem Erfahrungshorizont (gottgleich), dass wir deren (galaktisches) Tun evtl. gar nicht mehr bemerken, wir also auf die völlig falschen weil irrelevanten Dinge achten.
Wir wären also darauf angewiesen, dass wir Zivilisationen entdecken, die entwicklungstechnisch gar nicht so weit weg von uns wären. Kaum "hinter" uns (sagen wir 10.000Jahre), hätten diese noch 0,0 Möglichkeiten sich uns bemerkbar zu machen ... selbst wenn sie auf einem hypothetischen Planeten um Alpha Centauri existieren würden.
Die Frage ist, wie wahrscheinlich eine Zivilisation wäre, die eine ähnliche Entwicklung wie wir genommen haben und dabei nur ganz knapp "vor uns" wäre (sagen so um die 1.000Jahre?) ... und das in nur wenigen Lichtjahren Entfernung.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: MillenniumPilot am 09. Mai 2024, 20:20:37
1000 Jahre ab heute dürfte technologisch den Unterschied zwischen Menschenaffen und der Technik von 2024 darstellen. Wir können uns nicht vorstellen was in 50 Jahren ist. Wenn wir uns nicht bekriegen, fliegen wir in 1000 Jahren locker zu den Nachbarsternen.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Pham am 05. Juni 2024, 16:32:38
Möglich! Eventuell aber auch nicht. Jegliche Extrapolation ist zwar nicht grundlegend falsch, aber trügerisch.
Ja, wir haben in den letzten 100Jahren mehr technischen Fortschritt erlebt als in den tausend Jahren davor.
Wir sollten trotzdem aufpassen nicht einen uns gefälligen Zeitraum zur Extrapolation zu verwenden.
Wenn man so beispielsweise den Zeitraum zwischen 300vor Christi und 300 danach verwendet und diesen extrapolieren würde, würden wir heute wieder in Höhlen wohnen (nach dem Fall des römischen Reichs ging es tausend Jahre erst mal bergab).
Will sagen: nur weil wir die letzten 100Jahre einen rasanten Entwicklungsschub bzgl. Technologie gemacht haben, gibt es keinerlei Garantie, dass es mit der gleichen Geschwindigkeit (oder gar Beschleunigung) so weiter geht.
Wir haben einige extreme Herausforderungen vor uns, welche uns dramatisch ausbremsen könnten ... der sogar noch mehr beschleunigen ... oder wir stagnieren. Ohne weitere Kenntnis kann man mal annehmen, dass alle Szenarien gleich wahrscheinlich sind. 
Also: eventuell sind wir in 1000Jahren gar nicht sooo viel weiter wie heute. Eventuell geht es auch asymmetrisch voran: manche Entwicklungen stagnieren (fliegen heutige Flugzeuge schneller als vor 30Jahren?), während wir in anderen heute ungeahnte Fortschritte machen werden (KI?).

Und wenn wir das über unsere eigene Zukunft so gar nicht wissen, ist da jede Spekulation bei möglichen außerirdischen Zivilisationen noch unsicherer.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: einsteinturm am 05. Juni 2024, 18:05:06
Zwei Schritte vorwärts, einen zurück?
Jedenfalls halte ich die fortgesetzten kriegerischen Bestrebungen unserer Art für die Hauptbedrohung der Zivilisation, da ist der Klimawandel nur ein Brandbeschleuniger. Es wird eng auf Mutter Erde. Und nicht alle mögen eine Kultur des Wissens, auch wenn sie die Wohltaten (Medizin, Handys...) gern annehmen. Es liegt mindestens ein großer Filter vor uns.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Prodatron am 05. Juni 2024, 22:36:22
Wir sollten trotzdem aufpassen nicht einen uns gefälligen Zeitraum zur Extrapolation zu verwenden.
Wenn man so beispielsweise den Zeitraum zwischen 300vor Christi und 300 danach verwendet und diesen extrapolieren würde, würden wir heute wieder in Höhlen wohnen (nach dem Fall des römischen Reichs ging es tausend Jahre erst mal bergab).
Sorry, aber diese Ansicht ist komplett überholt, diese Vorurteile stammen aus der Zeit zwischen Renaissance und 19.Jahrhundert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Finsteres_Mittelalter (https://de.wikipedia.org/wiki/Finsteres_Mittelalter)
Es ist schon richtig, daß nach der Antike ein paar Sachen ins Hintertreffen geraten sind, darunter die Kanalisation, die erst im 19.Jahrhundert wieder in Europa zurückgekehrt ist. Dafür gab es aber in der Zeit nach der "Antike" zumindest in Europa (und zwischendurch auch mal in Arabien) einige Fortschritte, da hätten die Römer nur von träumen können, z.B. was die Mathematik betrifft.

Ich erinnere mich auch, daß noch in den 80ern oft gesagt wurde, wären die Römer nicht untergegangen, dann wären wir mittlerweile auf Proxima Centauri. Das größte Problem der antiken Leit-Kulturen war aber unter anderem, daß sie immer genug Sklaven hatten (zumindest Griechen und Römer, im alten Ägypthen kannte man keine Sklaverei), und daher keine Motivation bestand, Maschinen zu entwickeln.
Und genau das ist auch ein Grund, warum eben NICHT die Antike schon so fortschrittlich war. Sie basierte abgesehen von ein paar Kränen mit Hebeln und Rollen komplett auf der Kraft von Viechern, wie schon bei den Dinosaurieren. Heute wirkt es absurd, daß die "schlauen" Griechen/Römer es in über 1000 Jahren nicht geschafft haben, eine Dampfmaschine zu entwicklen. Ansätze gab es tatächlich, aber weil es genug Sklaven gab, war kein Markt vorhanden.

Genug geschwafelt. Den zwischen Renaissance und 19.Jahrhundert behaupteten bzw. romantisierten "Rückfall" gab es nicht in der krassen Form. Kontinuierliche Fortschritte gab es auch nach dem römischen Reich. Untergehende Hochkulturen in der Menschheitsgeschichte sind möglich, ändern aber nichts am allgemeinen Trend der letzten Jahrtausende.

Mehr Wissen bedeutet mehr Vorteile, eine völlig logische und natürliche Sache. Da können auch irgendwelche "Barbaren" nichts dran ändern. Daher sehe ich keine Optionen, daß sich eine Zivilisation periodisch wieder zurückentwickelt.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Klakow am 05. Juni 2024, 23:28:04
Früher mussten in den meisten Siedlungsgebieten die Menschen fast ununterbrochen arbeiten um auch nur genug an Nahrung, Wasser und trockene und halbwegs warmen Wohnräume zu haben.
Das ist einer der Gründe, das Hochkulturen vor allen in wärmeren Gebieten entstanden sind.  Es war zumindest einfacher zu leben.
Der Anteil der Menschen, die zumindest etwas mehr als das Minimum zum überleben hatten, war aber relativ klein und die Anzahl der Menschen natürlich auch sehr viel kleiner.
Erst der Begin von Bildung, Aufzeichnungen usw. machte es immer mehr möglich, dass wir in der Lage waren viele Jahre nicht für unseren Lebensunterhalt zu arbeiten.
Stand heute wissen wir nicht ob es überhaupt Möglichkeiten gibt, schneller als Licht zu reisen. Unser Blick ist zwar schon sehr viel besser als noch vor 30 Jahren, aber bei der Frage ob und wie viele Orte es gibt die vielleicht leben tragen können, stehen wir immer noch weitgehend vor dem Anfang. Vielleicht öffnet uns ELT in Chile hier einen ersten Blick, aber erst dann wenn wir genug direktes reflektiertes Sonnenlich von andern Planeten sehen und zerlegen können werden wir eine Ahnung bekommen wie es da draußen wirklich ist.  Ich befürchte aber, dass das ELT uns nur noch viel neugieriger machen wird, so das wir neue Teleskope im All bauen werden, die erheblich mehr Winkelauflösung haben werden damit unser Blick scharf geneug wird um hier wirkliche Aussagen zu bekommen.
Leider werde ich das vermutlich nicht mehr erleben, dann 20Jahre+X wird das noch dauern.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: einsteinturm am 06. Juni 2024, 05:04:56
Ich würde gerade die Griechen (z.B. Mechanismus von Antikythera) nicht auf ein paar  Hebel und Rollen reduzieren. Beton bei den Römern wurde anderthalbtausend Jahre gar nicht mehr verwendet. Aus meiner Zeit in der Ärchäologie hab ich noch die Qualitäten von Keramik im Wandel der Zeiten vor Augen, da gab es sehr früh extrem gute Sachen, auch Gläser, die zwischenzeitlich verloren gingen.
Ich empfehle das Buch von Eric Cline, 1177 v.C. Der erste Untergang der Zivilisation.

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass sich mit der aufgeteilten Welt und der Bevölkerungsdichte gerade eine nie dagewesene Situation ergeben hat, bei der schwer einzuschätzen ist, wohin die Reise geht.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Pham am 07. Juni 2024, 08:55:14
Wir sollten trotzdem aufpassen nicht einen uns gefälligen Zeitraum zur Extrapolation zu verwenden.
Wenn man so beispielsweise den Zeitraum zwischen 300vor Christi und 300 danach verwendet und diesen extrapolieren würde, würden wir heute wieder in Höhlen wohnen (nach dem Fall des römischen Reichs ging es tausend Jahre erst mal bergab).
.... Kontinuierliche Fortschritte gab es auch nach dem römischen Reich. Untergehende Hochkulturen in der Menschheitsgeschichte sind möglich, ändern aber nichts am allgemeinen Trend der letzten Jahrtausende.

...
Und genau dieses "kontinuierlich" bezweifle ich. Wie Du selbst beschreibst, sind Entwicklungen häufig diskontinuierlich, also in Sprüngen und nicht "breit", also auf die gesamte Entwicklung bezogen, so dass es auch Rückschritte geben kann.
Wir haben derzeit eine planetare, komplett vernetzte Zivilisation, keine "mehrere Zivilisationen nebeneinander". Wenn hier eine Krise auftritt, dann betrifft es diese globale Zivilisation (wie auch zB kaum ein Teil davon keine negative Auswirkungen des Klimawandels spüren wird - ganz vereinzelte Ausnahmen evtl. abgesehen).
Diese technische Zivilisation ist aber gerade durch den massiven Einsatz fossiler Energieträger möglich geworden. Müssten die Zivilisation neu starten (zB. vom Niveau des 18ten jahrhunderts aus), müsste der zweite Anlauf ohne diese fossilen Energieträger gelingen. Das ist nicht unmöglich, da wir ja, wie Du sagst inzwischen weiteres enormes Wissen angesammelt haben. Wenn wir diese dann auch breit anwenden können (also auch breit über lange Zeiträume verfügbar halten können - hunderte von Jahren), dann wäre diese durchaus möglich, dass so eine globale technische Gesellschaft neu starten kann. es wäre aber deutlich aufwändiger.

Und ... ich halte ein Problem langfristig für noch dramatischer und gefährlicher als die Überbevölkerung: das Schrumpfen der globalen Bevölkerung nach dem "Peak". Ersten weil man sich dann permanent in einer deutlich überalterten Gesellschaft befindet und zweitens ... weil dieser Trend nicht mehr aufgehalten werden kann. Auf langen Zeitskalen ist dieser Trend  sogar mit einer der gefährlichsten über das Überdauern der technisierten Gesellschaft. Den hat nur aktuell kaum einer auf dem Schirm, weil wir "kurzfrsitig" mit genau dem gegenteiligen Problemen zu kämpfen haben und er daher wie ein "Luxusproblem" wirkt.

Hinweis: Ich spreche hier immer noch von möglichen Filtern für technisierte Zivilisationen als mögliche "Lösung" für das Fermi-Paradoxon.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Prodatron am 07. Juni 2024, 13:27:22
Wir haben derzeit eine planetare, komplett vernetzte Zivilisation, keine "mehrere Zivilisationen nebeneinander". Wenn hier eine Krise auftritt, dann betrifft es diese globale Zivilisation (wie auch zB kaum ein Teil davon keine negative Auswirkungen des Klimawandels spüren wird - ganz vereinzelte Ausnahmen evtl. abgesehen).
Covid-19 (Container/Lieferketten/Chip-Krise) und Russlands Krieg gegen die Ukraine mit China auf seiner Seite hat allerdings zu einem Umdenken bezüglich Vernetzung geführt. Man hat gelernt, daß eine totale wirtschaftliche Vernetzung auch nicht gut ist. Vielleicht führt dieses Neugelernte dazu, daß einer weiterer "Filter" beseitigt wird.

Diese technische Zivilisation ist aber gerade durch den massiven Einsatz fossiler Energieträger möglich geworden. Müssten die Zivilisation neu starten (zB. vom Niveau des 18ten jahrhunderts aus), müsste der zweite Anlauf ohne diese fossilen Energieträger gelingen. Das ist nicht unmöglich, da wir ja, wie Du sagst inzwischen weiteres enormes Wissen angesammelt haben. Wenn wir diese dann auch breit anwenden können (also auch breit über lange Zeiträume verfügbar halten können - hunderte von Jahren), dann wäre diese durchaus möglich, dass so eine globale technische Gesellschaft neu starten kann. es wäre aber deutlich aufwändiger.
Cool, Du beschreibst gerade genau das, worum es im Roman "Der Splitter im Auge Gottes" geht :) Bei der dortigen Alien-Zivilisation ist der periodische Rückfall in die "Steinzeit" aus biologischen Gründen die Regel (es kommt zwangsweise immer zur Überbevökerung und dann zum "3.Weltkrieg" und Kollaps). Diese Aliens haben auf ihrer Welt nach dem x.ten Kollaps nicht nur schon alle fossilen, sondern auch alle nuklearen Brennstoffe aufgebraucht, und müssen als neue Zivilisation immer sofort mit der Kernfusion anfangen. Um das zu schaffen, werden vor einem Kollaps vorsorglich bunkerartige Lager angelegt, die das komplette technische Wissen enthalten, in die man aber nach einem Kollaps erst reinkommt, wenn man wieder ein gewisses Maß an Schlauheit aufgebaut hat (damit Steinzeitdeppen da nicht vorher schon reinkommen und alles kaputtmachen).

Der Roman ist allerdings aus den 70ern, wo man noch nichts mit erneuerbaren Energien zu tun hatte. Gäbe es heute einen Rückfall, dann könnte man bei einem Neuanfang direkt damit anfangen, was ja mittlerweile sowieso das simpleste und günstigste ist. Noch ein Filter weniger.

Und ... ich halte ein Problem langfristig für noch dramatischer und gefährlicher als die Überbevölkerung: das Schrumpfen der globalen Bevölkerung nach dem "Peak". ersten weil man dann permanent in einer deutlich überalterten Gesellschaft befindet und zweitens ... weil dieser Trend nicht mehr aufgehalten werden kann. Auf langen Zeitskalen ist dieser Trend  sogar mit einer der gefährlichsten über das Überdauern der technisierten gesellschaft. Den hat nur aktuell kaum einer auf dem Schirm, weil wir "kurzfrsitig" mit genau dem gegenteiligen Problemen zu kämpfen haben und er daheri wie ein "Luxusproblem" wirkt.
Eine interessante These, aber ob wir das noch in der Praxis erleben werden, wage ich zu bezweifeln. Offensichtlich ist ja eher Bevölkerungszunahme immer wieder, wenn auch nicht immer, ein Grund für Konflikte und Kriege.
Gunnar Heinsohn sieht das sogar sehr extrem (https://www.fr.de/kultur/literatur/schuld-kriegen-sind-muetter-11612637.html).
Länder wie Japan und West/Mittel/Nordeuropa wollen am liebsten überhaupt nicht mehr wissen, daß es sowas wie Krieg überhaupt noch geben kann. Jedenfalls gehören die mit niedrigen Geburtenraten zu den friedlichsten, auch wenn Russland hier gerade eine extremst unrühmliche Ausnahme bildet.
Bei Japan kann man sogar sehen, daß ein Bevölkerungsrückgang zu Innovationen führt, zumindest in der Robotik. Ein Bevölkerungsrückgang als "Filter" würde bedeuten, daß es am Ende gar keine Nachkommen mehr gibt, was für mich kaum vorstellbar ist. Aber wie gesagt, hierfür gibt es noch gar keine Praxisbeispiele (abgesehen von der These, daß die Neandertaler ausgestorben sind, weil sie nicht so gebährfreudig wie der Homo Sapiens waren).

Hinweis: Ich spreche hier immer noch von möglichen Filtern für technisierte Zivilisationen als mögliche "Lösung" für das Fermi-Paradoxon.
Ich persönlich halte die menschliche Zivilisation nur für einen Zwischenschritt zur synthetischen Superintelligenz. Hat die technologische Singularität einmal stattgefunden, dann sieht sowieso wieder alles ganz anders aus. In unserer aktuellen biologischen Form will niemand auf einen anderen Stern auswandern, wenn er nicht dazu gezwungen wird. Und was dann die Maschinen wollen, können wir nicht wissen. Vielleicht kriegt so eine Superintelligenz ziemlich schnell Depressionen, wenn sie rausfindet, daß sie zwar selber unsterblich ist, aber dann zusehen muß, wie das Universum selbst stirbt. Wozu sollte sie sich dann noch ausbreiten, wenn das alles eh "keine Zukunft" hat :)
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Pham am 07. Juni 2024, 15:22:52
[...]
Ich persönlich halte die menschliche Zivilisation nur für einen Zwischenschritt zur synthetischen Superintelligenz. Hat die technologische Singularität einmal stattgefunden, dann sieht sowieso wieder alles ganz anders aus. In unserer aktuellen biologischen Form will niemand auf einen anderen Stern auswandern, wenn er nicht dazu gezwungen wird. Und was dann die Maschinen wollen, können wir nicht wissen. Vielleicht kriegt so eine Superintelligenz ziemlich schnell Depressionen, wenn sie rausfindet, daß sie zwar selber unsterblich ist, aber dann zusehen muß, wie das Universum selbst stirbt. Wozu sollte sie sich dann noch ausbreiten, wenn das alles eh "keine Zukunft" hat :)

Hierin gebe ich Dir völlig recht, wenn man ein Szenario annimmt, dass jede (oder "viele" ... das reicht schon) hinreichend fortschrittliche technische Zivilisationen ihren  eigenen Nachfolger selbst "bauen", entweder rein mechanische oder synthetische. Für diese würde die Dauer solcher Reisen nur noch eine periphere Bedeutung haben. Das verstärkt allerdings noch das Fermi Paradox (auch wenn ich jetzt versuche gerade nicht an Oumuamua zu denken).
Das macht die Frage nach dem "Filter" sogar noch drängender, da dies einer sein müsste, dem sowohl biologische als auch synthtische Intelligenz unterliegen müssten.

Die Frage nach mangelnder Motivation ist aber auch wieder eine schwaches Argument, da die nicht für jede synthetische Intelligenz gelten muss ... und dabei auch noch davon ausgeht, dass wir mit unserem Wissen über Kosmologie am Ende der Fahnenstange wäre. Ansätze wie das der "ewigen Inflation" (Urknall als Folge der Inflation, anstatt umgekehrt), wären dann alles Sackgassen.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Pham am 07. Juni 2024, 15:27:34
[...]
Cool, Du beschreibst gerade genau das, worum es im Roman "Der Splitter im Auge Gottes" geht :) Bei der dortigen Alien-Zivilisation ist der periodische Rückfall in die "Steinzeit" aus biologischen Gründen die Regel (es kommt zwangsweise immer zur Überbevökerung und dann zum "3.Weltkrieg" und Kollaps). Diese Aliens haben auf ihrer Welt nach dem x.ten Kollaps nicht nur schon alle fossilen, sondern auch alle nuklearen Brennstoffe aufgebraucht, und müssen als neue Zivilisation immer sofort mit der Kernfusion anfangen. Um das zu schaffen, werden vor einem Kollaps vorsorglich bunkerartige Lager angelegt, die das komplette technische Wissen enthalten, in die man aber nach einem Kollaps erst reinkommt, wenn man wieder ein gewisses Maß an Schlauheit aufgebaut hat (damit Steinzeitdeppen da nicht vorher schon reinkommen und alles kaputtmachen).

Der Roman ist allerdings aus den 70ern, wo man noch nichts mit erneuerbaren Energien zu tun hatte. Gäbe es heute einen Rückfall, dann könnte man bei einem Neuanfang direkt damit anfangen, was ja mittlerweile sowieso das simpleste und günstigste ist. Noch ein Filter weniger.

[...]

Den Roman habe ich vor ewigen zeit auch mehrfach gelesen ... ach was ... verschlungen.
Allerdings hatte die Splits darin ja noch ein verschärftes Problem, dass nicht nur alle Energieressourcen bereit verbraucht waren, sondern quasi ALLE Ressourcen, und sie immer jeweils von dem leben mussten was sie aus dem Schritt der Vorgängerzivilisation beschaffen konnten (Metalle, etc.). Ich war da schon beeindruckt, wie sie es trotzdem jedes mal wieder schaffen, sich zu einer planetaren Zivilisation auszudehnen ... und eigentlich auch zu einer interstellaren, wenn nicht das "Gate" von dem roten Riesen auf der anderen Seite blockiert wäre.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Erika am 13. Juni 2024, 07:36:59
Nicht nur Krieg kann die Zivilisation Beenden oder zum Schwinden bringen.
Unsere Kultur ist auch vermutlich gerade über den Zenit und im Sinken.

Neben den Kriegen und dem Verzetteln in Nebensächliches sehe ich die Hauptgefahr in der Ausschaltung der Evolution.
Der durchschnittliche IQ wird abnehmen. Irgendwann wird es niemanden mehr geben, der Reaktoren oder Raketen bedienen kann.

Wir werden das Denken u. Entwickeln an KI übertragen, das wird den Untergang noch viele Jahre hinauszögern. Aber zu einer interstellaren Zivilisation wird ich unsere Kultur nicht weiter entwickeln.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: einsteinturm am 13. Juni 2024, 09:53:54
Ja, das steht zu befürchten, obwohl ich denke und auch hoffe, dass es viele unklare Parameter gibt.
Ich hoffe Deine Signatur ist ironisch gemeint, wahrscheinlich denken 80% so und als Witz ist es ja ok. Aber da auch die Politik nur sagt, die Wichtigkeit von Bildung erkannt zu haben, aber nichts dafür tut, macht mich der Satz eher traurig. Er gilt vielleicht noch jetzt aber ganz sicher nicht mehr allzulange.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Pham am 13. Juni 2024, 14:27:07
[...]
Der durchschnittliche IQ wird abnehmen. Irgendwann wird es niemanden mehr geben, der Reaktoren oder Raketen bedienen kann.

[...]

Auch wenn das vermutlich tatsächlich so sein sollte (sinkende Intelligenz - Sinken des Durchschnitts-IQ ist nicht möglich, dieser ist immer bei 100%, egal wie tief unter der Grasnarbe er liegt ... so ist er definiert  ;) )
Aber dieser muss nicht zwingend dazu führend, dass es irgendwann niemand mehr geben wird, der kaum noch zwei Worte am Stück raus bringt.
Ich halte er ein Auseinanderdriften für wahrscheinlich: eine immer größere Menge von Menschen, die sogar mit "Big Brother" oder "The Bachelor" intellektuell überfordert sind und dagegen eine "Elite" welche sich geistig immer weiter entwickelt. DIESE wird sich dann irgendwann auf den Weg zu den Sternen machen, während der Rest seine Nahrung im Schlamm sucht.

Aber auch hier muss man sehr vorsichtig seine und kurzfristige Entwicklungen nicht als "grundsätzlich" betrachten. Heutzutage gibt es einen immer heftigere Kulturpessimismus, der der eigentlichen Situation auf der Welt nicht wirklich gerecht wird (die globale Situation ist in vielen Aspekten sehr viel besser als man meint und war dabei noch nie so gut wie heutzutage). Wir fokussieren derzeit viel zu massiv auf alle negativen Entwicklungen und übersehen dabei die vielen positiven. Das war noch vor wenigen Jahrzehnten genau andersherum.
Insofern sehe ich für uns Menschen weniger schwarz als es global derzeit den Anschein hat. Ja, es liegen einige heftige Krisen vor uns. Ich sehe auch auch jede Menschen Chancen ...auch trotz oder sogar wegen dieser Krisen.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Prodatron am 14. Juni 2024, 00:45:56
Der durchschnittliche IQ wird abnehmen. Irgendwann wird es niemanden mehr geben, der Reaktoren oder Raketen bedienen kann.
Erst zitiert Pham fast 1:1 "Der Splitter im Auge Gottes",
jetzt zitierst Du quasi 1:1 "Idiocray" (IMHO ein super Film) :D
Cooler Thread, auch weil ich generell Phams Postings liebe, meine nächste Antwort braucht aber noch was.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: Erika am 21. Juni 2024, 12:22:39
Neben der kulturellen Verdummung, sehe ich das Problem eher in der Ausschaltung der Evolution.
Es wird immer eine eine Oberschicht geben, die vom IQ etwas über der Masse der Bevölkerung sein wird.
Aber diese pflanzen sich nicht überproportional fort sondern liegen weit unter dem Bevölkerungsdurchschnitt.
Ich habe es glaube ich schon mal geschrieben, aber noch mal.
Bei funktionierender Evolution dürfte es mich nicht geben. Ich bin in 4ter Generation stark kurzsichtig. Normalerweise wäre einer meiner  Vorfahren tödlich verunglückt, bevor Fortpflanzung stadtgefunden hat.
Durch unsere Kultur erfolgt aber keine Selektion der ungünstige Mutationen. Ich denke, dass in weiteren 5 Generationen die Bevölkerung fast nur noch aus körperlich und geistig gehandicapten Menschen bestehen wird.
Wenn eine modere, freie und soziale Kultur wie unsere immer eine rückständige darwinistische wie z.B. den NS-Staat oder heute China überholt und besiegt, dann führt das dazu, dass eine Interstellare Zivilisation nicht möglich ist.

@einsteinturm
Meine Signatur ist ernst gemeint
Nichts wissen zu wollen, also Bildung und soziale Kompetenz abzulehnen, führt zu keinen sehr negativen folgen.
Jeder wird von unserer Kultur durchgefüttert, auch wenn er diese verabscheut oder bekämpft.
Titel: Re: Fermi Paradoxon
Beitrag von: MillenniumPilot am 04. Oktober 2024, 10:22:16
Neben der kulturellen Verdummung, sehe ich das Problem eher in der Ausschaltung der Evolution.
Es wird immer eine eine Oberschicht geben, die vom IQ etwas über der Masse der Bevölkerung sein wird.
Aber diese pflanzen sich nicht überproportional fort sondern liegen weit unter dem Bevölkerungsdurchschnitt.
Ich habe es glaube ich schon mal geschrieben, aber noch mal.
Bei funktionierender Evolution dürfte es mich nicht geben. Ich bin in 4ter Generation stark kurzsichtig. Normalerweise wäre einer meiner  Vorfahren tödlich verunglückt, bevor Fortpflanzung stadtgefunden hat.
Durch unsere Kultur erfolgt aber keine Selektion der ungünstige Mutationen. Ich denke, dass in weiteren 5 Generationen die Bevölkerung fast nur noch aus körperlich und geistig gehandicapten Menschen bestehen wird.
Wenn eine modere, freie und soziale Kultur wie unsere immer eine rückständige darwinistische wie z.B. den NS-Staat oder heute China überholt und besiegt, dann führt das dazu, dass eine Interstellare Zivilisation nicht möglich ist.

@einsteinturm
Meine Signatur ist ernst gemeint
Nichts wissen zu wollen, also Bildung und soziale Kompetenz abzulehnen, führt zu keinen sehr negativen folgen.
Jeder wird von unserer Kultur durchgefüttert, auch wenn er diese verabscheut oder bekämpft.

Da drin stecken gleich mehrere Denkfehler.

Zum einen hat die Evolution auch Fähigkeiten verkümmern lassen und durch neue Fähigkeiten ersetzt. Kurzsichtigkeit ist nicht zwangsläufig ein Schwächemerkmal, auch wenn es beim Menschen vielleicht so sein mag, unter allen Lebewesen sicher nicht.

Zweitens, imho ist das „Schlachtfeld der Evolution“ insbesondere beim Menschen die Intelligenz. Schlussendlich wird sich Wille und Wissen durchsetzen. Die Verdummung eines Teils der Menschheit in den sozialen Medien sehe ich aber auch. Das klingt unfassbar arrogant, ist aber so. Nal so als Beispiel. Vor 6 Monaten war ich zum Klassentreffen. Dort waren 80% der ehemaligen Mitschüler anwesend. Davon glauben 100%!!! an Chemtrails. Meine Expertise als Verkehrspilot konnte niemsnden überzeugen. Seitddm habe ich es endgültig aufgegeben, mich dazu zu äußern. Ich glaube und hoffe, dass diese, nennen wir es nochmal vom überheblichen Standpunkt aus, Volksverdummung, doch wieder eine Art Evolution in Gang setzt, bei der die Vernunft am Ende siegt und soziale Inkompetenz auf der Strecke bleibt.

Und drittens, ich weiß nicht, ob man den Charskter des Menschen einfach so in die Galaxie transferieren kann. Vielleicht sind wir ne große Aisnahme und andere Spezien haben ihre Prioritäten komplett anders gesetzt.