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Raumfahrt => Bemannte Raumfahrt => Thema gestartet von: Wilga35 am 11. Mai 2016, 14:33:21

Titel: Woschod-Programm
Beitrag von: Wilga35 am 11. Mai 2016, 14:33:21
Hallo,

dank Andreas´ Engagement findet man jetzt in der Mediengalerie zahlreiche Fotos zu Wostok / Woschod. Zu Woschod gibt es allerdings noch keinen Tread, deshalb eröffne ich zu dem Thema mal einen.
Zwar war das Woschod-Programm nur sehr kurz und umfasste nur zwei bemannte Flüge, dennoch hat es einen festen Platz in der Raumfahrtgeschichte bekommen, und dass vor allem wegen der dabei erzielten Erstleistungen. Beispielhaft dafür ist Leonows Ausstieg aus Woschod-2.
Eigentlich war das Programm mehr eine Notlösung, denn die Fertigstellung des neuen Sojus-Raumschiffs hatte sich deutlich verzögert, während die Amerikaner innerhalb des Gemini-Projekts ein allumfassendes Flugprogramm mit einem manövrierfähigen Raumschiff zur Vorbereitung der geplanten Mondlandung angekündigt hatten.
Um dennoch im Spiel zu bleiben und den Amerikanern wenigstens etwas entgegensetzen zu können, entschloss man sich im OKB-1, das Wostok-Raumschiff zu einem mehrsitzigen Raumschiff zu modifizieren. Im Prinzip beruhte Woschod also auf dem Wostok-Raumschiff und unterschied sich vor allem äußerlich nur wenig vom Vorgängermodell. Im Gegensatz zu Gemini war Woschod aber nach wie vor nicht manövrierfähig.
Über den wahren Charakter des Woschod-Raumschiffs wurde die Öffentlichkeit im Unklaren gelassen, vielmehr wurde suggeriert, dass es sich um eine völlige Neukonstruktion handelt. Vor allem aus dem Grund wurden damals auch keine Fotos von Woschod veröffentlicht, denn dann wäre der Schwindel offensichtlich geworden.
Mit jeweils nur einem Tag waren die Flüge der beiden Woschod relativ kurz. Die Rückkehr der Kosmonauten musste im Gegensatz zu Wostok in der Kapsel erfolgen, denn es war unmöglich, mehrere Kosmonauten aus der Kapsel zu katapultieren. Das für eine weiche Landung konstruierte Bremsraketensystem hat aber gute Dienste geleistet, sodass alle Kosmonauten die Landung unversehrt überstanden haben.
Bemerkenswert bei Woschod-1 und 2 war auch der weit nördlich gelegene Ort der Landung:

- Woschod-1: 54 Grad, 2 Minuten Nord; 68 Grad, 8 Minuten Ost
- Woschod-2: 59 Grad, 34 Minuten Nord; 55 Grad, 28 Minuten Ost

Kein weiteres bemanntes sowjetisch/russisches Raumschiff landete soweit nördlich wie diese beiden Kapseln. Ob Woschod-1 dabei die Landezone verfehlt hat ist nicht bekannt, Woschod-2 verfehlte dagegen den Zielpunkt deutlich und landete in der nordrussischen Taiga. Das lag vor allem an einer Verzögerung von 48 Sekunden bei der manuellen Zündung des Bremstriebwerks.
Allerdings ist die immer wieder genannte Abweichung von 2000 Kilometer zum geplanten Landeplatz definitiv falsch. Zum einen legte das Raumschiff während der besagten 48 Sekunden nicht eine derart große Strecke zurück, zum anderen hätte bei 2000 Kilometer Abweichung die planmäßige Landezone irgendwo in der Ukraine oder im Asowschen Meer liegen müssen, was unrealistisch ist.
Boris Tschertok nennt in seinen Memoiren (Raketen und Menschen, Band "Heiße Tage des kalten Krieges", Seite 255) eine Abweichung vom geplanten Zielpunkt von 368 Kilometern, was auch in Anbetracht der 48 Sekunden Bremsverzögerung reell sein dürfte.

Gruß, Wilga35
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Wilga35 am 11. Mai 2016, 14:44:17
Hier noch zwei Fotos der gelandeten Woschod-Kapseln:

(https://images.raumfahrer.net/up051628.jpg) (http://www.pic-upload.de/view-30619447/voskhod1-55.jpg.html)

Woschod-1 mit Schleifspur im Stoppelfeld.

(https://images.raumfahrer.net/up051629.jpg) (http://www.pic-upload.de/view-30619448/voskhod2-1.jpg.html)

Woschod-2 nach der Landung in der Taiga.

Diese und andere Woschod-Fotos wurden erst nach dem Ende der Sowjetunion öffentlich gemacht, vorher fand man dazu praktisch nichts.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: roger50 am 11. Mai 2016, 16:00:24
Moin,

ja, das Woschod-Programm war bis etwa 1990 geheimnisumwittert. Bis NPO Energia dann ein heute "berühmtes" Buch herausbrachte, in denen es klare Photos von Woschod (und erstmals auch der N-1 Trägerrakete) gab.

Zitat
Um dennoch im Spiel zu bleiben und den Amerikanern wenigstens etwas entgegensetzen zu können, entschloss man sich im OKB-1, das Wostok-Raumschiff zu einem mehrsitzigen Raumschiff zu modifizieren
.

Diese "Entscheidung" war aber unfreiwillig. Sergey Korolew, der mit seinem Team damals bereits am Sojus-Raumschiff arbeitete, sah sich dem 'sanften' Druck des Staats- und Parteichecfs Nikita Chruschtschows ausgesetzt, den an der Raumfahrt in erster Linie Propagandaerfolge interessierten.

Deshalb mußte Korolew in einem Crash-Programm die Woschod entwickeln. Und die Zeit fehlte dann später für Sojus.....

Die beiden Flüge der Woschod waren für die Kosmonauten sehr gefährlich, denn es gab keinerlei Rettungssystem für die Besatzungen. Wostok hatte wenigstens die Schleudersitze, aber die mußten entfernt werden, um die 2-3 Couches für die Kosmonauten unterbringen zu können.

Gruß
roger50

P.S.: Schön, daß wir jetzt einen Thread für dieses Programm haben.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: proton01 am 11. Mai 2016, 20:13:57
Die früheste Darstellung von Woßchod als Derivat von Wostok, die ich auf die Schnelle finden kann, ist von 1979 im Buch "Moskau militarisiert den Weltraum" von Rolf Engel (Seite 183).
Das früheste Foto in einem russischen Buch ist von 1981 in "Sowietskaja Kosmonawtika", vom Maschinostroenie Verlag, nicht von Energia.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: roger50 am 11. Mai 2016, 23:50:31
N'abend,

...hätte schreiben sollen: nach meiner Erinnerung... :-[

Gruß
roger50
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Wilga35 am 11. Mai 2016, 23:51:30
@proton01,
zweifellos hast Du recht, es gab zu Sowietzeiten auch schon entsprechende grafische Darstellungen. Meine Worte "praktisch nichts" bezogen sich auf reale Missionsfotos, ich habe das sicher etwas missverständlich formuliert.

Gruß,  Wilga35
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: roger50 am 12. Mai 2016, 02:12:24
Moin,

hier mal ein Bild von Woschod-1 auf der Rampe:

(https://images.raumfahrer.net/up051627.jpg)

Ich stelle es aus einem bestimmten Grund ein:

Hey, HausD, du hast tolle Beschreibungen der unterirdischen Installationen der R-7 Rampe eingestellt. Wie wäre es denn mal mit einem historischem Überblick über die überirdischen Konstruktionen seit der R-7 bis heute?

Da gab es sehr viele unterschiedliche Vorrichtungen bis zum heutigen Aussehen.... 8)

Gruß
roger50
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: guldentaler am 12. Mai 2016, 08:17:36
Hier gibt es einen Artikel:
http://www.raumfahrer.net/raumfahrt/bemannt/wosschod.shtml (http://www.raumfahrer.net/raumfahrt/bemannt/wosschod.shtml)
Bitte an die Moderatoren: Verlinkung herstellen.
Danke.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: proton01 am 12. Mai 2016, 10:13:44
N'abend,

...hätte schreiben sollen: nach meiner Erinnerung... :-[

Gruß
roger50

@proton01,
zweifellos hast Du recht, es gab zu Sowietzeiten auch schon entsprechende grafische Darstellungen. Meine Worte "praktisch nichts" bezogen sich auf reale Missionsfotos, ich habe das sicher etwas missverständlich formuliert.

Gruß,  Wilga35

Liebe Freunde,  das sollte keine Kritik und kein Vorwurf sein.
Ich finde es ja prima wenn ihr dies reichlich historische Thema aufbringt und die verfügbaren Infos sammelt.
Reale Missionsfotos ist ein schwieriges Thema. Die EVA-Fotos von Leonow sind ein Mix aus Flugfotos und Fotos vom Training. Die Bilder aus dem Inneren der Kapseln können genauso vom Training stammen.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: roger50 am 12. Mai 2016, 12:25:32
Moin,

wir sind inzwischen mächtig off-topic. Bitte laßt uns hier beim Woschod-Programm bleiben.

Wir könnten die generelle Diskussion "Sinn und Notwendigkeit von Rettungssystemen" in den Frage/Antwort-Bereich schieben....

Gruß
roger50
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Schillrich am 12. Mai 2016, 12:55:44
Ich teile den Thread gleich auf ...

Aber zu Woschod: Leider waren dieses Raumschiff und seine Missionen wohl eher verschwendete Ressourcen, um der kurfristigen propagandistischen Erfolge Willen. Während die USA mit Gemini eine echte, systematische Weiterentwicklung auf die Beine gestellt haben, mit der sie ihre Technologie auf ihr Ziel zutrieben, hat Woschod wohl Sojus verzögert ... vielleicht dadurch noch ein Nagel im Sarg des sowjetischen Mondprogramms.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Schillrich am 12. Mai 2016, 13:00:10
Die Diskussion zu Rettungssystemen ist jetzt hier:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=14318.msg362458#new (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=14318.msg362458#new)
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 12. Mai 2016, 13:26:32
Ich teile den Thread gleich auf ...

Aber zu Woschod: Leider waren dieses Raumschiff und seine Missionen wohl eher verschwendete Ressourcen, um der kurfristigen propagandistischen Erfolge Willen. Während die USA mit Gemini eine echte, systematische Weiterentwicklung auf die Beine gestellt haben, mit der sie ihre Technologie auf ihr Ziel zutrieben, hat Woschod wohl Sojus verzögert ... vielleicht dadurch noch ein Nagel im Sarg des sowjetischen Mondprogramms.

... Da ist was dran an dieser Betrachtungsweise .....
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Wilga35 am 12. Mai 2016, 14:40:36
Ich teile den Thread gleich auf ...

Aber zu Woschod: Leider waren dieses Raumschiff und seine Missionen wohl eher verschwendete Ressourcen, um der kurfristigen propagandistischen Erfolge Willen. Während die USA mit Gemini eine echte, systematische Weiterentwicklung auf die Beine gestellt haben, mit der sie ihre Technologie auf ihr Ziel zutrieben, hat Woschod wohl Sojus verzögert ... vielleicht dadurch noch ein Nagel im Sarg des sowjetischen Mondprogramms.

Glaube ich eher nicht. Die Kugelkabine und das Geräteteil wurden damals in Serie produziert und kamen vor allem für die Zenit-Aufklärungssatelliten zum Einsatz. Die paar Kabinen und Geräteeinheiten für das Woschod-Programm fielen da sicher kaum ins Gewicht.
Auch die R-7 Raketen in ihren verschiedenen Versionen wurden in großen Stückzahlen hergestellt, und auf die fünf zusätzlichen Raketen für das Woschod-Programm wird es kaum angekommen sein.
Ob die zusätzliche Arbeit an den Woschods ursächlich für die Verzögerungen bei der Fertigstellung des Sojus-Raumschiffs waren, wage ich zu bezweifeln. Schließlich lag ja der Grundentwurf in Form der Wostok-Kapsel bereits vor. Und so gravierend dürfte der Aufwand nicht gewesen sein, um aus Wostok das mehrsitzige Woschod-Schiff zu machen.
Ob die Weiterentwicklung überhaupt sinnvoll war steht dabei auf einem anderen Blatt. Eher nicht, denn langfristig brachten die Woschod-Flüge garnichts. Kurzfristig schon, man hatte ein paar nette Propagandaerfolge aufzuweisen und konnte sich mit weiteren kosmischen Erstleistungen brüsten. Nur das zählte.

Gruß, Wilga35
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Schillrich am 12. Mai 2016, 15:05:54
Bei den Ressourcen für den reinen Bau fiel das wohl wirklich kaum ins Gewicht. Die Raketen wurden für die Satellitenstarts gebaut, ebenso die Zenit-Satelliten.

Aber das Raumschiff zu verändern (weiterzuentwickeln), zu testen (es gab ja Testflüge), zu qualifizieren, sicher zu machen ... das ist Aufwand, den wahrscheinlich nicht "jeder" leisten konnte, sondern Experten bedurfte. Experten sind meist eine begrenzte Ressource und hinterlassen irgendwo eine Lücke. Da muss man sich fragen, wo man sie am besten/produktivsten einsetzt. Wären sie in der Sojus-Mannschaft besser eingesetzt gewesen?
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 12. Mai 2016, 15:25:30
... und wenn man sich die Woschod-1 so ansieht, dann ist das ein Graus, wie man hier das Leben der drei mutigen Männer aufs Spiel gesetzt hat. Allein die Instrumentenanordnung muss für die Bedienung eine Katastrophe gewesen sein. Die Bilddatenbank zu Woschod-1 folgt übrigens.
Und nicht umsonst hat sich der Konstrukteur selber in die Kugel-Kiste für den Flug gesetzt (Feoktistow).
Eben unerschütterliches Vertrauen in die eigene Arbeit und Technik.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: proton01 am 12. Mai 2016, 15:49:07
Ich teile den Thread gleich auf ...

Aber zu Woschod: Leider waren dieses Raumschiff und seine Missionen wohl eher verschwendete Ressourcen, um der kurfristigen propagandistischen Erfolge Willen. Während die USA mit Gemini eine echte, systematische Weiterentwicklung auf die Beine gestellt haben, mit der sie ihre Technologie auf ihr Ziel zutrieben, hat Woschod wohl Sojus verzögert ... vielleicht dadurch noch ein Nagel im Sarg des sowjetischen Mondprogramms.
Immerhin haben sie dabei eine EVA durchgeführt, das Verfahren getestet, den Raumanzug erprobt, usw. Sonst hätte es beim Umstieg zwischen Soyuz 4 und 5 mögicherweise mehr Probleme gegeben. Und die Woßchod Flüge wurden durchgeführt zu einem Zeitpunkt, an dem die Sojus Kapsel nicht bereit stand für bemannte Flüge. Insofern war es keine Verschwendung aus meiner Sicht.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: roger50 am 12. Mai 2016, 16:24:51
Moin,

Und die Woßchod Flüge wurden durchgeführt zu einem Zeitpunkt, an dem die Sojus Kapsel nicht bereit stand für bemannte Flüge. Insofern war es keine Verschwendung aus meiner Sicht.

Es war sicherlich eine Verschwendung an menschlichen Ressourcen, denn das selbe Team, welches das Woschod-Raumschiff unter enormen Zeitdruck entwickeln und bauen mußte, stand nicht mehr für die Arbeit an Sojus zur Verfügung. Mit den bekannten Fehlern in den ersten Sojus-Testflügen (unbemannt/bemannt) .... :(

Man schaue nur mal auf den Zeitrahmen:

Das Dekret von Staats- und Parteiführung zur Durchführung des Woschod-Programms wurde am 13.April 1964 unterschrieben. Insgesamt wurden 9 Raumschiffe bewilligt, in den Versionen 3KV (3er Crew)und 3KD (2er Crew + Luftschleuse).

Am 6.10.64, nur 6 Tage vor dem ersten bemannten Flug, erfolgte der erste 3KV-Teststart (Kosmos-47). Der 2.unbemannte Testflug (3KD, Kosmos-57) dann am 22.2.65, knapp 1 Monat vor Woschod-2.

Entwicklung, Bau und Flug von 4 Raumschiffen in weniger als einem Jahr....

Es waren offenbar noch ein weiterer unbem. Testflug und 4 bemannte Flüge geplant. Darunter Anfang 1966 ein 18-tägiger Dauerflug (Woschod-3) und ein Flug mit rein weiblicher Besatzung (Woschod-5). Zumindest bis 1966 also arbeitete man noch intensiv an weiteren Flügen. Woschod-3 wurde gestrichen, weil die 4 Tage, die der Flug länger als Gemini-7 gedauert hätte, keinen Propagandaerfolg mehr geliefert hätte. Und die späteren Mission wurden nach dem Tod von Sergei Korolow sofort gecancelt.

Nur wenige Monate später, am 28.11.66 startete dann bereits die erste unbemannte Sojus-Kapsel, die zahllose Fehler aufwies. Was ich u.a. auf die jahrelange "Ablenkung" der Entwicklungsteams durch Woschod zurückführe.

Gruß
roger50
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Wilga35 am 12. Mai 2016, 18:18:47
Es waren offenbar noch ein weiterer unbem. Testflug und 4 bemannte Flüge geplant.

Hallo roger50,

bei dem von Dir angesprochenen weiteren unbemannten Testflug handelt es sich um Kosmos-110 (3KW Nr. 5) mit den beiden Hunden Weterok und Ugoljok. Der Flug diente primär der Vorbereitung des Langzeitfluges von Woschod-3 mit zwei Kosmonauten. Kosmos-110 startete am 22. Februar 1966 (kurz nach Koroljows Tod) und war für 25 Tage angesetzt, wurde aber wegen des schlechten Gesundheitszustandes der Hunde sowie einer sich tendentiell verschlechternden Bordatmosphäre drei Tage vorzeitig, am 16. März 1966 beendet. Die Hunde waren aufgrund des hohen Apogäums von 904 km einer starken Strahlenbelastung ausgesetzt und starben beide wenige Wochen nach dem Flug.
Daraufhin wurde die bemannte Mission Woschod-3 zunächst immer weiter verschoben und schließlich stillschweigend ganz abgesetzt. Das war dann auch das Ende des gesamten Woschod-Programms, und im ZKBEM (ex OKB-1) konzentrierten sich nunmehr alle Anstrengungen auf die Fertigstellung des Sojus-Raumschiffs.

Gruß, Wilga35
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 13. Mai 2016, 08:09:10
Die (nicht geflogene) Woschod-3 sollte nach meiner Kenntnis im Energia-Museum stehen. Bild folgt - Bitte etwas Geduld.

Übrigens, wenn hier von "Verschwendung" die Rede ist, finde ich: Das ist vielleicht nicht das richtige Wort.
Sagen wir mal lieber: Nicht optimal eingesetzte Kapazitäten, bedingt durch die Unterordnung an die politischen Vorgaben.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Schillrich am 13. Mai 2016, 08:16:32
Nicht optimal eingesetzte Kapazitäten ist aber nur ein Euphemismus für Verschwendung... ;)

Ich erinnere mich gerade an die 80er Jahre, als ich mich als Kind das erste Mal in die sowjetische Raumfahrt eingelesen hatte. Von Woschod kannte ich keine echten, guten, vollständigen Abbildungen, nur diese eine nichtssagende Innenansicht. Mir kam das aber irgendwie komisch vor: ein neues Raumschiff (da neuer Name), dass sogar 3 Mann tragen kann (warum dann noch Sojus?) ... und dann nur zwei Flüge? ... das hat sich dann erst viel später für mich aufgelöst.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: jakda am 13. Mai 2016, 16:55:47
Die Verwendung des Begriffs "Verschwendung" ist oberflächlich und nicht konstruktiv.
Warum? Weil es eine reine Beurteilung aus heutiger Sicht ist, ohne auf die historischen Vorgaben und Zwänge einzugehen,
aber als Wort eine sehr starke (Ab-)Wertung ist...
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 13. Mai 2016, 19:38:38
Ja mit der deutschsprachigen feinfühligen Wortwahl ist das so eine Sache ..... .

Hier nun die Bilder, von denen ich glaube, es ist Woschod-3. Ich hatte mich damals bei dem relativ kurzen Auffenthalt im Museum nicht um dieses Exponat gekümmert und mehr durch Zufall fotografiert.
Man war ja froh, überhaupt in die Halle reinkommen zu dürfen. Und man wusste nicht, was einen konkret erwartet.

(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030212933-67639bd2.jpg)   (https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030212930-12e3e4c0.jpg)
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Trillian am 13. Mai 2016, 20:17:52
Der Spiegel hatte 1973 eine Serie mit den Titel "Die geheime Geschichte der sowjetischen Raumfahrt".
In der Ausgabe 32/1973 kann man etwas über Wostok bzw. Woschod lesen. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41955464.html (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41955464.html)
mfg.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Schillrich am 13. Mai 2016, 21:06:30
Der Konus auf der Kapsel ... war der für den Fallschirm der Kapsellandung? Oder hatten sie dort andere/weitere Dinge eingebaut?
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 13. Mai 2016, 21:14:49
Der Spiegel hatte 1973 eine Serie mit den Titel "Die geheime Geschichte der sowjetischen Raumfahrt".
In der Ausgabe 32/1973 kann man etwas über Wostok bzw. Woschod lesen. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41955464.html (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41955464.html)
mfg.

Der Artikel ist mit äußerster Vorsicht hinsichtlich Genauigkeit zu betrachten. Er basiert auf dem Buch "Moskaus großer Bluff" von Leonid Wladimirow. Dieser hatte sich Ende der 60er in den Westen abgesetzt.
Einige Dinge, die er dort in dem Buch beschreibt (oder enthüllt), sind einfach falsch. Aber die Erkenntnislage war damals eben sehr dürftig. Ich habe mich mit Wladimirow in einem anderen Zusammenhang beschäftigt, daher kenne ich das Buch.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 13. Mai 2016, 21:24:47
Der Konus auf der Kapsel ... war der für den Fallschirm der Kapsellandung? Oder hatten sie dort andere/weitere Dinge eingebaut?
Die Frage geht eigentlich an unserer Wostok-Spezialisten .... Wilga und co. ...  :D
In RaumfahrtConcret wurde das mal im Detail beschreiben. Es handelt sich, wenn ich mich recht erinnere, um ein zusätzliches Bremstriebwerk für den Notfall. Bei Wostok gab es so etwas nicht.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 13. Mai 2016, 21:41:40
Kleine Erweiterung der Bilderdatenbank: Jetzt auch Woschod-1
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/29/20231029030752-ce97fbe1.jpg)
Mal sehen, wer erklären kann, wie man im Sitz angeschnallt an das Zahlenschloss und den Steuerhebel zur Handsteuerung kommt.  ;)
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 13. Mai 2016, 21:49:33
Der Konus auf der Kapsel ... war der für den Fallschirm der Kapsellandung? Oder hatten sie dort andere/weitere Dinge eingebaut?
Die Frage geht eigentlich an unserer Wostok-Spezialisten .... Wilga und co. ...  :D
In RaumfahrtConcret wurde das mal im Detail beschreiben. Es handelt sich, wenn ich mich recht erinnere, um ein zusätzliches Bremstriebwerk für den Notfall. Bei Wostok gab es so etwas nicht.
Und der Notfall trat ein, dieses Bremstriebwerk kam auch zum Einsatz, soweit ich informiert bin.

Gruß    Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 13. Mai 2016, 22:03:08
Genau... Woschod-2. Einer peilte über den Visor und über den Globus. Dann gab es die Handsteuerungshebel noch zu erreichen. Das die Jungs überhaupt die UdSSR getroffen haben, ist schon 'ne Leistung.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Wilga35 am 13. Mai 2016, 23:09:23
In der Tat beherbergte der aufgesetzte Konus ein zusätzliches Feststoff-Bremstriebwerk, das für den Fall des Versagens des primären Bremstriebwerks zum Einleiten der Rückkehr zum Einsatz gekommen wäre. Harro Zimmer behauptete in seinem Buch "Der Rote Orbit" dann auch, dieses Triebwerk wäre zum Einleiten der Rückkehr von Woschod-2 benutzt worden, was aber offensichtlich nicht stimmt.
Zwar konnte bei Woschod-2 das primäre Bremstriebwerk von der Automatik nicht gezündet werden, sodass man einen weiteren Orbit fliegen musste. Im folgenden Umlauf konnte Beljajew das primäre Triebwerk aber von Hand aktivieren, mit den bereits erwähnten 48 Sekunden Verzögerung, was dann auch die Rückkehr einleitete.
Das zusätzliche Feststoff-Bremstriebwerk war ein reines Notsystem, das zum Glück nie zum Einsatz kommen musste. Es hatte enorme Schubkraft und hätte die Kapsel regelrecht aus dem Orbit katapultiert.

Gruß, Wilga35
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: proton01 am 14. Mai 2016, 00:08:25
In der Tat beherbergte der aufgesetzte Konus ein zusätzliches Feststoff-Bremstriebwerk, das für den Fall des Versagens des primären Bremstriebwerks zum Einleiten der Rückkehr zum Einsatz gekommen wäre. Harro Zimmer behauptete in seinem Buch "Der Rote Orbit" dann auch, dieses Triebwerk wäre zum Einleiten der Rückkehr von Woschod-2 benutzt worden, was aber offensichtlich nicht stimmt.
Zwar konnte bei Woschod-2 das primäre Bremstriebwerk von der Automatik nicht gezündet werden, sodass man einen weiteren Orbit fliegen musste. Im folgenden Umlauf konnte Beljajew das primäre Triebwerk aber von Hand aktivieren, mit den bereits erwähnten 48 Sekunden Verzögerung, was dann auch die Rückkehr einleitete.
Das zusätzliche Feststoff-Bremstriebwerk war ein reines Notsystem, das zum Glück nie zum Einsatz kommen musste. Es hatte enorme Schubkraft und hätte die Kapsel regelrecht aus dem Orbit katapultiert.
Gruß, Wilga35
Stimmt. Das Problem war aber nicht das Antriebssystem selbst, sondern die Orientierung gelang nicht, da ein Sonnensensor versagte. Daher hat die Automatik die Zündung unterbunden. Beim nächsten Orbit haben beide Kosmonauten die Kapsel von Hand orientiert und das Triebwerk von Hand gezündet.
Das Reservetreibwerk hatte 87 kg Festtreibstoff und produzierte 118 kN Schub für 2 Sekunden.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Schillrich am 14. Mai 2016, 06:03:22
Warum hielt man dieses Triebwerk für notwendig, im Vergleich zu Wostok?
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 14. Mai 2016, 08:27:06
Warum hielt man dieses Triebwerk für notwendig, im Vergleich zu Wostok?
Ich kann mir vorstellen, dass das mit dem anvisierten Orbit zu tun hat. Die Wostoks wurden auf Bahnen gebracht, bei denen der Restwiderstand der Atmosphäre in einem möglicherweise überlebbaren Zeitraum für einen Wiedereintritt gesorgt hätte. Gagarins R7 indes tat zuviel, und das Apogäum geriet zu hoch.

Die beiden Woschods waren wegen der konstruktiven Zwänge Gewicht zu sparen mit deutlich geringeren Vorräten pro Person versehen, und wurden ausserdem auf Bahnen mit geplanter Weise (-vielleicht konnte man aus technischen Gründen auch gar nicht anders-) höherem Apogäum gebracht, das keinen "baldigen automatischen" Wiedereintritt mehr zuließ, den eine lebende Besatzung bei Fehlfunktionen oder Defekten hätte abwarten können.

Woschod-Bahnen nach Heinz Mielke - Meyers Taschenlexikon Raketentechnik Raumfahrt - VEB Bibliographisches Institut Leipzig 1967:

Woschod 1:
Bahn 178x409 km, Neigung 65 Grad
Start 12.10.1964, Flugdauer 24h 17m, 16 Umläufe

Woschod 2:
Bahn 173x495 km, Neigung 65 Grad
Start 18.03.1965, Flugdauer 26h 02m, 18 Umläufe

Deshalb gab es zusätzlich zum Bremsraketensystem TDU hinten noch das Feststoffbremsraketensystem TPRD vorne.

Soweit mein Stand - dabei war ich aber nicht ;-)

Gruß   Pirx

Edit: Daten ergänzt.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Trillian am 14. Mai 2016, 12:38:13
Bei den Woschod-Programm gab es zwei Unbekannte: Das eine betraf das Aussehen von Woschod? Und dabei stellt sich die Frage wann war es bekannt das Woschod eigentlich nur Wostok war? Mit dem Verweis auf den Spiegel wollte ich nur andeuten dass es relativ früh bekannt war! Ich gehe davon dass eine überregionale deutsche Tageszeitung (FAZ oder SZ) schon vor 1968 einen Artikel über das Aussehen von Woschod hatte. Das zweite unbekannte war das Landeverfahren, dazu möchte ich aus einen Buch aus den Jahr 1968 zitieren „…Im Fall der Woschod jedoch blieb die Besatzung an Bord, und ein in Bodennähe ausgelöstes Landungssystem ermöglichte das Aufsetzen auf die Erde mit einer Geschwindigkeit von praktisch Null. Über dieses System, das nach der Aussage eines der drei Kosmonauten »mit der Sanftheit eines Hubschraubers aufsetzten gestattet«, sind keinerlei Angaben veröffentlicht worden. …“
Über dieses Landungssystem gibt es in Bücher die vor 1970 veröffentlicht worden sind unterschiedliche Andeutungen. Das Bremstriebwerke ist unterhalb angebracht worden, wie dann bei Sojus. Oder es gab’s eine Bremsrakete, wie sie später bei den MARS-Missionen eingesetzt worden sind.
In den Buch befindet sich auch ein Bild über Woschod mit folgender Legende: „Das Raumschiff Woschod in seiner aerodynamischen Schutzhülle (ganz rechts die letzte Stufe der Trägerrakete). Die Wölbung, die man sieht, ist die Verkleidung der Schleusenkammer. Die Abbildung zeigt die allgemeine Ähnlichkeit der Woschod mit der Wostok. Der wesentlichste Unterschied scheint in der Verlängerung der Endstufe zu liegen.“
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Wilga35 am 14. Mai 2016, 13:35:19
Über dieses Landungssystem gibt es in Bücher die vor 1970 veröffentlicht worden sind unterschiedliche Andeutungen. Das Bremstriebwerke ist unterhalb angebracht worden, wie dann bei Sojus. Oder es gab’s eine Bremsrakete, wie sie später bei den MARS-Missionen eingesetzt worden sind.

Zum Woschod-Landesystem habe ich eine Grafik von Dietmar Röttler (das Einverständnis von ihm zur Veröffentlichung im Forum liegt vor) bekommen, die ich hier mal einfüge.

(https://images.raumfahrer.net/up051626.jpg)

Grafik: (c) Dietmar Röttler

Vielleicht kann es einer der Moderatoren hier im Forum so einbinden, dass es ohne Anklicken des Links sofort zu sehen ist.
Habe es nun selbst hinbekommen, mittels Anleitung von fl67. Danke!
Gruß, Wilga35
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Trillian am 14. Mai 2016, 14:28:30
Wenn ich richtig sehe, ist es das Landesystems dass die Sowjetunion später in ihren Marslandern "Mars 2" und "Mars 3" eingesetzt haben. Kurzbeschreibung: Kurz vor dem Aufsetzen, in etwa 30 m Höhe wurde der Fallschirm abgetrennt. In 20 m Höhe wurde ein Bremstriebwerk eingeschaltet.
Die Kurzbeschreibung habe ich aus einer Broschüre die im Jahre 1992 erschienen ist.
Man kann auch sagen es handelt sich um einen verkleinerten Rettungsturm.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Schillrich am 14. Mai 2016, 14:42:46
Steckte diese Landetriebwerk dann auch in dem Frontkonus/-zylinder?
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Trillian am 14. Mai 2016, 15:39:48
In diesen Frontkonus war wahrscheinlich nur ein Feststofftriebwerk, dessen einzige Funktion darin bestand zum Einsatz zu kommen, wenn das eigentliche Triebwerk versagt hatte. Vor den Eintritt in die Erdatmosphäre wurde das Teil von der Rückkehrkapsel abgetrennt (es hatte auch den Schwerpunkt der Rückkehrkapsel verändert). Die zwei Fallschirme und das Landetriebwerk befanden sich innerhalb der Rückkehrkapsel, wie bei den Wostok-Kapseln.
Ich gebe zu, dass vermute ich, weil es in der deutschen Literatur praktisch zu Woschod nichts gibt, dass einzige was gibt’s sind Andeutungen!
mfg
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 14. Mai 2016, 15:50:51
Das ist eher unwahrscheinlich. (Landetriebwerk) Es trat die reine Kugel den Eintritt an. Die Aufbauten wurden abgesprengt - eher abgeworfen. Die Kugel war mit vier Stahlbandlaschen an der Gerätesektion mit Sprengbolzen befestigt. Wo sich an der Spitze die Stahlbänder kreuzten, war auch der Konus befestigt - an den Stahlbändern, nicht an der Kugel selber.
Im Moskauer Museum der Kosmonautik steht das Modell von KOSMOS-1514. Diese Konstruktion ist defakto "Wostok". Man sieht gut die Stahlbandlaschen und den Trennmechanismus. Auch ist der "Große Stecker" gut zu sehen, der die Kabelverbindung von der Gerätesektion zur Kugel-Kabine realisiert. Dieser wird beim absprengen der Kugel getrennt. Bei Wostok-1 ging das schief und die Gerätesektion verbunden mit dem Kabelbaum schleuderte um die Kugel. Erst später brannten die Verbindungen durch. Durch diese Störung der ballistischen Flugbahn kam Gagarin rund 300 Kilometer zu früh herunter, wo die Bergungsmanmschaft natürlich  NICHT auf ihn wartete. Aber das ist eine andere Geschichte. Bilder stelle ich gleich rein.

Bin etwas zu langsam mit dem Tippen... hatte sich überschnitten.
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030213021-4babcd8a.jpg)   (https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030213026-356d49cb.jpg)    (https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030213023-d4de25bf.jpg)
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 14. Mai 2016, 15:55:17
... Ich gebe zu, dass vermute ich, weil es in der deutschen Literatur praktisch zu Woschod nichts gibt, dass einzige was gibt’s sind Andeutungen!
mfg

Welche deutsche Literatur meinst Du? Ich möchte da schon etwas differenzieren. Das was in der DDR erschienen war und das was im übrigen westlichen deutschsprachigen Raum aufgelegt wurde.  Da gab es riesige Unterschiede. Und der "eiserne Vorhang" trennte auch informativ.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 14. Mai 2016, 15:58:46
Ganz kurz noch was zu den Bremsraketen. Diese waren in den Anfang-60er-Jahren in der Sowjetunion nicht neu. Die Sowjetarmee probte große Luftlandemanöver u.a. auch mit Luftlandepanzern. Die Fallschirme waren mit Bremsraketen ausgerüstet, damit das Gerät nicht gleich hart auf dem Boden aufschlug. Bei Woschod hat man sich solcher vorhandenen Systeme bedient.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 14. Mai 2016, 16:41:11
Bei den Woschod-Programm gab es zwei Unbekannte: Das eine betraf das Aussehen von Woschod? Und dabei stellt sich die Frage wann war es bekannt das Woschod eigentlich nur Wostok war? ...
Zu Zeiten eines der Höhepunkte des kalten Kriegs kaufte ich in Prag im August 1986 das "transpress Lexikon Raumfahrt Weltraumforschung", transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1986, Autor Heinz Mielke.

Dort sind detaillierte Grafiken von Wostok (S. 543) und Woschod (S. 541) enthalten, die neben dem Text Klarheit hinsichtlich der Verwandtschaft der Raumfahrzeuge schaffen. Eine der Beschriftungen der Woschod-Grafik lautet übrigens: "modifizierte Wostok-Kapsel".

Gruß   Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 14. Mai 2016, 16:48:46
Steckte diese Landetriebwerk dann auch in dem Frontkonus/-zylinder?
Nein, der zylinderförmige Konstruktion dürfte den Wiedereintritt nicht überstanden haben. Außerdem wäre sie als Landetriebwerk irgendwie auch auf der völlig falschen Seite in Bezug auf die Körper der Besatzung ...

Hier geht imho gerade einiges durcheinander. Dass die Woschod-Fallschirmlandung wie in der bunten Grafik oben (Post # 35) ausgesehen haben soll, kann ich mir auch gar nicht vorstellen.

Wenn wir das Bild am Anfang des Threads zu Gagarins Flug
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=10775.0 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=10775.0)
richtig als gelandete Woschod-Kapsel indentifiziert haben, wissen wir auch, wie der "Fallschirmanschluss" aussieht.

Gruß   Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 14. Mai 2016, 17:18:03
... Modell von KOSMOS-1514 ...   (https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030213021-4babcd8a.jpg) ...
Jepp. Alias Bion 6. Eine von vielen Varianten des Wostok-Raumschiffs ... bzw. des Zenit-Photoaufklärers.

Gruß   Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 14. Mai 2016, 19:31:44
Zu Zeiten eines der Höhepunkte des kalten Kriegs kaufte ich in Prag im August 1986 das "transpress Lexikon Raumfahrt Weltraumforschung", transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1986, Autor Heinz Mielke.

Dort sind detaillierte Grafiken von Wostok (S. 543) und Woschod (S. 541) enthalten, die neben dem Text Klarheit hinsichtlich der Verwandtschaft der Raumfahrzeuge schaffen. Eine der Beschriftungen der Woschod-Grafik lautet übrigens: "modifizierte Wostok-Kapsel".

Gruß   Pirx

Mielke... immer wieder Mielke! Ja der Mann wußte was! Übrigens auch DDR-Raumfahrtfans kauften in jenem Laden in Prag ("Kulturzentrum der DDR in der CSSR") Bücher ein. Viele Bücher vom Transpress-Verlag erreichten gar nicht die Ladenteke im heimischen Buchladen, weil sofort ausverkauft. OK: Mielkes Raumfahrtlexikon gab ea auch als dtv-Lexikon der Raumfahrt und Raumfahrttechnik (ich habe die Ausgabe 1972) und Lexikon der Raumfahrt und Raketentechnik vom Werner Hörmann Verlag Bonn (1970) im Westen. Beides als Transpress-Lizens.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 14. Mai 2016, 19:34:36
Dass die Woschod-Fallschirmlandung wie in der bunten Grafik oben (Post # 35) ausgesehen haben soll, kann ich mir auch gar nicht vorstellen.
...

Doch, das funktioniert. Die Zeichnung ist nur eine Prinzipskizze, die die Größenverhältnisse missachtet. Die Pulverraketen zur Bremsung müssen mit dem Fallschirm zusammen untergebarcht sein. Sie hängen an den Fallschirmleinen zwischen Kapsel und sich aufteilenden Schirmleinen. Wie die Auslösung erfolgt, weis ich nicht. Ich vermute aber, dass hier tatsächlich das System der Luftlandepanzer übernommen wurde. Das funktionierte ja und musste nur entsprechend mit eingebaut werden. Auslösung vermutlich über eine Leine, die bei Bodenberührung den Zündmechanismus auslöste. Ich tue mich etwas schwer, ein entsprechendes Video zu finden. Das meiste sind Propagandavideos und keine technischen Beschreibungen.
Anmerkung: Heutige russische Luftlandepanzer verwenden das System nicht mehr. Hier kommt ein Airbag zum Einsatz .

Ich habe leider keinen "schöneren" Film auf die Schnelle gefunden: Bitte ab Position 5:10 ansehen.


Der Herr, der da im Hintergrund "Reißzwecken gurgelt" ist übrigens Wladimir Wyssozki.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Semjonowitsch_Wyssozki (https://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Semjonowitsch_Wyssozki)
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 14. Mai 2016, 20:24:43
So etwas?



Gruß   Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 14. Mai 2016, 20:37:48
Ja, so in etwa. Das ist das Prinzip. Es ist aber zu beachten. Bei meinem und Deinem Filmchen (vermutlich 90er Jahre) war der Fallschirm relativ klein, die Landegeschwindigkeit daher hoch. Umso größer müssen die Raketenladungen sein. In den Anfang-60er-Jahren hing der Luftlandepanzer an vier (oder drei?) großen Hauptschirmen mit noch Nebenschirmen. Insofern musste der Bremsimpuls auch geringerer gewesen sein, Daher kleinere Raketen. Ich suche immer noch nach Video-Beispielen aus der Zeit. In meinen Büchern habe ich die Fotos drin.
 ???
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 14. Mai 2016, 20:59:24
Ja, so in etwa. Das ist das Prinzip ...
Und das ganze Zeugs (Schirme, Raketen) war in dem Fallschirmbehälter in der Kapsel drin ... ?!. Die ESA beschreibt, wie Foton-M2 (noch so ein Wostok-Klon) gelandet ist.  In rund 300 km über der Erde bei 7,8 km/s wurde eine halbe Stunde vor der Landung 45 Sekunden lang das Bremstriebwerk des Servicemoduls betrieben. 8,5 Minuten vor der Landung zog ein Pilotschirm den Überschallschirm heraus, der für eine Abbremsung auf Unterschallgeschwindigkeit sorgte. Rund 30 Sekunden später in rund 2,5 km Höhe wurde der Hauptschirm geöffnet, der auf 10 m/s bremste. 0,35 s vor dem Aufschlag sorgten Bremsraketen für eine Verzögerung auf 3 m/s (das sind 10,8 km/h).

(Quelle: http://www.esa.int/About_Us/ESA_Permanent_Mission_in_Russia/European_experiments_back_on_Earth_with_successful_conclusion_of_Foton-M2_mission (http://www.esa.int/About_Us/ESA_Permanent_Mission_in_Russia/European_experiments_back_on_Earth_with_successful_conclusion_of_Foton-M2_mission) )

Jetzt wäre ein Video von einer Foton-M-Landung interessant ...

Gruß   Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 14. Mai 2016, 21:14:06
Und das ganze Zeugs (Schirme, Raketen) war in dem Fallschirmbehälter in der Kapsel drin ... ?!.
...
Rund 30 Sekunden später in rund 2,5 km Höhe wurde der Hauptschirm geöffnet, der auf 10 m/s bremste. 0,35 s vor dem Aufschlag sorgten Bremsraketen für eine Verzögerung auf 3 m/s (das sind 10,8 km/h).


Ja.. muss wohl so gewesen sein. Das mit den Bremsraketen ist nirgends so konkret beschreiben worden. Aber ich finde keine andere Erklärung. Man muss also an der Fallschirmkonstruktion herumgebastelt haben, um die Raketen mit in den Behälter unter zu bringen. Ob der Behälter selber größer geworden ist, ist aus den Vergleichsbildern (für mich) nicht eindeutig ersichtlich. Mann könnte es vermuten.
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/29/20231029030654-2478f6c1.gif)
Vergleiche die linke (korregierter Fehler von mir - sorry ) Seite der Einstiegsluke z.B. Woschod-1 mit Wostok-6.
(https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030212904-2e43bae8.jpg)  (https://media.raumfahrer.net/upload/2023/10/30/20231030205744-2d121bd7.jpg)
Aber das ist reine Spekulation von mir.
Das mit den 10m/s Landegeschwindigkeit am Hauptschirm stimmt mit Wostok überein.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 14. Mai 2016, 21:24:23
...
Vergleiche die rechte Seite der Einstiegsluke z.B. Woschod-1 mit Wostok-6....
Sofern Du links statt rechts meinst - imho ist der Fallschirmbehälter links bei der Orientierung der offenen Kapseln - stimme ich Dir zu. Die in die Kapsel "gewachsene" Beule könnte ein Indiz für ein voluminöseres Bremssystem sein.

Gruß   Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Trillian am 14. Mai 2016, 21:34:05
Aus den Buch
Harro Zimmer: „Der rote Orbit: Glanz und Elend der russischen Raumfahrt / Harro Zimmer. – Stuttgart: Franckh-Kosmos, 1996

„… Um den harten Aufprall der Kapsel abzuschwächen, wurde unter dem Hauptfallschirm noch eine kleine Rakete angebracht, die kurz vor dem Aufsetzen zündete. Hiermit konnte die Sinkgeschwindigkeit von 8-10 m/s auf 0-2 m/s reduziert werden. Für Testzwecke mußte Titows Wostok-2-Landekapsel herhalten. Als man jedoch im August 1964 auf der Krim den Versuch mit Bremsrakete und Fallschirm durchführte, ging alles schief. Die Kapsel schlug aus großer Höhe hart auf und zerschellte. …“
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 14. Mai 2016, 21:43:25
Die Suche hat sich (etwas) gelohnt. Wie gesagt, war das System in den 60er etwas anders und vermutlich kleiner.
Ich habe ein Bild eines damals gängigen Luftlandepanzers gefunden.... mit der Bremsrakete für den Fallschirm.
Macht Euch selber einen Reim, ob so etwas in den Fallschirmbehälter bei einer entsprechenden Vergrößerung rein gepasst hätte.
Link: http://rufor.org/showthread.php?t=18969 (http://rufor.org/showthread.php?t=18969)
Bzw.: https://images.raumfahrer.net/up051785.jpg (https://images.raumfahrer.net/up051785.jpg)
Bild eines АСУ-57: Zu sehen sind vorn rechts die Fallschirmleinen und der Raketensatz. Etwas scrollen.
Bitte nicht täuschen lassen. Der Panzer ist sehr klein.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 14. Mai 2016, 22:13:58
Noch was gefunden und dann mache ich Schluss für heute:
Also das Bremssystem der Woschod-1 und 2 stammt tatsächlich von den Luftlandepanzern und heist:
"Реактавр"
Siehe: http://vremya4e.com/world/print:page,1,36261-amerikanskoe-dzhipometanie-i-kosmos.html (http://vremya4e.com/world/print:page,1,36261-amerikanskoe-dzhipometanie-i-kosmos.html)
und hier das Landeszenario: https://images.raumfahrer.net/up051624.jpg (https://images.raumfahrer.net/up051624.jpg)
(https://images.raumfahrer.net/up051624.jpg)
Zum übersetzen empfehle ich den alseits beliebten: http://www.online-translator.com/ (http://www.online-translator.com/)
Ich danke allen, die mich dazu "getrieben" haben, zu suchen ... denn das hatte ich auch noch nicht so gewust.   :D

Das wär's zu diesem Thema.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 14. Mai 2016, 22:30:01
Sofern Du links statt rechts meinst -

Ist schon spät.... habe links mit rechts verwechselt.....  :D
Natürlich links, wo der Fallschirmbehälter ist. Habe es korrigiert.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 14. Mai 2016, 22:38:54
Steckte diese Landetriebwerk dann auch in dem Frontkonus/-zylinder?
Das hat sich wohl auch Kollege L. gefragt und schriebt ( http://www.bernd-leitenberger.de/schlamperei.shtml (http://www.bernd-leitenberger.de/schlamperei.shtml) ): "Nach dem 16.ten Umlauf sollte diese stattfinden, aber das Flüssigkeitstriebwerk fiel aus. Schnell wurde errechnet, wie man das Feststofftriebwerk, das eigentlich die Landung weicher machen sollte, als Abbremstriebwerk nutzen konnte und leitete damit im nächsten Umlauf die Landung ein. " Dürfte nach Stand der Diskussion völlig unzutreffend sein.

Gruß   Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: proton01 am 14. Mai 2016, 22:39:47
Noch was gefunden und dann mache ich Schluss für heute:
Also das Bremssystem der Woschod-1 und 2 stammt tatsächlich von den Luftlandepanzern und heist:
"Реактавр"
Siehe: http://vremya4e.com/world/print:page,1,36261-amerikanskoe-dzhipometanie-i-kosmos.html (http://vremya4e.com/world/print:page,1,36261-amerikanskoe-dzhipometanie-i-kosmos.html)
und hier das Landeszenario: https://images.raumfahrer.net/up051624.jpg (https://images.raumfahrer.net/up051624.jpg)

Zum Übersetzen empfehle ich den alseits beliebten: http://www.online-translator.com/ (http://www.online-translator.com/)
Ich danke allen, die mich dazu "getrieben" haben, zu suchen ... denn das hatte ich auch noch nicht gewust.   :D

Das wär's zu diesem Thema.

Super Fund. Ich kannte das Prinzip. Die Skizze von Dietmar Rössler im Post Nr. 35 stammt aus der sowjetischen (zu der Zeit) Zeitschrift Snanie von 1974.  Dort ist mit Nr. 5 der Höhensignalgeber gezeigt, welcher die Feststoffraketen auslöst wenn die Kapsel noch 1,7 m (nach der Zeichnung im oben verlinkten Bild) über dem Boden ist. Durch den kurzen aber sehr schubstarken Impuls dieses Landetriewerks wird die Geschwindigkeit ziemlich abrupt verringert.

Es handelt sich dabei icht um eine echten Höhenmesser, da die Höhe nicht gemessen wird, sondern es wird nur der Kontakt mit dem Boden signalisiert, welches kommt wenn die Kapsel selbst sich noch in 1,7 m Höhe befindet.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 14. Mai 2016, 22:41:11
Noch was gefunden und dann mache ich Schluss für heute:
Also das Bremssystem der Woschod-1 und 2 stammt tatsächlich von den Luftlandepanzern und heist:
"Реактавр" ...
:D Wieder was gelernt zusammen! Danke und guten Schlaf!

Gruß   Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: proton01 am 14. Mai 2016, 22:45:46
Steckte diese Landetriebwerk dann auch in dem Frontkonus/-zylinder?
Das hat sich wohl auch Kollege L. gefragt und schriebt ( http://www.bernd-leitenberger.de/schlamperei.shtml (http://www.bernd-leitenberger.de/schlamperei.shtml) ): "Nach dem 16.ten Umlauf sollte diese stattfinden, aber das Flüssigkeitstriebwerk fiel aus. Schnell wurde errechnet, wie man das Feststofftriebwerk, das eigentlich die Landung weicher machen sollte, als Abbremstriebwerk nutzen konnte und leitete damit im nächsten Umlauf die Landung ein. " Dürfte nach Stand der Diskussion völlig unzutreffend sein.

Gruß   Pirx

Ja, Schlamperei in der Berichtserstattung. Es gibt sehr gute Beschreibungen wie es gelaufen ist, z.B. Asif Siddiqi: Challenge to Apollo, NASA-SP-2000-4408, Seiten 457-458, unter Verwendung russischer Quellen.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 14. Mai 2016, 22:51:52
@proton01
Danke... hat auch Spaß gemacht zu graben. Da, wie wir vermuten/wissen, der Höhenmesser mittels zwei Seilen bei Bodenberührung ausgelöst wird, stelle ich mir da eine Frage:
Wie erging es da Woschod-2. Die landete ja mitten in der Taiga im Wald. Gerettet erst nach 2 Tagen. Na die Geschichte kennt man bestimmt.
Also die Kapsel kommt runter, berührt die Baumwipfel, die Raketen lösen aus, der Fallschirm fällt schon etwas zusammen auf Grund der plötzlichen Abbremsung. ..... Und dann sind es nur noch einige Meter von den Baumspitzen bis zum Waldboden.
P L U M S  !
Mann, es muss ein toller Beruf sein: Kosmonaut!  :D

Gute Nacht allen und träumt was schönes (von 'ner weichen Landung z.B.).
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 14. Mai 2016, 23:29:19
...
Das zusätzliche Feststoff-Bremstriebwerk war ein reines Notsystem, das zum Glück nie zum Einsatz kommen musste. Es hatte enorme Schubkraft und hätte die Kapsel regelrecht aus dem Orbit katapultiert. Gruß, Wilga35
"The supplementary retro engine was fueled by eighty-seven kilograms of solid propellants; total mass of the engine itself was 143 kilograms. The engine would provide a single powerful burst of 12,000 kilograms thrust, lasting approximately two seconds," heißt es in dem von proton01 erwähnten NASA-Dokument. Wenn das insgesamt 143 kg schwere Reserve-Bremstriebwerk mit 78 kg Treibstoff zum Einsatz gekommen wäre, hätte es rund 2 Sekunden lang einen Schub von 12.000 Kilogramm - das sind 12 Tonnen - erzeugt. ...

Gruß   Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: proton01 am 14. Mai 2016, 23:39:34
@proton01
Danke... hat auch Spaß gemacht zu graben. Da, wie wir vermuten/wissen, der Höhenmesser mittels zwei Seilen bei Bodenberührung ausgelöst wird, stelle ich mir da eine Frage:
Wie erging es da Woschod-2. Die landete ja mitten in der Taiga im Wald. Gerettet erst nach 2 Tagen. Na die Geschichte kennt man bestimmt.
Also die Kapsel kommt runter, berührt die Baumwipfel, die Raketen lösen aus, der Fallschirm fällt schon etwas zusammen auf Grund der plötzlichen Abbremsung. ..... Und dann sind es nur noch einige Meter von den Baumspitzen bis zum Waldboden.
P L U M S  !
Mann, es muss ein toller Beruf sein: Kosmonaut!  :D

Gute Nacht allen und träumt was schönes (von 'ner weichen Landung z.B.).

Gute Frage.  Das erinnert mich daran daß ich vor Jahren zum Brauneck bei Bad Töz hochgefanhen bin und dabei gesehen habe wie ein Paraglider in den Baumwipfeln gelandet, besser gesagt gehangen, ist und dann den Baum runter klettern musste.
Wenn der Höhenmesser bei Berührung der Baumwipfel die Feststoffraketen auslöst, dann bremst die Kapsel auf 0-2 m/s ab. Die Resthöhe = Baumhöhe fällt sie dann durch die Äste, das bremst auch. Naja, nicht angenehm, aber überlebbar.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Wilga35 am 14. Mai 2016, 23:39:59
@proton01
Danke... hat auch Spaß gemacht zu graben. Da, wie wir vermuten/wissen, der Höhenmesser mittels zwei Seilen bei Bodenberührung ausgelöst wird, stelle ich mir da eine Frage:
Wie erging es da Woschod-2. Die landete ja mitten in der Taiga im Wald. Gerettet erst nach 2 Tagen. Na die Geschichte kennt man bestimmt.
Also die Kapsel kommt runter, berührt die Baumwipfel, die Raketen lösen aus, der Fallschirm fällt schon etwas zusammen auf Grund der plötzlichen Abbremsung. ..... Und dann sind es nur noch einige Meter von den Baumspitzen bis zum Waldboden.
P L U M S  !
Mann, es muss ein toller Beruf sein: Kosmonaut!  :D

Gute Nacht allen und träumt was schönes (von 'ner weichen Landung z.B.).
Tatsächlich zwei Seile? Ich denke eher, dass es ein Stab ist, der Bodenkontakt signalisiert und wegknickt, und dadurch das finale Bremstriebwerk zündet. Zumindest ist auf dem folgenden Foto von Woschod-1 links im Bild ein abgeknickter Stab sichtbar. Könnte der Auslösesensor der Bremsrakete sein!

(https://images.raumfahrer.net/up051784.jpg) (http://www.pic-upload.de/view-30652983/voskhod1-49.jpg.html)
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 14. Mai 2016, 23:50:57
@proton01
Danke... hat auch Spaß gemacht zu graben. Da, wie wir vermuten/wissen, der Höhenmesser mittels zwei Seilen bei Bodenberührung ausgelöst wird, ....
"A probe, formally called the "distance contact instrument," would be deployed from the base of
the descent apparatus to a length of 1.2meters to make contact with the ground in advance of
the spacecraft itself. At contact point, just prior to landing, one solid-propellant engine affixed
to the base of the parachute would fire."

Quelle: Das mehrfach genannte NASA-Dokument.

Auf Deutsch: Ein Sensor, offiziell Abstandskontaktinstrument genannt, wird aus dem Boden des Landeapparats ausgefahren. Wenn der rund 1,2 Meter lange Sensor vor der eigentlichen Kapsel den Boden berührt, wird der Feststoffmotor an der Basis des Hauptfallschirms ausgelöst.

Gruß   Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 14. Mai 2016, 23:54:45
Zumindest ist auf dem folgenden Foto von Woschod-1 links im Bild ein abgeknickter Stab sichtbar. Könnte der Auslösesensor der Bremsrakete sein!

(https://images.raumfahrer.net/up051784.jpg) (http://www.pic-upload.de/view-30652983/voskhod1-49.jpg.html)
Kann gut sein. Die Orientierung - gegenüber des Fallschirmbehälters - erscheint mir sinnvoll.

Gruß   Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: proton01 am 15. Mai 2016, 00:03:29
@proton01
Danke... hat auch Spaß gemacht zu graben. Da, wie wir vermuten/wissen, der Höhenmesser mittels zwei Seilen bei Bodenberührung ausgelöst wird, ....
"A probe, formally called the "distance contact instrument," would be deployed from the base of
the descent apparatus to a length of 1.2meters to make contact with the ground in advance of
the spacecraft itself. At contact point, just prior to landing, one solid-propellant engine affixed
to the base of the parachute would fire."

Quelle: Das mehrfach genannte NASA-Dokument.

Auf Deutsch: Ein Sensor, offiziell Abstandskontaktinstrument genannt, wird aus dem Boden des Landeapparats ausgefahren. Wenn der rund 1,2 Meter lange Sensor vor der eigentlichen Kapsel den Boden berührt, wird der Feststoffmotor an der Basis des Hauptfallschirms ausgelöst.

Gruß   Pirx

So ist es. In der verlinkten Zeichnung vom Bremssystem Reaktavr sind 1,7 m eingezeichnet.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Rücksturz am 15. Mai 2016, 00:06:00
Tatsächlich zwei Seile? Ich denke eher, dass es ein Stab ist, der Bodenkontakt signalisiert und wegknickt, und dadurch das finale Bremstriebwerk zündet. Zumindest ist auf dem folgenden Foto von Woschod-1 links im Bild ein abgeknickter Stab sichtbar. Könnte der Auslösesensor der Bremsrakete sein!

Auch bei den Videos der Luftlandepanzer konnte man bei den Aufnahmen der gelandeten Panzer Stangen erkennen.
Funktional macht das auch mehr Sinn, mechanisch kann man einen Schalter auslösen.
Wie sollte das mit Seilen funktionieren?

LG
Rücksturz
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 15. Mai 2016, 10:00:07
Ich bin in Westdeutschland ausgewachsen und mit der Literatur meine ich auch westdeutsche. In den Bücher gab es irgendwann Woschod nicht mehr. ...
Ich bin auch Westdeutscher, teile den Eindruck aber nicht, dass es Woschod in der Literatur irgendwann nicht mehr gab.

Gruß   Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Trillian am 15. Mai 2016, 11:12:27
Im Rahmen des Woschod-Programms hatte die Sowjetunion wohl noch weitere Flüge vorgesehen. Diese sind wohl durch politische Veränderungen oder durch den Tod von Sergej Koroljow nicht umgesetzt worden.

Mission             Anmerkungen
Woschod 3        Flugdauer zwischen 10 und 15 Tage
Woschod 4        Reine Frauencrew, Eva von Irina Solowjowa, Start 1966/67
Woschod 5        Chirurgische Operation an Kaninchen
Woschod 6        EVA, Erprobung einer Fortbewegungseinheit
Woschod 7        Formationsflug mit Oberstufe
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: wernher66 am 15. Mai 2016, 11:37:54
Beim Wort "Programm" denkt man an einen ausgearbeiteten Plan, der nach und nach umgesetzt wird.
Das war sowohl bei Wostok als auch bei Woschod nicht der Fall.
Der Hersteller, OKB-1, hat das Fahrzeug entwickelt, nachdem ein Regierungsbeschluss die notwendigen Mittel dafür freigegeben hat.
Dann hat man sich beim Hersteller und bei potentiellen Nutzern, z.B. der Akademie der Wissenschaften, Gedanken über mögliche Experimente gemacht.
Dann wurde die Regierung gefragt, ob sie diesen oder diesen Flug finanzieren würde.
Nicht vergessen: es gab keine Raumfahrtbehörde zur Koordinierung.
Das Verteidigungsministerium , das ja Personal und Technik bereitstellen musste, sah die bemannte Raumfahrt äußerst kritisch - nutzlos.
So mußte also die höchste Ebene, in diesem Fall Ministerpräsident Chruschtschow, überzeugt werden, Mittel für Wostok- oder Woschod-Flüge bereitzustellen.
Und die gab es üblicherweise nur aus 2 Gründen: eine Erstleistung oder die Amerikaner hatten etwas vor, das die Sowjetunion unbedingt auch machen musste,
vielleicht sogar noch etwas früher.
Dann wurde ad hoc , unter großer Hektik, die politische Anweisung umgesetzt, natürlich unter großen Diskussionen, innerhalb der beteiligten Firmen und Organisationen.
Kurz: die oben als Woschod-Programm Flüge waren Ideen/Vorschläge des Herstellers, aber kein Programm.
Lediglich Woschod-3 wurde bis kurz vor die Umsetzung getrieben,aber nach dem katatrophalen Verlauf von Kosmos-110 (die Hunde entwickelten massive Symptome der
Strahlenkrankheit, das Lebenserhaltungssystem arbeitete mangelhaft), schlief auch dieser Flug, den Mischin (der Nachfolger von Koroljow) nie wollte, allmählich ein.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 15. Mai 2016, 12:32:43
..
Lediglich Woschod-3 wurde bis kurz vor die Umsetzung getrieben,aber nach dem katatrophalen Verlauf von Kosmos-110 (die Hunde entwickelten massive Symptome der
Strahlenkrankheit, das Lebenserhaltungssystem arbeitete mangelhaft), schlief auch dieser Flug, den Mischin (der Nachfolger von Koroljow) nie wollte, allmählich ein.
Kosmos 110 alias Wostok-3KV Nr. 3 oder 5 war im Februar 1966 auf eine Bahn mit einem Apogäum von über 880 km gebracht worden und rund 22 Tage unterwegs. Van Allen Gürtel taten den Hunden Veterok und Ugolyok nicht gut. Es gab also auch von daher einen wirklich guten Grund, Woschod 3 zu streichen.

Pirx




Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: jakda am 15. Mai 2016, 12:45:53
@wernher66
Ich stimme dir zu. Der "Bruch" kam eigentlich mit dem Tod von Koroljow. Unter seiner Regie wurden viele wissenschaftliche Experimente ausgearbeitet.
Nach seinem Tod übernahm das Militär komplett das Kommando und strich alles "Zivilwissenschaftliches".
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Wilga35 am 15. Mai 2016, 13:05:40
@wernher66
Ich stimme dir zu. Der "Bruch" kam eigentlich mit dem Tod von Koroljow. Unter seiner Regie wurden viele wissenschaftliche Experimente ausgearbeitet.
Nach seinem Tod übernahm das Militär komplett das Kommando und strich alles "Zivilwissenschaftliches".

Das Militär hatte auch schon vorher das Sagen. Bemannte Raumfahrt galt beim Militär als unnütz und wurde von ihrer Seite kaum gefördert. Allerdings hatte Chrutschtschow ein Faible für die bemannte Raumfahrt, weniger aus wissenschaftlichen Gründen sondern weil er gemerkt hatte, welchen politischen Nutzen die UdSSR aus ihren Raumfahrterfolgen ziehen konnte. Er galt als großer Förderer der Raumfahrt, auch gegen den Willen der Militärs.
Für Chruschtschows Nachfolger Breshnew hatte Raumfahrt dagegen einen anderen Stellenwert: sie interessierte ihn kaum. Und als dann auch noch der Charismatiker Koroljow fehlte, ging es mit der bemannte Raumfahrt erst recht den Bach herunter.
Eigentlich muss man staunen, was in der sowjetischen Raumfahrt der 1970er und 1980er trotz allem noch erreicht worden ist.

Gruß, Wilga35
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: max-q am 15. Mai 2016, 14:00:57
Ich stelle hier mal noch ein yt Video des 1965 veröffentlichen Dokumentarfilms В космосе Восход ein. Zeigt zwar keine Details zur Landung, aber doch einige wenige 1965 zugängliche Bilder von Originalhardware

Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: jakda am 15. Mai 2016, 14:05:21
Mal noch zur Ergänzung...
Im "Telestudio Roskosmos" gibt es für die sowj./russischen Kosmonauten jeweils einen Film.
Hier Woschod 1:

&index=7

&index=8

&index=9
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 15. Mai 2016, 15:09:53
Ich stelle hier mal noch ein yt Video des 1965 veröffentlichen Dokumentarfilms В космосе Восход ein. Zeigt zwar keine Details zur Landung, aber doch einige wenige 1965 zugängliche Bilder von Originalhardware


Danke für das Video.... Ich staune immer wieder, was da an Details zu sehen  ist. 1965 wurden ja auch die Detailzeichnungen von der Wostok veröffentlicht (siehe Stache in AEROSPORT, später FliegerRevue). Zusammen mit den schon bekannten Innenbildern konnte man sich schon zusammen reimen, wie "neu" Woschod gegenüber Woschod war. Das hier gezeigte Landebild (siehe auch Diskussion zu Gagarin) kann nach meiner Meinung jetzt eindeutig Woschod-1 zugewiesen werden. (Boden-Umgebung-Landeplatz). Auch ist bestätigt, dass das Fallschirmsystem völlig neu war (zwei Hauptschirme, wie im Film zu sehen. Wostok hatte nur einen.

Noch was zum Landesensor: Die beiden Seile fanden bei der Panzerlandung Verwendung und die Rakete zündete auch weit oberhalb von 1,7 Metern. Wie das bei Woschod war, ist nur zu vermuten. Aber ein Stangenauslöser macht Sinn - natürlich.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: wernher66 am 15. Mai 2016, 17:59:00
Die Filme stellen in erster Linie die Kosmonautenpersönlichkeiten Komarow, Feoktistow und Jegorow vor.
Die Filmsequenzen sind leider wilde Zusammenschnitte aus verschiedenen Situationen, Bilder aus dem Simulator,
einige wenige offenbar authentische Aufnahmen aus Woschod-1 im Flug, Bilder vom Training und das bunt gemischt
mit startenden Wostok, Sojus und anderen Dingen.
So richtig neues konnte ich nicht sehen. Gut, auf das Detail kommt es an.
Trotzdem dankeschön, daß Jakda diese Videos hervorgekramt hat.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Wilga35 am 15. Mai 2016, 18:16:03
In dem Video von max-q sind ab etwa der 38. Minute Sequenzen der Landung und Bergung von Woschod-1 zu sehen. Dass zunächst Fallschirmspringer abgesetzt wurden, könnte ein Indiz dafür sein, dass auch Woschod-1 die Landezone deutlich verfehlt hat, und dass die eigentlichen Rettungskräfte mit Hubschraubern etwas länger brauchten, um die gelandete Kapsel zu erreichen. Bekannt ist mir dazu leider nichts.

Wilga35
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 15. Mai 2016, 19:56:11
Die Filme stellen in erster Linie die Kosmonautenpersönlichkeiten Komarow, Feoktistow und Jegorow vor.
Die Filmsequenzen sind leider wilde Zusammenschnitte aus verschiedenen Situationen, Bilder aus dem Simulator,
einige wenige offenbar authentische Aufnahmen aus Woschod-1 im Flug, Bilder vom Training und das bunt gemischt
mit startenden Wostok, Sojus und anderen Dingen.
So richtig neues konnte ich nicht sehen. Gut, auf das Detail kommt es an.
Trotzdem dankeschön, daß Jakda diese Videos hervorgekramt hat.
Darüber sind wir uns einig, dass diese Filmchen nie als Gesamtheit betrachtet werden dürfen und das da viel Unfug auch zusammengeschnitten ist (siehe Gagarin umd Co.). Von den bunten Propagandabildern ganz zu schweigen. Aber es kommt auf die Details, bzw. das eine kleine, nur für Sekunden auf tachende und vermutlich aus versehen gefilmte Detail an. .... Oder ?   ;) Wie Du sagtst.
Das macht doch so den Reiz. Der Filmemacher hätte doch nie im Leben geglaubt, dass wir seine Aufnahmen mal mit der wirklichen Woschod-1 vergleichen könnten. Übrigens, hätte ich die Geschichte von dem Bodensensor schon im Februar auf "dem Schirm" gehabt, hätte man in London ja mal nachsehen können. Schade. War halt Pech.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: F-D-R am 15. Mai 2016, 20:01:50
In dem Video von max-q sind ab etwa der 38. Minute Sequenzen der Landung und Bergung von Woschod-1 zu sehen. Dass zunächst Fallschirmspringer abgesetzt wurden, könnte ein Indiz dafür sein, dass auch Woschod-1 die Landezone deutlich verfehlt hat, und dass die eigentlichen Rettungskräfte mit Hubschraubern etwas länger brauchten, um die gelandete Kapsel zu erreichen. Bekannt ist mir dazu leider nichts.

Wilga35

Da mit den Fallschirmspringern sehe ich nicht so. Die gehörten dazu und die Bilder sind dadurch dramatischer. Und noch sind die Berger doch alles "normale" Armeeangehörige. Wurde die spezielle Bergungseinheit nicht erst gegründet, als das mit der Landung von Woschod-2 passierte?


Nach einer kleinen Suche in meinem Bücherschrank habe ich die Quelle für die Landezeichnung gefunden:
(https://images.raumfahrer.net/up051624.jpg)
Das Büchlein ist ein Kinderbuch. Autor: Leonow, Ilustrationen: Leonow. Verlag Malysch Moskau, 1980, Deutsche Ausgabe Seite 76
Hier noch zu haben: http://www.amazon.de/Ausstieg-den-Kosmos-Alexej-Leonow/dp/B0051SUMB8/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1463345834&sr=8-4&keywords=Alexej+Leonow (http://www.amazon.de/Ausstieg-den-Kosmos-Alexej-Leonow/dp/B0051SUMB8/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1463345834&sr=8-4&keywords=Alexej+Leonow)
(https://images.raumfahrer.net/up051625.jpg)
Was aber da zu lesen ist, hat mit der Realität nicht viel zu tun. Ist halt ein Heldenbüchlein für Kinder.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Trillian am 16. Mai 2016, 11:16:52
Literatur in Deutschland über Woschod.
Bis 1970 gab es in Westdeutschland eigentlich nur Andeutungen über Woschod, danach ist Woschod praktisch verschwunden, ausser oberflächliches nicht sagend etwas oder es war nur ein Anhang an Wostok. Erst 1989 gab es Woschod wieder.
In Ostdeutschland war es wohl auch so. Dazu möchte das Buch von Peter Stache: „Raumfahrt-Trägerraketen“, 2., überarbeitete Auflage 1975, Berlin heranziehen.
Unter den Kapitel Sojus schreibt er „… Die als zweite Generation der sowjetischen bemannten Raumfahrzeuge entwickelten »Sojus«-Raumschiffe erforderten wegen ihrer größeren Masse von etwa 6,7 t eine schubstärkere Oberstufe, als sie bei den Starts der »Wostok«-Serie verwendet worden ist. …“
Unter den Kapitel Wostok schreibt er u.a. „…Nach den erfolgreichen Flügen der »Wostok«-Raumschiffe setzte die Sowjetunion mit dem Typ »Woßchod« erstmals mehrsitzige Raumflugkörper ein, die u. a. ein verbessertes Lageregelungssystem besaßen und ein anderes Landeverfahren mit zusätzlichen Landetriebwerken am Hauptfallschirm benutzten. …“
Ich habe leider nur den Text des Buchs, über mögliche Abbildungen kann ich nicht sagen.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: jakda am 16. Mai 2016, 12:54:26
In dem Buch gibt es ein Bild mit Woschod 2 auf der Startanlage.
Der Text dazu noch: "Wegen der größeren Länge der Trägerrakete wurde das Startgerüst aufgestockt."
In dem Buch wird die Trägerrakete noch als Wostok-Trägerrakete bezeichnet.

Im Buch "Sowjetische Raketen", ebenfalls von Peter Stache, 1. Auflage 1987, Militärverlag der DDR,
sind 2 Bilder, die Woschod 2 mit halber und mit kompletter Nutzlastverkleidung zeigen.
Hier steht dann: "... in dieser Form absolvierte die als Typ Sojus bezeichnete Rakete am 16. November 1963 ... ihren Erstflug. ...
...erfolgte der erste bemannte Einsatz am 12. Oktober 1964 mit der als Übergangslösung aus der Wostok abgeleiteten dreisitzigen Woschod 1,..."
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: proton01 am 16. Mai 2016, 14:45:31
Im zweibändigen Werk "Die Sterne rücken näher" von 1968 sind Bilder von Woßschod in der vollständigen Nutzlastverkleidung und ein Bild von Leonow in der Luftschleuse gezeigt.

Der Text zum Bild der Nutzlastverkleidung sagt: "... Die Abbildung zeigt die allgemeine Ähnlichkeit der Woschod mit der Wostok. Der wesentliche Unterschied scheint in der Verlängerung der Endstufe zu liegen."

Der Text zum Bild in der Luftschleuse sagt: "... Die an den Wänden der Schleusenkammer sichtbare Polsterung schützt die Ausrüstung des  Kosmonauten beim Anstoßen an die Wände."

Obwohl beim Bild der Nutzlastverkleidung auf die Wölbung, unter der sich die Luftschleuse befand, hingewiesen wird, wird nicht erkannt daß die Luftschleuse faltbar ist, und die Polsterung in Wahrheit die faltbare Konstruktion ist.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: wernher66 am 21. Oktober 2019, 15:15:19
Roskosmos hat interessante Dokumente und Fotos im Zusammenhang mit dem
Flug des Drei-Mann-Raumschiffes Woschod  vor 55 Jahren freigegeben:

https://www.roscosmos.ru/26922/ (https://www.roscosmos.ru/26922/)
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: HausD am 21. Oktober 2019, 16:54:19
Für mich war besonders die Steuerung des Globus interessant.
Im Polytechnischen Museum habe ich die Handhabung des Gerätes einmal vorgeführt bekommen.

Danach konnte nicht nur der Überflug anschaulich gemacht werden, sondern auch der Landeort ab dem geraden Moment, aber auch den Landeort bestimmen und dann das Bremsen beginnen lassen.
Das hat der Vorführer ein paarmal vorgeführt ...

Gruß, HausD
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Steffen am 21. Oktober 2019, 20:42:39
Wirklich sehr interessant. Anscheinend waren damals so viele Uhrmacher beim Raumschiffbau beschäftigt, wie heute Programmierer.  ;)

Viele Grüße
Steffen
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: wernher66 am 23. Februar 2020, 11:45:33
Roskosmos hat anläßlich des 55.Jahrestages des Testfluges von Kosmos 57 (3KD Nr.1 ) schöne und unbekannte Fotos veröffentlicht:

https://www.roscosmos.ru/28089/ (https://www.roscosmos.ru/28089/)

Kosmos 57 war der unbemannte Testflug für Woschod-2.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: 8K82KM (-ex Rakete54-) am 23. Februar 2020, 13:36:15
Diese Fotos sind wohl eher nur wenig bekannt, aber doch schon früher veröffentlicht. Ich habe diese Fotos schon in Büchern und auch im Netz gesehen. Sie sind aber mit unserem heutigen Wissen diesem konkreten Programm zuzuordnen.
Ich hoffe, da kommt noch mehr.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: roger50 am 23. Februar 2020, 14:35:11
Ein "Alter Sachse" schrieb heute dazu im NSF, daß der Funkkontakt mit Kosmos-57 bereits nach einem Erdorbit abriß und das Raumschiff danach unkontrolliert abstürzte und verglühte. Mit Kosmos-59 sei das Testprogramm dann aber vollendet worden.

https://forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=50215.msg2049713;topicseen#new (https://forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=50215.msg2049713;topicseen#new)

Kann das sein? K-57 startete am 22.2.65, K-59 am 7.3.65, also nur 13 Tage später. In fast allen Startlisten wird K-59 als ein 'Zenit-4' Satellit gelistet. Steckt da irgendwo ein Fehler in den Listen?

Gruß
roger50
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: max-q am 23. Februar 2020, 17:11:38
Ja und nein. Man hatte damals nur den einen Prototypen (Kosmos 57). Aber wenigstens einen Teil der offenen Fragen konnte Kosmos 59 beantworten. Den Zenit-Satelliten hatte man dazu mit einigen Modifikationen versehen, wie es sie auch bei Woschod gab. Und Kosmos 57 hatte ja immerhin in den Augenblicken vor der Explosion bewiesen, dass die Entfaltung der Luftschleuse funktionierte. Heute würde das natürlich niemand als gelungene Qualifikation ansehen.
Details zu den beiden Kosmos-Satelliten (schamloser Verweis auf meine eigene Homepage):
https://www.raumfahrtkalender.de/raumfahrtchronik/1965/februar/1965-012 (https://www.raumfahrtkalender.de/raumfahrtchronik/1965/februar/1965-012)
https://www.raumfahrtkalender.de/raumfahrtchronik/1965/maerz/1965-015 (https://www.raumfahrtkalender.de/raumfahrtchronik/1965/maerz/1965-015)
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: 8K82KM (-ex Rakete54-) am 23. Februar 2020, 17:14:47
Ein "Alter Sachse" schrieb heute dazu im NSF, daß der Funkkontakt mit Kosmos-57 bereits nach einem Erdorbit abriß und das Raumschiff danach unkontrolliert abstürzte und verglühte. Mit Kosmos-59 sei das Testprogramm dann aber vollendet worden.

https://forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=50215.msg2049713;topicseen#new (https://forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=50215.msg2049713;topicseen#new)

Kann das sein? K-57 startete am 22.2.65, K-59 am 7.3.65, also nur 13 Tage später. In fast allen Startlisten wird K-59 als ein 'Zenit-4' Satellit gelistet. Steckt da irgendwo ein Fehler in den Listen?

Gruß
roger50



Kosmos 59 ist ein reiner Aufklärungssatellit der Serie Zenit-4 (mit der Seriennummer 11L) und startete ebenfalls mit einer 11A57-Trägerrakete, aber dem Serienmodell für genau diese Satellitenserie. . Was der zitierte Autor "Alter Sachse" schreibt, ist genau das, was auch im russischen Quelltext steht, der von "wernher66" ja verlinkt wurde.
Was die russische Seite jetzt dazu bewegt, den Flug des Militärsatelliten Kosmos-59 zu zivilisieren, ihn dem Wosschod-Programm zuzuschreiben, ist mir auch nicht klar, und würde allen mir bisher dazu bekannten russischen Veröffentlichungen Unwahrheiten unterstellen. Er gehört nicht dazu, Du brauchst Deine Listen nicht umschreiben!
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: roger50 am 23. Februar 2020, 17:28:47
Danke für eure Antworten, jetzt ist manches viel klarer. Durch die kurze Bemerkung vom "Alter Sachse" und nachdem ich gesehen hatte, daß K-59 eigentlich ein Zenit-4 war, hatten sich bei mir einige Fragezeichen gebildet.

Schon erstaunlich, daß man damals die erforderlichen Modifikationen der H/W innerhalb von weniger als 2 Wochen realisierte.

Gruß
roger50
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: HausD am 23. Februar 2020, 17:44:12
Hallo roger,

bei Wikipedia (HIER) (https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Kosmos_satellites_(1%E2%80%93250)) wird
Kosmos 57  als Voskhod 3KD Flugkörper mit der Rakete    Voskhod 11A57  beschrieben und
Kosmos 59  als Zenit-4           Flugkörper mit der Rakete    Voskhod 11A57    

Dabei ist die Verwendung
Kosmos 57   zum Zweck  Test und der Bem. Prototype Voskhod, accidentally commanded to self-destruct [nach Mark Wade]
und
Kosmos 59   zum Zweck  Erkundung und der Bem. Carried prototype Voskhod airlock [nach Mark Wade]

Daraufhin habe ich nochmal bei Nicolas Pillet nachgesehen und er schreibt HIER (https://www.kosmonavtika.com/vaisseaux/voskhod/hist/hist.html) nach späteren Recherchen das:

Kosmos 57
Da Kosmos 57 seine Mission nicht erfüllen konnte, blieben einige Unbekannte übrig.
Die beiden Hauptthemen sind das Abwerfen der Luftschleuse und der Wiedereintritt in die Atmosphäre.
In Bezug auf den Abwurf wurde die Entscheidung getroffen, neue Bodensimulationen durchzuführen. Das Problem der Rückkehr bliebt jedoch bestehen. In der Tat verändert das Vorhandensein des Luftschleusen-Befestigungsrings am Rumpf des Schiffes während des Eindringens in die Atmosphäre  dessen aerodynamische Profil.


Kosmos 59
Es wurde daraufhin beschlossen, einen Zenit-4-Satelliten (11F69) mit einem Befestigungsring auszustatten, um die Auswirkungen auf das Rückkehrverhalten zu untersuchen. Kosmos 59 erhielt den Ring: Er startet am 7. März 1965 und landet eine Woche später. Die Ergebnisse dieser Studie waren schlüssig. In der Zwischenzeit war eine weitere Kapsel aus einem Hubschrauber abgeworfen worden, um die ordnungsgemäße Durchführung der Landungsoperationen zu überprüfen. Leider hatte sich der Fallschirm nicht geöffnet und das Fahrzeug war abgestürzt. All diese wiederholten Fehler deuten auch auf die Möglichkeit einer Sabotage hin, und Moskau sendete daher eine Reihe von KGB-Agenten, um die Operationen zu überwachen.

Ich habe Nicolas benachrichtigt, also keine Sorge dazu ...

Gruß, HausD
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Progress100 am 23. Februar 2020, 19:07:36
Wie schon in einigen Beiträgen erwähnt, war Kosmos 59 schon ein Aufklärungssatellit der Zenit-Serie.
Aber wie schon länger bekannt war, war er zusätzlich mit einem Luftschleusenbefestigungsring ausgestattet, um fehlende Daten zu sammeln.
Man muss die Listen nicht umschreiben, nur bei Kosmos 59 ein  * Sternchen hinzufügen und die zusätzliche Aufgabe ergänzen.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Ariane 42L am 24. Februar 2020, 09:52:50
Wie verhält es sich mit der Startzeit von Kosmos 57 - 7:30 oder 7:41?

In älteren Quellen wird 7:30 GMT als Startzeitpunkt angegeben

CIA-Dokument
http:\\nsarchive2.gwu.edu\NSAEBB\NSAEBB501\docs\EBB-13.pdf (http://http:\\nsarchive2.gwu.edu\NSAEBB\NSAEBB501\docs\EBB-13.pdf)

Sven Grahn: The Failure of Cosmos 57
http://www.svengrahn.pp.se/histind/Cosmos57/Cosmos57.htm (http://www.svengrahn.pp.se/histind/Cosmos57/Cosmos57.htm)

Bei neueren Veröffentlichungen wird 7:41 UT genannt.

de.wikipedia.org
https://de.wikipedia.org/wiki/Kosmos_57 (https://de.wikipedia.org/wiki/Kosmos_57)

NSSDCA Master Catalog
https://nssdc.gsfc.nasa.gov/nmc/spacecraft/displayTrajectory.action?id=1965-012A (https://nssdc.gsfc.nasa.gov/nmc/spacecraft/displayTrajectory.action?id=1965-012A)
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Progress100 am 24. Februar 2020, 12:13:48
Die Startzeit war 07:30 UTC.

Die 07:41 stammt aus der Zeit, als keine Startzeiten veröffentlicht wurden und von den Stationen in den USA oder Großbritannien die Startzeiten rückwärts errechnet wurden, dabei gab es solche Abweichungen.
Leider halten sich die falschen Zeiten und werden zum Teil noch heute einfach übernommen, ohne zu recherchieren.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Progress100 am 24. Februar 2020, 16:57:51
Was mir nach der Veröffentlichung neue Rätsel aufgibt: in allen Listen wird für Kosmos 57 Startplatz 1 angegeben, nun schreiben sie es war Platz 31. (??)
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Progress100 am 24. Februar 2020, 17:19:09
Der oben erwähnte Wikipedia-Beitrag sollte überarbeitet werden. Im Text heisst es 07:12, in der Zusammenfassung rechts 07:41. Leider beides falsch.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kosmos_57 (https://de.wikipedia.org/wiki/Kosmos_57)
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: R2-D2 am 24. Februar 2020, 23:17:04
Der oben erwähnte Wikipedia-Beitrag sollte überarbeitet werden. Im Text heisst es 07:12, in der Zusammenfassung rechts 07:41. Leider beides falsch.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kosmos_57 (https://de.wikipedia.org/wiki/Kosmos_57)
Wie heißt es so schön: "Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es..."  ;)
Wikipedia-Beiträge kann doch jeder korrigieren.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: 8K82KM (-ex Rakete54-) am 18. März 2020, 09:13:16
Heute sind hier ganz viele Fotos der Wosschod-Mission eingestellt: https://www.roscosmos.ru/28201/ (https://www.roscosmos.ru/28201/)
unbedingt anschauen!
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: wernher66 am 20. März 2020, 19:15:51
Ergänzung: nicht nur Fotos, auch Dokumente. Es lohnt sich !

https://www.roscosmos.ru/28187/ (https://www.roscosmos.ru/28187/)
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: roger50 am 18. November 2020, 00:43:00
Für mich als damals Jugendlicher war Woschod-1 immer die überraschendste Mission der russ. Raumfahrt. Kam aus den Nichts, es gab keine Bilder zum Aussehen des Raumschiffs, usw.

Heute habe ich zufällig ein wirklich gutes, und langes (55'!) Video bei YT gefunden  (eingestellt 2019), das jede Menge Informationen zu dieser Mission enthält, von technischen Einzelheiten des Aufbaus des Raumschiffs, der Integration, den vielen Tests, der Testmission Kosmos-43, dem Training der Kosmonauten, bis zur eigentlichen Mission.

Uns es gibt auch unerwartetes: Szenen der letzten Stufe der Trägerrakete unmittelbar nach dem Abtrennen, Innenaufnahmen während des Fluges, etc. Und man hört Sergey Koroljow mal sprechen!

&feature=emb_logo

Langes Video, aber es lohnt sich wirklich für alle, die sich für Woschod und frühe russ. Raumfahrt interessieren!

Freue mich auf eure Meinungen.

Gruß
roger50
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Rori am 18. November 2020, 10:46:49
Hallo Roger 50,
danke, die Stunde habe ich mir genommen. Unter anderem wegen sowas empfinde ich Raumfahrer.net als echten Gewinn (gilt im Moment auch für den Lunochod-Thread). Da wird bei mir immer noch die ein oder andere mediale Raumfahrt-Lücke geschlossen. Irgendwie wollte ich aber auch nie glauben, dass die sowjetische Raumfahrt ohne enge filmische Begleitung dokumentiert wurde.
Grüße Rori
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: dksk am 18. November 2020, 11:12:12
Eine weitere Zusammenstellung von alten Filmdokumentationen gibt nochmal detaillierte Einblicke in das Woschod-2 Programm.
Insbesondere der Aufbau des Raumschiffs und dessen Subsysteme – einfach sehr viel Technik ist zu sehen.

&feature=emb_logo

Die Arbeit im OKB-1 stellt die wissenschaftlich-materielle Grundlage für die Woschod Missionen dar…
Das sieht mit dem historischen Abstand alles sehr einfach aus – war aber seinerzeit die hohe Kunst.

3 Lukenpositionen mit Funktion und Öffnungsschwenkbewegungsdarstellung werden am Zeichenbrett im Gesamtschnitt der Kabine dargestellt und deren Funktion diskutiert.
Ab 2.50 min. wird die Finalvariante detailliert vorgestellt.
Ab 5.20 min. Die Montage der Schleuße mit innerer Hülle und insbesondere die Montage der umgebenden Röhrenbalge wird dargestellt.
Anschließend Türöffnungsmechanismus mit elektrischem Aktuator und Steuerungspult bei 6.20 min.
Ab 6.47 min. Vakuumkammertest der Schleuseneinheit. Die freigetesteten Bauteile werden zur kompakten Flugeinheit montiert – 6.58 min.
Finaler Entfaltungstest mit Kranhilfe bei 7.23 min.
Das Steuerungspult für die Schleuseneinheit umfasst eine Vielzahl von Bedienelementen und Zustandsanzeigen – ab 8.02 min.
In der Schleuße befindet sich noch ein vereinfachtes Bedienpult – dieses ist gegen unbeabsichtigte Fehlbedienung mit einem einfachen Drahtgitter gesichert – 8.14 min.
Bei 8.42 min ist der Zentralschließmechanismus der Schleusenluke – mit innenliegendem Visorring zu sehen. – bei 8.46 min dann Detailaufnahme mit den Kegelrädern und Übertragungswellen. Elektrischer Antrieb und zusätzlich eine Handkurbel für die Bedienung von der Kabinenseite aus.
Luftversorgungs- und Filtereinrichtung für beide Insassen ab 9.50 min.
Bei 9.56 min. ein Anblick, der noch heute sehr vertraut wirkt – die Kontursitzschalen mit dem Hochstell- und Dämpfungssystem an der Kopfseite. Im Grunde 56 Jahre mit leichten Veränderungen im Einsatz.
Hochstellen des Sitzes vor der Landung bei 10.25 min.  Ab 11.00 min Darstellung der Test der pneumatischen Anlagen der Schleuse, die technische Funktionen umsetzen und auch zur Versorgung des Kosmonauten mit technischer Luft in unterschiedlichen Phasen des Fluges dienen.
Ab 11.30 min Testeinrichtung für die Raumanzugsversorgungs- und Überwachungssysteme mit Hilfe einen vereinfachten Raumanzug-Imitators. Ich musste bei diesem weißen Torso an
„Johnny Got His Gun“ denken…
Da liegt Einiges auf dem Fußboden herum!
Danach werden die Schleussentunnelteile vorsichtig kompaktiert und in Startposition verbracht. Thermoisolationsschichten hüllen Schleusensysteme, Kamera ein . bei 13.02 min …“der Wegwerfgriff“ der Kameraobjektivabdeckung. Bei 13.16 min. wird der Raumanzug-Imitator im Schleusenbereich positioniert. Sieht so aus, als ob er auf der Kabinenseite der Luke befestigt ist und quasi nach deren Öffnung in die Schleuse „aufgeblasen“ werden kann.
Danach Vorbereitungen für den unbemannten Testflug einer Woschod 2 Konfiguration.
Bei 13.36 sieht man den Visor in der Luke – wie bei Wostok positioniert für die Rückkehrorientierung und für Woschod als Sichtöffnung in die Schleuse.
13.46 min. Das Schleusenpaket wird auf die Kapsel aufgesetzt.
14.17 min. die spezielle Nutzlastverkleidung wird montiert – auf der Schleusenseite mit Zusatzöffnung und 14.24 mit Adapterringabdeckung.
14.34 Nutzlastverkleidungsabsprengtest – Normalbetrieb und 15.00 Havariebetrieb, bei dem die Schleuse auch gleich mit wegfliegt.
15.04 min Schleusenabsprengung – ist die Kapsel mit Zenit Luke und Fenster?
Danach Rakete Startvorbereitung und Testflug entsprechend dem Flug und Missionsprofil des geplanten bemannten Fluges.
Ab 18.25 Kameraübertragung Schleusenentfaltung.
Signal und Datenübertragung von der Bodenstation Nr. 6 auf Kamtschatka. Schleuse wird auf Kabinenseite geöffnet. Übergabe an Bodenstation Nr.-7 auf Kamtschatka und Schiff steht im Pazifik bereit.
20.05 min. großes Drehmoment wirkt auf das Raumschiff – die Bewegung wir mit Kamera übertragen – Havariesysteme werden aktiviert.
20.34 min. Bodentest Absprengung entfaltete Schleuse.
20.45 Begutachtung geborgene Kapsel Zenit2, an dem die Schleusenabtrennung getestet wurde.
21.03 min Testvorbereitung Schleuse entfaltet in Thermobarokammer. 21.24 Zuführung des Testkosmonauten mit Raumanzugtest in der Schleuse.
21.34 – das Lebendexperiment beginnt…-Verbinden des Raumanzugs mit den autonomen Schleusensystemen, Deckel zu …
22.07 Deckelöffnung in der evaktuierten Testkammer.
22.45 – das Ganze mit der Testkapsel und Schleuse in einer größeren Testkammer.
23. 25 Testprogramm für den Ausstieg unter realitätsnahen Bedingungen mit Gesamtbesatzung.
24.10 Darstellung der pneumatischen und Belüftungssysteme Systeme Raumanzug – Kapsel – Vergleich zu Wostok und Darstellung Schleusenbetrieb.
25.33 Vorbereitung für den Überstieg in die Schleuse – Druckausgleich und Lukenöffnung.
Danach Rückkehr und Herstellung Rückflugregime.
28.38 Übungen beim Parabelflug.
Danach viele eher allgemeinbeschreibende und eher schon bekannte Filmausschnitte zur Missionsvorbereitung und Durchführung.

dksk
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: McPhönix am 18. November 2020, 12:38:30
Ausgerüstet mit Deiner umfangreichen minutiösen Übersetzung ( Danke :) ) machte das Freude, sich das Video reinzuziehen.
Wenn ich bedenke - diese ganze Bodentechnik, was Funk, TV und Telemetrie betrifft bzw. deren Entwicklung habe ich ja mit gemacht. Ich frage mich , welcher heutige Entwickler in der softwarebeseelten 3D Welt kann heute noch eine Technische Zeichnung lesen? Geschweige denn einen Lochstreifen direkt aus der Maschine laufend?
Erstaunlich auch wie unbekümmert die in normalen Klamotten mit flatternden Haaren lebenswichtige Sachen zusammengebaut haben. Und daß da ohne Spanabsaugung im Gerät gebohrt wurde, da rede ich mir mal ein, das war nur für den Film.
Jedenfalls - Ideen kamen, wurden umgesetzt und zum Funktionieren gebracht ! ! !
Mit Rückschlägen, aber nie soviele, daß man aufgeben mußte.

Rußland brauch die USA nicht überholen. Aber immer ebenbürtig bleiben, das wär schon schön und wichtig. Ein paar echte Spitzenleistungen sollten da nun auch mal wieder kommen...
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Progress100 am 18. November 2020, 18:09:00
...

Heute habe ich zufällig ein wirklich gutes, und langes (55'!) Video bei YT gefunden  (eingestellt 2019), das jede Menge Informationen zu dieser Mission enthält, von technischen Einzelheiten des Aufbaus des Raumschiffs, der Integration, den vielen Tests, der Testmission Kosmos-43, dem Training der Kosmonauten, bis zur eigentlichen Mission.
...


Darf ich mal den Besserwisser geben ?
Die Testmission war Kosmos 47.

Das Video ist auf alle Fälle interessant.
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: dksk am 03. Februar 2021, 08:40:32
Hier noch ein paar Betrachtungen zum Inhalt des Videos lt. Beitrag 102:
Bisher habe ich den konzeptionellen Unterschied zwischen Wostok und Woschod nicht so groß gesehen. Beim Ansehen der letzten beiden Videos sind mir aber doch sehr viele Dinge aufgefallen, die meine Ansicht da stark verändert haben.

1.   bei Woschod ist in der Kapsel sehr viel um 90° versetzt und
2.   es sind sehr viele Sachen schon auf Sojus Niveau – will sagen, was bei Sojus dann Standard war

z.B.
•   Kontursitze mit Hochstellmechanismus und Aufprallkompensator
•   Schwimmanzüge (sehen schon aus wie die Forel Variante)
•   Fallschirm mit Ausdrückbalg

Bei Wostok ist eine Grundausrichtung, beginnend mit Einstiegsluke, Sitz-Blickrichtung und Visier(Fenster) zur Lageorientierung erkennbar und die weiteren Systeme sind jeweils seitlich dazu ausgelegt.
Bei Woschod ist die Hauptausrichtung Einstiegsluke-Visier vorhanden – aber die Sitzanordnung gegenüber Wostok um 90° im Uhrzeigersinn gedreht. Dieser Anordnung folgend ist im Fallschirmcontainer eine zusätzliche Öffnung zur Kabine, die als Notausstieg (optimal zur  Sitzposition) vorgesehen ist. Bei 1.26 min kann man die viereckige Öffnung mit Montageabdeckung gut erkennen. Links am Boden liegt die Luke mit dem optischen Visier.
Bei 1.36 min der „enge Schacht“ von Wostok mit vergleichsweiser geringer Innenausstattung und als Kontrast ab 1.50 min. Woschod Innenausstattung, wo schon am Kapselboden umfangreiche technische Installationen und Geräte zu erkennen sind.
Bei 1.52 min. erkennt man, dass diese Ausstattung bis zur Unterkante der Visierlukenöffnung reicht und darüber sind dann unmittelbar die Sitze befestigt. Bei 1.55 min die Sitze mit Aufprallkompensatoreinrichtung, quasi die direkten Vorgänger der Sojus Sitze.
Bei 2.07 min. die Sitze werden durch die Haupteinstiegsluke (größter Lukendurchmesser) in die Kapsel verbracht.
Ab 2.10 min. wird die Thematik Landefallschirm mit Bremsraketen und Ausdrückbalg dargestellt. Bei 2.12 min. der Audrückbalg, dessen Aufgabe u.a. auch eine Volumenverdrängung (gegen Wasser) bei einer Wasserlandung ist.
Der Fallschirmcontainer ist deutlich größer als bei Wostok und hat nicht nur der größeren Kapselbruttomasse folgend größere Fallschirmfläche (Doppelschirm) unterzubringen, sondern auch noch das Landebremstriebwerk mit verstärktem Trossensystem und ganz unten einen druckgasbetriebenen Aufblasbalg.

Der Aufblasbalg hat somit gleich mehrere Aufgaben gehabt.
•   Ausdrückhilfe für Fallschirm/Bremsraketenpaket
•   Auffüllen des freigewordenen Containervolumens – schätze mal deutlich über 100 Liter – um bei Wasserlandung Aufnahme von Ballastwasser zu verhindern (das wäre schon ein enormer Auftriebsverlust)

•   Überdeckung der Containeröffnung im Falle der Nutzung des Notausstieges durch die Kosmonauten

Bei  Wostok ist mir eine Aufblasvorrichtung nicht bekannt.
Zum Vergleich: zum Sojuskapsel Fallschirm-Ausdrücksack hatten wir schonmal ein Thema, wo vergleichende Abbildungen zum Verständnis zu finden sind
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=10017.msg422325#msg422325 (https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=10017.msg422325#msg422325)

Bei den Sojus Wasserlandungsübungen mit der Trainingskapsel kann man da keinen Balg erkennen – aber z.B. Sond-5 Bilder im Ozean zeigen das.

Eine Woschod Übung mit komplettem Ein- und Untertauchen der Kapsel im Wasser wird ab 7.47 min. dargestellt. Bei 7.55 min erfolgt dann der Crew-Ausstieg durch die 2. Lukenöffnung an der Innenwand des Fallschirmkontainers, wobei der
großvolumige Ausblasbalg auch als Überstiegshilfe und Kantenschutz für die Kosmonauten dient. Die Unterkante Luke/Oberkante Balg liegen so ca. 40 cm über der Wasseroberfläche.
Bei 8.14 min. zum Vergleich, die Haupteinstiegsluke wird geöffnet. Vorteil: größerer Durchmesser zum Ausstieg. Nachteil: Unterkante gleich über der Wasseroberfläche.

Zusammenfassend bin ich der Meinung, dass ganz klar erkennbar ist, das Maximale an Leistung und Sicherheit für die Besatzung zu erreichen. Natürlich nur innerhalb der systemischen Grenzen, die durch die Grundkonzeption einer „umgebauten“ Wostok Kapsel gegeben waren.

dksk
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: R2-D2 am 14. Februar 2022, 12:32:15
Hier mal ein paar interessante Fotos von Separationstests des Woschod-Fairing:
https://twitter.com/Nick_Stevens_Gr/status/1492917604343812096 (https://twitter.com/Nick_Stevens_Gr/status/1492917604343812096)
In der Antwort hat auch jemand die Bilder als animiertes GIF zusammengebaut:
https://twitter.com/pushpaw_ebooks/status/1493125361227366401 (https://twitter.com/pushpaw_ebooks/status/1493125361227366401)

Die Quelle der Bilder ist aber schon etwas älter, war in den freigegebenen Dokumenten von 2019 (https://www.roscosmos.ru/26922/ (https://www.roscosmos.ru/26922/)) enthalten:
https://www.roscosmos.ru/media/files/history/voshod/19.pdf (https://www.roscosmos.ru/media/files/history/voshod/19.pdf) (Größe: 190MB)
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Stefan307 am 22. Februar 2022, 17:10:57
Ich Frage mich gerade ob es historische Quellen gibt die über die Entscheidung eine Luftschleuse für Woschod zu verwenden Aufschluss geben. Der Aufwand von Entwicklung Konstruktion und Integration erscheint doch gerade unter dem Zeitdruck erheblich. War im Woschod Raumschiff kein Platz für zwei Kosmonauten in Raumanzügen?
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: tonthomas am 22. Februar 2022, 20:01:22
Eine Frage wäre doch, ob die Kapseleinbauten überhaupt einen entthermisierten Betrieb zugelassen hätten.

Gruß   Pirx
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Stefan307 am 22. Februar 2022, 20:14:20
Eine Frage wäre doch, ob die Kapseleinbauten überhaupt einen entthermisierten Betrieb zugelassen hätten.

Gruß   Pirx

Das würde man doch zumindest für Wostok vermuten oder war der Orange Anzug etwa nicht in der Lage im falle eines Druckabfall die Kosmonauten zu schützen?
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: roger50 am 23. Februar 2022, 02:49:59
Doch, für einen Druckabfall war der orangene Anzug geeignet. Aber nicht für einen Ausstieg.

Wostok & Woschod wurden eigentlich vom Boden aus kommandiert, im Grunde brauchte der Kosmonaut nichts selber zu tun. Selbst wenn sein Druckanzug nach Druckabfall aufgebläht war.

Das galt/gilt aber nicht für einen Ausstieg, da muß sich ein Kosmonaut in allen Gelenken bewegen können. Das klappte bei Alexei Leonow, selbst mit einem neuen, für den Ausstieg konstruierten Anzug schlecht, sein Anzug blähte sich viel stärker als erwartet auf, deshalb seine Probleme beim Wiedereinstieg.

Man darf nie vergessen: damals befand man sich in einem Wettrennen, UdSSR -USA. Alles mußte schnell, schnell gehen. Wostok war ausgereizt, mehr als einfach ein paar Tage um die Erde zu kreisen war damit nicht möglich. Und das neue Raumschiff, Sojus, war noch längst nicht einsatzbereit.

Deshalb 'pimpte' man die Wostok, mit einem verbesserten Service-Module und anderen Verbesserungen, und mit Platz für 3 Kosmonauten. Aber die paßten da nur ohne Raumanzüge hinein, und sie hatten keinerlei Möglichkeit, im Falle eines Fehlstarts zu überleben (Wostok hatte wenigstens noch einen Schleudersitz). Und so flog Woschod-1 mit 3 Kosmonauten in Trainingsanzügen.

Mit einem EVA konnte man aber den Vorsprung vor den USA behalten, doch in entsprechenden Anzügen paßten nur 2 Kosmonauten in die Kapsel. Was dann mit Woschod-2 erfolgte. Und die außen befestigte, aufgeblasene und kaum versteifte Luftschleuse erlaubte dann den Ausstieg von Alexei Leonow mit seinem portablen Lebenserhaltungspacket. Und den bekannten Problemen.

"Verkauft" wurde das Woschod-Raumschiff als eine völlige Neuentwicklung mit tollen zukünftigen Fähigkeiten. Aber um zu verschleiern, daß es lediglich eine (gute) Weiterentwicklung von Wostok war, hielt man (für uns Normalbürger im Westen) Bilder geheim. Bis ca. 1991! Erst dann veröffentlichte NPO Energia erste Photos. Im Gegensatz zum Sojus-Raumschiff, von dem Bilder zeitnah verfügbar waren.

Ja, ja, das waren andere Zeiten, als es auch erste on-board Aufnahmen erst lange nach der Landung gab.

Gruß
roger50
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: Stefan307 am 23. Februar 2022, 10:45:36
Das ist mir völlig klar Roger,
Aber gerade deswegen, Wenn du sagst
Mit einem EVA konnte man aber den Vorsprung vor den USA behalten, doch in entsprechenden Anzügen paßten nur 2 Kosmonauten in die Kapsel. Was dann mit Woschod-2 erfolgte.
Hätte man sich die Druckschläuse ja sparen können. Gerade um Zeit zu sparen und einen EVA Anzug brauchte es ja so oder so...
Versteht mich nicht falsch es gab dafür sicher einen mindestens guten, wenn nicht zwingenden Grund, deswegen Frage ich ja...
Titel: Re: Woschod-Programm
Beitrag von: dksk am 23. Februar 2022, 13:13:45
Bei einer Schleuse besteht der Vorteil, dass man nur einen Teil der Kapselatmosphäre beim Ausstieg verliert und die Kapsel nach dem Schließen der inneren Schleusenluke in einem in sich stabilen getrennten Zustand bleibt.
Der 2. Kosmonaut hatte ja auch einen quasi gleichwertigen Raumanzug – allerdings ohne tragbare autonome Versorgung und hätte in Havariesituation räumlich begrenzt bis in den Schleuseneingang handeln können.. Die Schleuse hatte wohl auch eine eigene technische Gasversorgung, womit der Kosmonaut außerhalb der Kabine – also von-bis  Schleuse dort versorgt wurde, was ja dann auch in die Bruttoversorgung der Kapsel nicht mit rein muss.
Das ist dann systemisch alles externe Masse, die auch nicht mit „gelandet“ werden muss – also das Fallschirm und Landeraketensystem entlastet und somit die Restgeschwindigkeit für die beiden Kosmonauten auch weiter minimiert.
Wenn die Kabine komplett druckfrei gemacht würde, kämen dann ja zusätzliche Themen, wie Thermalhaushalt hinzu, die zu regeln gewesen wären. Mit einem definierten Druckgas, was umgewälzt wird ist das z.B. ja viel einfacher.
Für den schlechtesten Fall, war die Überlebenswahrscheinlichkeit für den Kosmonauten, der unterstützend in der Kapsel war, auch entsprechend höher. Diese Thematik als „Sachargument“ hat sicher auch eine Rolle gespielt.
Die aufgesetzte Lösung mit der Schleuse und deren Versorgungssysteme, die nach dem Ausstieg abgetrennt wurde, war wohl die Version mit den minimalsten technischen Komplikationen.

dksk