Marsmonde Phobos und Deimos

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #100 am: 28. November 2015, 20:58:34 »

Außerdem will man den Mond am besten am Pol aufschlagen lassen.  Hauptwirkung sollte eine Veränderung und Anreicherung der Atmosphäre und nicht die direkte Einschlagsenergie sein.

Am Pol? Keine Chance ohne Star Trek Technologie.
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

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Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.

Offline BadCop

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #101 am: 28. November 2015, 21:39:47 »
Vielen Dank Gertrud für die Nature-Artikel. Leider reicht mein astronomisches/mathematisches Wissen nicht aus um mir daraus meine Antworten zu finden. (z.B. die Formel auf Seite 8 um die Größe des Einschlagkraters zu errechnen). Zumindest wird es in 20-40 Millionen Jahren bei einem bis dort mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit besiedelten Mars in der Äquatorregion ziemlich ungemütlich. Aus meiner Sicht noch ein Argument dafür das "Problem" vorher zu lösen.

Viele Grüße

Frank

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Offline Pham

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #102 am: 30. November 2015, 08:54:20 »
Vielen Dank Gertrud für die Nature-Artikel. Leider reicht mein astronomisches/mathematisches Wissen nicht aus um mir daraus meine Antworten zu finden. (z.B. die Formel auf Seite 8 um die Größe des Einschlagkraters zu errechnen). Zumindest wird es in 20-40 Millionen Jahren bei einem bis dort mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit besiedelten Mars in der Äquatorregion ziemlich ungemütlich. Aus meiner Sicht noch ein Argument dafür das "Problem" vorher zu lösen.

Viele Grüße

Frank

Einmal angenommen, dass die Besiedelung des Mars tatsächlich zwangsläufig geschieht, ist nach menschlichen Maßstäben 20 Millionen Jahre immer noch ein extrem langer Zeitraum. In diesem Zeitraum sollte es gemütlich  machbar sein, Phobos nebenbei in eine höhere, stabilere Umlaufbahn zu hieven.
Selbst wenn man damit erst in 10 Millionen Jahren anfängt, hat man immer noch ausreichend Zeit und braucht keine "Hau-Ruck-Aktion" zu starten.
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

Eureka

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #103 am: 01. Dezember 2015, 20:35:57 »
Frage: Hat ein Objekt (z.B. Eureka am L5) mit ca. 2 km Durchmesser genug Masse, um bei Positionierung zwischen den Umlaufbahnen von Deimos und Phobos eine „langfristige“ Vereinigung der 3 Körper zu ermöglichen?

Folgefrage: Kann durch einen neugeschaffenen Mond aus Deimos und Phobos das Magnetfeld des Mars gestärkt/angeregt werden bzw. können hier Verbesserungen hinsichtlich der Strahlung und Atmosphäre erwartet werden?

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Offline blackman

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #104 am: 01. Dezember 2015, 21:45:43 »
Puuh Ersteres traue ich mich nicht zu beantworten.

Aber zum Magnetfeld. Ein Magnetfeld entsteht durch die Zirkulation von geschmolzenem Metallkern im inneren eines Planeten. Da der Kern von Mars womöglich erstarrt ist, ist kein Magnetfeld vorhanden. Womit du prinzipiell recht hast, ist das ein Mond Kräfte auf seinen Planeten ausübt und dadurch Reibungsenergie im inneren ensteht. Ich bezweifel aber sehr das die Masse von Phobos, Deimos und einen wie hier beschriebenen Asteroiden 2km Durchmesser ausreichen um genügend Kräfte auf den Mars ausüben zu können.

Sollte es aber ausreichen und der Mars bekäme ein Magnetfeld würde das den kompletten Planeten verändern, da somit die Atmosphäre insbesondere Wasserstoffmoleküle nicht mehr vom Sonnenwind abgetragen werden.

Ich hoffe ich konnte dir helfen :)

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Offline Lumpi

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #105 am: 02. Dezember 2015, 19:39:47 »
Frage: Hat ein Objekt (z.B. Eureka am L5) mit ca. 2 km Durchmesser genug Masse, um bei Positionierung zwischen den Umlaufbahnen von Deimos und Phobos eine „langfristige“ Vereinigung der 3 Körper zu ermöglichen?

Ich bin ja beileibe kein Experte, aber wie soll so ein kleiner Himmelskörper mit winziger Schwerkraft etwas dahingehendes bewirken können?
Die Umlaufbahnen von Phobos und Deimos liegen ca. 14.000 km auseinander. Bei einer Positionierung von Eureka genau zwischen diesen beiden Umlaufbahnen würde der minimale Abstand zu Phobos und Deimos also immer noch ca. 7000 km betragen. Phobos nähert sich der Marsoberfläche aber bis auf weniger als 6000 km. Wie in voherigen Posts erwähnt, wird er duch die Gezeitenkräfte des Mars in vielleicht 20 Millionen Jahren auseinandergerissen werden. Eureka mit winziger Schwerkraft nahe null hätte da keine Chance!

(Die genaue Masse von Eureka ist übrigens noch gar nicht ermittelt. Eureka wird auch von einem winzigen Mond (d=460 m) umkreist.)
https://en.wikipedia.org/wiki/5261_Eureka
http://www.johnstonsarchive.net/astro/astmoons/am-05261.html
Das Bekannte ist endlich, das Unbekannte unendlich.

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Offline m.hecht

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #106 am: 04. Dezember 2015, 10:42:43 »
Frage: Hat ein Objekt (z.B. Eureka am L5) mit ca. 2 km Durchmesser genug Masse, um bei Positionierung zwischen den Umlaufbahnen von Deimos und Phobos eine „langfristige“ Vereinigung der 3 Körper zu ermöglichen?

Rein theoretische, physikalische Überlegung:
Phobos ist der innere Mond, Deimos der äußere Mond des Mars. Phobos nähert sich dem Mars an, Deimos entfernt sich von ihm. Warum ist das so? Das ist so, weil die Umlaufzeit von Phobos kleiner ist als die Rotationsgeschwindigkeit des Mars und die Umlaufzeit von Deimos größer ist als die Rotationsgeschwindigkeit des Mars. Mit anderen Worten: Phobos benötigt für eine Umkreisung des Mars WENIGER als einen Marstag wobei Deimos für einen Umlauf MEHR als einen Tag benötigt. Jetzt fragt man sich warum das wichtig ist? Das ist wichtig, denn genau das ist der Grund warum Phobos sich dem Mars nähert und Deimos sich entfernt. Phobos gibt Drehimpuls an den Mars ab während Deimos Drehimpuls vom Mars erhält. So nebenbei: Das ist auch der Grund warum sich der Erdenmond von der Erde entfernt. Da er länger als einen Erdentag für einen Umlauf benötigt, erhält er Drehimpuls von der Erde. Deshalb entfernt sich der Mond immer mehr von der Erde und ein Erdentag wird immer länger. Zurück zum Mars. Will man Phobos vom Abstürzen und Deimos vom wegfliegen hindern, muss Phobos Drehimpuls erhalten und Deimos welchen verlieren. Wenn es also gelänge ein oder mehrere Objekte zwischen Phobos und Deimos "pendeln" zu lassen und man mit diesen Objekten jeweils einen Swing-By an Phobos und Deimos machen würde, könnte man Drehimpuls von Deimos an Phobos übertragen. Wenn es gelänge stabile und wiederkehrende Flugbahnen für die Pendelobjekte zu finden, müssten diese auch gar nicht groß sein, denn sie könnten hunderte oder gar tausende Male zwischen den beiden Monden pendeln und so pro Swing-By immer nur ein kleines bisschen Impuls übertragen. Ob es aber praktisch gelänge solche Flugbahnen tatsächlich zu finden und stabil zu halten, wage ich mal zu bezweifeln. Aber wie gesagt, rein theoretisch ginge es.

Folgefrage: Kann durch einen neugeschaffenen Mond aus Deimos und Phobos das Magnetfeld des Mars gestärkt/angeregt werden bzw. können hier Verbesserungen hinsichtlich der Strahlung und Atmosphäre erwartet werden?

Wie blackman schon sagte setzt ein Magnetfeld zuerst einmal einen geschmolzenen Kern voraus. Der Marskern ist aber nicht mehr (oder nur noch ganz wenig) geschmolzen. Es gibt nur noch Reste eines Magnetfeldes. Ein Mond erzeugt natürlich Bewegungen (und somit Reibung, was Wärme entspricht) im inneren des Mars. Die Stärke dieser Bewegungen hängt aber vor allem von der Masse des Mondes ab und die würde sich ja nicht ändern wenn man Phobos und Deimos vereinen würde. Sprich: Die Masse der Monde um den Mars ist einfach viel zu gering.

Mane

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Offline Pham

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #107 am: 04. Dezember 2015, 13:04:30 »
Frage: Hat ein Objekt (z.B. Eureka am L5) mit ca. 2 km Durchmesser genug Masse, um bei Positionierung zwischen den Umlaufbahnen von Deimos und Phobos eine „langfristige“ Vereinigung der 3 Körper zu ermöglichen?

Rein theoretische, physikalische Überlegung:
Phobos ist der innere Mond, Deimos der äußere Mond des Mars. Phobos nähert sich dem Mars an, Deimos entfernt sich von ihm. Warum ist das so? Das ist so, weil die Umlaufzeit von Phobos kleiner ist als die Rotationsgeschwindigkeit des Mars und die Umlaufzeit von Deimos größer ist als die Rotationsgeschwindigkeit des Mars. Mit anderen Worten: Phobos benötigt für eine Umkreisung des Mars WENIGER als einen Marstag wobei Deimos für einen Umlauf MEHR als einen Tag benötigt. Jetzt fragt man sich warum das wichtig ist? Das ist wichtig, denn genau das ist der Grund warum Phobos sich dem Mars nähert und Deimos sich entfernt. Phobos gibt Drehimpuls an den Mars ab während Deimos Drehimpuls vom Mars erhält. So nebenbei: Das ist auch der Grund warum sich der Erdenmond von der Erde entfernt. Da er länger als einen Erdentag für einen Umlauf benötigt, erhält er Drehimpuls von der Erde. Deshalb entfernt sich der Mond immer mehr von der Erde und ein Erdentag wird immer länger. Zurück zum Mars. Will man Phobos vom Abstürzen und Deimos vom wegfliegen hindern, muss Phobos Drehimpuls erhalten und Deimos welchen verlieren. Wenn es also gelänge ein oder mehrere Objekte zwischen Phobos und Deimos "pendeln" zu lassen und man mit diesen Objekten jeweils einen Swing-By an Phobos und Deimos machen würde, könnte man Drehimpuls von Deimos an Phobos übertragen. Wenn es gelänge stabile und wiederkehrende Flugbahnen für die Pendelobjekte zu finden, müssten diese auch gar nicht groß sein, denn sie könnten hunderte oder gar tausende Male zwischen den beiden Monden pendeln und so pro Swing-By immer nur ein kleines bisschen Impuls übertragen. Ob es aber praktisch gelänge solche Flugbahnen tatsächlich zu finden und stabil zu halten, wage ich mal zu bezweifeln. Aber wie gesagt, rein theoretisch ginge es.

Folgefrage: Kann durch einen neugeschaffenen Mond aus Deimos und Phobos das Magnetfeld des Mars gestärkt/angeregt werden bzw. können hier Verbesserungen hinsichtlich der Strahlung und Atmosphäre erwartet werden?

Wie blackman schon sagte setzt ein Magnetfeld zuerst einmal einen geschmolzenen Kern voraus. Der Marskern ist aber nicht mehr (oder nur noch ganz wenig) geschmolzen. Es gibt nur noch Reste eines Magnetfeldes. Ein Mond erzeugt natürlich Bewegungen (und somit Reibung, was Wärme entspricht) im inneren des Mars. Die Stärke dieser Bewegungen hängt aber vor allem von der Masse des Mondes ab und die würde sich ja nicht ändern wenn man Phobos und Deimos vereinen würde. Sprich: Die Masse der Monde um den Mars ist einfach viel zu gering.

Mane
Um das ganze weiter zu spinnen, wäre es im Zuge einer langfristigen besiedelung und Terraformung des Mars notwendig dem Mars einen ausreichend massereichen Mond zu bescheren, welcher den Dynamo des Mars anspringen lässt um ggf. ein Magnetfeld zu induzieren.
Ein Kandidat wäre z.B. Ceres.

Das ist derzeit mehr Fantasy als Science Fiction, aber die Terraformung des Mars ist ja ebenfalls nicht in einigen hunderten von Jahren erledigt, selbst wenn man die technischen Möglichkeiten dafür hätte.
Ceres in eine Marsumlaufbahn zu hieven geht allerdings auch nicht von heute auf morgen. Und bis dieser das Marsinnere soweit erwärmt (wenn das überhaupt passieren sollte), dass ein ausreichendes Magnetfeld entsteht, vergehen viele Millionen von Jahren (wenn nicht Milliarden) ... und dürfte die Verhältnisse auf dem Mars selbst nochmal komplett auf den Kopf stellen.

Die derzeitigen Monde haben wohl in keiner Konstelalltion die ausrechende Masse um den Mars diesbezüglich dauerhaft zu beeinflussen. Insofern sind und bleiben sie bestenfalls natürliche Raumbasen um den Mars.
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Offline Sensei

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #108 am: 04. Dezember 2015, 17:12:06 »
Und wie soll es auch nur theoretisch gehen ceres bis in die Marsbahn zu bringen?!

(ich möchte hier ungern über sogar theoretisch nicht machbares diskutieren)

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Offline Pham

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #109 am: 04. Dezember 2015, 19:50:25 »
Und wie soll es auch nur theoretisch gehen ceres bis in die Marsbahn zu bringen?!

(ich möchte hier ungern über sogar theoretisch nicht machbares diskutieren)
Gar nicht!
Ich möchte das auch nicht vertiefen, sondern wollte nur die Problematik um die Erzeugung eines planetaren Magnetfeld für Mars und die notwendigen (unrealistischen) Voraussetzungen dazu ansprechen.
Zumal das Thema auch off-topic werden würde, wenn an sich auf das Thema tiefer einlassen würde.
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SpaceMech

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #110 am: 05. Januar 2016, 11:08:34 »
JAXA untersucht derzeit eine Phobos-Sample-Return-Mission, die 2022 starten soll:

https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=3437.msg349662#new

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Offline Lumpi

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Re: Marsmond Phobos
« Antwort #111 am: 08. Januar 2016, 17:09:07 »
https://twitter.com/hashtag/Phobos?src=hash schreibt, dass Mars Express am 14.Januar in nur 53 km Entfernung an Phobos vorbeifliegt!  Das gibt coole, neue Bilder...   8)
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Offline -eumel-

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #112 am: 14. Januar 2016, 01:47:07 »

Rote Bahn: Mars Express
innere blaue Bahn: Phobos
äußere blaue Bahn: Deimos


Beim heutigen nahen Phobos Vorbeiflug wird sich Mars Express um 17 Uhr MEZ dem Mars-Mond bis auf 53 km nähern.
Aus der Nähe werden die Messungen der Instrumente und natürlich auch Fotos präziser.
Neben der hochauflösenden Stereo-Kamera werden auch das MARSIS-Radar und das ASPERA-3 Partikel-Instrument aktiv sein.

Bei diesem Vorbeiflug wird eine Region der Phobos Oberfläche überflogen, die bisher noch nicht aus solcher Nähe gesehen wurde.
Mittleres Bild:


Rechts und links sind die größeren Phobos Achsen dargestellt.
Mit dem Kreuz ist die vorgesehene Landestelle der verunglückten Sample Return Mission Fobos Grunt markiert.

Es wird in diesem Jahr noch weitere 60 Vorbeiflüge an Phobos geben, die aber in Entfernungen von mehreren Hundert bis Zweitausend Kilometern erfolgen - der heutige ist der dichteste.
Dabei geht es freilich nicht nur um möglichst schöne Fotos, sondern um Erkenntnisgewinn:
Aufbau, Zusammensetzung und Entstehungsgeschichte dieses unförmigen Mondes.
Natürlich liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei den kleinen Mars-Monden um eingefangene Objekte aus dem Asteroidengürtel handelt.
Aber durch die Messungen der Mars Orbiter ist diese Theorie inzwischen vom Tisch.
Die geringe Dichte von nur 1862 kg/m³ deutet eher auf einen Rubble Pile (Schutthaufen) hin.
Dichte-Vergleich:  Mars - 3930 kg/m³    Erde - 5520 kg/m³
Heute vermutet man eher, dass vor langer Zeit durch einen großen Einschlag auf der Mars-Oberfläche viel Material in den Orbit geschleudert wurde und dort Ringe bildete, die sich dann zu den beiden Monden agglomerierten.

Aber natürlich freuen wir uns auf schöne Fotos aus der Nähe! :D
Vor einigen Jahren hat Mars Express schon dieses Foto von der Südpol Region aufgenommen:
Credit: ESA/ DLR/ FU Berlin

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Offline Gertrud

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #113 am: 01. März 2016, 17:24:11 »
Hallo Zusammen,

MAVEN beobachtet den Mond Phobos  in Ultraviolett

Die Wissenschaftler sind der Lösung, wie sich der Mond Phobos gebildet hat, wieder einen Schritt näher. Ende November und Anfang Dezember 2015 hatte die Sonde Mars Atmosphere and Volatile Evolution (MAVEN) eine Reihe von Annäherungen an den Mond Phobos um Daten aus einen Umkreis von 500 km zu sammeln. Unter den ermittelten Daten waren auch spektrale Bilder von Phobos in ultraviolett. Die Wissenschaftler hoffen, dass diese Bilder ihnen ermöglicht, besser die Zusammensetzung des Mondes beurteilen zu können. Der Ursprung von Phobos ist immer noch unbekannt.
Der Vergleich der Bilder von MAVEN mit den Spektren der Oberfläche von Phobos von ähnlichen Daten der Asteroiden und Meteoriten könnten den Planetenforschern helfen, zu bestimmen, ob es sich um einen eingefangenen Asteroid oder ob sich der Mond in der Umlaufbahn um den Mars gebildet hat. Wenn die MAVEN- Daten vollständig analysiert sind, hoffen die Wissenschaftler die organischen Moleküle zu erkennen. Der Nachweise wurde durch vorherige Messungen des  UV-Spektrographen  auf der Raumsonde Mars Express (MEX) erbracht.
Die Beobachtungen des Imaging UV-Spektrographen auf MAVEN zeigt, wie in Orange durch den mittleren Ultraviolett MUW) das Sonnenlicht von der Oberfläche von Phobos reflektiert wird. Es zeigt den Mond mit den unregelmäßigen Form und mit den vielen Kratern. Das weit ultraviolettem Licht bei 121,6 nm  zeigt in Blau die gestreuten Wasserstoffgase aus der oberen Atmosphäre vom Mars. Phobos wurde hier aus der Entfernung von 300km beobachtet und blockiert das Licht, dass den UV-Himmel verdunkelt.

Credit: CU/LASP und NASA

Die Umlaufbahn von MAVEN kreuzt manchmal die Umlaufbahn von Phobos. Dieses Bild zeigt die Konfiguration der beiden Bahnen von Anfang Dezember 2015 bei der MAVEN die Phobos Beobachtungen machte.

Credit: CU/LASP und NASA
Quelle:
http://www.nasa.gov/feature/goddard/2016/maven-observes-phobos-in-ultraviolet

Mit den besten Grüßen
Gertrud
die Erklärung zu meinem Avatar:
http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2442
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070315.html
***
Die Gabe des Staunens lässt uns die Welt aufgeschlossener sehen und ihre Wunder würdigen. (Richard Henry Lee)

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Offline Lumpi

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #114 am: 10. April 2016, 17:14:03 »
Verrückte Theorie!?

Julien Salmon vom "Southwest Research Institute" in Boulder /Colorado meint, die Marsmonde Phobos und Deimos sind keine "eingefangenen" Asteroiden, sondern die Überbleibsel einer Kollision eines Körpers von Pluto-Größe mit dem Mars. Uff!  :o  Als Argument führt er an, dass eingefangene Asteroiden nicht so eine fast kreisrunde Umlaufbahn beschreiben würden wie Phobos und Deimos. Sie sollen die einzigen "Überlebenden" von einer Vielzahl von Monden sein, die bei der Kollision entstanden sind, alle anderen Monde sind zwischenzeitlich der Schwerkraft des Mars erlegen. Dieses Schicksal erwartet ja auch noch Phobos...
https://www.newscientist.com/article/2083503-mars-moons-may-have-formed-after-collision-with-pluto-like-world/
Das Bekannte ist endlich, das Unbekannte unendlich.

Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #115 am: 10. April 2016, 18:50:03 »
Die Theorie mit den eingefangenen Monden wird ja schon länger bezweifelt, zumindest seit 2010, siehe z.B. hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Phobos_%28Mond%29#Entstehungsgeschichte

Ich fand es auch schon immer ziemlich krass, daß Phobos in astronomisch so fürchterlich kurzer Zeit (50 Mio Jahre) auf den Mars einschlagen bzw. zerrissen wird.
Daher finde ich diese neuen Überlegungen wirklich sehr interessant!

Offline Liftboy

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #116 am: 11. April 2016, 12:39:40 »
Ich fand es auch schon immer ziemlich krass, daß Phobos in astronomisch so fürchterlich kurzer Zeit (50 Mio Jahre) auf den Mars einschlagen bzw. zerrissen wird.
Daher finde ich diese neuen Überlegungen wirklich sehr interessant!

Ich find da gerade den Zusammenhang nicht. Das Phobos bald runterkommt spricht doch weder für die eine noch für die andere These, oder?

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Offline Lumpi

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #117 am: 29. August 2016, 13:47:03 »
Beim heutigen nahen Phobos Vorbeiflug wird sich Mars Express um 17 Uhr MEZ dem Mars-Mond bis auf 53 km nähern.
Aus der Nähe werden die Messungen der Instrumente und natürlich auch Fotos präziser.
Neben der hochauflösenden Stereo-Kamera werden auch das MARSIS-Radar und das ASPERA-3 Partikel-Instrument aktiv sein.
...
Bei diesem Vorbeiflug wird eine Region der Phobos Oberfläche überflogen, die bisher noch nicht aus solcher Nähe gesehen wurde.
...
Aber natürlich freuen wir uns auf schöne Fotos aus der Nähe! :D

Diese schönen Fotos kamen mir gerade in den Sinn und ich dachte, es müssten doch nun langsam einige davon veröffentlicht worden sein. Also hab ich "nachgeforscht" und fand heraus, dass es aufgrund eines Problems mit dem Onboard-Speicher, just im Moment des Vorbeiflugs, keine Fotos geben wird.  :(  Die Meldung dazu ist zwar nun schon 7 Monate alt, ist aber wohl, auch in diesem Thread, irgendwie untergegangen.
http://blogs.esa.int/mex/2016/01/28/update-on-phobos-flyby-science-results/
Zitat
Unfortunately, HRSC imaging didn't work due to a transient issue with the onboard memory, which meant that no data were saved.
Das Bekannte ist endlich, das Unbekannte unendlich.

MaxBlank

  • Gast
Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #118 am: 08. Mai 2017, 20:54:08 »
Hier eine schöne partielle Sonnenfinsternis auf dem Mars: Transit von Phobos vor der Sonne, aufgenommen von Curiosity

https://twitter.com/coreyspowell/status/861240329269391360

    Gibt es analog auch für Deimos (hier eher ein bloßer Transit als eine Sonnenfinsternis):

http://www.planetary.org/multimedia/space-images/mars/transit-of-deimos-curiosity-sol42-1.html

AeitschTi

  • Gast
Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #119 am: 20. Juli 2017, 20:56:47 »
Weltraumteleskop Hubble beobachtet, wie ein Mond den Mars umläuft

Hubble hat beim Fotografieren des Mars einen Gastauftritt des kleinen Marsmondes Phobos, auf seiner Bahn um den "Roten Planeten" eingefangen.
Der 1877 entdeckte, winzige kartoffelförmige Mond ist so klein,  dass er auf den Hubble-Bildern sternartig erscheint.

Phobos umkreist den Mars in lediglich 7 Stunden und 39 Minuten. Seine Umlaufbahn um den Mars in ca. 6000 km Entfernung wird mit der Zeit immer enger, so dass die wachsenden Gravitationskräfte des Mars in den nächsten 20 bis 40 Millionen Jahren dafür sorgen, dass der Mond zerbröselt.
Während einige Bruchstücke sicherlich auf der Oberfläche des Roten Planeten einschlagen werden, wird sich ein gewisser Teil vermutlich in einen eleganten Ring verwandeln.

Hubble hat am 12. Mai 2016 über einen Zeitraum von 22 Minuten 13 getrennte Belichtungen gemacht, mit welchen dieser Zeitrafferfilm erstellt wurde:

https://media.stsci.edu/uploads/video_file/video_attachment/4429/STScI-H-v1729a-1280x720.mp4

Quelle:

http://hubblesite.org/news_release/news/2017-29

Credit:

NASA, ESA, and Z. Levay (STScI)

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Offline Lumpi

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #120 am: 19. Oktober 2017, 10:52:41 »
Starke Sonneneruptionen könnten die Nachtseite von Phobos (und höchstwahrscheinlich auch von Deimos) mit "hunderten" Volt elektrisch aufladen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue NASA-Studie. Künftige robotische oder gar bemannte Missionen zu den Marsmonden müssen dafür gewappnet sein.
https://www.nasa.gov/press-release/goddard/2017/mars-electric-moons

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McPhönix

  • Gast
Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #121 am: 19. Oktober 2017, 11:15:55 »
Da sollte ein Lander vlt einen dünnen Draht voraus schießen bei Annäherung. Befestigt an einem Dämpfer, Länge soviel Kilometer wie möglich, Widerstand bis 1 MOhm. ;)

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Offline Lumpi

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #122 am: 01. März 2018, 20:43:11 »
Neue Aufnahmen der Monde durch Mars Express:

Phobos, aufgenommen am 12.09.2017 (Orbit 17.342) mit dem Nadirkanal der Kamera HRSC aus 115 km Entfernung. Die Auflösung beträgt bis zu 4 Meter pro Pixel.


Quelle: ESA/DLR/FU Berlin CC BY-SA 3.0 IGO

...auch schön: Deimos mit Saturn, Aufnahme vom 15.01.2018 (Orbit 17.770):


Quelle: ESA/DLR/FU Berlin CC BY-SA 3.0 IGO

Weitere Infos + Fotos: http://www.dlr.de/dlr/desktopdefault.aspx/tabid-10081/151_read-26249/#/gallery/29844
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Offline sven

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #123 am: 19. März 2019, 00:12:15 »
Das Rätsel der unterschiedlichen Oberflächenstrukturen von Phobos könnte gelöst sein.
Durch die etwas elliptische Bahn von Phobos um den Mars wirken an einigen Stellen stärkere Gravitationskräfte. Diese reichen aus, um ab und zu das Regolith in Bewegung zu versetzen. Im Vergleich von Computersimulationen mit den tatsächlichen Oberflächeneigenschaften fanden sich die entsprechenden Effekte an den erwarteten Stellen. Die Grau/Blaue Färbung rührt wohl von vergleichsweise frischem Material her, welches sich langsam verteilt, während das ältere, verwitterte Material eher rötlich scheint.

https://www.space.com/mars-moon-phobos-orbit-surface-powder.html

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Offline Terminus

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Re: Marsmonde Phobos und Deimos
« Antwort #124 am: 22. April 2019, 09:47:08 »
Hatten wir das hier eigentlich schon?

Zitat
The weird linear grooves scoring the surface of the Mars moon Phobos were likely carved by boulders knocked loose by a giant impact, a new study suggests. That impact created Phobos' most notable feature — the 5.6-mile-wide (9 kilometers) Stickney Crater [...]

https://www.space.com/42504-mars-moon-phobos-grooves-boulders.html (November 2018)

US-Wissenschaftler der Brown University glauben erklären zu können, woher Phobos seine auffälligen parallelen Gräben hat. Schon seit den 1970ern gibt es demnach die Hypothese (neben einigen anderen), dass es sich dabei um Spuren rollender Felsen handelt.

Die Wissenschaftler haben eine Simulation entwickelt, die davon ausgeht, dass die Gräben von Felsen und Steinen stammen, die bei dem Stickney-Einschlag auf die Oberfläche zurückgefallen sind und dann praktisch um den ganzen Mond herum gerollt sind. DIe Ergebnisse der Simulation stützen die besagte These.

Sie können sogar eine "gräbenfreie" Zone auf Phobos erklären: Diese Zone soll  gegenüber der Umgebung etwas eingetieft sein. (Klingt nach einem alten Krater.) Demnach hätten die Felsen beim Überrollen der Zone quasi den Boden unter sich verloren und wären durch die geringe Gravitation eine gewisse Strecke geflogen, bevor sie wieder aufgesetzt hätten.