Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer

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Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« am: 06. August 2010, 08:44:25 »
Hallo,

Der wissenschaftliche Erkenntnissgewinn durch die LEO Station ISS nicht wirklich greifbar. Ein  Fähnchen auf dem Mars wird wahrscheinlich einen dreistelligen Milliardenbetrag verschlingen, die Raumfahrt für 30 Jahre beschäftigen und nach 1 bis 3 Flügen und einigen 100kg Marsgestein wird man das Projekt einstellen.

Anstelle von Programmen mit einer begrenzten Laufzeit, sollte man die Bemannte Raumfahrt als Selbstzweck sehen und sich auf eine dauerhafte und unbegrenzt erweiterbare Station  konzentrieren. Der Breiten Öffentlichkeit sind aus meiner sicht die Experimente auf der ISS wurscht und bringen auch den Raumfahrtagenturen nicht unbedingt viel und sind eh nur ein Vorwand für eine bemannte Station.

Ein Programm welches eine Dauerhafte Station als Ziel hätte, würde von der Öffentlichkeit wohl sogar eher angenommen als eine Teure Forschungsstation ISS im LEO, welche nach 20 Jahren genauso verschwindet wie die Mir.


Zuerst müsste ein Lebenserhaltungs-,Energieversorgungs- u. Wohnmodul in den GSO geschossen werden, danach eine Besatzung aus Ingenieuren u. Technikern.
Diese müssen nur auf eine Tätigkeit spezialisiert sein Montagen im All.
Wissenschaftler hätten auf dieser Station die nächsten 50 Jahre nichts verloren.

Nachdem dieser „Baucontainer“ steht, kann mit dem Bau der eigentlichen Station begonnen werden.  Diese muss so konzipiert werden, dass sie jederzeit erweitert werden kann.
Ziel sollte eine immer weiter Anwachsende Station sein. Dabei sollte bei allen Komponenten auf absolute Langlebigkeit u geringen Ersatzteilbedarf geachtet werden.

Die Raumfahrt hätte damit ein Projekt, welches bei der Bevölkerung gut ankommt und sehr Langfristig auch mal ein dauerhaftes Ergebnis bringt.


Stellt euch vor in den 60ern hätte man anstelle von Apollo/Shuttel/Sajut/Mir/ISS in eine solche Station Investiert, dann hätten wir heute eine autarke GSO-Kollonie versorgt mit U-Boot Reaktor und 50 Personen Dauerbesatzung.


G. holleser

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Offline Schillrich

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #1 am: 06. August 2010, 09:22:19 »
Hallo,

sorry, aber da muss ich Einiges richtig stellen.

Der wissenschaftliche Erkenntnissgewinn durch die LEO Station ISS nicht wirklich greifbar.
...
Der Breiten Öffentlichkeit sind aus meiner sicht die Experimente auf der ISS wurscht und bringen auch den Raumfahrtagenturen nicht unbedingt viel ...
Das ist deine Meinung und entbehrt jeder Grundlage. Lies dir bspw. mal das letzte Sonderheft der Spektrum der Wissenschaften durch, was man (auch am Menschen) im Orbit erforscht. Ebenso gibt es bei der NASA im Internet ein umfangreiches Angebot an Papieren.
Gleichzeitig ist Grundlagenforschung oft nicht "greifbar", vor allem nicht für die Öffentlichkeit. Ist sie deswegen sinnlos, nur weil "wir" sie nicht verstehen?

Zitat
Anstelle von Programmen mit einer begrenzten Laufzeit, sollte man die Bemannte Raumfahrt als Selbstzweck sehen und sich auf eine dauerhafte und unbegrenzt erweiterbare Station  konzentrieren.
...
Ein Programm welches eine Dauerhafte Station als Ziel hätte, würde von der Öffentlichkeit wohl sogar eher angenommen als eine Teure Forschungsstation ISS im LEO,
...
Die Raumfahrt hätte damit ein Projekt, welches bei der Bevölkerung gut ankommt und sehr Langfristig auch mal ein dauerhaftes Ergebnis bringt.
Brechen wir diesen Ansatz mal auf ein irdisches Projekt runter: Wir bauen dauerhaft schwimmende Inselkolonien im Ozean. Das macht keinen Sinn, aber es ist schön, langfristig und begeistert. ... Wirklich? Wer würde das wollen, verstehen und bezahlen? Und wer würde sich dafür interessieren? Dabei bekämen wir doch eine dauerhafte Präsenz des Menschen auf dem Ozean ... Die Arbeiter auf den Bohrplattformen (als erste Pioniere) sind jetzt nicht wirklich dauerhaft präsent in unserem gesellschaftlichen Bewusstsein, und dabei produzieren sie sogar etwas Wertvolles.
Und da ist ein Forschungslabor (im All oder im Ozean) sinnloser?

Zitat
Zuerst müsste ein Lebenserhaltungs-,Energieversorgungs- u. Wohnmodul in den GSO geschossen werden, danach eine Besatzung aus Ingenieuren u. Technikern. Diese müssen nur auf eine Tätigkeit spezialisiert sein Montagen im All.
...
Nachdem dieser „Baucontainer“ steht, kann mit dem Bau der eigentlichen Station begonnen werden.  
Manuelle Montagearbeit im Orbit? Das sind Ideen aus der Anfangszeit der bemannten Raumfahrt als Arbeitskraft billig und Technik teuer waren. Das hat sich in der Raumfahrt schon in den 60ern überlebt und heute ist es umgekehrt. Effizient und Effektiv integriert man Systeme heute am Boden. Im Orbit werden die Abläufe so gut wie möglich automatisiert und "klein gehalten". Dabei hat man keine "Montagetrupps" vor Ort, höchstens Wartungstrupps für die Systeme.
Wenn man bemannte Raumfahrt "töten" möchte, dann durch viel manuelle Arbeit zum Selbstzweck im Orbit.
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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #2 am: 06. August 2010, 10:28:38 »
Durch vorfertigung am Boden, werden wir aber immer auf Module Beschränkt sein, die durch die Nutzlast der Träger limmitiert ist.

Komponenten sollen weiter auf der Erde vormontiert werden, aber nicht komplette Module. So könnte z.B. eine Hülle Bestehend aus einer modularen Trägerstruktur mit einem Arm aus der Station Heraus montiert werden und mit aufgerollten flächigen Elementen  beplankt werden.

Hierdurch ist eine Struktur in beliebiger Größe montierbar.

Und nachdem nach etwa 50 Jahren eine Große u. weitgehenst autarke Station im GSO ist kann auch mit Forschung begonnen werden.

Im gegenteil zur MIR und ISS hätte die GSO Station den Vorteil einer echten dauerhaften Schwerelosigkeit.

Im LEO wird durch die ständige Abbremsung der Station durch Restatmosphäre eine Mikrogravitation in Flugrichtung erzeugt, dieses hat ständig einfluss auf alle Experimente.

Desweiteren sind im LEO keine Langzeitexperimente möglich, da die Reboosts den experimenten eine Strich durch die Rechnung machen.

Bei einer Einwegstation (ISS Mir) verzichtet man auf einen Ausreichenden schutz vor Trümmerteilen und umfliegt diese. Da die GSO Station dauerhaft ist, wird man hier für einen ausreichenden Trümmer- u Meteoritenschutz sorgen, auch wenn das 10 Jahre und Milliarden kostet.

Wir stehen mit der Station vor der gleichen entscheidung wie jeder von uns bei Immobilien. Die Frage lautet miete ich ein Haus oder Baue ich ein Haus, miete ich ein haus kann ich sofort einziehen, aber nach 50 Jahren kann ich nicht vererben. Baue ich ein Haus, kann ich erst Später einzihen, habe aber meinen Nachkommen etwas hinterlassen.

Auf die Menschheit bezogen sieht die Sachlage hier genauso aus. Anstelle etwas zu erreichen von dem im anschluss viele Generationen profitieren können, wollen wir leiber kurzfristig ein paar kleine Forschungserfolge erzielen.


Und noch mal, hier im Forum sind Einigen die Forschungsergebnisse der Raumfahrt bekannt aber noch nichtmal hier der Mehrheit,
aber in der Breiten öffentlichkeit sind diese Absolut unbekannt abgesehen von der Teflon Legende.

Fakt ist die Forschung auf der ISS bringt Ergebnisse.

Ob diese Ergebnisse für die Menschheit nützlicher sind als das Forschungsergebniss von 20 Biologen, die das Sozialverhalten von südamerikanischen Naktschnecken untersuchen, steht auf einem anderen Stern

Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #3 am: 06. August 2010, 10:34:29 »
Aus sicht der Cochleaologen(Schneckenforscher) und deren Fans ist das Ergebniss aus Südamerika wohl das interessantere

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Offline Schillrich

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #4 am: 06. August 2010, 10:50:05 »
Zitat
Bei einer Einwegstation (ISS Mir) verzichtet man auf einen Ausreichenden schutz vor Trümmerteilen und umfliegt diese.

Auch das muss ich korrigieren. Man hat ein zweistufiges, ordentliches Schutzkonzept. Gegen Kleinstteile (nicht auffassbar und zu zahlreich) ist man "gepanzert" und gegen alle Teile jenseits einer Mindestgröße fliegt man Ausweichmanöver. Anstatt stur nur die eine Option zu wählen (wie das Nashorn auf den Gleisen, das stur mit dem heranrasenden Zug aufnimmt), hat man auch hier nachgedacht: Welche Kombination von Maßnahmen ist sowohl effektiv als auch effizient.
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Offline Schillrich

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #5 am: 06. August 2010, 11:01:29 »
Mir geht es eigentlich um die Art der Argumente ...

Vor zwei Jahren habe ich "ähnlich" wie du für eine Mondstation argumentiert: Man soll ehrlich sein und die Vision eines Außenpostens (zum Selbstzweck) verfolgen, den jeder Mensch nachts am Himmel sehen kann. Dabei habe aber nicht die ISS pauschal abgeurteilt ... ;)

Aber würde das funktionieren? Können wir Raumfahrtfans unsere Vision so hoch hängen und sagen: "Das bringt die Menschheit voran!"? Die kulturellen Leistungen des Menschen sind in ihrer Gesamtheit so vielfältig und wertvoll und doch oft "sinnlos" für den Außenstehenden. Während wir uns für diese Technik begeistern und über die *** lächeln, werden andere über uns den Kopf schütteln.

Lange Rede, kurzer Sinn: Eine Technikvision begeistert uns, nicht aber die Menschheit an sich. Und das ist auch gut so, denn sonst werden wir die Technokraten aus "2001 - A Space Odyssey", die es emotionslos genießen, in ihrer Technik zu leben und dass sie funktioniert, und die dabei den spannenden Blick auf "Ist da noch mehr?" verloren haben ...


***place your enemy of choice here ....
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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #6 am: 06. August 2010, 11:46:52 »
Zitat
Bei einer Einwegstation (ISS Mir) verzichtet man auf einen Ausreichenden schutz vor Trümmerteilen und umfliegt diese.

Auch das muss ich korrigieren. Man hat ein zweistufiges, ordentliches Schutzkonzept. Gegen Kleinstteile (nicht auffassbar und zu zahlreich) ist man "gepanzert" und gegen alle Teile jenseits einer Mindestgröße fliegt man Ausweichmanöver. Anstatt stur nur die eine Option zu wählen (wie das Nashorn auf den Gleisen, das stur mit dem heranrasenden Zug aufnimmt), hat man auch hier nachgedacht: Welche Kombination von Maßnahmen ist sowohl effektiv als auch effizient.

Durch das "Umfliegen, werden aber langzeitexperimente in ununterbrochener Schwerelosigkeit unmöglich

Offline Ruhri

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #7 am: 06. August 2010, 13:12:02 »
Ein Programm welches eine Dauerhafte Station als Ziel hätte, würde von der Öffentlichkeit wohl sogar eher angenommen als eine Teure Forschungsstation ISS im LEO, welche nach 20 Jahren genauso verschwindet wie die Mir.

Ich spiele jetzt einmal den DASZ (Dümmster anzunehmender Steuerzahler). Los geht's!

Zitat
Ich habe hin und wieder davon gehört, dass da eine internationale Raumstation namens ISS über unseren Köpfen herumschwirrt, die ständig kaputt ist, niemals fertig wird, irrsinnig viel Geld kostet und wo Experimente durchgeführt werden, die ich weder begreife und von denen ich in keinster Weise profitiere. Und jetzt kommen dieselben Leute, die mir mit diesem Schrottding das sauer verdiente Geld aus der Tasche ziehen, und wollen eine noch viel größere Station bauen, auf der noch nicht einmal geforscht werden soll, sondern an der immer nur weiter und weiter gebaut werden soll. Ja, spinnen diese Raumfahrtirren jetzt völlig?

Weitere Schimpfkanonaden unseres verehrten DASZs erspare ich euch und mir jetzt lieber. Eine Frage zum Schluss: Woher soll also nun die von dir erwartete Begeisterung für diese Station herkommen?

websquid

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #8 am: 06. August 2010, 15:56:12 »
Anstelle von Programmen mit einer begrenzten Laufzeit, sollte man die Bemannte Raumfahrt als Selbstzweck sehen
Ich muss auch noch mal die Frage stellen: Wie willst du diesen Selbstzweck bei der Allgemeinheit als unterstützenswerte Vision verkaufen? Dafür wirst du nicht mal in diesem Forum eine Mehrheit finden (und du wirst auch keinen Skeptiker hier überzeugen), geschweige denn die breite Öffentlichkeit, der Raumfahrt generell nicht so wichtig ist.

Aber eigentlich verweist du auf ein grundsätzliches Problem der bemannten Raumfahrt: Welchen Zweck hat bemannte Raumfahrt? Gibt es irgendetwas, das man im Weltraum wirklich machen kann? Gibt es eine sinnvolle Beschäftigung? Es gibt derzeit nur die Forschung. Und solange sich das nicht ändert, wird die ISS der Öffentlichkeit auch nicht wichtiger sein als ein paar Schneckenforscher...

mfg websquid

Offline trallala

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #9 am: 07. August 2010, 09:43:09 »
Mal rein technisch betrachtet sind wir glaube ich noch nicht in der Lage eine wirklich dauerhafte Station zu betreiben. Die MIR war zum Schluss in einem wirklich schlechten Zustand allein was den Schimmelgrad innen anging. Bei der ISS hat man da kräftig dazugelernt und wird viele Fehler vermeiden und dadurch eine längere Betriebsdauer erreichen. Die "nächste länger bemannte Einrichtung" (Station/Basis/...) wird vermutlich schon eine sehr beachtliche theoretische Lebensdauer haben. Danach kann man dann vielleicht über ein theoretisch unendlich (durch Austausch) betreibbares System nachdenken.

In der Hausbauanalogie: Es lohnt nicht ein teures Haus zu bauen, wenn man es so baut, dass man es nach 20 Jahren nicht mehr nutzen kann. Dann lieber mieten und lernen auf was man irgendwann mal beim Hausbau achten muss.

Offline Collins

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #10 am: 09. August 2010, 10:13:41 »
Technisch sind wir garnicht dazu in der Lage. Unsere Technik veraltet schneller als wir "ups" sagen können.
Der Bau und die entwicklung der ISS geht auf die 80ziger Jahre zurück und der Bau einer GSO Station würde ebenso einen ca. 15 Jahre andauernden entwicklungs zeitraum gebrauchen. Kein Mensch würd ohne einen Plan irgend etwas bauen.
Das heißt aber auch das die Technik die 50 Jahre halten soll oder länger, Antik ist, bevor die Station richtig voll in Betrieb ist.
Und was sollen die Menschen mit einer GSO Station? Zu anderen Planeten fliegen? Geht nicht da das geld für die Entwicklung eines Raumschiffs fehlt wg. Bau der GSO.

Forschung wie du vorgechlagen hast geht heute schon auf der "kleinen" ISS und wäre im Verhältnis billiger.
Die Idee ist zwar interessant aber leider mit der heutigen Technologie nicht zu verwirklichen.

Mfg Collins
Zeige mir einen Helden und ich zeige dir eine Tragödie dazu
Wir sind alle sehr unwissend, aber bei jedem ist es etwas anderes, was er nicht weiß. Albert Einstein.

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Offline Schillrich

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #11 am: 09. August 2010, 10:49:31 »
Hallo,

nochmal ein rein technischer Aspekt:

Eine Station (heute die ISS, oder hier eine GSO-Station) muss man immer als ein (logistisches) Gesamtkonzept sehen. Die ISS z.B. ist eigentlich sehr auf das STS angewiesen, nicht nur im Aufbau, sondern auch im Betrieb. Dass die USA STS einstellen, ist aus meiner Sicht eine Gefahr für die ISS, vor allen wenn man jetzt schon auf einem Betrieb jenseits 2020 konzeptionell rumdenkt.
Ebenso wäre es bei einer GSO-Station. Man benötigt eine passende Logistik. Dabei ist der GSO mit seiner "Ferne" gegenüber dem LEO ein Hindernis. Während eine Delta IV Heavy bis zu 23000 kg Useful-Load-Mass* in einen LEO bringen kann, sind es bei einem Direkteinschuss in den GSO 6500 kg. Bei solchen "Massenverlusten" ist ein sinnvoller Aufbau aus Komponenten kaum möglich, bzw. wird zu überkomplexem Stückwerk, das man mit unzähligen Schnittstellen versehen muss, um es im Orbit zusammensetzen zu können. Man würde eine Station quasi aus Sojus-Raumschiffen zusammensetzen.
Ebenso wird eine Versorgung bei solchen Nutzlasten ineffektiv.



*Useful-Load-Mass: Darin verstecken sich noch die Massen verschiedener Payload-Adapter, bei der Delta IV zwischen 240kg und 420kg.
« Letzte Änderung: 09. August 2010, 11:19:52 von Schillrich »
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Crest

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #12 am: 09. August 2010, 16:22:14 »
In der Hausbauanalogie: Es lohnt nicht ein teures Haus zu bauen, wenn man es so baut, dass man es nach 20 Jahren nicht mehr nutzen kann. Dann lieber mieten und lernen auf was man irgendwann mal beim Hausbau achten muss.
Man kann ein Haus häufig nach 20 Jahren nicht mehr nutzen. Jedenfalls nicht, ohne einen beträchtlichen Teil der Infrastruktur auszutauschen.

Die Heizungsanlage muss nach 20 bis 25 Jahren ersetzt werden, Wasser- und Heizungsrohre nach 35 bis 40 Jahren. 20 Jahre alte Elektroinstallationen entsprechen keinem aktuellen Standard mehr, die Isolierung gegen Feuchtigkeit am Fundament ist nach fünfzig Jahren hinüber. Komplexe technische Anlagen wie Aufzüge oder Klimaanlagen haben eine Lebenserwartung von zum Teil unter 20 Jahren.

Wenn wann man aus dem Hausbau etwas lernen kann, dann das: Bei einer Raumstation, die länger als 15 oder 20 Jahre genutzt werden soll, wird nach 50 Jahren nur noch die tragende Struktur original sein. Alles andere wurde bis dahin (mindestens einmal) ausgewechselt.

Und jedes einzelne Ersatzteil hat man von der Erde hoch schaffen müssen. Die Autarkie aus dem ersten Post ist ein Hirngespinst und unrealistisch.

Offline trallala

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #13 am: 09. August 2010, 18:39:36 »
Also ganz so oft muss man an Häusern sicher nicht was tauschen, aber wichtig ist ja nur, dass man es tun muss. Eine permanente Station braucht also auch eine kontinuierliche Ersatzteilquelle.

Meiner Meinung nach ist also eine Basis auf einer Mond/Planetenoberfläche ein besserer Kandidat für einen permanenten Versuch, weil man da überhaupt die Chance hat aus dem vorhandenen Material Ersatzteile zu bauen.

Aber das ist noch gaaaanz weit weg .... leider ;)

TillP

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #14 am: 10. August 2010, 08:15:05 »
Um mal neben der Nutzlast ein paar weitere Probleme zu nennen:

1) Strahlung ist in der Höhe ein ziemliches Problem, da hat man kein schützendes Erdmagnetfeld mehr.

2) Autark wird so eine Station auf sehr lange Zeit nicht sein. Irgendwie muss von Außen Materie zugeführt werden. Vollständiges Recycling geht noch nicht, Sauerstoffproduktion ist auch nicht autark, Treibstoff... Es gibt halt keinen Replikator von Enterprise.

3) Ist schon irgend ein Launcher zertifiziert, um Menschen in den GEO zu bringen?

runner02

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #15 am: 10. August 2010, 10:51:46 »
Zitat
1) Strahlung ist in der Höhe ein ziemliches Problem, da hat man kein schützendes Erdmagnetfeld mehr.

Sie ist dort zwar stärker, aber das Magnetfeld hört nicht einfach auf. Es wird halt schwächer.

Ich glaube, das verwechselst du mit den Strahlungsgürteln...

Zitat
3) Ist schon irgend ein Launcher zertifiziert, um Menschen in den GEO zu bringen?
Ich denke das ist nicht nötig... Wenn das Shuttle genug Treibstoff hätte, würde man das auch machen können. Denn vom LEO in den GEO ist eine sehr leichte Übung verglichen mit dem Start... Nur Treibstoff brauchst du, das Vakuumdichte thermalisolierte Raumschiff hast du ja dann schon...

Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #16 am: 10. August 2010, 11:42:58 »
Für den LEO GSO Transport würde ich einen Schlepper mit Reaktor und Ionenantrieb vorschlagen. Da Raktor u. Ionenantrieb wohl mehr als 20 Tonnen wiegen werden, müssten die zu Transportierenden Nutzlasten entsprechen groß sein. Stationsmodule sind Groß, Auch Versorgungskapseln ala Progress könnten größer gebaut werden, oder mehrere gleichzeitig an den Schlepper docen.
Für Crew müsste aber ein anderer Weg gefunden werden z.B. Deltaheavy mit Sojus Kapsel.

Durch die Langfristigkeit sollten und die auf Montage beschränkte tätigkeit, müssten nicht immer wieder neue Wissenschaftler alle paar Monate hochgeflogen werden. Besatzungsrotation nur alle 24 Monate. Ebenso eine Versorgungskapsel alle 24 Monate, würden aus meiner sicht zum erhalt der Station ausreichen, alle weiteren Flüge würden dem Ausbau der GSO Station dienen.

Offline Ruhri

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #17 am: 10. August 2010, 12:02:54 »
Ich denke das ist nicht nötig... Wenn das Shuttle genug Treibstoff hätte, würde man das auch machen können. Denn vom LEO in den GEO ist eine sehr leichte Übung verglichen mit dem Start... Nur Treibstoff brauchst du, das Vakuumdichte thermalisolierte Raumschiff hast du ja dann schon...


Das sind aber doch gleich zwei Probleme: Die Space Shuttles verfügen nicht über ausreichend Treibstoff und sie verlieren 2011 ihre Zertifizierung für den Transport von Menschen.

Für den LEO GSO Transport würde ich einen Schlepper mit Reaktor und Ionenantrieb vorschlagen. Da Raktor u. Ionenantrieb wohl mehr als 20 Tonnen wiegen werden, müssten die zu Transportierenden Nutzlasten entsprechen groß sein. Stationsmodule sind Groß, Auch Versorgungskapseln ala Progress könnten größer gebaut werden, oder mehrere gleichzeitig an den Schlepper docen.
Für Crew müsste aber ein anderer Weg gefunden werden z.B. Deltaheavy mit Sojus Kapsel.

Durch die Langfristigkeit sollten und die auf Montage beschränkte tätigkeit, müssten nicht immer wieder neue Wissenschaftler alle paar Monate hochgeflogen werden. Besatzungsrotation nur alle 24 Monate. Ebenso eine Versorgungskapsel alle 24 Monate, würden aus meiner sicht zum erhalt der Station ausreichen, alle weiteren Flüge würden dem Ausbau der GSO Station dienen.

Und ich würde vorschlagen, den Betrieb von nuklear angetriebenen Raumfahrzeugen (sollte es irgendwann einmal welche geben) aus Sicherheitsgründen auf den geostationären Orbit als geringste Entfernung zur Erdoberfläche zu beschränken.

Was deine anderen Vorschläge angeht, so hast du uns immer noch nicht überzeugend erklären könne, worin der Vorteil einer GSO-Station bestünde, die ohne einen spezifizierten Verwendungszweck nur immer weiter ausgebaut werden würde. Es fehlt außerdem noch eine Erklärung, warum die Bautätigkeit vom Boden in den Orbit verlagert werden sollte.

Und da du an eine ständige personalintensive Ausbautätigkeit denkst, so wären nicht 1-2 Kapseln in 24 Monaten, sondern eher 24 Kapseln in 1-2 Jahren vonnöten. Die Bauleute würden sicherlich ob der schweren Arbeit oft abgelöst werden müssen und sie müssten überhaupt erst einmal Baumaterialien zur Verfügung haben.

Was soll uns deine hypothetische Schrauber-Station im GSO also nun im Endeffekt bringen?

Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #18 am: 10. August 2010, 12:59:31 »
Eine Langzeitstation kann ab einer bestimmten größe zu einer tatsächlich autarken Station werden.

Eine Autarke Station mit Antrieb ist ein Interplanetares Raumschiff

Crest

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #19 am: 10. August 2010, 14:26:44 »
Eine Langzeitstation kann ab einer bestimmten größe zu einer tatsächlich autarken Station werden.

Eine Autarke Station mit Antrieb ist ein Interplanetares Raumschiff
Mal davon abgesehen, dass das nur dann stimmt, wenn man bei dieser Raumstation von Anfang an nicht nur die Anforderungen einer Station, sondern auch die eines Schiffes berücksichtigt, braucht man dafür keinen GSO. alles, was du bisher aufgeführt hast, ließe sich auch in einem LEO erreichen.

Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #20 am: 10. August 2010, 15:59:57 »
Im GSO wird kein Bahnerhalt benötigt

Geht man davon aus das in den 50 Jahren des Aufbaus auch ein Algentank realisieren lässt, ist die Station autark betreibbar.

Fügt man noch eine Zentrifuge hinzu, wäre es möglich die Besatzung über sehr lange Zeiträume dort ohne zusätzliche Verorger zu belassen.

Der große Vorteil ist die  was einmal im GSO ist bleibt auch da.
Die Investitionen für Mir u ISS verglühen nach 20 Jahren.

Angenommen

Europa
China
Russland
Japan
USa

würde jeder alle 10 Jahre jeweils ein weiters Modul zusammenbauen

dann würde das eine Modulerweiterung alle 2 Jahre bedeuten.
nach den ersten 80 Jahren wäre eine Station mit 40 Modulen vor ort, und könnte auch die nächsten Jahrzehnte genutzt werden.

Die Kosten Pro Jahr würden sich bei gleichmäßiger auffteioung
auf 1/10 Modul und 1/5 Versorger und 1/10,Personentransorter
belaufen.
(Annahme Versorger Jährlich, Crewaustausch alle 2 Jahre )

Bleiben wir im LEO haben wir nach 25 Jahren ISS 2 geschrottet,
nach 50 Jahren ISS 3, nach 75 Jahren ISS 4 und wären gerade beim ausbau von ISS 5. Dabei wären hunderte oder vielleicht sogar Tausende Tonnen Nutzlast für Treibstoff zum Bahnerhalt verschwendet worden.

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Offline Schillrich

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #21 am: 10. August 2010, 16:21:54 »
"Kein Bahnerhalt" trifft nicht zu. Die Satelliten da oben triften ziemlich stark, in allen 3 Dimensionen. Zwar wirkt keine Atmosphäre mehr, dafür aber Sonne und Mond um so stärker, zusammen mit der unsymmetrischen Massenverteilung der Erde. Der GSO ist in Slots eingeteilt, in denen ein Satellit (oder heute mit Co-Positionierung auch 4,5,6 ...) sich aufhalten muss. Jeder dieser "Boxes" hat ca. 150km Kantenlänge. Alle 10-14 Tage sind Manöver notwendig, um den Satelliten in seiner Box zu halten.
Die ISS macht längere Manöver, dafür seltener.
« Letzte Änderung: 10. August 2010, 17:08:25 von Schillrich »
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Crest

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #22 am: 10. August 2010, 20:10:44 »
Hallo holleser,

so wirklich überzeugen mich die Argumente nicht.

Ich habe mir mal drei derzeit gängige Raketen angeschaut. Die erste zahl gibt die Nutzlast in einen niedrigen Erdorbit an, die zweite die für den GTO:
Sojus8,2t3,2t
Ariane 5 ECA21t9,6t
Atlas V (551 bzw 552)20t8,6t

Wenn man sich die Werte ansieht, dann braucht man für den GTO etwa 2,5 mal so viel Treibstoff wie für den LEO. Mit diesem zusätzlichen Treibstoff könnte man verdammt lange Bahnerhaltung betreiben.

Dass eine Raumstation keineswegs autark ist, auch nicht mit hydroponisichen Tanks, habe ich ja schon in meinem vorigen Post geschrieben. Von daher halte ich deine Aussage '1 Versorger jährlich' für völlig unrealistisch. Die Struktur deiner Raumstation wird genauso altern wie die der ISS. Denn das hat nichts mit dem Orbit zu tun. Und auch für jedes einzelne Ersatzteil hast du wieder den 2,5fachen Treibstoffverbrauch.

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Offline Schillrich

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #23 am: 10. August 2010, 20:30:16 »
Hallo Crest,

noch eine kleine Ergänzung:

GTO != GSO ... bis in den GSO zum Ziel geht nochmal etwas Treibstoff ab.
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knt

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Re: Autarke GSO Station mit unbegrenzter Lebensdauer
« Antwort #24 am: 10. August 2010, 21:42:45 »
Ich sehe keinen Grund, warum eine Station im GSO, langlebiger sein soll als eine im LEO. Die Lebensdauer wird doch nicht vom Orbit, sondern von der Technik begrenzt.

Im Gegenteil! Da unbegrenzte Lebensdauer IMMER einfachen Nachschub und einfache Reperatur bedeutet wiegt der Nachteil einer GSO Station (=sehr weit weg) extra schwer.

Recht hat holleser meiner Meinung nach mit seiner Kritik an der ISS als "Wegwerfstation". Das liegt aber nicht am Orbit (wie er zu meinen glaubt) sondern an der Geometrie der ISS die es eben nicht erlaubt einzelne Module die ihre Lebensdauer überschritten haben auszutauschen.

Die Lösung ist dann doch aber eine andere Geometrie und eine verbesserete Modularität. Wobei ich bei Modularität immer an zwei Ebenen denke: Einmal die Stationsmodule (Unity, Sarja, etc) und einmal die Subsystem innerhalb dieser Module: Die ExpressRacks oder die ORM. 

Dank der ExpressRacks wäre es doch heute schon technisch möglich das ganze Lebenshaltungssystem - auch gegen eine Neue Technologie (mit gleichem Interface) - auszutauschen? Das ist schon maximal modular! Maximal, weil es modularer ist als praktisch nutzbar. Die Lebensdauer wird dadurch nicht mehr durch das Subsystem, sondern durch die Infrastruktur begrenzt.

Die nächste Generation einer Raumstation braucht def. mehr "plug and play" als die heutige ISS. Ich finde da die Vision der russischen OPSEK interessant, in der Module kommen und gehen können wie es nützlich erscheint.

Aktuell haben wir auch weniger ein Problem mit der Lebensdauer einer Station, als mit fehlenden Transportmöglichkeiten. Die ISS ist nämlich auch deshalb eine "Wegwerfstation" weil ihr us-amerikanischer Teil so abhänig vom Shuttle ist, und der russische Teil natürlich vom us-amerikanischen. Auch das ist eine "lesson learned" - und mit Hinblick auf Obamas Raumfahrtprogramm, eine die sich bald in der Praxis niederschlagen könnte. Mit Cygnus und Dragon hätte man 2 Transporter (mit HTV insg 3) welche ORMs anliefern können.