Raumfahrt und OpenSource

  • 42 Antworten
  • 12959 Aufrufe

SpaceCruiser

  • Gast
Raumfahrt und OpenSource
« am: 02. Juni 2010, 16:27:57 »
Ich möchte eine Diskussion starten um eine Thema welches mich schon länger beschäftigt. Meiner Meinung nach ist dieser Forum die richtige Plattform um alle Aspekte der Idee kritisch zu beleuchten.

Jeder kennt OpenSource & freie Quellcodes für den Bereich Software/-Entwicklung. Warum nehmen nicht einfach die Idee und erweitern diese auf die Hardware? Speziell geht es mir dabei darum um das Thema Raumfahrt, also Hardware & Know-How für/um die Raumfahrt.

Gut jetzt stellt sich die Frage; wie soll so etwas genau aussehen? Schließlich kann man die Hardware nicht so einfach wie die Software handhaben (downloaden, verändern, uploaden).

Ein Möglichkeit wäre, die Handware sowie die Ideen auf dem Papier zu entwickeln und der breiten Community zum Nachbau/Weiterentwicklung bereit zu stellen. Die andere, nach schon vorhandener patentfreien Raumfahrttechnologie zu suchen, sie veröffentlichen und weiterentwickeln.

Wenn man die Entwicklung in OpenSource sich anschaut und genauso eine für die Raumfahrt schaffen würde, wären die Kinderschue, in welchen unsere Raumfahrt immer noch steckt, sicherlich eine Nummer größer.

Wie sieht ihr das Thema als ganzes? Wie könnte man es als ein Projekt auf die Beine stellen?

*

Offline Nitro

  • Raumcon Moderator
  • *****
  • 6808
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #1 am: 02. Juni 2010, 16:38:46 »
So etwas existiert sogar bereits und zwar im Zuge des Google Lunar Xprize. Das Projekt nennt sich OpenMoon und versucht eben genau diesen bekannten Open Source Gedanken auf ein Raumfahrtprojekt, in diesem Fall eine Mission zum Mond, zu uebertragen.

Link: http://openmoonproject.com/

Thread zum Lunar XPrize: https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=3419.0
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

klausd

  • Gast
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #2 am: 02. Juni 2010, 17:12:52 »
Wie sieht ihr das Thema als ganzes?

Ich sehe OpenSource allgemein sehr skeptisch. Immerhin geht es darum, dass Menschen unbezahlt arbeiten und damit andere Menschen in Gefahr bringen, die damit Geld verdienen.

Also ich persönlich kenne keine Ingenieure und Bauarbeiter die in Ihrer Freizeit ganze Brücken bauen...

Und würdest Du mit einer Rakete fliegen wo OpenSource Software drauf läuft???

Gruß, Klaus

Offline Liftboy

  • ****
  • 439
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #3 am: 02. Juni 2010, 19:57:25 »
Sehe ich auch so, die Anwendung der meisten OpenSource-Programme o.Ä. kann einen Menschen nicht in Lebensgefahr bringen, oder einen Millionenschaden anrichten - ist mir zumindest noch nicht bekannt.

Hofi

  • Gast
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #4 am: 02. Juni 2010, 20:48:55 »
Hallo,

meiner Meinung nach funktioniert OpenSource in der Softwarebranche deshalb, weil es genügend Nerds gibt, die in ihrer Freizeit (also unbezahlt!) Programme, Betriebssysteme etc. scheiben und diese dann kostenlos zur Verfügung stellen. Bis auf die Dienstleistung des Programmierers fallen dabei im Normalfall keine Kosten an.
Vorteil: kostenlos
Nachteil: oft fehlerhaft/mangelhaft

In der Raumfahrt läuft das aber nicht ganz so einfach. Hinter einer Raumfahrtmission stehen ganze Teams von Wissenschaftlern und Technikern. Da ist so viel Wissen erforderlich, dass sich die Anzahl der Nerds entschieden in Grenzen hält. Daher auch kaum freiwillige Arbeit. (ganz abgesehen von den anderen Kosten für Tests in Windtunnels usw.)

Außerdem würde in der Raumfahrt dann nicht wirklich viel weitergehen. Jeder nimmt sich das, was gerade auf dem Markt ist und entwickelt nichts weiter da er das ja dann wieder für die Konkurrenz kostenlos zur Verfügung stellen müsste (zumindest nach dem GPL-Gedanken).

Das oben schon angesprochene Thema Sicherheit kann ich auch noch unterstreichen. Als Informatiker weiß ich, wie schwer es ist, Fehler aus mangelhafter Software wieder zu entfernen. Oft geht das so weit, dass ganze Programme einfach in den Müll wandern und komplett neu geschrieben werden da es sich nicht auszahlt, die Fehler auszubessern bzw. Lücken im Bereich Effizienz auszubessern.

Fazit: Wird sich nie durchsetzten, kann sich nie durchsetzen.

lg

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19592
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #5 am: 02. Juni 2010, 21:51:00 »
Ich denke OpenSource beinhaltet nicht per Definition: Freizeit, Hobby, Nerd, kostenlos, Müll, ...

Google entwickelt OpenSource-Produkte ... ist Google jetzt kein Konzern mit Projektmanagement, Zeitplänen, Kostenrechnung und Qualitätsicherung?

OpenSource ist erstmal nur quelloffen, frei zugänglich und ohne Nutzungseinschränkung.

Warum es in der Raumfahrt nicht gehen soll, muss anders begründet werden ...
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Offline Liftboy

  • ****
  • 439
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #6 am: 02. Juni 2010, 22:23:32 »
Ich bin immernoch der Ansicht, dass das Nutzen von "OpenSource Google-Anwendungen" nicht potentielle Millionenschäden oder gar Personenschäden hervorrufen kann und damit nicht den gleichen Anforderungen unterliegt, wie OpenSource-Projekte in der Raumfahrt.

Man soll niemals nie sagen, von daher kann man nicht hundertprozentig ausschließen, dass es nicht auch in der Raumfahrt klappt, kleinere Nebenbestandteile womöglich - aber größere/primäre Projekte?

Mal abgesehen davon, wer hätte denn die Möglichkeiten und den Willen ein OpenSource-Projekt in der Raumfahrt zu starten? Wäre das nicht für die meisten derzeitigen Teilnehmer in dieser Branche kontraproduktiv?

klausd

  • Gast
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #7 am: 02. Juni 2010, 22:36:59 »
Ich denke OpenSource beinhaltet nicht per Definition: Freizeit, Hobby, Nerd, kostenlos, Müll, ...

Google entwickelt OpenSource-Produkte ... ist Google jetzt kein Konzern mit Projektmanagement, Zeitplänen, Kostenrechnung und Qualitätsicherung?

OpenSource ist erstmal nur quelloffen, frei zugänglich und ohne Nutzungseinschränkung.

Warum es in der Raumfahrt nicht gehen soll, muss anders begründet werden ...


Das was Du meinst ist pseudo OpenSource. Der Konzern selbst verdient seine Brötchen mit anderen Projekten und das so gut, dass er es sich leisten kann mit guter kostenloser OpenSource-Software zu versuchen in andere Bereiche vorzudringen.

Oder man spekuliert auf den Support wie bei IBM.

Übrigens: Der Browser google Chrome, die Suchmaschinenalgorithmen oder googleEarth ist übrigens alles andere als OpenSource...


OpenSource [...] erweitern diese auf [...] Hardware?

Da sehe ich schwarz. Außer Du findest jemand der seine teuren Maschinen kostenlos zur Verfügung stellt...

Gruß, Klaus

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19592
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #8 am: 02. Juni 2010, 22:40:26 »
Mag ja sein, habe ich auch nicht behauptet. Mir ging es ja um etwas Anderes: Die Unterstellung, dass OpenSource nur kostenlos in der Freizeit von Nerds entsteht, ist nicht haltbar, und ist nicht Teil der Definition.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #9 am: 02. Juni 2010, 22:46:41 »
Mahlzeit!


OpenSource:
...
Vorteil: kostenlos
Nachteil: oft fehlerhaft/mangelhaft
...
Weitere Vorteile: Hardware-Hersteller müssen die für ihre Hardware notwendige Firmware nicht komplett neu erstellen sondern brauchen nur die vorhandene an die eigenen Bedürfnisse anpassen (besonders deutlich zur Zeit in der Händyindustrie zu beobachten), Funktion der Software ist nachprüfbar

ClosedSource:
Vorteil: ?
Nachteil: oft fehlerhaft/mangelhaft und kostet trotzdem Geld, nicht oder nur geringfügig an was auch immer anpassbar, Funktion nicht nachprüfbar, wenn es den Hersteller nicht mehr gibt oder er keine Lust mehr hat ist die Investition in diese Software und das eventuell darin enthaltene Wissen verloren (hat mich persönlich betroffen und es war teuer).

Professionellen Support für Firmen gibt es auch für OpenSource (z. B. für OpenOffice, verschiedene Linux-Distributionen usw.) und ist nicht immer kostenlos. Wenn ich schreibe, daß bei OpenSource die Funktion der Software (ist in Sicherheitsbereichen sehr wichtig) nachprüfbar ist bzw. die Software allgemein an die eigenen Bedürfnisse anpassbar ist, meine ich nicht mich oder irgendeinen anderen unbedarften Nutzer sondern unsere Gesellschaft allgemein und dazu zählen auch verschiedene Firmen. Ich kann zum Beispiel auch eine Firma (gegen entsprechende Bezahlung) beauftragen eine Software an meine Bedürfnisse anzupassen, was mit ClosedSource nicht geht (schon wegen Urheberrecht).

OpenSource in der Raumfahrt nützt mir direkt persönlich nichts, weil ich z. B. für die Steuersoftware einer Ariane keine Verwendung hätte und es wird wohl auch keine Hobbyprogrammierer geben, die an dieser Steuersoftware mitarbeiten könnten, weil sie nicht wissen wie die Hardware konkret funktioniert. Aber umgekehrt kommt auch in der Raumfahrt OpenSource-Software zum Einsatz. Konkret müßte ich erstmal suchen, aber irgendwo kommt bestimmt ein modifizierter Linux-Realtime-Kernel zum Einsatz.

Es gibt auch Anfänge für OpenHardware.

Mein Fazit: Sehr langfristig (hundert Jahre und länger) gesehen wird es nur noch freie Ware geben.


Gruß
Peter

klausd

  • Gast
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #10 am: 02. Juni 2010, 22:52:24 »
Das Hauptproblem bei OpenSource ist doch ganz einfach:

Es gibt niemanden der haftet. Und große Konzerne wollen immer jemanden haben, den Sie zur Not die Schuld und damit auch Kosten zuschieben können, wenn es schief geht.

Bei OpenSource fummelt jeder dran rum und niemand zahlt wenn die Software einen gravierenden Mangel haben sollte.

Wenn ich aber einen Konzern beauftrage: Mach mal das hier, hier ist das Lastenheft / Pflichtenheft, dann kann ich auch erwarten das diese Funktionen nachher auch drin sind. Garantiert, sonst vertragsstrafe.


Gruß, Klaus

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19592
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #11 am: 02. Juni 2010, 22:55:35 »
Ich denke ein Problem ist dabei der "Markt" für das jeweilige Produkt, und wie/wo ich meinen Aufwand refinanziere.

In der Softwarewelt gibt es eine Reihe von Möglichkeiten. Google holt sich sein Geld nicht im Verkauf eigener Software, sondern im Dienstleistungsbereich im Web. Oder, wie Klaus gesagt hat, man plant ein Geschäftsmodell mit Support für ein kostenloses Produkt. Der Geschäftsbereich zum Geldverdienen ist eigentlich immer ein anderer, als der des eigentlichen OpenSource-Produkts.

Und in der Raumfahrt? Wenn ich ein komplettes Trägersystem entwickle und frei zur Verfügung stelle, womit verdiene ich das Geld? Gut, ich könnte es mit Werbedienstleistungen im Internet probieren ... Aber mein Trägersystem ist so teuer, dass es schon selbst irgendwie direkt Geld einbringen muss. Aber plötzlich entstehen neben mir lauter Konkurrenten, die das selbe Produkt anbieten und den selben, direkt damit verbundenen Markt bearbeiten.
Warum sollte ich ein Trägersystem also offen entwickeln?
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #12 am: 02. Juni 2010, 22:55:58 »
... Übrigens: Der Browser google Chrome, die Suchmaschinenalgorithmen oder googleEarth ist übrigens alles andere als OpenSource...
DAS meinte er bestimmt nicht. Eher sowas hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Android_%28Betriebssystem%29
http://www.golem.de/0911/71340.html
http://www.heise.de/open/meldung/Google-I-O-Open-Web-Media-Project-soll-VP8-als-Videostandard-fuers-Web-etablieren-Update-1003785.html


Gruß
Peter

Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #13 am: 02. Juni 2010, 22:58:13 »
... Garantiert, sonst vertragsstrafe. ...
Aber nur wenn es die Firma dann noch gibt.

Haus bauen lassen?
Pfusch am Bau?
Baufirma ist Pleite?
Zum Glück versichert?


Gruß
Peter

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19592
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #14 am: 02. Juni 2010, 23:05:09 »
Schreibt bitte für einen Moment nicht weiter.

Ich "übernehme" den Thread in den Konzeptbereich. Es ist ja ein Konzept ... wenn auch nicht unbedingt direkt technologisch ;).



--done--
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

SpaceCruiser

  • Gast
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #15 am: 03. Juni 2010, 00:22:55 »
Konkurrenz belebt bekanntlich ja das Geschäft. Ich sehe nichts schlechtes bei, wenn mehr Unternehmen in diesen Bereich einsteigen und die Produktion der Raumfahrttechnologie dadurch günstiger wird.

Die Idee an sich ist, etwas auf die Beine zu stellen was die Raumfahrt nachhaltig verändert und nach Vorne bringt. Gute Ideen gibt es zuhauf im Markt, Internet oder Büchern. Viele von ihnen sind auch nicht mit einem Patent belegt. Viele werden jedoch auch wieder vergessen. Was ist schon schlimmes bei, wenn man diese „patenfreien“ Idee & Konzepte in einem Projekt sammelt und der Gemeinschaft zum Nachbau oder Weiterentwicklung zur Verfügung stellt? Oder wenn ein „Hobby-/Profibastler“ etwas entwickelt und die anderen daran teilhaben lässt? Mag sein, vieles ist mangel- oder fehlerhaft, die Community kann dies jedoch filtern. Kritisieren, testen, beurteilen, weiterentwickeln und verbessern, ist das nicht der Grundgedanke von OpenSource?

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19592
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #16 am: 03. Juni 2010, 00:41:42 »
Konzepte gibt es viele ... Ideen gibt es viele ... das Internet läuft über vor ihnen ... und ja, die sind "rechtefrei".

Aber worum es geht, ist die konkrete Umsetzung, die gezielte Entwicklung und Konstruktion eines Produkts. Und das, was in diesem Prozess heraus kommt, ist dann mit Patenten belegt.

Jeder, der will, darf einen Scramjet bauen ... die Idee ist frei. Wie ich aber die Verbrennung optimiere, wie ich sie kontrolliere, wie ich Auftrieb erzeuge, wie ich das Fluggerät kühle ... die einzelnen Lösungen sind dann keine "freien Ideen" mehr, sondern konstruktive Lösungen, die ich nicht mehr "frei im Internet" finde.

Warum sollte ich das offen freigeben? Damit nehme ich mir selbst den Vorteil auf dem Markt. Konkurrenz heißt, dass ich einen Vorteil erwerbe und ausnutze, nicht, dass ich ihn sofort teile und mir selbst Konkurrenz heranzüchte. Unter diesem Gedanken der "Freiheit" würde es für mich keinen Sinn machen etwas selbst zu entwickeln, sondern ich warte einfach, bis ein anderer dumm genug ist, seinen Scramjet unter die GPL zu stellen.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #17 am: 03. Juni 2010, 12:46:16 »
Mahlzeit!


Da stimme ich Daniels Meinung zu. Genau so ist es. Heute. Es ist gültig für eine Firma, die Profit generieren muß. Es geht also um Geld. Um sonst nichts. Menschen brauchen aber nicht Geld sondern Produkte. Geld ist nur ein noch lange Zeit notwendiger Umweg um an Produkte zu gelangen. Geld ist nicht die Zukunft. Die Zukunft sind Produkte.

In den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts begegnete mir erstmals der Begriff Public Domain Software. Also kostenlose Software. Aber damals auch noch ohne freien Quell-Code. Bis heute hat es sich zu Open Source weiterentwickelt. Meiner Meinung nach sogar rasant weiterentwickelt, weil der Quell-Code nun jedem zur Verfügung steht und somit nicht jedes Rad neu entwickelt werden muß und Dank einer nicht vorhersehbaren Erfindung: dem Internet, daß diesen Quell-Code sofort für alle verfügbar macht.

Zu Software zähle ich nicht nur Computer-Programme sondern auch das Wissen allgemein. Und mit dem Internet steht es nun immer mehr Menschen gleichzeitig zur Verfügung, die dieses Wissen sofort nutzen können. Kein Umweg mehr über teure Bücher, deren Inhalt bis zu ihrem Erscheinen schon wieder veraltet sein kann. Die Welt hat sich in den letzten 20 Jahren dank des Internets sehr stark verändert. Da wir mitten drin stecken bekommen wir das nur nicht so mit, aber in den zukünftigen Geschichts-"Büchern" wird dieses Internet als ein Sprung in der Entwicklung der Menschheit dargestellt werden (vergleichbar mit der Dampfmaschine und dem Transistor). Da bin ich mir ganz sicher.
Wir stehen zwar noch ganz am Anfang dieser Entwicklung, stecken aber auch schon mittendrin. Das macht es so schwer sie zu erkennen.

Es wird weitere unvorhergesehene Entwicklungen geben, die die Menschheit enorm weiterbringen. Das Gegenteil kann natürlich auch passieren. Dazu zähle ich nicht nur Naturkatastrophen.

Alles, was der Mensch zu seinem Nutzen erfunden hat kann auch gegen ihn verwendet werden. Mit dem Messer eine Scheibe Brot abschneiden oder einen Menschen erstechen. Mit der Eisenbahn Nahrungsmittel oder Panzer transportieren. Mit Computern Wettersatelliten konstruieren oder Mittelstreckenraketen zielsicher Atomsprengköpfe platzieren. Und auch das Internet ist nicht nur mit nützlichen Informationen sondern auch mit zum Teil gefährlichem Müll gefüllt.
Es liegt also an uns etwas positives aus unseren Erfindungen zu machen.

Fazit: In Zukunft wird es auch Raumschiffe geben, die nicht von Firmen sondern komplett von Menschen (und ihren Werkzeugen) konstruiert und gebaut worden sind. In ferner Zukunft allerdings.


Gruß
Peter

*

Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 19592
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #18 am: 03. Juni 2010, 13:31:15 »
Hallo Peter,

Da stimme ich Daniels Meinung zu. Genau so ist es. Heute. Es ist gültig für eine Firma, die Profit generieren muß. Es geht also um Geld. Um sonst nichts. Menschen brauchen aber nicht Geld sondern Produkte. Geld ist nur ein noch lange Zeit notwendiger Umweg um an Produkte zu gelangen. Geld ist nicht die Zukunft. Die Zukunft sind Produkte.


"kommunale Gedanken" ;). Ohne jetzt zu weit ins Gesellschafts- und Wirtschaftspolitische abdriften zu wollen, sei eine Korrektur erlaubt.

Geld ist nicht nur ein Umweg, Geld macht auch vieles möglich, u.a. ein komplexes, arbeitsteiliges Wirtschaftssystem mit Transparenz und Vergleichbarkeit auf den Märkten, da es jedem Produkt einen Wert zuordnet. Ohne Geld (in einer "Produktwelt") hätten wir immer noch eine Tauschwirtschaft. Das mag in kleinen Kommunen und bei einfachen Wirtschaftskreisläufen funktionieren, aber wie viele Bücher, Eier, Autos der Marken XYZ, Mikrowellen, Haarschnitte, Tshirts ... "kostet" ein Jumbojet, um die "Produktbedürfnisse" der Arbeiter und Zulieferer der aktuellen Woche zu bezahlen? Und vor allem, wie wie wird der nächste in der kommenden Woche bezahlt?

Die Lösung ist: Geld. Damit funktionieren alle Transaktionen in einem hinreichend komplexen Wirtschaftssystem ... aber nicht durch Tausch.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #19 am: 03. Juni 2010, 14:46:42 »
..., aber wie viele Bücher, Eier, Autos der Marken XYZ, Mikrowellen, Haarschnitte, Tshirts ... "kostet" ein Jumbojet, um die "Produktbedürfnisse" der Arbeiter und Zulieferer der aktuellen Woche zu bezahlen? ...
Guter Versuch. Aber ich will gar keinen Jumbojet besitzen, den Menschen, weil es ihnen Spaß macht, gebaut haben und muß deshalb auch keinen kaufen. Ich will auch kein Auto besitzen. Ich will nur mit irgendeinem von A nach B fahren. Heute ist sowas für viele Menschen unvorstellbar. Stimmt.

Es gibt nicht nur Leute, denen das Programmieren Spaß macht. Es gibt auch Leute, denen es Spaß macht Pflanzen zu züchten oder Jumbojets zu warten oder Filme zu drehen oder Raketen zu bauen oder Menschen Wissen beizubringen oder Maschinen zu bauen, die andere Maschinen herstellen oder was auch immer. Daß sie heute dafür Geld bekommen ist normal. Aber auch in Zukunft? Wozu? Geld braucht man doch nur um ein Produkt für den alleinigen Gebrauch besitzen zu können. In Zukunft wird man sich von dieser Verschwendung verabschieden (müssen). Immerhin steht z. B. ein privat genutzter PKW zu fast 100 % nur ungenutzt in der Gegend rum (ist nur ein Beispiel und lässt sich natürlich nicht auf alle Produkte anwenden).
Und natürlich wird es auch arbeiten geben, die keiner gerne macht. Aber auch dafür wird es bis dahin Lösungen geben (die Robotik wird auch nicht schlechter).

Vor hundert Jahren gab es z. B. nicht: Raketen (ich meine nicht Feuerwerk), Radio, Fernsehen, Video, Petrolchemie, nichtmal Elektrizität oder Telefon oder Auto in jedem Haushalt, Computer, Autobahnen, Passagierflugzeuge, industrielle Landwirtschaft, ...
Wie unglaublich muß es den Leuten von damals vorgekommen sein, wenn ihnen jemand vom Jahre 2010 erzählt hätte. Und das obwohl zwei Weltkriege die Entwicklung der Menschheit ausgebremst haben!
Und nun: Was gibt es in 100 Jahren? Wie unglaublich wird für uns die Welt in 100 Jahren aussehen?

Und nochmals ganz klar: Es geht um die (fernere) Zukunft und nicht um unser heutiges denken und fühlen. Aber die Grundlagen für diese Zukunft legen wir heute schon. Ob es uns passt oder nicht.

Raumfahrt und Open Source? Die Raumfahrt nutzt bereits Open Source. Und wir (also auch die Erschaffer von Open Source) nutzen bereits die Raumfahrt (Wetter, TV, Internet, Positionsbestimmung, ...).


Gruß
Peter

Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #20 am: 03. Juni 2010, 18:18:30 »
@ alswieich
Eine Zahnbürste wird am Tag auch nur 2x5 Minuten genutzt und die restlichen 1430 Minuten nicht. Willst du dir sie vielleicht mit 144 anderen Menschen teilen?
Außerdem ist Geld auch nur ein Tauschmittel im Gegensatz zu den anderen eben ein genormtes Tauschmittel.
OpenSource ist schön und gut aber es hört dort auf wo man mehr hineinstecken muss als man heraus bekommt.

Offline Liftboy

  • ****
  • 439
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #21 am: 03. Juni 2010, 21:56:36 »
Ich will auch kein Auto besitzen. Ich will nur mit irgendeinem von A nach B fahren. Heute ist sowas für viele Menschen unvorstellbar. Stimmt.
Viele Menschen fahren gern Taxi :) Oder Zug.
Mal abgesehen davon: Schön das du irgendwo mit willst - jetzt müssen dich die anderen nur noch mitnehmen wollen. Warum besorgst du dir nicht ein Auto und nimmst andere mit?

Zitat
Es gibt nicht nur Leute, denen das Programmieren Spaß macht. Es gibt auch Leute, denen es Spaß macht Pflanzen zu züchten oder Jumbojets zu warten oder Filme zu drehen oder Raketen zu bauen oder Menschen Wissen beizubringen oder Maschinen zu bauen, die andere Maschinen herstellen oder was auch immer. Daß sie heute dafür Geld bekommen ist normal. Aber auch in Zukunft? Wozu?

Wenn alle Leute ausschließlich das machen, wozu sie Lust haben, dann gibt es einen größeren Teil, der nichts produktives macht (nicht die Mehrheit, das glaube ich nicht), die anderen machen das was sie wollen, die meiner Meinung nach absehbare Folge ist, dass wir von gewissen Dingen zuviel haben (weil das nunmal viele gern machen), von anderen zu wenig. Ich glaube viele Dienstleistungen, würden nicht mehr erbracht werden können. (Wobei - und da hast du recht - sicherlich viel davon durch Fortschritte in der Technik durch Maschinen ausgeführt werden könnten)


Zitat
Geld braucht man doch nur um ein Produkt für den alleinigen Gebrauch besitzen zu können. In Zukunft wird man sich von dieser Verschwendung verabschieden (müssen).

Warum?
Wenn ich irgendwann mal eine Person finde, die ich heiraten möchte, und ihr einen Ring schenke, dann will ich ganz sicher nicht, dass der von anderen noch mitbenutzt wird. Verschwendung hin oder her :D
Ich brauche zudem noch Geld um andere für mich arbeiten zu lassen, die es ansonsten freiwillig nicht tun würden. Klingt nicht schön, bringt aber die Entwicklung voran. Eh sich alle Leute zusammenfinden, die eine Sache freiwilig machen wollen, na das kann dauern. Software mag gehen, Informationsaustausch geht ja fix übers Internet. Aber mal ne Brücke oder eine Rakete bauen? Such dir da mal diene Leute zusammen, die das erstens können und zweitens auch wirklich freiwillig wollen. Wenn da jeder arbeitet, wie er grad Lust hat, wird das nix.

Zitat
Vor hundert Jahren gab es z. B. nicht: Raketen (ich meine nicht Feuerwerk), Radio, Fernsehen, Video, Petrolchemie, nichtmal Elektrizität oder Telefon oder Auto in jedem Haushalt, Computer, Autobahnen, Passagierflugzeuge, industrielle Landwirtschaft, ...
Wie unglaublich muß es den Leuten von damals vorgekommen sein, wenn ihnen jemand vom Jahre 2010 erzählt hätte. Und das obwohl zwei Weltkriege die Entwicklung der Menschheit ausgebremst haben!
Und nun: Was gibt es in 100 Jahren? Wie unglaublich wird für uns die Welt in 100 Jahren aussehen?
Eine hervorragende technische Entwicklung. Damit unsere Gesellschaft aber beispielsweise ohne Geld auskommt bedarf es meiner Meinung nach vor allem eine Entwicklung des Menschens. Eh ich bereit bin, kostenlos für andere (mir unbekannte) Sachen zu entwickeln, und den gleichen Unbekannten gestatte meine Sachen mitzubenutzen (oder umgekehrt, dass ich deren Sachen mitbenutze) muss ich so ziemlich allen Menschen vertrauen können - ohne sie zu wirklich zu kennen. Und ich persönlich glaube bei allem Optimismus (und ich bin in der Regel wirklich Optimist ;D) nicht, dass eine solche Entwicklung in den nächsten 100 Jahren stattfinden kann. Es sei denn, wir schaffen es einen Großteil der Menschheit durch einen 3. WK auszulöschen - der überlebende Rest könnte vll einen derartigen Gesellschaftlichen Sprung machen. Aber wie gesagt, ich bin Optimist und glaube nicht an einen 3. WK :P

Zitat
Und nochmals ganz klar: Es geht um die (fernere) Zukunft und nicht um unser heutiges denken und fühlen. Aber die Grundlagen für diese Zukunft legen wir heute schon. Ob es uns passt oder nicht.

Eine Zukunft, in der man für nichts bezahlen muss, in der Menschen mehr an die Gemeinschaft denken, folglich insgesamt besser miteinander umgehen - wer wünscht sich das nicht? Ich schon, wenn wir tatsächlich die Grundlagen dafür legen, freut mich das und es freut mich für die Menschen, die in dieser angesprochenen Zeit leben können. Allerdings halte ich nicht viel von derartigen Zukunftsvorhersagen. Wir können froh sein, wenn der Wetterbericht für die nächsten 3 Tage stimmt, wohin die Entwicklung der Menschheit uns führt ist denke ich für uns NICHT abzusehen. Vielleicht sind wir lange vor dieser fast schon paradiesischen Welt tot (wir sowieso, ich meine alle Menschen). Wer weiß (wir jedenfalls nicht...). Abwarten, Tee trinken und hoffen :) und vll mal hin und wieder einen Anhalter mitnehmen.



Zitat
Und wir (also auch die Erschaffer von Open Source) nutzen bereits die Raumfahrt (Wetter, TV, Internet, Positionsbestimmung, ...).
Wir nutzen so ziemlcih alles, ob das nun was mit OpenSource zu tun hat oder nicht


Naja, schauen wir mal. Wenn ich Glück hab und die medizinischen Möglichkeiten weiter ansteigen, dann erleb ich unter Umständen die nächsten 100 Jahre noch mit ;D

knt

  • Gast
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #22 am: 04. Juni 2010, 02:42:24 »
Ich bin Softwareentwickler mit Schwerpunkt auf Internet- und Web-Applikationen. Ohne OpenSource wäre meine Arbeit tausendmal schwerer - wenn nicht gar unmöglich.

Die Internet Protokolle sind OpenSource: TCP/IP, HTTP, HTML, PHP - ist Opensource. Dieses Forum, das Betriebssystem des Server auf dem es läuft, das Betriebsystem der Router zwischen dem Server und dir, bei vielen auch der Browser den ihr benuzt sind Opensource. OpenSource ist die Basis auf dem das Internet gedeiht, sind der Grund für seine Erfolgsgeschichte. OpenSource im weiteren Sinne ist die Freie Austausch von Informationen  - eine Google Suche ist OS, unsere Diskussion hier ist es.NASA TV ist es, die Dokumentationen des Shuttels, der Saturn V sind Opensource.

OpenSource ist auch nur für Schmarotzer "kostenlos" - alle anderen, notwendigerweise eine kleine Mindherheit investieren viel Kreativität und Zeit in die Entwicklung. Das ist aber nicht weiter schlimm, OS-Projekte können eine beliebige Anzahl Schmarotzer aushalten. Im Gegenteil! Durch die große Verbreitung von OS entsteht erst der Markt auf dem ich meine Dienstleistungen anbieten kann. Jeder schmarotzt dabei bei dem einen oder anderen - wenn jeder irgendwo etwas beiträgt ist auch das okay.

OpenSource in der Raumfahrt, bedeutet notwendigerweise etwas anderes als in der Software. Es würde die freie Verfügbarkeit von Ideen, Konzepten und Konstruktions-Plänen bedeuten und nicht das jeder Schlumps sich im Garten eine Mond-Rakete bauen könnte. OpenSource heißt nämlich definitiv nicht, das jeder vorbeikommen und mal ne Stunde an der Rakete schrauben kann ^^ Auch wie die Entwicklung und Produktion organisiert wäre, ist unabhänig davon.

Konservative Köpfe werden sagen: Wenn ich nicht mehr geheimhalte kann, wie genau mein Produkt funktioniert, könnte es ja "jeder" nachbauen und mir das Geschäft kaputt machen.

Das ist teilweise richtig, und gleichzeitig total falsch. Durch OS wird die Konkurenz aus dem Bereich der Invention in den Bereich der Produktion verschoben. Wenn die Invention frei ist, können sich die Unternehmen nur noch dadurch unterschieden, wie gut, wie günstig sie ein Produkt herstellen können. Was soll daran schlecht sein? Klingt als ob die Raumfahrt sowas gebrauchen könnte, eh? Jeder weiß wie man eine Zahnbürste herstellen kann - darum sind Zahnbürsten auch billig und der Konkurrenzdruck groß.

Klar, dem einzelnen Unternehmer wird das nicht gefallen - aber uns? Der Gesellschaft? Was gehen mich die Eigentümer von Boeing an! Ich will ne bemannte Marsbasis!

klausd

  • Gast
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #23 am: 04. Juni 2010, 03:24:00 »
Die Internet Protokolle sind OpenSource: TCP/IP, HTTP, HTML, PHP - ist Opensource.


Die Sprache, die Kompiler dafür teilweise NICHT. (Microsoft IIS usw..) Da kann ich so nicht stehen lassen als Informatiker  ;)

Gruß, Klaus

knt

  • Gast
Re: Raumfahrt und OpenSource
« Antwort #24 am: 04. Juni 2010, 03:41:12 »
Die Sprache, die Kompiler dafür teilweise NICHT. (Microsoft IIS usw..) Da kann ich so nicht stehen lassen als Informatiker  ;)
Welchen Bezug hat deine (falsche) Aussage zu meiner Argumentation?