Da hin- und wieder auch spezielle Themen zu den beiden modernsten Traegern der USA auftauchen, wird es hoechste Eisenbahn auch denen einen eigenen Thread zu widmen.
Die Delta und Atlas Programme sind zwei der aeltesten Raketenprogramme der USA und lassen sich zur Entwicklung der Thor IRBM und Atlas ICBM in den 1950er Jahren zurueckverfolgen. Bis zur Atlas III und Delta III verliefen beide Programme mehr oder weniger evolutionaer, aber sowohl die Atlas V und Delta IV haben mit den Namensgebern nichts mehr gemein.
Beide Raketenfamilien gehen auf eine Ausschreibung der USAF aus dem Jahr 1994 fuer ein Expendable Evolved Launch Vehicle (EELV) zurueck, welche die alternden Raketenprogramme wie die Titan IV ersetzen sollten.
Die Delta IV wurde von McDonnell Douglas entwickelt, welches 1997 mit Boeing fusionierte. Die Atlas V wurde von Lockheed-Martin entwickelt. Seit 2007 bildeten Boeing und Lockheed-Martin ein Joint Venture,
United Launch Alliance, in dem sie ihre Traegerprogramme einschliesslich der Delta II zusammenlegten. Beide Traegerfamilien werden heute in einem Werk in Decatur, Alabama, gefertigt.
Mehr zum Thema:
Informationen zum EELV Programm bei globalsecurity.orgInformationen zu beiden Traegern bei der United Launch Alliance (inklusive Payload Planners Guide)
Für beide EELV gibt es bereits Konzepte für Doppelstarts:
- Delta IV Heavy
Sie könnte mit einem SYLDA-Derivat (hier dann Dual-Payload-Attach-Fitting, DPAF, genannt) von Astrium Doppelstarts mit biszu 9860kg in den GTO durchführen, welcher die Besonderheit aufweist: 271km x 71572-km mit 23.3° Inklination. Dabei gäbe es zwei Versionen, eine lange für zwei mittlere Nutzlasten (je 2500kg - 5500kg) und eine kurze für eine leichte (<2500kg) und eine schwere (>5500kg) Nutzlast. 7000kg scheint ein generelles Limit für Einzellasten zu sein. - Atlas V 400
Das System hieße Dual-Spacecraft-System DSS. Zwei mittlere Nutzlasten könnten gemeinsam gestartet werden. Unter der Nutzlastverkleidung wäre DSS eine "besondere Lösung": auf dem oberen Adapter der Centaur sitzt ein weitere Centaur-Adapter verkehrt herum und auf diesem sitzt ein dritter Centaur-Adapter "richtig herum". Auf dem dritten Adapter säße dann die obere Nutzlast, während die untere Nutzlast in dem von den Centaur-Adaptern 2 und 3 umschlossenen Hohlraum säße. - Atlas V 500
Das System hieße Dual-Payload-Carrier DPC. Zwei mittlere oder "intermediate" (mittel-mittlere?) Nutzlasten könnten gemeinsam gestartet werden. Es könnte auch eine kurze Version geben, DPC-S.
Für beide EELV sind quasi Konzepte in der Schublade. Trotzdem scheint man Doppelstarts so noch nicht direkt anzubieten, bzw. sie werden von den Kunden noch nicht nachgefragt. Aber bei ULA scheint man doch langsam konkreter in die Richtung zu schielen, wie wir hier bereits notiert hatten:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=3248.msg136931#msg136931
Hallo,
bzgl. der Doppelstarttechnik ist mir noch etwas eingefallen:
Wir sprechen oft von dem Nachteil sich mit dem "Partner" koordinieren zu müssen. Aber was heißt das genau? Man muss nicht nur auf ihn warten, sondern man hat wahrscheinlich auch einen Kompromiss bei der optimalen Flugbahn zu akzeptieren.
Bei Delta IV und Atlas V gleicht keine Trajektorie komplett der anderen. Für jeden Satellit wird, abhängig von seiner Masse, seinem Ziel, seinem Treibstoff und der gebuchten Raketenversion, eine Centaur-Manöverfolge errechnet, die es dem Satelliten ermöglich möglichst viel Treibstoff zu sparen und so seine Orbitlebenszeit zu maximieren. Die Ersparnis ist zwar nur im einstelligen Kilogrammbereich, aber das reicht für eine "Menge" station-keeping im Orbit. Bei einem Doppelstart ist dieses "Goodie" so nicht mehr möglich. Es ist ein kleiner Nachteil.