Hallo kioto,
auch von mir zunächst einmal ein "Herzlich Willkommen im Raumcon-Forum"!!!
Wie muzker bereits geschrieben hat : Ob ein kleineres, masseärmeres Objekt in der Umlaufbahn eines massereicheren Planeten von seiner Form her auf Dauer stabil bleibt oder von den Gravitationskräften des Planeten im wahrsten Sinne des Wortes auseinandergerissen wird, hängt in erster Linie von der Entfernung ab, in der sich dieses kleinere Objekt um den Planeten bewegt. Kommt z.B. ein Mond auf seiner Umlaufbahn seinem Planeten zu nahe, dann wird er durch die dabei auf ihn einwirkenden Gezeitenkräfte zerstört.
Siehe hierzu auch den entsprechenden Eintrag bei Wikipedia :
http://de.wikipedia.org/wiki/Roche-Grenze Für die Entstehung der inneren Saturnringe wird gegenwärtig folgendes Szenario favorisiert :
Der Saturn wurde in der Vergangenheit von einem größeren Mond umkreist, welcher in etwa über den Durchmesser des Saturnmondes Titan - dieser durchmisst 5.150 Kilometer - verfügt haben soll. Dieser hypothetische Mond bestand in seinem Inneren aus einem Kern aus Felsgestein, der etwa 55 Prozent der ursprünglichen Gesamtmasse dieses Mondes beherbergte. Umschlossen wurde dieser Kern von einen Mantel aus Wassereis. Während der Radius der Umlaufbahn dieses Mondes unter dem Einfluss der Gezeitenreibung des Saturn allmählich immer kleiner wurde, könnten die dabei im Laufe der Zeit zunehmenden Gezeitenkräfte Teile seines eisigen Mantels abgelöst haben.
Eine Interaktion der Gravitationseinwirkungen der weiterhin in einer stabilen Saturnumlaufbahn befindlichen restlichen inneren Monde des Saturn und des Saturn selbst führten dann dazu, dass die zuvor freigesetzten Eispartikel sich zu Ringen formten, welche den Saturn bis in die Gegenwart in dessen Äquatorebene umgeben ( die "Abtrennung" eines Eismantels würde den hohen Anteil von 90 bis 95 Prozent an Eis erklären, aus denen die inneren Saturnringe aktuell bestehen ). Dieses "ursprüngliche " Ringsystem verfügte zunächst über die etwa tausendfache Masse der heutigen Saturnringe. Im Laufe der Jahrmilliarden hat das Ringsystem schließlich einen Großteil seiner Masse verloren, dabei aber seinen hohen Wasseranteil beibehalten.
Der von seinen physikalischen Eigenschaften her festere/ stabilere und gegenüber den Gravitationskräften des Saturn damit wiederstandsfähigere Gesteinskern des Mondes blieb dagegen von den Gezeitenkräften unbeeinflusst und trat schließlich in die Atmosphäre des Saturn ein, wobei er verglühte...
Im Laufe der Zeit näherten sich immer wieder kleinere und größere Asteroiden und Kometen dem Ringsystem des Saturn und kollidierten mit diesem. Entsprechende Ereignisse werden aktuell auch immer wieder von dem Saturnorbiter Cassini registriert (
http://www.raumfahrer.net/news/astronomie/26042013195709.shtml ). Ein Teil des im Rahmen dieser Impakte nach "weiter außen" abgelenkten Ringmaterials hat dabei bereits vor langer Zeit neue Saturnmonde geformt, welche über einen hohen Anteil an Wasser verfügen und die anschließend ebenfalls zur Bildung und der Beibehaltung der Gestalt und Form der Ringe beitrugen. Zugleich erklären diese Impakte auch den zwar geringen, aber doch deutlich messbaren Anteil an Staub und silikatischen Bestandteilen, welche den Ringen in der Gegenwart beigefügt sind.
http://saturn.jpl.nasa.gov/news/newsreleases/newsrelease20101212/ ( engl. )
http://saturn.jpl.nasa.gov/photos/imagedetails/index.cfm?imageId=4236 ( engl. )
http://www.nature.com/nature/journal/v468/n7326/full/nature09661.html ( engl. )
Ein vergleichbares Szenario wird sich - in kosmischen Zeitskalen betrachtet - in Kürze auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft abspielen. Der Marsmond Phobos befindet sich in einer "Todesspirale" und nähert sich dem Mars dabei immer weiter an. Der Abstand zwischen Phobos und der Marsoberfläche reduziert sich aktuell pro Jahrhundert um etwa 1,8 Meter, so dass der Mond theoretisch in etwa 50 Millionen Jahren "abstürzen" wird. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Phobos durch die im Laufe der Zeit immer stärker einwirkenden Gezeitenkräfte des Mars bereits vorher auseinander bricht und einen Ring um unseren äußeren Nachbarplaneten bilden wird...
Warum verfügt die Erde dann aber nicht ebenfalls über ein Ringsystem, obwohl sich unser Mond doch aus den Trümmern formte, welche vor über vier Milliarden Jahren durch den Einschlag eines Protoplaneten (
Theia ) in das umgebende Weltall befördert wurden... ? Die wahrscheinlichste Erklärung dürfte sein, dass sich das letztendlich für die Bildung des Erdmondes "verwendete" Material in einer Entfernung zur Erde befand, welche jenseits der Roche-Grenze lag. Nur dort waren die gravitativen Bedingungen gegeben, welche das "Zusammenklumpen" von Material und somit letztendlich die Entstehung eines mehrere tausend Kilometer durchmessenden Objektes ermöglichten...
Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko