Genetisch optimale Astronauten

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Kreuzberga

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #25 am: 16. Februar 2010, 14:46:47 »
Hallo,

gegen Prävention und Raumfahrtmedizin habe ich selbstverständlich nichts. Solange man dabei im Kopf behält, dass es das Ziel der bemannten Raumfahrt ist, die Reise mit möglichst wenigen und möglicht minimalinvasiven Eingriffen für alle Menschen zu ermöglichen.

Ich bleibe skeptisch, ob wir überhaupt zum Mars oder sonstwo fliegen müssen, wenn es nur dann geht, wenn wir massiv am Genom oder der Biochemie des Körpers rumdoktoren müssen. Das mag dann zwar Prävention heißen, aber zumindest die Langzeitfolgen für die Astronauten bleiben unabsehbar. Da wäre mir lieber, man schaffte es eine ordentliche Strahlungsabschirmung zu installieren und wenn dann eben erst zehn Jahre später geflogen werden kann, ist das auch gut so.

Aber gut, ich glaube es macht nur wenig Sinn hier abstrakt über solche Fragen zu diskutieren, ohne konkrete Vorhaben und Beispiele zu haben. Entscheiden, ob bestimmte Prozeduren "notwendig" und "ethisch vertretbar" sind, lässt sich nur am konkreten Fall innerhalb eines konkreten Kontextes.

Was das konkrete Beispiel des Knochenschwundes angeht, meine ich, man solle weiter nach Möglichkeiten suchen, den Langzeitaufenthalt für alle Menschen, also auch mit "normalen" Knochen, im Weltraum zu ermöglichen. Wenn man vorher unbedingt eine Mission mit den von runner02 angesprochenen Menschen mit speziellen Knochen fliegen möchte, sehe ich darin kein ethisches Problem. Wenn sich die Raumfahrenden vorher allerdings erst einer Stammzellbehandlung o.ä. unterziehen müssen, wäre ich skeptischer.

Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #26 am: 16. Februar 2010, 15:25:18 »
(...) Irgendein Science Fiction-Autor, dessen Name mir gerade entfallen ist, hatte einmal die dystopische Idee von idealen Astronauten, deren Extremitäten amputiert wurden, um Masse zu sparen. (...)

Ich weiss nicht ob du das meinst: Als Junge habe ich die Bücher der SF-Serie Mark Brandis richtiggehend "verschlungen". Da gab es etwas Ähnliches, nämlich einen "Schurken", von dem nur mehr das Gehirn existierte. Das Gehirn war mit Lebenserhaltungssystemen und direkt  mit der Steuerung eines Raumschiffes verbunden - wenn ich mich nach so vielen Jahren noch richtig daran erinnere...

Grüsse

Wilhelm
"We choose to go to the moon in the decade and do the other things: not because they are easy, but because they are hard."

websquid

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #27 am: 16. Februar 2010, 15:33:11 »
Ich glaube Kreuzberga meinte was anderes.
Die Sache mit dem Gehirn als einzigem Teil eines echten Körpers ist noch ein anderes Konzept. Das hat dann aber schon nichts mehr mit Genetik zu tun, das ist reine Biotechnologie.

Ähnliches ist auch in 2001-Odysse im Weltraum beschrieben. Da werden von den Aliens, die die Menschheitsentwicklung angestoßen haben, zunächst verletzte/zerstörte Körperteile ersetzt, dann werden die Gehirne mit Maschinen verbunden, dann wird das reine Bewusstsein in Maschinen übertragen, schließlich bleibt nur das Bewusstsein ohne irgendwelche Materie (sehr hypothetisch, ich weiß).

Das ist die "technische" Vision der Entwicklung und Anpassung an die Raumfahrt - auch nicht unbedingt erstrebenswert, aber wohl immer noch gerechter als die genetische, weil hier keine Selektion (ich bleibe bei diesem Begriff, ich will nicht drumherumreden) stattfindet, sondern jeder sich so entwickeln kann.

mfg websquid

klausd

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #28 am: 16. Februar 2010, 15:47:44 »
Ein Problem (oder eine Eigenschaft) der menschlichen Entwicklung ist, dass das was möglich ist, auch irgendwann gemacht wird.

Das ist kein Argument, sondern ein Zeichen für Resignation.

Nur weil die Mehrheit Bildzeitung liest, muss ich das nicht auch gut finden. Nur weil das bisher immer so war, muss es nicht auch immer so bleiben.


Gruß, Klaus

websquid

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #29 am: 16. Februar 2010, 15:56:30 »
Irgendwann liest nicht mehr die Mehrheit BILD, sondern alle ;D

runner02

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #30 am: 16. Februar 2010, 16:15:49 »
Zitat
Zitat
Ein Problem (oder eine Eigenschaft) der menschlichen Entwicklung ist, dass das was möglich ist, auch irgendwann gemacht wird.
Das ist kein Argument, sondern ein Zeichen für Resignation.

Es ist heutzutage möglich, künstlich Testosteron und EPO zu dopen, und (leider) floriert der Markt. Es wird zwangsläufig gemacht, wenn es geht.

Das ist auch die Menschliche Natur, den einfacheren Weg suchen und gehen.

websquid

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #31 am: 16. Februar 2010, 16:23:44 »
Zitat
Das ist auch die Menschliche Natur, den einfacheren Weg suchen und gehen.

Stimmt leider. Man sollte wirklich bei jeder Möglichkeit dazu aufrufen, nicht immer den einfacheren Weg zu gehen, sondern den richtigen. Das muss nicht der Weg der Mehrheit sein - Masse hat es so an sich, dass sie falsch liegt, dass ist nun mal meistens so. Ein jeder sollte in dieser Situation dazu aufrufen, dass anders zu machen.

In diesem Sinne sollte man jedem sagen (nicht nur an die Friesen gerichtet): "Eala Frya Fresena", lasst euch von niemandem, erst recht nicht der Mehrheit, beherrschen ohne selber drüber nachzudenken. Wenn man überzeugt ist, dass eine Entscheidung wie sie hier zur Debatte steht, richtig ist, okay. Wenn man aber meint, dies sei nur der Weg des geringsten Widerstands, aber nicht der richtige, dann sollten wir alle was dagegen sagen.

mfg websquid

PS: Eala Frya Fresena ist ein altfriesischer Wahlspruch, zu Deutsch "[Steh] auf freier Friese" Das bezieht sich auf die friesische Freiheit, ein im 9.Jhdt den Friesen verliehenes Recht, keinen Herrn außer dem Kaiser über sich zu haben, und selbst dieser war nicht befehlsbefugt, es war immer die Entscheidung des friesischen Volkes, ob Anordnungen wirklich befolgt werden sollten. Die älteste Demokratie auf deutschem Boden ist so entstanden.
« Letzte Änderung: 16. Februar 2010, 17:02:50 von websquid »

runner02

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #32 am: 08. November 2010, 16:45:08 »
http://www.zahn-online.de/presse/presse3211.php

Hier, damit müsste man Astronauten nicht (in Hinblick auf Knochenmasse) an den Weltraum anpassen...

Ein Mikrochip sendet Ultraschall an Knochen und Zahnwurzeln und regt diese dann zum Wachstum an...

(Einen Medizinthread habe ich nicht gefunden, darum poste ich mal hier)

runner02

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #33 am: 04. Dezember 2012, 21:05:40 »
Hallo,

Ich grab mal diesen alten Thread aus, habe neulich wieder einiges dazu gelesen.
Wäre interessant,  eure Meinungen dazu zu hören.

Im Prinzip, wenn die Menschheit lange Aufenthaltsdauer im Weltraum genießen will, dann kann man a) sich mit dutzenden/hunderten Tonnen Material gegen die Strahlung schirmen, oder b) ein spezielles Gen einschleusen, das dafür sorgt, dass sich die DNA einfach viel stärker repariert.

Unsere Fähigkeit, viele Tonnen in den Weltraum zu fliegen, hält sich auf absehbare Zeit leider in Grenzen. Daher können wir a) auf Langzeitflüge verzichte, b) viel Geld reinstecken um Schirmmaterial hochzufliegen (das Geld will aber keiner beisteuern, leider) 
c) die Astronauten trotzdem schicken und sie der Strahlung aussetzen. Das halte ich für viel unethischer, als "directed evolution", also Gentherapie.

Außerdem, kann man Astonauten nicht sinnvoller in der Zeit einsetzen, wo sie am Tag 2 Stunden vertrainieren?
Sprich, man brächte dazu "nur" eine Mutation, die den Muskelabbau verhindert und eine, die den Knochenaufbau verstärkt. Beides kommt natürlich in Menschen vor (auf der Erde gibt es halt bei dem Knochenmann nur einen bekannten Fall Edit: es gibt scheinbar doch mehrere, alle aus einer Familie, logisch). Man müsste also nicht lange herumexperimentieren, sondern "quick and clean" diese zwei Gene abschalten.


Nochmal ein Zitat vom Anfang
Zitat
Ist aber ein Unterschied ob es Menschen gibt, die sowieso schon so sind oder aber man Versuche unternimmt andere genetisch so zu verändern, dass sie ähnliche Eigenschaften bekommen. Da wäre für mich die Grenze überschritten.

Das ist eine sehr grundsätzliche Frage, also die ob Gentherapie erlaubt sein soll. Ich glaube zu tiefst, dass jeder Mensch das Recht darauf hat, gesund zur Welt zu kommen, und man darum sogar die ethische Pflicht hat, Gentherapie zu betreiben. Ich spreche da jetzt nicht von blauen Augen und blonden Haaren, sondern von Diabetes, Alzheimer, etc.

Es wird in dem Zusammenhang auch immer wieder von der Eugenik der Nazis geredet. Genau das vermitteln die Medien in Europa, in Amerika gibt es keine so große (zumeist unbegründete) Angst vor der Gentechnik. Das hier verstehe ich genau als das Gegenteil von Eugenik und Rassenlehre. Die haben ja alle umgebraucht, die angeblich falsche Merkmale besaßen. Und das, obwohl sie keine Ahnung von DNA hatten, wie sich Merkmale vererben, etc.
Hier geht es genau um das Gegenteil, dass sich jeder Mensch genetisch frei entfalten kann.

Es gibt Menschen und Tiere, die z.B. bereits von Natur aus eine Mutation in beiden Myostatingenen haben, und daher ihre Muskelmasse einfach immer höher bleibt, auch ohne Training.
http://en.wikipedia.org/wiki/Myostatin#Effects_of_inactivated_myostatin_in_cattle
Man kann mit modernen Methoden genau dieses Gen auch bei anderen Menschen ausschalten. Ohne Nebenwirkungen. Warum sollten Langzeitastronauten also nicht das Recht haben, einen solch förderlichen Genotyp zu bekommen? Wenn jemand ein Tatoo haben will, darf er ja auch eines haben.
Schaltet man das Gen gezielt aus, gibt es absolut keinen Unterschied zwischen einem Menschen, der diese Mutation von Natur aus hat und einem "künstlich mutierten". Grundsätzlich hätte genau diese Mutation ja auch jedem anderen Menschen genau so passieren können, nur halt mit einer (Un)Wahrscheinlichkeit von 1:1000000....


Gut, wenn die Medizin voranschreitet wird Gentherapie sowieso Standard, und keiner wird Bedenken haben, dass man Krebs-Gene abschaltet und andere schlimme Krankheiten ausrottet.
Vielleicht gibt es dann auch Toleranz dafür, dass jeder (genetisch) mit seinem Körper anstellen kann, was er will (wie schon erwähnt Tätowieren, bzw. wenn jemand eine grüne Haut haben will, oder unter UV-Licht fluoreszieren will, ... )
 

Wobei man natürlich unterscheiden kann/muss:
Somatische Gentherapie: nur der ausgewachsene Organismus wird verändert
Keimbahntherapie: auch die Nachfolgenden Generationen sind betroffen.

Für Astronauten währe wohl nur ersteres vonnöten (es sei denn, sie lebten auf einem Generationenraumschiff)





EDIT:
Habe noch etwas gefunden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Repoxygen
Eine Gentherapie, die ein Konstrukt einschleust. Der Promoter erkennt, wenn zu wenig Sauerstoff in den Zellen ist, dann wird das Gen dahinter aktiv. Dieses Gen codiert für das Hormon EPO, das wiederrum mehr rote Blutkörperchen bewirkt, die dann mehr Sauerstoff in den Körper transportieren können.
Im Prinzip könnte man damit Astronauten an weniger Sauerstoff gewöhnen, oder alternativ haben sie dann die Chance, bei einem Notfall mehr Reserven zu haben.

Sauerstoff sollte jedoch nicht das Problem sein, eher Knochen, Muskeln, Strahlungsresistenz.

P.S. dieses Konstruk basiert auf einem viralen Vektor, das kann auch in die Hose gehen (Körper erkennt Virus und gibt Fieber, an dem man sterben kann, besonders bei adenoviren). Besser wäre eine  Zink-finger nucleases- Therapie.

Führerschein

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #34 am: 04. Dezember 2012, 22:18:20 »
Wer sagt eigentlich, daß die Fähigkeit des Körpers, Strahlungsschäden zu reparieren, nicht jetzt schon groß genug ist?

Forschungen in Chernobyl und andere deuten ganz stark darauf hin. Bisherige Annahmen zur Strahlungstoleranz sind genau nur das, Annahmen. Die gewagteste Annahme dabei ist, daß Reparatur eher unbedeutend ist. Ob man Strahlung einmalig als Unfallfolge oder als Resultat von z.B. einiger CT empfängt ist oder ob man über längere Zeit einer geringen Dosis ausgesetzt ist, hat man einfach gleichgesetzt. Die Annahme ist fast mit Sicherheit falsch und deshalb sind die festgesetzten Grenzen fast mit Sicherheit sehr viel zu niedrig.

Schwerelosigkeit ist etwas anderes. Bisherige Trainingsmethoden haben Grenzen, wie man weiß. Ich habe sehr hohe Hoffnungen auf Vibratorplatten, die im Weltraum auf Langzeitmissionen erprobt werden sollten. Unglücklicherweise werden sie auf der ISS nicht eingesetzt. Das hat, soweit ich es verstanden habe, Gründe im Einfluß der Vibratorplatten auf Mikrogravitationsexperimente.
Man müßte also entweder diese Experimente auf einer separaten Station machen oder Möglichkeiten finden, die ISS vor den Vibrationen zu schützen. Es wäre doch eine Überlegung wert, ob man ein Bigelow-Modul an die ISS ankoppeln kann. Diese Module müßten doch die Vibrationen extrem dämpfen, weil sie nicht starr sind. Ob das mit zusätzlichen Isolierungen genügt, müßte man doch berechnen können. An der ISS wäre so ein Experiment viel praktischer als separat.


runner02

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #35 am: 04. Dezember 2012, 23:09:25 »
Das mit der Strahlung ist natürlich ein guter Punkt.


Zitat
Schwerelosigkeit ist etwas anderes. Bisherige Trainingsmethoden haben Grenzen, wie man weiß. Ich habe sehr hohe Hoffnungen auf Vibratorplatten, die im Weltraum auf Langzeitmissionen erprobt werden sollten. Unglücklicherweise werden sie auf der ISS nicht eingesetzt.

Zitat
ein Bigelow-Modul an die ISS ankoppeln kann. Diese Module müßten doch die Vibrationen extrem dämpfen,

Das ist natürlich ein großartiger Ansatz. Ich fürchte aber,  dass noch immer minimale Störungen auftreten, und die will man nicht. Sonst hätte man die Rüttelplatten doch schon längst auf der ISS (?)

Das klingt jetzt vielleicht wie eine asiatische Weißheit, aber:
Du kannst nicht die ganze Welt verändern. Stattdessen musst du dich selbst verändern :D

Wenn solche Rüttelplatten auf die ISS gebracht würden, selbst dann wäre eine Mutation imho wünschenswerter.
a) wird jemand krank und bettlägrig, kann er nicht trainieren. Hingegen mit der Mutation würde die Knochendichte ähnliich bleiben. b) Rüttelplatten müssen gewartet werden. Und zertifiziert für Raumeinsätze. Und können ganz kaputt gehen.   


Tuner

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #36 am: 04. Dezember 2012, 23:46:44 »
Denkt nicht mal daran!

Schon die Idee einer genetischen Anpassung von "Astronauten" ist schändlich! Wer kommt als nächstes? Die Enkel von Mark Zuckerberg, Steven Jobs, Bill Gates? Jeder der es sich leisten kann, kauft sich seine "Weltraumtauglichkeit"? Meine Mutter ist an Krebs verreckt, Steven Jobs und Patrick Swayze übrigens auch!

Wir haben wirklich andere Probleme!
 >:(
Sven

Atlan

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #37 am: 05. Dezember 2012, 00:18:40 »
Ja dann züchtet man sich die wahrscheinlichkeit auf  Krebs runter.
Ich werde jetzt nicht zu aussschweifend werden und auch auf die Gefahr hin hier mit meiner Meinung allein darzustehen äussern.

Ich fände die selektion nach Genotyp für Astronaturen überhaupt kein Problem. Schon jetzt werden Astronauten nach Gesundheit und Leistungsfähigkeit determiniert. Das diese Selektion wäre mit einem Genscreening effizienter und kein bisschen weniger "menschlich" als jetzt.

Nun zum anderen: Genanalysen werden immer billiger: Das Human Genome Project hat für die Entschlüsselung des menschlichen Genoms Etliche milliarden Dollar, tausende Forscher und 13 Jahre gebraucht hat, geht heute in 15 Minuten für weniger als 1000 Euro
http://neuerdings.com/2012/02/23/oxford-nanopore-dna-sequenzer-usb-stick-rein-dna-code-raus/
Daraus ergibt sich die Immer größer werdende Datenbank an Genvariationen im Menschen, welche mit wachsendem Datenvolumen immer besser bestimmten Vererbten Eigenschaften zugeordnet werden können. So nun haben wir also den !natürlichen! Genotyp für Ausdauer, Intelligenz oder Langlebigkeit. Das Beste, was die Evolution quasi nach unseren Bewertungskriterien hervorgebracht hat.....was wird sich also wohl anbieten? So sehr hier auch Konservativismus kultiviert wird, das wird kommen (ausser wir stürzen vorher in ein durch Religion katalysierte neues Mittelalter), da bin ich mir sicher.

Dass sich nur die Superreichen ein Tuning leisten können werden, halte ich hingegen für eine unbegründete Vermutung. Die Methoden des Gentransfers erfordern keine grosstechnischen Anlagen oder gar seltene Materialien oder viel Energie. Es wird ein bisschen Dauern, bis die Methoden ausgereift sind, aber dann sind sie, meiner Meinung nach, für jeden verfügbar.
Schon jetzt kann man Bakterien oder Pflanzen bei sich daheim manipulieren, wenn man 50000-100000 Euro für die nötigste Ausstattung parat hat und sich den Rest von Auftragslaboren machen lässt.

Man kann neues ablehnen soviel man will, aber in dem Fall sehe ich das sehr Problematisch. Wir haben die natürliche Selektion ausgehebelt und nun obliegt es wohl uns selbst die Sache in die Hand zu nehmen....ich sehe da keine Alternativen.

Führerschein

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #38 am: 05. Dezember 2012, 08:13:18 »
Man kann neues ablehnen soviel man will, aber in dem Fall sehe ich das sehr Problematisch. Wir haben die natürliche Selektion ausgehebelt und nun obliegt es wohl uns selbst die Sache in die Hand zu nehmen....ich sehe da keine Alternativen.

Mal abgesehen davon, daß unsere Strahlungsresistenz wahrscheinlich gar nicht verbesserungbedürftig ist, stimme ich dem völlig zu.

Und zu den Rüttelplatten möchte ich sagen, die raumfahrttauglich zu machen, dürfte wesentlich einfacher sein als Ansätze wie künstliche Gravitation auf dem Flug. Auf einem langen Flug hätte man vielleicht zwei, aber wahrscheinlich lassen sie sich so zuverlässig bauen, daß das gar nicht nötig wäre. Ich kann mir vorstellen, daß die auch auf dem Mars helfen, eventuelle Nachteile niedriger Gravitation zu reduzieren. Auch sollte so die benötigte tägliche Trainingszeit reduziert werden können.

Falls die sich auf der ISS wirklich nicht einsetzen lassen, bzw. NASA nicht will, dann müßte eben ein Bigelow Habitat oder ähnliches in den LEO. Da die Astronauten dort weniger zu tun hätten, könnte man das dann ganz nebenbei als Ziel für Weltraumtouristen nutzen. Dann wird das halbe oder ganze Jahr oben nicht so langweilig. :D Ja, ich weiß, als NASA Projekt ziemlich unmöglich. Aber man könnte es ja umgekehrt machen. Ein privater Investor startet es und NASA mietet sich ein.

Sowas halte ich für dringend erforderlich. Einfach nur Astronauten ein halbes Jahr auf der ISS hat leicht das Ergebnis, daß die Verfassung der Astronauten danach zu schlecht ist für eine Mars-Mission und das als zusätzliches Argument herhält, gar nichts in der Richtung zu machen.




runner02

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #39 am: 05. Dezember 2012, 17:53:37 »
Tuner, es geht ja gerade darum, dass wir solche furchtbaren Krankheiten hoffentlich bald heilen können.
Ganz nebenbei werden aber auch andere Anwendungen möglich.

Zitat
Wir haben wirklich andere Probleme!
Dann könnten wir aber auch gleich die Raumfahrt per se abschaffen, oder die olympischen Spiele. Oder Formel1. Oder Opernball. Oder....
Scheinbar interessiert es die breite Masse nicht, dass man das Geld für so manche Medien-"Events" in die Heilung von Krankheiten oder in den Fortschritt der Menschheit investieren könnte.


Zitat
Ich fände die selektion nach Genotyp für Astronaturen überhaupt kein Problem. Schon jetzt werden Astronauten nach Gesundheit und Leistungsfähigkeit determiniert. Das diese Selektion wäre mit einem Genscreening effizienter und kein bisschen weniger "menschlich" als jetzt.
Genau, dann müsste man auch weniger false positives trainieren. Sprich, das grundsätzliche Auswahlverfahren könnte mit einer DNA Probe geschehen. Sicher könnte man jetzt argumentieren, dass dann andere benachteiligt werden. Wenn sie aber viele ungünstige Anlagen hätten, wären sie sowieso nicht genommen worden. Man hätte das halt erst später herausgefunden (kostet Zeit und Geld)



Zitat
Jeder der es sich leisten kann, kauft sich seine "Weltraumtauglichkeit"?

In den LEO kann man auch ohne directed Evolution. Ich meine, dass für die Pioniere solche Sachen alles deutlich vereinfachen. z.B. müssten die ersten Marssiedler dann ihre kostbare Zeit und ihren kostbaren Sauerstoff nicht mit trainieren verschwenden.
Gibt es dann die Infrastruktur, die diese geschaffen haben, dann kann man auch Strahlenschutz, Trainingshallen etc. bauen.
Man würde das Henne-Ei - Problem vereinfachen.

Außerdem, wie Atlan korrekt schreibt, eine Gentherapie kann/muss nicht teuer sein. Das kann sich wirklich jeder leisten (es sei denn die Patentierwut von manchen geht so weiter). Die therapie beruht auf DNA, und diese Gensequenzen kann man in Bakterien (E.Coli) Trilliardenfach vermehren, bzw sie werden vom Bakterium vermehrt. Grundsätzlich muss man dann nur mehr den Zucker&Proteine (das Nährmedium) der Bakterien bezahlen, Plasmide aufreinigen. Das ist kostenmäßig vernachläsigbar.

Zitat
Man kann neues ablehnen soviel man will, aber in dem Fall sehe ich das sehr Problematisch. Wir haben die natürliche Selektion ausgehebelt und nun obliegt es wohl uns selbst die Sache in die Hand zu nehmen....ich sehe da keine Alternativen.

Genau, früher in der Natur sind manche halt einfach gestorben. Heute halten wir sie irgendwie am Leben. Morgen können wir sie wirklich heilen, und das ist kein Vergleich in Punkto Lebensqualität. Jeder hat das Recht auf Gesundheit.

Atlan

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #40 am: 06. Dezember 2012, 01:36:53 »
@runner im Moment ergibt sich allerdings das Problem eines passenden Übertragungsvektors. In eine Keimzelle lassen sich Gene zwar relativ leicht einsetzen, aber in bereits differenzierten Organismen ist das eine delikate Sache. Soweit ich das weiß, gibt es im Moment nur die Möglichkeit über modifizierte Retroviren. Diese Arbeiten aber Momentan noch nicht ganz sauber und können so unerwünscht bei Einbau Gene ausschalten und z.B. Krebs verursachen. Bis es was Besseres gibt, wird die Gentherapie wahrscheinlich abseits von schweren Erkrankungen oder zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit bereits niedriger Restlebenserwartung nicht zu haben sein (illegale Machenschaften und Militär schließe ich hier mal aus).


Und ach ja: Warum muss Weltraumtauglichkeit unbedingt Strahlenresistenz bedeuten. Mir fällt bei Weltraumtauglichkeit immer zuerst was ganz anderes ein. Man könnte die Zehen wieder etwas flexibler machen und vll. die Knie auch. So hätte man,ähnlich vielen Affen, quasi zwei zusätzliche Hände. Man wird damit wohl keinen Marathon mehr laufen können, aber das ist unter 0g eh nicht zu machen. Knie sind Generell, genauso wie die S-förmige Wirbelsäule erst seit dem aufrechten Gang in der Entstehung. Dementsprechend unausgereift sind beide Konstruktionen. Man Schau sich nur den hohen Prozentsatz von Menschen mit Knie-, und Rückenproblemen an.Da müsste man was machen :) Aber das führt jetzt wahrscheinlich zu weit  :)
Vom Standpunkt des Biologen aus, mit entsprechenden Referenzbeispielen im Tierreich, hätte ich nämlich durchaus eine to-do Liste :P

runner02

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #41 am: 06. Dezember 2012, 10:13:57 »
Keine Ahnung, wieviele gene du an/ausschalten müsstest, dass deine Füße zu zweiten Händen werden...

Bei den Knochen und Muskelmutationen musst du jeweils
 nur ein einziges Gen ausschalten. Außerdem gibt es das so in der Natur schon, ist also nix experimentelles mehr.


In einem Vortrag von Dr Church erwähnte er, d
ass an Zink-Finger Nucleases  für Menschliche Therapie schon geforscht wird.
Bestimmte Proteine erleichtern dann die Aufnahme in die Zellen.
Das wäre natürlich die Perfekte Therapie, weil keine Viralen Elemente eingebaut werden können. Und sie 100% spezifisch auf die angezielte Sequenz sind.

Atlan

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #42 am: 06. Dezember 2012, 14:00:06 »
Bei der sache mit den Knochen wäre ich doch etwas vorsichtig. Wenn das Gen den Knochenrückbau verhindert, könnte das zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen(unkontollierte Verknöcherung z.B.). Man muss also wahrscheinlich noch andere Regulatorische Gene verändern. Es ist nur ganz selten so, dass man 1-2 Gene als Ursache für irgendwas eindeutig isolieren kann, weil stehts noch andere regulatorische Mechanismen beteiligt sind. Funktioniert eigentlich nur, wenn einzelne Gene Krankheiten verursachen.
Eine wirklich gelungene Integration von veränderungen, welche zu einer Verbesserung führen oder gar neutral sind ist eine erhebliche Leistung, denn letztendlich versucht man (im Falle eines Gesunden) eine unglaublich funktionsoptimierte, komplexe, Maschine zu verbessern. Und das auch noch während sie arbeitet.

LOXRP1

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #43 am: 06. Dezember 2012, 15:02:16 »
Intressante Überlegungen habt ihr hier meine Herren.
Für die Raumfahrt ist ja eigentlich keine Genetechnik notwendig, denn wenn die guten Damen und Herren sich an ihrer Trainingseinheiten halten, so erleiden sie auch kein Muskelschwund.
Das mit den Knochenschwund hängt viel mehr mit der Ernährung zu sammen als mit der Schwerelosigkeit, um genauer zu sein mit dem Natriumgehalt.
Nun ich bin kein Mediziner, sondern beruf mich lediglich auf die Aussagen des Prof. Dr. med. Gerzer vom Institut für Luft und Raumfahrtmedizin.

Laut dem aktuellen Stand der Forschung hat man diesen Aspekt durchaus im Griff, zumindest als showstoper für ein Marsflug.

Anderseits glaub ich wird der Mensch früher oder später in seine Entwicklung eingreiffen, um mit der Maschine Schritt halten zu können.

runner02

  • Gast
Re: Genetisch optimale Astronauten
« Antwort #44 am: 06. Dezember 2012, 15:32:26 »
Zitat
Wenn das Gen den Knochenrückbau verhindert, könnte das zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen(unkontollierte Verknöcherung z.B.). Man muss also wahrscheinlich noch andere Regulatorische Gene verändern. Es ist nur ganz selten so, dass man 1-2 Gene als Ursache für irgendwas eindeutig isolieren kann, weil stehts noch andere regulatorische Mechanismen beteiligt sind.

Grundsätzlich hast du zwar recht, aber wie gesagt, es gibt ja eine Familie, die diese Mutaton besitzt. Und die haben, laut Artiklen, keine Nebenwirkungen. Also im Sinne, sie sind völlig gesund, im täglichen Leben nicht behindert. man ist da nur draufgekommen, als man jemanden nach einem Unfall geröntgent hat.

Wenn ein Kind in der Schwerelosigkeit mit dieser Mutation aufwächst, mag das schon sein, dass es falsch wächst. Ist das nicht auch bei einem Kind mit durchschnittlichen Knochen so?

Wenn man aber einen erwachsenen Menschen hinaufschickt, dann wird sich da vermutlich wenig ändern. Wie gesagt, die Leute, die diese Mutation haben, haben keine Beschwerden (von k.A. Arthritis? stand da nie was).