Hallo,
Ich grab mal diesen alten Thread aus, habe neulich wieder einiges dazu gelesen.
Wäre interessant, eure Meinungen dazu zu hören.
Im Prinzip, wenn die Menschheit lange Aufenthaltsdauer im Weltraum genießen will, dann kann man a) sich mit dutzenden/hunderten Tonnen Material gegen die Strahlung schirmen, oder b) ein spezielles Gen einschleusen, das dafür sorgt, dass sich die DNA einfach viel stärker repariert.
Unsere Fähigkeit, viele Tonnen in den Weltraum zu fliegen, hält sich auf absehbare Zeit leider in Grenzen. Daher können wir a) auf Langzeitflüge verzichte, b) viel Geld reinstecken um Schirmmaterial hochzufliegen (das Geld will aber keiner beisteuern, leider)
c) die Astronauten trotzdem schicken und sie der Strahlung aussetzen. Das halte ich für viel unethischer, als "directed evolution", also Gentherapie.
Außerdem, kann man Astonauten nicht sinnvoller in der Zeit einsetzen, wo sie am Tag 2 Stunden vertrainieren?
Sprich, man brächte dazu "nur" eine Mutation, die den Muskelabbau verhindert und eine, die den Knochenaufbau verstärkt. Beides kommt natürlich in Menschen vor (
auf der Erde gibt es halt bei dem Knochenmann nur einen bekannten Fall Edit: es gibt scheinbar doch mehrere, alle aus einer Familie, logisch). Man müsste also nicht lange herumexperimentieren, sondern "quick and clean" diese zwei Gene abschalten.
Nochmal ein Zitat vom Anfang
Ist aber ein Unterschied ob es Menschen gibt, die sowieso schon so sind oder aber man Versuche unternimmt andere genetisch so zu verändern, dass sie ähnliche Eigenschaften bekommen. Da wäre für mich die Grenze überschritten.
Das ist eine sehr grundsätzliche Frage, also die ob Gentherapie erlaubt sein soll. Ich glaube zu tiefst, dass jeder Mensch das Recht darauf hat, gesund zur Welt zu kommen, und man darum sogar die ethische
Pflicht hat, Gentherapie zu betreiben. Ich spreche da jetzt nicht von blauen Augen und blonden Haaren, sondern von Diabetes, Alzheimer, etc.
Es wird in dem Zusammenhang auch immer wieder von der Eugenik der Nazis geredet. Genau das vermitteln die Medien in Europa, in Amerika gibt es keine so große (zumeist unbegründete) Angst vor der Gentechnik. Das hier verstehe ich genau als das Gegenteil von Eugenik und Rassenlehre. Die haben ja alle umgebraucht, die angeblich falsche Merkmale besaßen. Und das, obwohl sie
keine Ahnung von DNA hatten, wie sich Merkmale vererben, etc.
Hier geht es genau um das Gegenteil, dass sich jeder Mensch genetisch frei entfalten kann.
Es gibt Menschen und Tiere, die z.B. bereits von Natur aus eine Mutation in beiden Myostatingenen haben, und daher ihre Muskelmasse einfach immer höher bleibt, auch ohne Training.
http://en.wikipedia.org/wiki/Myostatin#Effects_of_inactivated_myostatin_in_cattle Man kann mit modernen Methoden
genau dieses Gen auch bei anderen Menschen ausschalten. Ohne Nebenwirkungen. Warum sollten Langzeitastronauten also nicht das Recht haben, einen solch förderlichen Genotyp zu bekommen? Wenn jemand ein Tatoo haben will, darf er ja auch eines haben.
Schaltet man das Gen gezielt aus, gibt es absolut keinen Unterschied zwischen einem Menschen, der diese Mutation von Natur aus hat und einem "künstlich mutierten". Grundsätzlich hätte genau diese Mutation ja auch jedem anderen Menschen genau so passieren können, nur halt mit einer (Un)Wahrscheinlichkeit von 1:1000000....
Gut, wenn die Medizin voranschreitet wird Gentherapie sowieso Standard, und keiner wird Bedenken haben, dass man Krebs-Gene abschaltet und andere schlimme Krankheiten ausrottet.
Vielleicht gibt es dann auch Toleranz dafür, dass jeder (genetisch) mit seinem Körper anstellen kann, was er will (wie schon erwähnt Tätowieren, bzw. wenn jemand eine grüne Haut haben will, oder unter UV-Licht fluoreszieren will, ... )
Wobei man natürlich unterscheiden kann/muss:
Somatische Gentherapie: nur der ausgewachsene Organismus wird verändert
Keimbahntherapie: auch die Nachfolgenden Generationen sind betroffen.
Für Astronauten währe wohl nur ersteres vonnöten (es sei denn, sie lebten auf einem Generationenraumschiff)
EDIT:
Habe noch etwas gefunden:
http://de.wikipedia.org/wiki/RepoxygenEine Gentherapie, die ein Konstrukt einschleust. Der Promoter erkennt, wenn zu wenig Sauerstoff in den Zellen ist, dann wird das Gen dahinter aktiv. Dieses Gen codiert für das Hormon EPO, das wiederrum mehr rote Blutkörperchen bewirkt, die dann mehr Sauerstoff in den Körper transportieren können.
Im Prinzip könnte man damit Astronauten an weniger Sauerstoff gewöhnen, oder alternativ haben sie dann die Chance, bei einem Notfall mehr Reserven zu haben.
Sauerstoff sollte jedoch nicht das Problem sein, eher Knochen, Muskeln, Strahlungsresistenz.
P.S. dieses Konstruk basiert auf einem viralen Vektor, das kann auch in die Hose gehen (Körper erkennt Virus und gibt Fieber, an dem man sterben kann, besonders bei adenoviren). Besser wäre eine Zink-finger nucleases- Therapie.