Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt

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Offline tomtom

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #350 am: 15. Februar 2010, 22:26:05 »
Die große NASA-Strategie ist die kommerzielle Partnerschaft. Man will nicht nur ein System finanzieren, sondern gleich mehrere ("we are going to fund many systems to create redundancy."). Schonmal fraglich, ob man sich das bei Kampfflugzeugen leistet. Ansonsten wird aber weiter von Nasa-Astronauten gesprochen.
www.spaceref.com/news/viewsr.html?pid=33479

Ich frage mich natürlich, was bedeutet die neue Nasa-Strategie für Europa und Deutschland, schließlich hatte man letztes Jahr alles erstmal zurückgestellt und wollte erstmal abwarten und 2010 weitermachen. Diese Frage stellte sich auch der Deutschlandfunk:
Mitfliegen zum Mond ist ja wohl vom Tisch.
www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/1126069/

Aber alles scheint ratlos und man muß wohl ein halbes Jahr warten (oder sich selbst mal die Karten legen).
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Arnulf

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #351 am: 16. Februar 2010, 07:31:52 »
Durch die Vielzahl von Anbietern soll eine gewisse Redundanz erreicht werden. Ausserdem besteht die Hoffnung eine durch staatliche Anschubfinanzierung eines Tages wenigstens zum Teil selbstragende Raumfahrtindustrie zu schaffen. Wie z. B. in der Rüstungsindustrie. Kampfflugzeuge werden ja auch vom Staat vorfinanziert und später an ander Interessenten verkauft. So die Hoffnung, ob es funktioniert, wird man sehen. Die Idee ist auf jeden Fall verfolgenswert. Man würde so eine gewisse Unabhängigkeit von politischen Richtungswechseln erreichen, welchen eine staatliche Behörde wie die NASA zwangsläufig ausgesetzt ist.

Offline Ruhri

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #352 am: 16. Februar 2010, 08:09:56 »
Die große NASA-Strategie ist die kommerzielle Partnerschaft. Man will nicht nur ein System finanzieren, sondern gleich mehrere ("we are going to fund many systems to create redundancy."). Schonmal fraglich, ob man sich das bei Kampfflugzeugen leistet. Ansonsten wird aber weiter von Nasa-Astronauten gesprochen.
[...]

Naja, bei Kampfflugzeugen hatte man das ja ziemlich extrem. So flog die Navy etwa F-14 und F-18, die Air Force F-15, F-16 und F-117 und das Marine Corps den in Lizenz nachgebauten Harrier. Das waren jetzt nur die Kampfjets der letzten Jahrzehnte -  Aufklärer, Bomber und Transporter kommen extra. Mit dem JSF F-35 möchte man das ein wenig vereinheitlichen, wenngleich es auch dann drei unterschiedliche Versionen geben wird. So brauchen die Marines Senkrechtstarter, die Navy-Flieger verstärkte Versionen mit Fanghaken und die Air Force will Flugzeuge, die immer auf festen Start- und Landebahnen operieren.

Mal sehen, wieviele Raumfahrzeuge für welche Zwecke die amerikanische Raumfahrt benötigen wird.

runner02

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #353 am: 16. Februar 2010, 11:03:38 »
Zitat
Ausserdem besteht die Hoffnung eine durch staatliche Anschubfinanzierung eines Tages wenigstens zum Teil selbstragende Raumfahrtindustrie zu schaffen.

Wenn das klappen würde, wäre es das schon wert.

Aber für etwas, wo die Chance 20:80 dagegen steht, erneute Mondflüge zu streichen, und alle bemannten Vehikel einzuschrotten, halte ich nicht für sehr klug. Im besten Fall nennt man das Vertrauen auf übermäßiges Glück.

Trigger

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #354 am: 16. Februar 2010, 11:27:03 »
Zitat
Aber für etwas, wo die Chance 20:80 dagegen steht

das hört sich aber viel an,  aber moment  wie war das mit dem kürzen.
dann ist die chance  bei 1 zu 4 oder anders:  25 %.

20:80 erinnert irgendwie an Basketballergebnisse.   ;D

runner02

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #355 am: 16. Februar 2010, 11:45:24 »
naja, ich schwanke immer...

Einerseits hat die Geschichte von solchen privaten Entwicklungen bis jetzt nur negative Beispiele gebracht...

Aber 10:90 war mir zu niedrig angesetzt...

In der Statistik heißt 50:50 so viel wie 'ich weiß gar nichts'.

Mit den negativen Beispielen sinkt sie, mit den bisherigen Erfolgen vn SpaceX steigt sie...

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Offline fl67

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #356 am: 16. Februar 2010, 13:28:20 »
20:80  dann ist die chance  bei 1 zu 4 oder anders:  25 %.

Nee,  20:80 heißt 20%,  10:90 heißt 10%, 50:50 heißt 50%  (und nicht etwa 50 geteilt durch 50 = 1 = 100%  ;) )

Frank

Trigger

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #357 am: 16. Februar 2010, 14:19:06 »
also sind damit schon prozentwerte gemeinde und nicht Quoten ?!?

jetzt bin ich im bilde...

klausd

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #358 am: 17. Februar 2010, 13:04:46 »
Um mal wieder zurück zum Thema zu kommen  ::)

Auf heise gibt es hier ein Interview mit Scott Pace, Direktor des Space Policy Institute in Washington.

Ein kleiner Ausschnitt:

Er sei enttäuscht, dass die Regierung das Constellation-Programm nicht finanziere und nicht einmal zusätzliche Mittel für ein leistungsfähiges bemanntes Raumfahrtprogramm, wie vom Augustine-Komitee empfohlen, bereitstellen will. Die Budgetsteigerung für 2011 sei zwar in Ordnung, und das Geld werde für solide wissenschaftliche und technische Vorhaben ausgegeben. Aber der Zuwachs gleiche die Kürzungen aus dem 2010-Budget nicht aus. Es bleibe, so Scott Pace, im Wesentlichen also bei einer Reduzierung der Weltraumerkundung, auch wenn es für die NASA noch schlimmer hätte kommen können.

Komplettes Interview

Gruß, Klaus

Arnulf

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #359 am: 17. Februar 2010, 18:36:36 »
Zitat
Aber für etwas, wo die Chance 20:80 dagegen steht, erneute Mondflüge zu streichen, und alle bemannten Vehikel einzuschrotten, halte ich nicht für sehr klug. Im besten Fall nennt man das Vertrauen auf übermäßiges Glück.

Natürlich wäre es allen Raumfahrtbegeisterten lieber gewesen ein festes Ziel vor Augen zu haben. Aber war nicht das Constellation-Programm von Anfang an Träumerei unterfinanziert und meiner Meinung zu ambitioniert und zu teuer. So ein staatliches Programm hätte nur mit anderen Staaten bzw. Organisationen (Russland, ESA) finanziert werden können. Aber welcher Amerikaner will so etwas? Ich denke der jetzige Weg, so schmerzhaft er auch ist, wird der richtige sein. Die bemannte Raumfahrt auf eine breitere Basis bringen. Was bringt es einen einzelnen Flug zum Mars zu machen und dann wenn dies geschafft ist, wieder zurück zu fallen in Lethargie. Das hatten wir alles schon einmal siehe Apolloprogramm. Vernünftiger erscheint mir kommerzielle Gründe für die Raumfahrt zu finden. Lieber eine ständige Präsenz im LEO als einzelne Hüpfer auf dem Mars. Vielleicht sollte man den Ansatz mit der künstlichen Schwerkraft mehr verfolgen, dies ist meiner Meinung nach der entscheidende Faktor für weitere Raumstationen und deren dauerhafte Nutzung. Dies scheint ja Teil des neuen Programmes zu sein u. A.





klausd

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #360 am: 17. Februar 2010, 18:54:45 »
kommerzielle Gründe für die Raumfahrt zu finden.

Viel Spaß beim Suchen. Übrigens ist das auch gar nicht das Ziel des aktuellen Programms. Und da haben wir es doch, was ist denn der rote Faden? Wozu brauchen wir mehrere kommerzielle bemannte LEO Träger? Für die ISS? die ist 2020 tot.

Wohin denn nun? Einfach mal drauf losbauen in der Hoffnung wir können davon mal was gebrauchen? Das ist erst ne Verschwendung von Geldern... Moment, Verschwendung? Oh, da kann man Gelder kürzen...   ::)

Gruß, Klaus

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Offline tomtom

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #361 am: 17. Februar 2010, 20:11:42 »
2020 ist doch hier keine Beschränkung, es gilt, den Transport Erde-LEO zu ermöglichen. Das wird auch nach 2020 und nach der ISS noch gebraucht.

Ob die kommerzielle Vision so funktioniert, da hab ich so meine Zweifel. Wenn nicht, kann man nach Constellation gleich die nächste Vision revidieren.

Noch ein paar coole Aussagen von Fr. Lori Garver:
"We plan to transform our relationship with the private sector as part of our nation´s new strategy with the ultimate goal of expanding human presence across the solar system. So don´t be fooled by those who say we have no goal. That is the goal."
"We´re going to see the most exciting space race that NASA´s seen in a long time, and there´s likely to be more than one winner."

Quelle: http://www.thespacereview.com/article/1566/1

Bin gespannt auf die Erfolgskriterien und Zeitpläne.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #362 am: 17. Februar 2010, 20:26:45 »
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"Glaubst Du noch, oder denkst Du schon?" Giordano Bruno / "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher." Albert Einstein.

Arnulf

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #363 am: 17. Februar 2010, 20:55:41 »
Man kann pro und contra darüber diskutieren, wenn der Congress nicht gegen Obamas Programm stimmt, werden wir uns damit abfinden müssen und auf SpaceX und Orbital und welche Mitspieler es noch geben wird, hoffen. Ausserdem kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht sagen, wie die Planung in den nächsten Jahren aussieht. Es wird sicherlich noch im Detail ausgestaltet werden.

eagl4

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #364 am: 17. Februar 2010, 21:26:35 »
Ich weis ned ob das jetz OT ist, aber keine Ahnung wo sonst hin damit: Space News Intl hat gerade getwittert das dass Medien Budget der Nasa so gekürzt werden soll das es ab 2012 kein Nasa TV mehr geben soll  :'( . Weis einer von euch mehr dazu?

Offline Ruhri

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #365 am: 17. Februar 2010, 23:04:28 »
Tja, auch in den USA wird heftig um die Sinnfrage gerungen. Lasst  mich aber eines ins Gedächtnis rufen: Die NASA ist kein Vergnügungspark, schon gar nicht für uns in Deutschland, die keinen einzigen Cent Steuergeld dafür ausgeben. Was wir gerne sehen und erleben wollen, ist für die Verantwortlichen in den USA absolut irrelevant. Das Kriterium dort kann nur sein - was ist gut für die Vereinigten Staaten von Amerika und was ist es nicht?

tobi453

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #366 am: 17. Februar 2010, 23:19:18 »
Hier interessanter Artikel bei OrlandoSentinel:
http://www.orlandosentinel.com/news/space/os-spacex-rocket-launch-20100216,0,402541.story

Zitat
"There's a lot riding on the maiden flight of Falcon 9 …" said NASA Administrator Charlie Bolden in a brief interview Tuesday, adding that SpaceX must prove that it can "safely get to orbit" and eventually dock with the station. "Those tests are critical."

An aerospace executive who is not authorized to speak on the record because his company is involved in several potential NASA projects puts it more starkly: "If they go down the tubes, we all go with them."

Im wesentlichen geht es darum, dass in der öffentlichen Wahrnehmung in den USA kommerzielle Raumfahrt = SpaceX ist. Daher hängt der Erfolg des kommerziellen Crewtransportprogramms massiv vom Ausgang des Falcon 9 Jungfernfluges ab. Schlägt der Jungfernflug fehl, dann ist das nicht nur schlecht für SpaceX sondern auch für andere Firmen wie Orbital, United Launch Alliance etc.. die an einem solchen Programm teilnehmen könnten. Durch einen Fehlstart könnte das Vertrauen in die kommerzielle Raumfahrt massiv erschüttert werden.

klausd

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #367 am: 18. Februar 2010, 09:50:45 »

Bei reuters gibts es einen Artikel über Obamas Aussagen zur NASA während des Interviews mit der STS 130 Besatzung an FD10:

http://www.reuters.com/article/idUSTRE61H03820100218?type=politicsNews

Er sagt sein Engagement für die NASA sei unerschütterlich. Und, dass wenn Menschen dazu bestimmt seien zum Mars zu reisen, die NASA erst Technologien dafür entwickeln müsse, um sicher zu gehen, dass jene Menschen auch in einem Stück hin und wieder zurück kommen.

"Dann sind die USA raus!"

http://www.heise.de/tr/artikel/Dann-sind-die-USA-raus-932451.html

Hab ich schon gepostet eine Seite vorher.  ;)


Gruß, Klaus

Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #368 am: 18. Februar 2010, 10:34:42 »
"Er sagt sein Engagement für die NASA sei unerschütterlich. Und, dass wenn Menschen dazu bestimmt seien zum Mars zu reisen, die NASA erst Technologien dafür entwickeln müsse, um sicher zu gehen, dass jene Menschen auch in einem Stück hin und wieder zurück kommen."

Das ist doch lächerlich...
Das kann er Kindern im Vorschulalter erzählen, aber nicht den Astronauten auf der ISS.
Der Typ wird mir immer unsympathischer.


runner02

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #369 am: 18. Februar 2010, 16:17:57 »
Ich habe mir das Interview angehört.

Er stellt - so ich das richtig gehört habe - die Frage, welche Technologien noch gebraucht werden für einen Marsflug. Da ist mir das Herz aufgegangen.

Doch gleich darauf lässt er ein Kind eine Frage stellen, noch bevor seine Frage überhaupt zur Kenntnis genommen wurde...

Da habe ich mir schon was gedacht ....  >:(



Keine Ahnung, die Zukunft wird zeigen, ob sein Schuss in den Ofen doch noch was gutes - Kommerzielle, sich zum Teil selbst tragende bemannte Raumfahrt - bringen wird...

Offline Ruhri

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #370 am: 18. Februar 2010, 22:44:46 »
Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Wenn das mit der kommerziellen Raumfahrt nicht hinhaut, können und werden die USA sich wieder am Riemen reißen und ein neues und staatlich reglementiertes Programm aufbauen. Ein gewaltiger Zeitverlust wäre es sicherlich - darüber brauchen wir nicht zu streiten.

tobi453

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #371 am: 19. Februar 2010, 08:42:06 »
Orbital möchte das Orion LAS jetzt kommerziell anbieten:
http://www.spaceflightnow.com/news/n1002/18orionlas/

tonthomas

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #372 am: 19. Februar 2010, 16:30:57 »
Alles kommt in Ordnung für alle. Eine Boeing-Kapsel mit Orbital-LAS fliegt auf einer ULA(LM)-Atlas mit ATK-Boostern, und die Branchengrößen treten damit gegen SpaceX in einem gesunden Wettbewerb an...  ;)

Gruß   Thomas

Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #373 am: 19. Februar 2010, 16:33:53 »
Ich hatte sogar das Gefühl, das Obama während der Konferenz mit der ISS Besatzung ohne Teleprompter ziemlich hilflos wirkte. Ich wurde den Eindruck nicht los, er wußte zeitweise nicht, was er fragen sollte  :o

runner02

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Re: Künftige Strategie der bemannten US Raumfahrt
« Antwort #374 am: 19. Februar 2010, 19:59:07 »
Zitat
Orbital möchte das Orion LAS jetzt kommerziell anbieten:

Hat es nicht mal geheißen, es wäre besser, unter der Kapsel ein LAS anzubringen? Die kann man dann nämlich bei Nichtgebrauch als Triebwerke nutzen, oder bei der Landung etc.

Na gut, wenn man das 'alte' verwendet, hat man Entwicklungs (Kosten- und Zeit-) Vorteil... Aber fortschrittlich wäre das dann nicht...