Hallo,
mit einer Länge von etwa 4.000 Kilometern, einer Breite von bis zu 700 Kilometern und einer Tiefe von stellenweise bis zu sieben Kilometern stellen die
Valles Marineris den größten Canyon innerhalb unseres Sonnensystems dar. Der größte Canyon auf der Erde, der
Grand Canyon im US-Bundesstaat Arizona, würde mit einer Länge von "lediglich" 450 Kilometern locker in einen der Seitenarme des Valles Marineris hineinpassen.
Über die Entstehungsgeschichte des Valles Marineris herrscht allerdings noch keine endgütige Klarheit. Die mittlerweile am meisten akzeptierte Theorie geht von einer tektonischen Ursache aus. Möglicherweise führten Spannungen in der Marskruste zu einem Aufreißen der Oberfläche, was gleichzeitig zu einem Absinken der Gesteinsschollen zwischen den einzelnen Bruchlinien führte. Diese Spannungen könnten entstanden sein, als vor mehreren Jahrmilliarden in der westlich gelegenen
Tharsis-Region die vulkanischen Aktivitäten einsetzten und sich das Land dort zu einem extrem langgezogenen und mehrere Kilometer hohen Plateau-Rücken aufwölbte. Ab einem gewissen Punkt konnte die Kruste diesen Spannungen nicht mehr standhalten und brach auf. Nach der Theorie trat dieser Vorgang zur Zeit der frühen "Hesperianischen Epoche" auf, der ersten von bisher insgesamt fünf Phasen vulkanischer Aktivitäten auf dem Mars. Valles Marineris wäre somit etwa 3,5 Milliarden Jahre alt.
https://images.raumfahrer.net/up035569.jpg Auf der Erde wird ein solcher die Planetenkruste durchziehenden Grabenbruch übrigens als "Rift" bezeichnet. Das geläufigste Beispiel hierfür dürfte der ostafrikanische Grabenbruch sein - das
Great Rift Valley.
Alternativ zu dieser These werden ansonsten noch "Einsturzvorgänge" aufgeführt. Z.B. könnten große Eismassen unter der Planetenoberfläche geschmolzen sein. Das dabei freigesetzte Wasser wäre dann in Richtung der großen Ausflusstäler nach Norden hin abgeflossen und hätte dabei weiteres loses Bodenmaterial mit sich geführt ( dieser Vorgang wird auch als Subrosion bezeichnet ). Die Oberfläche stürzte in die so freigelegten Hohlräume nach und so hätte sich das jetzt zu beobachtende Talsystem gebildet. Zumindestens für die Entstehung der am östlichen Rand des Valles Marineris gelegenen "chaotischen Gebiete" nahe des
Eos Chasma wäre die Einwirkung von flüssigem Wasser eine schlüssige Erklärung.
Eine Erläuterung der Vorgänge, welche zur Bildung solcher "chaotischen Gebiete" führen, findet Ihr übrigens auf unserer Portalseite :
http://www.raumfahrer.net/news/astronomie/21112009180350.shtml Das besondere an der Karte ganz oben auf dieser Seite ist allerdings der Gürtel aus roten, gelben und grünen Linien im Bereich des Äquators. Mittels einer neuen Software konnte ein Team um Professor Wei Luo von der Northern Illinois University vorliegende Oberflächenaufnahmen des Mars neu analysieren. Mit den dabei gewonnenen Daten konnte man viele weitere Flusstäler und Abflussrinnen identifizieren, welche den Schluss nahe legen, dass einstmals flüssiges Wasser durch diese geströmt ist, sich im nördlichen Tiefland des Mars gesammelt hat und dort letztendlich einen Ozean bildete.
Die Erkenntnis, dass ein solcher Prozess einstmals stattgefunden haben muss, hat sich bereits im Laufe der letzten Jahre zunehmend durchgesetzt. Überraschend war bei den neuen Analysen allerdings die Vielzahl der neu entdeckten Abflusssysteme. Durch deren große Zahl erscheint es jetzt noch wahrscheinlicher, dass diese sich als Wasserabflusskanäle gebildet haben und nicht etwa durch andere geologische Prozesse geformt wurden.
Schöne Grüße aus Hamburg und bis
Freitag in Berlin - Mirko