Raumschiffe sollen Asteroiden ablenkenQuelle: T- Online.de - 22. februar 2007
Am 13. April 2036 könnte es soweit sein: Ein Asteroid namens Apophis fliegt auf die Erde zu, und an diesem Datum, einem Sonntag, könnte er einschlagen. Die Chance, dass das passiert, beziffern Astronomen auf eins zu 45.000.
Notfallplan der UNO
Das klingt nicht viel. Aber die Chance, einen normalen Sechser im Lotto zu haben, beträgt eins zu 14 Millionen. Und vor allem: Apophis, benannt nach einem Gott, der für die alten Ägypter Auflösung, Finsternis und Chaos verkörperte, ist nicht der einzige Asteroid oder Komet, der in Zukunft die Erde bedroht. Deswegen fordern Wissenschaftler klare Regeln für den Umgang mit solchen Himmelskörpern. Die UNO soll einen Notfallplan, für alle Staaten verbindlich, beschließen.
Wer übernimmt Verantwortung?
Eine Expertengruppe aus Wissenschaftlern, Diplomaten und Juristen bereitet derzeit einen Entwurf für einen internationalen Vertrag dazu vor, sagte der Vorsitze des Astronautenverbandes Association of Space Explorers, Russel Schweickart, kürzlich auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für den Fortschritt der Wissenschaften. Im Fall einer Bedrohung dürfe nicht wertvolle Zeit durch internationale Diskussionen verloren gehen, findet Schweickart: "Wir wissen, wie wir einen Asteroiden identifizieren und ablenken können. Die Frage ist aber, wer die Verantwortung dafür übernimmt." Denn das, was den Wissenschaftlern vorschwebt, ist teuer.
Raumschiffe zur Ablenkung
Eine mögliche Vorgehensweise für den Fall, dass ein Asteroid der Erde zu nahe kommt, präsentierte der Wissenschaftler und NASA-Astronaut Lu Edwards. Er erläuterte auf der Tagung Mitte Februar eine Methode zur Kursänderung bei Asteroiden, die er bereits im November 2005 im britischen Wissenschaftsmagazin "Nature" vorgestellt hatte: Kleine Raumschiffe in der Größe von Satelliten könnten die Flugbahn eines Asteroiden allein durch ihre Schwerkraft ändern. "Ein kleines Schleppschiff kann einen Flugzeugträger in Bewegung setzen, wenn es nur lange genug zieht", erklärt Edwards.
230 Millionen Euro für eine Mission
Raumschiffe von der Größe einer Apollo-Kapsel könnten durch ihre Anziehungskraft die Asteroiden von ihrer Bahn abbringen. Bei einem Asteroiden in der Größe von Apophis - er ist etwa 140 Meter lang - könnte der Vorgang des Ablenkens zwölf Tage dauern, schätzt Edwards. Eine einzige Mission dieser Art würde wahrscheinlich 230 Millionen Euro kosten.
Keine Hollywood-Lösungen
Hollywood-Lösungen wie das Sprengen von Himmelskörpern mithilfe von Atombomben lehnte Edwards dagegen ab. Dies würde die Gefahr, dass einzelne Teile die Erde träfen, nur erhöhen. Obwohl dies als unwahrscheinlich gilt, könnte nach Angaben der Wissenschaftler die Entscheidung über den Umgang mit einem Asteroiden bereits im Jahr 2029 anstehen. Dann nähert sich Apophis zum ersten Mal der Erde, und es wird feststehen, ob er sie sieben Jahre später tatsächlich treffen wird.
Aussterben der Dinos
Asteroideneinschläge auf der Erde sind potenziell gefährlich: Nach Ansicht von Wissenschaftlern könnte ein Einschlag auf der Erde vor 65 Millionen Jahren für das Aussterben der Dinosaurier verantwortlich gewesen sein. Asteroiden gelten ähnlich wie Kometen als Überbleibsel aus der Entstehungszeit unseres Sonnensystems vor gut 4,6 Milliarden Jahren.
Enorme Sprengkraft
Eine vergleichbare Ökokatastrophe wie das Aussterben der Dinos würde der 140 Meter lange Himmelskörper Apophis wohl nicht auslösen. Die genauen Folgen eines Einschlags werden von der Zusammensetzung des Asteroiden sowie dem Ort und Winkel des Einschlags abhängen. Aber ungefährlich ist Apophis keinesfalls. Nach Schätzungen der NASA würde er im Falle eines Einschlags eine Energie von 1480 Megatonnen TNT freisetzen. Zum Vergleich: Die größte von Menschen verursachte Nuklearexplosion (durch die Zar-Bombe) entsprach etwa 50 Megatonnen TNT. Die über Hiroshima abgeworfene Atombombe im Zweiten Weltkrieg hatte eine Sprengkraft von etwa 0,015 Megatonnen TNT.
Auch Thema der ESA
Auch Europas Raumfahrtstrategen suchen nach Abwehrkonzepten gegen die Gefahren aus dem All. Ende September stellte die ESA die Mission "Don Quijote" vor. Mit ihr will Europa Methoden zum Schutz der Erde gegen Asteroideneinschläge entwickeln und testen - aber anders als die NASA. Wichtigste Elemente der Mission sind die als Asteroidengeschoss fungierende Sonde "Hidalgo" und der mit wissenschaftlichen Instrumenten ausgerüstete Beobachter "Sancho".
Originalseite: T- Online.de
http://www2.onnachrichten.t-online.de/dyn/c/10/41/93/82/10419382.htmlViele Grüße sendet Konrad.