Weisse Zwerge

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All

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #25 am: 29. November 2012, 10:57:25 »
Hallo, ich würde mal gerne wissen warum ein weißer Zwerg wenn er genug Materie aufgesaugt hat oder mit einem anderen weißen Zwerg fusioniert nicht zu einem Neutronenstern kollabiert. Stattdessen explodiert er in Form einer Supernova des Types 1a. Wenn beispielsweise Neutronensterne oder schwarze Löcher kollabieren werden sie dichter und das Resultat ist ein schwarzes Loch. Warum ist das bei einem weißen Zwerg nicht der Fall??

All

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #26 am: 29. November 2012, 11:00:47 »
Moin,

ein Weißer Zwerg ist ein vergleichsweise kleiner Stern und repräsentiert die letzte Entwicklungsphase eines Sterns, der unmittelbar nach Versiegen seines Kernbrennstoffs weniger als 1,44 Sonnenmassen besitzt. Es ist eigentlich unwürdig, wenn man bedenkt, daß dies dann über Mird. Jahre der vorläufige Rest eines vorher herrlich leuchtenden Sternes ist. Aber natürlich auch der Anfang einer neuen Sterngeneration, möglich sogar mit Planeten.

Die Lebensphase eines Sternes (< 1.44 SM0) sieht so aus: Protostern, Hauptreihenstern, Roter Riese, Weisser Zwerg, Schwarzer Zwerg.

Betrachten wir unsere Sonne, deren Lebenslauf wird so aussehen wie oben beschrieben, wird es bei ihr auch zu einem dramatisch beschleunigten Anstieg von Leuchtkraft und Radius kommen. Ihr äuserster Rand wird bei der Bahn des Planeten *Mars* liegen, wobei die inneren Planeten *Merkur*, *Venus* und *Erde* einfach verschluckt werden und aufhören zu existieren.

Jetzt haben Wissenschaftler über 7 Jahre den Stern *V391 Pegasi*, +14,5m, 4.600 Lj, beobachtet und festgestellt, daß dieser *Weisse Zwerg* taumelt und bei ihm ständige Helligkeitsschwankungen auftreten. Es wird nun daraus geschlossen, daß ein Planet, genannt *V 391 Pegasi b*, mit der 3,5fachen Masse von *Jupiter*  ihn in einer Entfernung von ~ 1,7 AE alle 3,2 Jahre umrundet.  Wenn dem so ist, dann muss *V391 Pegasi* beim Aufblähen zum *Roten Riesen* seinen Planeten fast erreicht haben, hat ihn aber widererwarten nicht zerstört.

     



Wieso das möglich ist, versuchen die Wissenschaftler jetzt zu klären.

Mehr dazu hier >>>

Jerry

 

Offline Ruhri

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #27 am: 02. Dezember 2012, 23:32:54 »
Hallo, ich würde mal gerne wissen warum ein weißer Zwerg wenn er genug Materie aufgesaugt hat oder mit einem anderen weißen Zwerg fusioniert nicht zu einem Neutronenstern kollabiert. Stattdessen explodiert er in Form einer Supernova des Types 1a. Wenn beispielsweise Neutronensterne oder schwarze Löcher kollabieren werden sie dichter und das Resultat ist ein schwarzes Loch. Warum ist das bei einem weißen Zwerg nicht der Fall??

Die Antwort darauf sollte eigentlich auf der Hand liegen: Ein Weißer Zwerg ist schließlich um einiges leichter als ein Neutronenstern. Er müsste also wirklich sehr viel Masse aufsaugen, um in die Gewichtsklasse eines Neutronensterns zu gelangen. Woher soll diese Masse kommen, vor allem wenn man bedenkt, dass die Masseansammlung früher oder später zu einer expansiven Phase führt, die einen Großteil davon wieder abstößt?

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Offline Pham

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #28 am: 03. Dezember 2012, 07:03:19 »
Hallo, ich würde mal gerne wissen warum ein weißer Zwerg wenn er genug Materie aufgesaugt hat oder mit einem anderen weißen Zwerg fusioniert nicht zu einem Neutronenstern kollabiert. Stattdessen explodiert er in Form einer Supernova des Types 1a. Wenn beispielsweise Neutronensterne oder schwarze Löcher kollabieren werden sie dichter und das Resultat ist ein schwarzes Loch. Warum ist das bei einem weißen Zwerg nicht der Fall??

Die Antwort darauf sollte eigentlich auf der Hand liegen: Ein Weißer Zwerg ist schließlich um einiges leichter als ein Neutronenstern. Er müsste also wirklich sehr viel Masse aufsaugen, um in die Gewichtsklasse eines Neutronensterns zu gelangen. Woher soll diese Masse kommen, vor allem wenn man bedenkt, dass die Masseansammlung früher oder später zu einer expansiven Phase führt, die einen Großteil davon wieder abstößt?
Ich glaube die Frage von All ist komplexer als rein die Frage nach dem Mechanismus der SN vom Typ 1a (weißer Zwerg -> SN ?).

So wie ich die Frage verstanden habe geht es darum, weshalb bei nach den bisherigen Modellen einer SN1a, bei der ein weißer Zwerg so lange Materie eines Begleiters (z.B. roter Riese) ansaugt, bis die kritische Masse von 1,4 Sonnenmassen erreicht ist und er explodiert, kein "Rest" bleibt.
Nach den bisherigen Modellen, wird der Körper dabei komplet zerstört. Es bleibt bei dieser Klasse von Supernova kein Rest in Form eines Neutronensterns oder SL übrig.

Die Frage so wie ich sie verstanden habe: Weshalb nicht?

Mein Verständnis davon:
SNIa-Typen sind vollständige thermonukleare Detonationen, sobald die Massegrenze erreicht ist. Es gibt keine kollabierende Hülle wie bei SNII-Typen, die den Kern durch eine Implosion komprimieren nach dem die Kernreaktionen im Kern aufgehört haben und dadurch den SN-Rest "erzeugen" (Neutronenstern oder SL).
« Letzte Änderung: 03. Dezember 2012, 14:07:33 von Pham »
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

All

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #29 am: 03. Dezember 2012, 12:22:31 »
Danke Pham, für mein Verständnis über weiße Zwerge hat mir dein letzter Satz sehr geholfen.

waldmannpeter95

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #30 am: 05. April 2013, 11:34:10 »
Kepler hat einen Gravitationslinsen-Effekt durch einen weißen Zwerg, bei einem Vorbeiflug an einem roten Stern, beobachtet:
http://www.nasa.gov/mission_pages/kepler/news/kepler20130404.html

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Offline Terminus

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #31 am: 03. August 2013, 16:19:49 »
Ich bin gerade auf einen interessanten Artikel über Zwergsterne mit extrem hohem Metallgehalt gestoßen. Passt wohl hier am besten rein:

http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-16481-2013-08-02.html

Re: Weisse Zwerge
« Antwort #32 am: 03. August 2013, 16:43:04 »
Wieder eine neue Sternenklasse. Wirklich interessant.
„Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ K. E. Ziolkowski

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Stolzer Träger einer Raumconverwarnung wegen Schreibens unbequemer Wahrheiten.

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Offline James

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #33 am: 20. April 2022, 20:02:29 »
In das Supernova Thema passt das nicht; für Mikronovas gibt es (noch) kein Thema; aber das alles hängt nun mal mit weißen Zwergen zusammen, daher kommt es mal hier herein...

"Astronomen entdecken Mikronovae, eine neue Art von Sternexplosion

Ein Team von Astronominnen und Astronomen hat mit Hilfe des Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) eine neue Art von Sternexplosion beobachtet – eine Mikronova. Diese Ausbrüche ereignen sich auf der Oberfläche bestimmter Sterne und können in nur wenigen Stunden eine Menge an Sternmaterial von jeweils rund 3,5 Milliarden Mal die Cheops-Pyramide von Gizeh verbrennen. Eine Pressemitteilung der Europäischen Südsternwarte (ESO)."


Diese künstlerische Darstellung zeigt ein Zwei-Sterne-System, in dem Mikronovae auftreten können. Die blaue Scheibe, die um den hellen Weißen Zwerg in der Mitte des Bildes herumwirbelt, besteht aus Material, hauptsächlich Wasserstoff, das von seinem Begleitstern entwendet wurde. Im Zentrum der Scheibe nutzt der Weiße Zwerg seine starken Magnetfelder, um den Wasserstoff zu seinen Polen zu leiten. Wenn das Material auf die heiße Oberfläche des Sterns fällt, löst es eine Mikronova-Explosion aus, die von den Magnetfeldern an einem der Pole des Weißen Zwerges eingegrenzt wird.
Herkunftsnachweis: ESO/M. Kornmesser, L. Calçada


Weiter in der Pressemitteilung der Europäischen Südsternwarte (ESO)  =>  Link zum Portalartikel

Viele Grüße
James

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Offline James

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #34 am: 16. Mai 2022, 20:58:47 »
"Explosion auf einem Weißen Zwerg direkt beobachtet

Wenn Sterne wie unsere Sonne ihren Brennstoff verbraucht haben, schrumpfen sie zu Weißen Zwergen. Manchmal zucken solche Objekte in einer superheißen Explosion noch einmal auf und produzieren einen Feuerball aus Röntgenstrahlung. Einen solchen Ausbruch im Röntgenlicht konnte ein Forschungsteam unter Führung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) jetzt zum ersten Mal direkt beobachten. Eine Pressemitteilung der FAU."


Illustration eines Feuerballs aus Röntgenstrahlung auf einem sogenannten Weißen Zwerg. (Grafik: Annika Kreikenbohm)

Weiter in der Pressemitteilung der FAU  =>  Link zum Portalartikel

Viele Grüße
James

topos

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #35 am: 01. Juli 2022, 10:38:58 »
Hubble-Beobachtungen des Weissen Zwergsterns G238-44 zeigen, dass dieser dabei ist, seine Umgebung (Planeten, Asteroiden, Kometen etc) zu "kannibalisieren", und zwar nicht nur in dem Bereich, der in der vorhergehenden Phase vom Roten Riesen-Stadium erfasst wurde, sondern auch in den weiter aussen liegenden Bereichen. Offenbar lösen die Veränderungen des Zentralsterns dort Bahnstörungen und Gezeitenkräfte aus, die dazu führen, dass der Rest des Sternsystems im Laufe der Zeit "geschluckt" wird. Spektroskopisch lässt sich nachweisen, dass dabei auch Eiskörper aus den Aussenbereichen erfasst werden. Das wird vermutlich auch für das Endstadium unseres Sonnensystems gelten, so dass auch das Material bis hin zum Kuiper-Belt im Weissen Zwerg aufgehen wird :

"Dead Star Caught Ripping Up Planetary System"
https://hubblesite.org/contents/news-releases/2022/news-2022-026

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Offline James

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #36 am: 22. März 2023, 21:26:42 »
MPE: Helium-Brennen auf Weißem Zwergstern entdeckt

Ein Weißer Zwergstern kann als Supernova explodieren, wenn seine Masse die Grenze von etwa 1.4 Sonnenmassen überschreitet. Ein Team unter Leitung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik fand nun ein Doppelsternsystem, in dem Materie von dem Begleiter des Weißen Zwerges auf diesen einströmt. Eine Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (MPE).


Künstlerische Darstellung einer Röntgenquelle: In der Akkretionsscheibe um einen Weißen Zwergstern zeigen sich Spuren von Helium. (Komposition: F. Bodensteiner; Hintergrundbild: ESO)

Weiter in der Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (MPE)  =>  Link zum Portalartikel

Viele Grüße, James

Re: Weisse Zwerge
« Antwort #37 am: 23. März 2023, 08:04:27 »
Sehr interessant. Ich staune bei solchen Erkenntnissen immer wieder, wie die Kosmologen daraus eine Standardkerze konstruieren wollen.

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Offline James

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #38 am: 16. Juni 2023, 14:41:36 »
AIP: Entdeckung eines Weißen-Zwerg-Pulsars wirft Licht auf Sternentwicklung

Die Entdeckung einer seltenen Art von Sternensystem in zwei unabhängigen Studien der Universität Warwick und des Leibniz-Instituts für Astrophysik Potsdam (AIP) liefert neue Erkenntnisse über die Vorhersagen des Dynamomodells für die Sternentwicklung. Eine Pressemitteilung des AIP.


Künstlerische Darstellung eines Weißen-Zwerg-Pulsars. In diesem Doppelsternsystem beschleunigt ein sich schnell um seine eigene Achse drehender Weißer Zwerg (rechts) Elektronen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit. Diese hochenergetischen Teilchen erzeugen Strahlungsschübe, die auf den ihn begleitenden Roten Zwergstern (links) treffen und das gesamte System vom Radio- bis zum Röntgenbereich pulsieren lassen. (Bild: M. Garlick/University of Warwick/ESO)

Weiter in der Pressemitteilung des AIP  =>  Link zum Portalartikel

Viele Grüße, James

Offline failsafe

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #39 am: 19. Juli 2023, 18:56:51 »
Astronomen haben mit der Zwicky Transient Facility am Palomar-Observatorium im Sternbild "Schwan" einen ungewöhnlichen Weissen Zwerg identifiziert, dessen Oberfläche zwei deutlich unterschiedliche Hälften aufweist: die eine Hälfte besteht aus Wasserstoff, die andere aus Helium. Der etwa 1000 Lichtjahre entfernte Stern dreht sich einmal in 15 Minuten um sich selbst und zeigt dabei seine beiden verschiedenen Hälften. Üblicherweise sorgt die starke Gravitation eines solchen Weissen Zwergs dafür, dass sich die unterschiedlichen Elemente vertikal sortieren: das schwerere Helium im Inneren, der leichtere Wasserstoff als dünne Schicht an der Oberfläche. Wenn der Stern auf unter 30.000 K abkühlt, kann es passieren. dass das Helium "aufschäumt", die dünne Wasserstoffschicht turbulent aufmischt und verschluckt. Wenn dazu noch ein asymmetrisches Magnetfeld kommt, kann es sein, dass dieser Prozess zumindest phasenweise unsymmetrisch verläuft -  dies wird hier vermutet.

https://www.theguardian.com/science/2023/jul/19/two-faced-star-with-helium-and-hydrogen-sides-baffles-astronomers-janus
https://www.newscientist.com/article/2383215-two-faced-star-seems-to-have-one-hydrogen-side-and-one-helium-side/
« Letzte Änderung: 20. Juli 2023, 09:14:24 von failsafe »

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Offline James

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Re: Weisse Zwerge
« Antwort #40 am: 27. Februar 2024, 16:25:58 »
ESO: Metallische Narbe auf kannibalischem Stern gefunden

Wenn ein Stern wie unsere Sonne sein Lebensende erreicht, kann er die umliegenden Planeten und Asteroiden, die mit ihm geboren wurden, in sich aufnehmen. Mit dem Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile haben Forschende nun zum ersten Mal eine einzigartige Spur dieses Prozesses gefunden – eine Art Narbe auf der Oberfläche eines Weißen Zwergsterns. Die Ergebnisse werden heute in der Zeitschrift The Astrophysical Journal Letters veröffentlicht. Eine Pressemitteilung des ESO Science Outreach Network (ESON).


Diese künstlerische Darstellung zeigt den magnetischen Weißen Zwerg WD 0816-310, auf dessen Oberfläche Astronominnen und Astronomen eine Art Narbe gefunden haben, die auf den Einschluss von Planetentrümmern zurückzuführen ist. Wenn sich Objekte wie Planeten oder Asteroiden dem Weißen Zwerg nähern, werden sie zerrissen und bilden eine Trümmerscheibe um den toten Stern. Ein Teil dieses Materials kann vom Weißen Zwerg verschlungen werden und Spuren bestimmter chemischer Elemente auf seiner Oberfläche hinterlassen. Mithilfe des Very Large Telescope der ESO fanden die Forschenden heraus, dass sich die Signatur dieser chemischen Elemente mit der Rotation des Sterns ebenso wie das Magnetfeld periodisch verändert. Dies deutet darauf hin, dass die Magnetfelder diese Elemente auf den Stern schleuderten, sodass sie sich an den Magnetpolen konzentrierten und die hier zu sehende Narbe bildeten. (Bild: ESO/L. Calçada)

Weiter in der Pressemitteilung des ESON  =>  Link zum Portalartikel

Viele Grüße, James