Ich bin mir nicht sicher, ob wir tatsächlich vom gleichen reden, da mich das "totschlagargument" etwas überrascht hat. Ich möchte gar nichts "totschlagen" im Sinne von abwürgen.
Die Frage die sich mir stellt, ist Folgende:
Gelten die Gesetze der Physik, so wir sie innerhalb unseres Universum kennen bzw. interpretieren auch innerhalb eines schwarzen Lochs weiter?
Wenn ja, dann gilt auch die Gesetzmäßigkeit, dass Nichts schneller werden kann als das Licht.
Sollten die Gesetze auch jenseits des Ereignishorizontes gelten, wäre auch das Innere des schwarzen Lochs Teil unseres Universum und lediglich vor uns verborgen.
Derzeit ist ein schwarzes Loch im physikalischen Sinn für uns der Ereignishorizont. Bis dahin können wir die Physik derart beschrieben, das wir dazu auch (theoretisch) Beobachtungen machen können. Über ein Mögliches "Innen" oder "jenseits" können wir nur spekulieren. Insofern lassen sich Annahmen dazu nicht nur ganz schwer falsifizieren, sondern gar nicht.
Mathematisch kann man bis zur zentralen Singularität weiter gehen. Die Frage (welche offen bleibt) ist, ob die Physik dieser Mathematik dahin folgt.
Sofern die gestzmäßigkeiten der Physik im "Inneren" nicht gilt, ist das Innere auch kein Teil unseres Universum mehr. Trotzdem bzw. genau deswegen gelten die bekannten Naturgesetze weiterhin ÜBERALL im Universum.
Da hast du mich falsch verstanden. Mit Totschlagargument meine ich nicht, dass damit die Diskussion abgewürgt werden soll. Ganz im Gegenteil. Ich finde dich als Diskussionspartner sehr gut und interessant.
Ich meine damit folgendes. Ne, zuerst der Begriff Universum. Universum steht für "alles was da ist" (von lateinisch universus „gesamt“). Ein ausserhalb des Universums gibt es damit per Definition nicht. Denn wenn da was wäre, würde es auch zum Universum gehören.
Jetzt was ich mit Totschlagargument meine.
Unsere Empirische Wissenschaft basiert auf ein paar wirkliche elementar wichtigen Grundprinzipien. Jeder seriöse Wissenschaftler arbeitet danach. Hier die wichtigsten für unsere Diskussion:
1) Es gibt nur eine Physik und die ist im gesamten Universum (alles was da ist ;-) die Gleiche. Ne, nicht die Gleiche, die Selbe! Dies ist wohl die wichtigste Grundannahme, die wir in der Physik treffen MÜSSEN. Denn ohne diese Annahme wäre es nicht möglich, empirische Daten (also Daten die aus Erfahrung entstehen) von den Laboren ins Universum zu übertragen und umgekehrt. Ich mach mal ein kleines Beispiel. Spektralanalyse: Man geht ins Labor und untersucht die Spektrallinien von Wasserstoff. Da gibt es Absorbtions- und Emmisionslinien in ganz definierten Wellenlängen des Lichts. Dieses Wissen nimmt man dann und macht Spektralanalyse des Lichts von z.B. einem Nebel und findet so heraus, ob in diesem Nebel Wasserstoff enthalten ist und wie er verteilt ist. Das funktioniert natürlich nur, wenn Wasserstoff in Zig Million Lichtjahren Entfernung genau die selben Spektrallinien hat wie bei uns hier auf der Erde. Und da man ja in der Zeit zurück sieht wenn man sich weit entfernte Objekte ansieht, bedeutet das auch, dass Wasserstoff auch vor Milliarden Jahren genau die selben Spektralllinien haben muss wie heute. Ich meine also mit Totschlagargument: Sollte die Physik des Universums nicht wirklich überall gültig sein (auch vor dem Urknall, in einem Schwarzen Loch und in meiner Kaffeetasse), dann ist eine seriöse Diskussion unmöglich.
2) Eine Theorie kann niemals verifiziert werden, nur falsifiziert. Was bedeutet das? Man kann niemals sagen, dass eine Theorie wahr ist. Man kann durch Experimente nur herausfinden, dass sie nicht falsch ist. Findet man also durch ein Experiment einen Beweis, dass sich die Natur anders verhält als es die Theorie beschreibt, ist das der Tot der Theorie. Sie muss dann entweder verändert oder aufgegeben werden. Hält man sich an das Falsifikationsprinzip gilt jede Art von Theorie solange als Möglichkeit, bis sie eindeutig widerlegt bzw. ausgeschlossen ist. Wichtig ist aber, dass Punkt 1 nicht verletzt wird. Das bedeutet dann auch, dass es Sätze die mit "Ich glaube ..." beginnen, nicht geben darf. Nicht in der Wissenschaft. Man hat eine oder mehrere Theorien und kann einige davon ausschließen, die anderen bleiben bestehen. Ob man an was glaubt oder nicht, spielt dann keine Rolle und behindert nur das freie Denken.
3) Experimente müssen wiederholbar sein. Auch ein sehr wichtiger Punkt. In der aktuellen Diskussion hier aber nicht entscheidend.
Insofern lassen sich Annahmen dazu nicht nur ganz schwer falsifizieren, sondern gar nicht.
Grundsätzlich hast du natürlich recht. Alles was sich hinter dem Ereignishorizont befindet ist uns verborgen. Ich hab nur aus einem Grund "ganz schwer" geschrieben. Bisher ist die Hawking-Strahlung nur theoretisch vorhergesagt, aber noch nie gemessen worden. Wie du weißt basiert sie auf der Annahme, dass Quantenfluktuationen auch exakt am Ereignishorizont stattfinden können wobei z.B. das Antimaterie-Teilchen innerhalb des Ereignishorizonts entsteht und das Materieteilchen ausserhalb. Würde man also Hawking-Strahlung tatsächlich messen, könnte damit indirekt Erkenntnis aus Vorgängen hinter dem Ereignishorizonts gewonnen werden. Alleine deshalb schon, weil es ohne das Entstehen des Antimaterie-Teilchens hinter dem Ereignishorizonts auch keine Hawking-Strahlung gäbe. So ganz nebenbei könnte man mit der Hawking-Strahlung auch noch Teile der Schleifenquantengravitation und der String-Theorie falsifizieren. Aber wie gesagt. Bis heute ist sie pure Theorie und noch nie gemessen worden.
Mane