Kommerzielle bemannte Raumfahrt zur ISS ? (COTS)

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Offline Ruhri

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Re: Kommerzielle bemannte Raumfahrt zur ISS ? (COTS)
« Antwort #50 am: 14. Mai 2011, 00:27:56 »
Die zynischere (oder europäisch-japanische?) Lesart wäre dann also die, dass wir den Amerikanern mit unseren hart erarbeiteten Steuergeldern ihre neue "kommerzielle Raumfahrt" bezahlen sollen. Ob das wohl eine "Win-Win-Situation" werden kann?  :-\

tobi453

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Re: Kommerzielle bemannte Raumfahrt zur ISS ? (COTS)
« Antwort #51 am: 14. Mai 2011, 08:05:34 »
Hier ist ein aktueller Report von der NASA zum Thema kommerzielle Raumfahrt für den Kongress:
http://www.nasa.gov/pdf/543572main_Section%20403%28b%29%20Commercial%20Market%20Assessment%20Report%20Final.pdf

Diese Stelle bzgl Entwicklungskosten mag ich besonders:
Zitat
Under methodology #1, the cost model predicted that the Falcon 9 would cost $4.0 billion based on a traditional approach. Under methodology #2, NAFCOM predicted $1.7 billion when the inputs were adjusted to a more commercial development approach. Thus, the predicted the cost to develop the Falcon 9 if done by NASA would have been between $1.7 billion and $4.0 billion.
SpaceX has publicly indicated that the development cost for Falcon 9 launch vehicle was approximately $300 million. Additionally, approximately $90 million was spent developing the Falcon 1 launch vehicle which did contribute to some extent to the Falcon 9, for a total of $390 million. NASA has verified these costs.

Jaja aber wir wissen ja Raumfahrt wird immer so teuer bleiben wir jetzt.... ::) Und die Falcons waren eine komplette Neuentwicklung, es gab keine Wiederverwendung alter Komponenten. Darauf hat man ja bewusst verzichtet. Auf der anderen Seite benutzt die Falcon keine neuen revolutionären Technologien, es hätte also schon vor Jahrzehnten möglich sein können.

Nun wissen wir also, dass man Raketen signifikant günstiger entwickeln kann, kann man sie auch signifikant günstiger betreiben? Da müssen wir die nächsten Jahre nochmal abwarten. ;)

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Offline tomtom

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Re: Kommerzielle bemannte Raumfahrt zur ISS ? (COTS)
« Antwort #52 am: 14. Mai 2011, 11:14:52 »
In der Tat eine interessante Stelle in dem Bericht. Man hat die Kosten einer Trägerentwicklung wie der Falcon 9 mit einem traditionellen Kostenschätzungsansatz (NAFCOM) betrachtet und 4 bzw. 1,7 Mrd $ errechnet. Dagegen hat SpaceX für die Falcon9-Entwicklung aber nur 390 Mio $ investiert.

Die NAFCOM-Schätzung basiert auf historischen Daten von 130 Projekten. Man rechnet einfach durchgeführte Projektkosten auf das zu entwickelnde Projekt (Falcon9) entsprechend dimensioniert hoch (Parametrische Schätzung).
(BTW: wer selber mal die Kosten einer Entwicklung schätzen will, kann das Hier tun.)

Die Diskrepanz zwsichen den geschätzten 4 bzw. 1,7 Mrd einerseits und den tatsächlichen 390 Mio andererseits kann man sich nicht recht erklären und will das untersuchen.

Zum einen ist natürlich die Frage, ob die Entwicklung der Falcon 9 schon als abgeschlossen gelten kann und die Zahlen wirklich vergleichbar sind.

Wenn wir das mal vernachlässigen, kann die Erklärung nur in vollkommen anderen Arbeitsprozessen liegen, die vom weißen Papier zur fertigen Rakete geführt haben. Der Falcon9-Entwicklungsprozess wäre dann nicht mehr vergleichbar mit den historischen Entwicklungsprojekten. Die Empfehlung müßte dann eigentlich lauten, macht für jedes Projekt eine neue Firma mit wenig Overhead und anderen Entwicklungsprozessen und hofft auf deren Erfolg.
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Offline tomtom

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Re: Kommerzielle bemannte Raumfahrt zur ISS ? (COTS)
« Antwort #53 am: 01. Juni 2011, 01:02:27 »
Jeff Greason erklärt uns, was Raumfahrt-Strategie bedeutet.
http://moonandback.com/2011/05/30/jeff-greason-a-settlement-strategy-for-nasa/

Zusammenfassung steht unter:
http://www.spacepolitics.com/2011/05/31/strategies-for-space-settlement-and-nasas-survival/

Er kritisiert den Ansatz der Regierung, insbesondere jedoch des Kongresses bzw. das Fehlen einer schlüssigen Strategie und stellt dem eine "Besiedlungs-Strategie für die NASA" entgegen, das man einen Markt schaffen solle, in dem durch Treibstoffdepots wiederum Anreize für die kommerzielle Raumfahrtindustrie entstünde.

Greason ist quasi die Lichtgestalt der Commercial-Vertreter und sein Redestil ist wirklich unterhaltsam und eingängig. Ich fürchte nur, dass wenn man seine Ansichten mit den gleichen Mitteln untersucht, die er anwendet, würde einiges nicht mehr ganz haltbar sein.
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Offline tomtom

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Re: Kommerzielle bemannte Raumfahrt zur ISS ? (COTS)
« Antwort #54 am: 20. Juni 2011, 00:32:07 »
Neben dem Transport zur ISS will die US Regierung auch die ISS-Nutzung kommerziell vermarkten. Eine noch zu gründende Non-Profit-Organisation soll den Nicht-Regierungs-Finanzierten Bereich für ISS-Experimente erschließen, also Industrieforschungsprojekte akquirieren.

http://www.spaceref.com/news/viewsr.html?pid=37429

Dafür wird in dem Beitrag sogar auf die deutsche Forschung in der Mikrogravitation verwiesen.

Interssant sind die Erläuterungen, dass der Raumfahrtbereich geprägt ist von der Industrie, die als Lieferant agiert und den Ländern/Regierungen, die den Bedarf festlegen und die Projekte finanzieren. Nur im Bereich der Telekommunikation hat sich bisher ein kommerzieller Markt mit privaten Nachfragern entwickelt.

Man will also eigentlich nicht die ISS weiter finanzieren, sondern die ISS-Nutzung für die privaten Research+Development-Projekte "stimulieren". Die Frage, wo diese privaten Entwicklungsaufträge herkommen sollen, bleibt allerdings unbeantwortet.
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Offline tomtom

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Re: Kommerzielle bemannte Raumfahrt zur ISS ? (COTS)
« Antwort #55 am: 22. August 2011, 00:23:04 »
Nach 2 Jahren in der Beobachtung des Themas würde ich feststellen:

- ohne NASA Finanzierung geht bei den Raumfahrtfirmen nichts. Auch wenn der ein oder andere private Dollar investiert wird, ohne Entwicklungsaufträge würden die Konzepte sehr schnell wieder in der Schublade verschwinden.
- die Ideen für preiswerten Crewtransport sind interessant (innovativ war das Shuttle aber auch mal). Ob sie wirklich umsetzbar sind und was es bedeutet, weiß man eigentlich nicht.
- von einem wirtschaftlichen Service ist man noch weiter weg, als von den technischen Lösungen.
- wenn Testzyklen von nur einem Jahr geplant werden, andere Projekt dafür aber locker 10 Jahre benötigen würden, darf man sich nach der Richtigkeit und Verbindlichkeit solcher Planungen fragen.
- Wettbewerb herstellen ist positiv, aber viel Wettbewerb ist bisher noch nicht erreicht worden.

Ich frage mich also immer noch:
- kann die NASA wirklich 2 oder mehr Systeme finanzieren?
- werden diese Systeme parallel so finanziell unterhalten, dass ein End-to-End Service möglich ist?
- wird es nicht zu lange dauern?

Wenn nein, kann es nur heißen, Strategieänderung und entweder zahlen oder einsparen. Der größte Nachteil wäre jedoch die verschenkte Zeit und vorhandene Kapazitäten.
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