EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz

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tobi453

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EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« am: 26. April 2009, 18:58:46 »
EADS Astrium meint, dass Europa eine eigene Trägerrakete entwickeln sollte, die ab 2020-2025 einsatzbereit ist und die Soyuz ersetzen soll. Viele andere Länder haben bereits oder entwickeln gerade Trägerraketen in dieser Größenklasse. Ein weiterer Grund ist das Erhalten des Know-Hows.

Mehr Infos:
http://www.aviationweek.com/aw/generic/story_channel.jsp?channel=space&id=news/EADS042009.xml&headline=Europe%20Urged%20To%20Develop%20Launch%20Vehicle

Mal böse gefragt:
1. In welchem Nutzlastbereich war eigentlich die Ariane 4?  ;)
2. Und warum haben wir die aufgegeben?
3. Warum die Soyuz als Ersatz geholt?
4. Und warum wollen wir nun 6 Jahre nach dem letzten Ariane 4 Flug, bevor die Soyuz überhaupt einmal von Kourou geflogen ist, eine eigene Rakete zurück?

Kann mir das jemand erklären?

tonthomas

  • Gast
Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #1 am: 26. April 2009, 19:37:06 »
Ich persönlich würde ja die Abhängigkeit von einem Trägerhersteller fürchten, der aller demnächst gleichzeitig alleiniger Raketenlieferant für bemannte Missionen zur ISS ist....in einer Zeit jedenfalls, wo es noch reichlich lokale Reichtumserwartungen und wenig gesamtplanetarisch-strategisches Handeln gibt.

Gruß   Thomas

Offline Matjes

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Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #2 am: 26. April 2009, 19:51:46 »
Hallo Tobi

Es steht doch alles in dem Artikel in der Aviation Week drin.
Die Konkurrenz von Astrium schläft nicht, sondern entwickelt neue Träger. Russland (Ersatz für Soyuz 2), Indien (MKIII) und China (Long March 5) planen neue Träger. Charmeau - der Chef von Astrium - muß doch in einer solchen Situation seinen Job machen. Gerade Frankreich ist in Europa doch der Antreiber der Raketenentwicklung. Deutschland mußte bisher doch zum Jagen getragen werden. Ohne Frankreich würde es doch keine europäischen Träger geben.

Zu Deinen Fragen:
1) Ariane 4 hatte um die 3 - 5 t Nutzlast, je nach Anbau von Boostern (PAL oder PAP).
2) Es gab mehrere Gründe. Zum Einen wurden die Satelliten immer schwerer. Ariane will immer zwei davon ins All transportieren. Damit kam die Ariane 4 an ihre Grenze. Zum Zweiten: Kosten - allein die erste Stufe hatte in der großen Ausbaustufe 8 Flüssigkeits-Triebwerke.
3) Frankreich hatte echte Probleme die Soyuz nach Kourou einzuladen. Gegen nationale Interessen wurde Rußland aus strategischen Gründen eingeladen. Es lebe die internationale Zusammenarbeit. Frankreich hat sich viel versprochen und Rußland hat dies Angebot nicht entsprechend honoriert. Siehe Zusammenarbeit beim Hopper-Projekt. Mein persönlicher Eindruck ist, daß die Zusammenarbeit mit Rußland nicht so läuft, wie Frankreich oder Europa es sich vorstellte.
4) Es geht um die strategische Aufstellung von Europa und Astrium. Die Entwicklung eines neuen Träger dauert. Sieht man jetzt gerade an der Entwicklung der VEGA, die ja auch nicht so schnell geht wie erhofft. Mein Eindruck ist, daß Charmeau die strategischen interessen von Europa beschreibt und versucht Rußland zu einer besseren Kooperation zu drängen. Dazu gehört auch eine Drohkulisse.

Insgesamt geht es um Politik. Damit haben wir Teckies (also Leute, die an Technik interessiert sind) nicht gern zu tun.

Matjes

hesaenger

  • Gast
Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #3 am: 27. April 2009, 09:49:06 »
Hallo,

Die Produktionsanlagen von Ariane IV mussten eingestampft werden damit es keine Konkurrenz für Ariane V geben möge. Ariane V musste als Poudre- anstatt als Cryo-Version entwickelt werden, um manchen Interessen gerecht zu werden. Sonst könnte man ja heute einfach aus den Komponenten einen leichteren Träger bauen. So steckt die Planung aber tief in der Sackgasse und der Steuerzahler möge es richten. Warum sollen nie die Verantwortlichen die Suppe auslöffeln?

P.S. Die Probleme der russisch - europäischen Kooperation liegen tatsächlich in den unterschiedlichen Erwartungshaltungen. Russland wurde nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch regelrecht ausgebeutet und drängt inzwischen auf ausgewogene Kooperationen. Beispielsweise fühlt man sich mit Vega über den Tisch gezogen, da es dies Eurockot sabotiert. Europa ist dazu nicht bereit die knappen Raumfahrtmittel wirklich außerhalb Westeuropas zu investieren. Da weder die russische noch die europäischen Regierungen wirklich Bereit sind Geld in die Hand zu nehmen, kann also auch nichts aufregendes passieren.

Offline Matjes

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Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #4 am: 28. April 2009, 19:17:48 »
An Hesaenger

Manche deiner Sätze würde ich anders formulieren, aber sei es drum.

Bei der Beziehung zu den Russen bin ich allersdings ganz anderer Meinung. Bei dem wirtschaftlichen Zusammenbruch hat Europa und auch Amerika die russische Raumfahrt massiv unterstützt, auch um ein unkontrolliertes Abwandern russischer Experten nach Nordkorea und Iran zu verhindern. Von Ausbeutung kann keine Rede sein. Ausgehend von dieser Zusammenarbeit hat die ESA versucht, die Zusammenarbeit mit Rußland zu vertiefen. Und es sah gut aus. Russische Befürchtungen, daß Europa nur Technologie abgreifen will, konnten ausgeräumt werden. Ein russischer Experte hat mir persönlich gesagt: "Ihr wollt uns ja gar nicht plattmachen, sondern mit uns zusammenarbeiten."

Leider konnten diese Anfangserfolge letztlich nicht vertieft werden. Einer de Gründe ist, daß Rußland Europa als Partner gar nicht ernst nimmt. Rußland mißt sich an den USA.

Matjes

hesaenger

  • Gast
Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #5 am: 28. April 2009, 20:31:26 »

Bei der Beziehung zu den Russen bin ich allersdings ganz anderer Meinung. Bei dem wirtschaftlichen Zusammenbruch hat Europa und auch Amerika die russische Raumfahrt massiv unterstützt, auch um ein unkontrolliertes Abwandern russischer Experten nach Nordkorea und Iran zu verhindern. Von Ausbeutung kann keine Rede sein.

Hallo,

es ist eine menge Technologie und Gerät für "einen Apfel und ein Ei" in den Westen gegangen, von Nuklearreaktoren bis zu MHD Anwendungen. Alles Dinge die im Westen nicht existierten. Die Details dazu tauchten aber meist weder in der Presse noch sonst wo auf. Die Unterstützung einzelner Techniker und Wissenschaftler geschah ja wohl ebenso im Eigeninteresse. Aber das ist inzwischen Geschichte.

klausd

  • Gast
Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #6 am: 28. April 2009, 20:41:14 »
Technologie in den Westen gegangen

Nuklearreaktoren

Alles Dinge die im Westen nicht existierten.

Bitte was? Die Russen haben ein ganz anderes System bei Ihren Reaktoren. Die sind technologisch kaum mit denen im Westen zu vergleichen. Deswegen wäre ein tschernobyl Desaster in den westlichen Reaktoren auch in dieser Form gar nicht möglich. Graphit als Moderator (bei den Russen) usw...

hesaenger

  • Gast
Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #7 am: 28. April 2009, 21:04:02 »
Wir sprechen zB von Topas oder von Ajaks. Das war für die US Amerikaner immerhin interessant genug um daraus eigene Programme zu machen. Was bei der DARPA oder an anderer Stelle daraus geworden ist, wurde nie öffentlich dokumentiert.

Raumfrachter

  • Gast
Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #8 am: 28. April 2009, 22:45:59 »

Bei der Beziehung zu den Russen bin ich allersdings ganz anderer Meinung. Bei dem wirtschaftlichen Zusammenbruch hat Europa und auch Amerika die russische Raumfahrt massiv unterstützt, auch um ein unkontrolliertes Abwandern russischer Experten nach Nordkorea und Iran zu verhindern. Von Ausbeutung kann keine Rede sein.

Hallo,

es ist eine menge Technologie und Gerät für "einen Apfel und ein Ei" in den Westen gegangen, von Nuklearreaktoren bis zu MHD Anwendungen. Alles Dinge die im Westen nicht existierten.

Wenn USA und Europa das nicht ausgenutz haben selber schuld das werden wir nie rausfinden.

Wo zu braucht ESA eigenes Soyusersatz?, Geld verschwendung ISS exestiert bis 2020 und allein kann ESA ISS nicht versorgen, dazu kommt noch das ESA selber nicht so viel Geld hat vielleicht ist ein bluff damit die Russen gang zulegen mit dem Bau.

hesaenger

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Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #9 am: 29. April 2009, 05:49:05 »

Wo zu braucht ESA eigenes Soyusersatz?, Geld verschwendung ISS exestiert bis 2020 und allein kann ESA ISS nicht versorgen, dazu kommt noch das ESA selber nicht so viel Geld hat vielleicht ist ein bluff damit die Russen gang zulegen mit dem Bau.

Hallo,

wohl nicht so ganz. Es geht wohl eher darum, dass EADS Astrium Aufträge braucht um überleben zu können. Columbus und ATV sind fertig entwickelt und die Aufträge für ATV und die Ariane V Komponenten halten sich in Grenzen. Also braucht man was zu entwickeln und zu bauen.

Das eigentliche Problem in Europa sind die interessensdiktierten Entscheidungen. Warum gab es das Votum für Ariane V Poudre anstatt für die Cryo? Weil die Strategen Feststofftreibsätze entwickeln wollten. Warum musste es Vega sein. Weil Italien so auf europäische Kosten die Technik für eine ICBM entwickeln konnte.

Letztlich ist das aber alles Kontraproduktiv. Wir bräuchten günstigeren Raumtransport. Theoretisch geht das über preiswerte Technik, über große Stückzahlen oder über Wiederverwendbarkeit. Der erste Weg ist mit Ariane V gescheitert. Was zu beweisen war. Größere Stückzahlen könnte man mit einem modularen Träger bekommen wie es jetzt auch Russland plant. Man verwendet also die gleichen Baugruppen um sie jeweils für die Nutzlastanforderungen zusammenzusetzen. Die dritte Option, die Wiederverwendbarkeit soll jetzt mit wieder verwendbaren Boosterstufen erreicht werden. Auch dabei geht es wieder nur um die Aufträge. Um eine Boosterstufe wieder zu verwenden, braucht es Technik um sie zurück zu bringen und die anschließende Aufbereitung. Beides macht die theoretische Kostenersparnis wieder wett. Siehe Shuttle. Konsequente Wiederverwendbarkeit heißt gleichzeitig Horizontalstart. Davon ist Europa aber gedanklich soweit entfernt, dass es wohl nicht so schnell wahr wird. Bleiben die Stückzahlen. Davon sind wir derzeit aber auch maximal entfernt. :'(

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Offline Schillrich

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Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #10 am: 29. April 2009, 06:47:10 »
Guten Morgen

Warum musste es Vega sein. Weil Italien so auf europäische Kosten die Technik für eine ICBM entwickeln konnte.


 ??? Öhhh ....

Aha, also möchte Italien jetzt aufrüsten und Land XY abschrecken? Ist diese Aussage irgendwo begründet?
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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hesaenger

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Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #11 am: 29. April 2009, 07:24:57 »
Warum muss die Boosterhülle einer Erststufe aus Composite entwickelt werden? Um das Ding besser transportieren zu können. Das ist für die Raumfahrt kein Thema und kostet nur Geld!

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Online James

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Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #12 am: 29. April 2009, 08:06:17 »
Guten Morgen

Die Argumentation hängt nun aber schon etwas davon ab, von welcher Seite man die Sache beleuchten WILL, oder davon was man selber gerne ausdrücken möchte.
Die Compositehülle ist, nach aller Auskunft, leichter, (o.k. damit ist sie leichter zu transportieren); aber damit steigt ja auch die Nutzlast gegenüber der "schwereren" Hülle. Und das ist für die Raumfahrt sehr wohl ein Thema.
Diesen Aspekt kann man ja nicht unter den Tisch fallen lassen.

Viele Grüße, James

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Offline Schillrich

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Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #13 am: 29. April 2009, 08:09:09 »
Warum muss die Boosterhülle einer Erststufe aus Composite entwickelt werden? Um das Ding besser transportieren zu können. Das ist für die Raumfahrt kein Thema und kostet nur Geld!

Das ist doch ein schwaches Argument für die Theorie Italien wolle ICBM-Technologie entwickeln (die normalerweise in Silos stehen und wenig transportiert werden). Wieso soll der Hauptvorteil von Verbundwerkstoffen im einfacheren Transport liegen? Je nach verwendeten Materialien möchte man Vorteile aus deren Kombination ziehen, was sehr vielfältig ist.
\\   //    Grüße
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hesaenger

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Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #14 am: 29. April 2009, 08:24:05 »
Warum muss die Boosterhülle einer Erststufe aus Composite entwickelt werden? Um das Ding besser transportieren zu können. Das ist für die Raumfahrt kein Thema und kostet nur Geld!

Das ist natürlich nur ein logisches Argument, da man den ausreichenden Schub einer Erststufe normalerweise durch die Vergrößerung dieser Erststufe erhält. Das gilt besonders, wenn entsprechende Feststoffstufen schon auf dem Markt sind. Natoinformationen, die sich verlinken ließen, gibt es verständlicherweise keine. Es ist aber oft hilfreich zu verfolgen wer was tut.

Noch mal. Wenn man eine Entscheidung der ESA nicht nachvollziehen kann, versucht man die Gründe zu erfahren. Die Entscheidung fiel entgegen den Wünschen Deutschlands. Italien legte aber größten Wert auf VEGA und beeinflusste Frankreich entsprechend. Warum? Dann muss man eben weiter fragen bis man in diesem Fall die Antwort bei der NATO erhält.

P.S. das Kernthema hier ist aber doch Raumfahrt.

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Offline Schillrich

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Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #15 am: 29. April 2009, 09:59:30 »
Sorry, keine Ahnung was du mit dem ersten Absatz sagen möchtest.


Kannst du etwas detaillierteres zu der "Entscheidung" sagen, warum, wann und wie Italien ICBM-Technik entwickeln möchte? Du bist bisher immer noch und ausschließlich bei dem "Argument": Composites ---> ICBM. Dann deutest du "munkelhaft" etwas von Entscheidungswegen an, die diesen Zusammenhang unterstützen und zur NATO führen sollen. Dann führe doch bitte solche Details auch an, wenn sie existent sind ... sonst ist das nur deine Meinung und absolut intransparent.
\\   //    Grüße
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Kreuzberga

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Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #16 am: 29. April 2009, 10:33:11 »
Weil Italien so auf europäische Kosten die Technik für eine ICBM entwickeln konnte.

Hallo,

ich halte es für nicht lauter hier solche Unterstellungen zu verbreiten. Das grenzt ja schon an Verschwörungstheorie!  :(

Übrigens: Warum sollte Italien gerade 1990, als der Kalte Krieg schon fast vorbei war, auf die Idee kommen eine ICBM zu entwickeln?   

War es nicht eher so, dass man schon die Feststoffbooster für Ariane 3 und 4 entwickelt hatte und nach neuen Aufträgen suchte? Laut Bernd Leitenberger gab es den Plan, zwei Ariane 4-Booster an eine Scout zu hängen und von einer eigenen Startplattform in Kenia zu starten. Da die USA aber die Pegasus vorzogen, wurde das Projekt eingestellt und sich auf die Entwicklung eines eigenen Trägers konzentriert, der neben der Ariane eine sinnvolle Aufgabe haben sollte: Den Transport der damals angenommenen, zukünftigen großen Mengen von Klein- und Leichtsatelliten.

Die Kompositstruktur ermöglicht schon Effizienzgewinne und wurde, das unterstelle ich jetzt einfach mal, auch mit Hinblick auf die mögliche Anwendung dieser Technologie bei der Ariane entwickelt.

Wenn man noch in Betracht zieht, dass es Italien eventuell wichtig sein könnte, eine eigene Trägerrakete neben der französischen Ariane zu haben, erscheinen mir die genannten Gründe für die Entwicklung wesentlich plausibler, als irgendwelche geheimen ICBM-Pläne.


Zu EADS: Ja klar möchten die sich Aufträge langfristig sichern! Ich würde sagen: Muss man nicht zu ernst nehmen, warten wir erstmal ab, wie's mit der Sojus in Kourou so läuft.
(Übrigens: Die Ariane 5 wurde ebenfalls schon beschlossen, bevor die Ariane 4 überhaupt geflogen ist.)

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Offline MR

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Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #17 am: 29. April 2009, 10:35:37 »
Das eigentliche Problem in Europa sind die interessensdiktierten Entscheidungen. Warum gab es das Votum für Ariane V Poudre anstatt für die Cryo? Weil die Strategen Feststofftreibsätze entwickeln wollten. Warum musste es Vega sein. Weil Italien so auf europäische Kosten die Technik für eine ICBM entwickeln konnte.

Das halte ich für Unsinn. Als die Ariane 5 Mitte der 80er konzipiert wurde, war die Lösung einer LH2 getriebenen Hauptstufe und zusätzlicher Feststoffbooster Stand der Technik (siehe H2 und Space Shuttle).

hesaenger

  • Gast
Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #18 am: 29. April 2009, 10:43:37 »
- Obwohl der Markt für kleine kommerzielle Träger bescheiden ist und es mit Eurockot eine deutsch-russische Kooperation in diesem Segment gibt, sollte die Entwicklung eines neuen Geräts angegangen werden.

- Obwohl ein vierstufiger Feststoffträger ein sehr konventionelles Konzept ist, gerät die Entwicklung vergleichsweise sehr aufwändig. Besonderes Attribut werden die Composite-Boosterhüllen.

- Das Argument dafür ist das geringere Trägergewicht, also eine höhere Nutzlast. Diese höhere Nutzlast wäre mit einer etwas größeren Stufe wesentlich günstiger zu verwirklichen gewesen.

- Wozu braucht man also diese aufwendige Entwicklung? Die klare Antwort eines Fachausschussmitglieds war, dass diese Entwicklung für den Transport strategischer Träger auf See von Vorteil ist.

- Wenn jemand eine bessere Antwort zu dem Geschehen hat, wäre das interessant. Angriffe auf die hier aufgeführte Argumentation sind aber wenig hilfreich!


@ MR

das ist kein stichhaltiges Argument. Es wurden beide Lösungen ausgearbeitet. Die offizielle Begründung für die poudre-Version war dann der Versuch eines möglichst günstigen Trägers um größere Nutzlasten monatlich in eine geostationäre Bahn zu bringen. Man hatte zu diesem Zeitpunkt einen Marktanteil von 80% und wollte diesen verdoppeln. Andere Nutzlasten sollten keine Rolle spielen.

Martin

  • Gast
Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #19 am: 29. April 2009, 10:46:17 »
Noch mal. Wenn man eine Entscheidung der ESA nicht nachvollziehen kann, versucht man die Gründe zu erfahren. Die Entscheidung fiel entgegen den Wünschen Deutschlands. Italien legte aber größten Wert auf VEGA und beeinflusste Frankreich entsprechend. Warum? Dann muss man eben weiter fragen bis man in diesem Fall die Antwort bei der NATO erhält.

Wieso sollte Frankreich Italien beim Erwerb von ICBM Technologie unterstuetzen? Und wieso dann nicht gleich viel direkter: EADS baut immerhin fuer Frankreich die M-45 und die M-51, welche ab naechstem Jahr in Dienst gestellt wird. Da muss nichts geheim neu entwickelt werden, die M-51 ist brandneu und EADS hat diese offen auf seiner Website. Und zur Not least man sich Tridents in den USA, wie es Grossbritannien macht.

Kreuzberga

  • Gast
Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #20 am: 29. April 2009, 10:53:57 »
hesaenger,

sorry, aber wie sollen wir denn diskutieren, wenn du schreibst, dass "Angriffe" auf deine Argumentation wenig hilfreich sind?

Aber nochmal: Wenig hilfreich ist es, wenn du hier vermeintliche verdeckte "Wahrheiten" verbreitest, ohne auch nur eine halbwegs glaubwürdige Quelle dafür anzugeben. Oben schreibst du: "Die klare Antwort eines Fachausschussmitglieds war, dass diese Entwicklung für den Transport strategischer Träger auf See von Vorteil ist."

Was denn für eine Fachausschuss?! Was hat dieses Mitglied genau gesagt und war es eine Italiener, ein Franzose oder ein Deutscher? Warum sollte es ich bei der Einschätzung dieses "Fachausschussmitglieds" um eine relevante Meinung handeln?

Warum die Vega entwickelt wurde und warum sie Komposit-Bestandteile - dazu habe ich oben schon meine Meinung gesagt. Ich denke, man versprach sich vom Komposit langfristig auch Einsparungen bei den laufenden Kosten.

hesaenger

  • Gast
Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #21 am: 29. April 2009, 10:58:45 »
Hallo,

Die Frage stellte sich so nicht. Einmal sollte Toulouse in die Entwicklung eingebunden werden und zum anderen gab es wohl im Gegenzug Zusagen für die Unterstützung französischer Interessen. Aber auch dies kann man nicht im Internet nachlesen sonder nur von einzelnen Beteiligten erfahren.

P.S. zum Thema Trend zu Feststoffboostern. Ich erinnere mich noch gut an einen mehrtägigen Besuch von Brauns 75 in Stuttgart. Er erklärte damals sehr genau wie die Feststoffboosterlösung des Shuttles auf Betreiben US Amerikanischer Rüstungslobby zustande kam. Natürlich kann man auch dies als Verschwörungstheorie abtun. Man sollte es aber auch nicht mit der Naivität übertreiben.  ;)

hesaenger

  • Gast
Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #22 am: 29. April 2009, 11:08:04 »

Warum die Vega entwickelt wurde und warum sie Komposit-Bestandteile - dazu habe ich oben schon meine Meinung gesagt. Ich denke, man versprach sich vom Komposit langfristig auch Einsparungen bei den laufenden Kosten.

Hallo,

gibt es eine Kostenrechnung, die einer Boosterröhre aus Stahl nicht den Bruchteil des Aufwands einer Röhre aus Composite bestätigt?

Kreuzberga

  • Gast
Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #23 am: 29. April 2009, 11:14:51 »
- Obwohl der Markt für kleine kommerzielle Träger bescheiden ist ...

Das sah man aber Anfang/Mitte der Neunziger Jahre noch ganz anders.

Zur Naivität: Für naiv halte ich es, Argumentationen, die einseitig militärisch-strategische Interessen für den Lauf der Geschichte verantwortlich machen, sofort für voll zu nehmen, nur weil sie so arg "realistisch" erscheinen.

Aber ja, du hast schon recht: Ist schon ein Mist, dass ökonomische, wirtschaftliche und nationale Interessen oft friedliche, wissenschaftliche und zielgerichtete Entwicklungen im Raumfahrtbereich verhindern... Aber: So what? Wenn wir daran etwas ändern möchten, müssten wir unsere Gesellschaftsform grundlegend ändern. Dafür fallen mir allerdings noch eine ganze Menge anderer guter Gründe neben der Raumfahrt ein.  ;)

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Offline Chewie

  • Raumcon Administrator
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Re: EADS drängt auf europäischen Soyuzersatz
« Antwort #24 am: 29. April 2009, 11:20:31 »
Würden Boster aus Komposit nicht schmelzen? Durch die Verbrennung des Feststofftreibstoffes werden die doch bestimmt ordentlich heiß?
"Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen." Niels Bohr