Raketen Bahn

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runner02

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Raketen Bahn
« am: 28. Mai 2008, 15:31:27 »
Wie starten eigentlich Raketen? Senkrecht oder schief? Kommt das aufs Ziel an? Und müssen sie zwangsweigerlich die Erde umkreisen? Was hat das mit den Flugbahnen um sich - wenn sie langsamer als 11,2km pro Sek sind, wieso kann man sie dann nicht wegfliegen lassen?  Wenn ich eine Leiter hchklettere, die 200km hochn ist, muss ich auch nicht diese Geschwindigkeit haben - oder etwa doch?? :question

Mfg

moonjumper

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Re: Raketen Bahn
« Antwort #1 am: 29. Mai 2008, 09:30:10 »
Hi runner02,

Zitat
Wie starten eigentlich Raketen? Senkrecht oder schief? Kommt das aufs Ziel an?

Die Startausrichtung einer Rackete hängt einzig und allein von der Startart der Rackete ab. Dabei gibt es verschiedene Startarten:

1. senkrechter Bodenstart (häufigste) Beispiele: Ariane, Space Shuttle
2. waagrechter Luftstart Beispiele: Pegasus, "Space Ship One"

zu 1: Rackete startet senkrecht vom Boden (sollte bekannt sein)

zu 2: Rackete wird von einem Trägerflugzeug auf Höhe gebracht und abgeworfen, dann wird das Triebwerk gestartet. Space Ship One habe ich in Anfürungszeichen gesetz, da es keinen Orbit erreichen kann.

Die weitere Flugbahn ist bei beiden Startarten eher "schräg" Angestellt.

Zitat
Und müssen sie zwangsweigerlich die Erde umkreisen?

Ja und Nein. Alle Flugkörper im All bewegen sich auf Kreisbahnen um andere Massereichere Körper, deshalb muss letztendlicht ein Satellit/Sonde immer auf eine Kreisbahn geschossen werden, allerdings muss es nicht die Erde sein.
Rein theoretisch kann man mit ausreichend Schub auch "gerade Fliegen", dies benötigt aber sehr viel Schub, ist ineffizient und im Moment technische nicht realisierbar.

Zitat
Was hat das mit den Flugbahnen um sich - wenn sie langsamer als 11,2km pro Sek sind, wieso kann man sie dann nicht wegfliegen lassen?  Wenn ich eine Leiter hchklettere, die 200km hochn ist, muss ich auch nicht diese Geschwindigkeit haben - oder etwa doch??

Man benötigt eine gewisse Bahngeschwindigkeit um im Erdorbit zu bleiben, diese variert mit der Orbithöhe. Die angesprochenen 11,2 km/s entspricht der Fluchtgeschwindigkeit des Planeten Erde. Das heißt, dass ein Objekt das den Erdorbit verlassen will/soll mindestens  11,2 km/s schnell sein muss.
Zur Leiter, wenn du wirklich einen Leiter besitzt, die 200 km lang ist, (hät ich auch gern :)) und du diese gerade noch oben aufstellen könntest, besitzt diese am oberen Ende auch eine höhere Geschwindigkeit. Diese entsteht durch die Erdrotation und der Länge der Leiter (Winkelgeschwindigkeit). Ob die 200 km Leiter allerdings ausreicht, weiß ich nicht.

Ich hoffe, dass ich mich eingermaßen verständlich ausgedrükt habe.

mfg

Matthias

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Offline Riker

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Re: Raketen Bahn
« Antwort #2 am: 08. Juni 2021, 12:29:42 »
@Riker: Was meinst du mir Schräglage? Die Kraft der Raptoren wird ja praktisch exakt senkrecht in den Stack eingeleitet, seitliche Kräfte dürften praktisch nicht vorkommen. Es ist ja kein aerodymisches Fliegen wie bei einem Flugzeug. In welcher Richtung der Kraftvektor in Relation zur Schwerkraft wirkt, ist für die Kräfte im Schiff irrelevant, die vertikale Komponente des Schubs muss halt stets größer als die Schwerkraft sein, weil man sonst Höhe abbauen würde.

...beim Betrachten des rendering-Videos kam nur so ein komisches Gefühl auf : "hoffentlich bricht der stack jetzt nicht irgendwo durch" , als die Simulation Bilder der nicht mehr senkrecht aufsteigenden Rakete darstellte.
Aber: wird schon halten  ;)
"Machen Sie's so!"

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Offline Sensei

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Re: Raketen Bahn
« Antwort #3 am: 08. Juni 2021, 15:51:22 »
Nö, da wirken nicht viele schräge Kräfte ein.

Wenn da was Bricht, dann bei/nach der Wasserung

Re: Raketen Bahn
« Antwort #4 am: 08. Juni 2021, 16:04:58 »
bis zu welcher Schräglage wird wohl dieser Riesenstack stabil bleiben (können)?
Vielleicht hast Du die Annahme, es würde eine Kraft versuchen, den in Schräglage befindlichen Stack wieder nach oben aufzurichten, indem sie ihn unten anpackt und umzudrehen versucht. So eine Kraft gibt es aber gar nicht.

Kräfte, die ein Durchbrechen bewirken, wie es damals beim Ariane 5 Erststart oder dem Proton-Fehlstart vor ein paar Jahren passiert ist, hatten meiner Einschätzung nach mit airodynamischen Effekten zu tun, weil hier viel zu schnell "gewendet" wurde. Eine normal startende Rakete legt sich aber nur sehr gemächlich nach und nach in die Schräglage, als daß da große Kräfte auftreten.

Offline HAL 9000

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Re: Raketen Bahn
« Antwort #5 am: 08. Juni 2021, 17:41:51 »
Hallo

Die Saturn 5, ähnliche Länge wie Super Heavy/Starship, ähnlicher Durchmesser
wie Super Heavy/Starship, ist auch von der anfangs senkrechten Aufstiegsbahn
in eine geneigte Flugbahn übergegangen ohne dabei zu zerbrechen!

Gruß  HAL 9000

Re: Raketen Bahn
« Antwort #6 am: 08. Juni 2021, 23:32:35 »
bis zu welcher Schräglage wird wohl dieser Riesenstack stabil bleiben (können)?

Hallo,

ich muss gestehen, ich verstehe die Frage nicht ganz. Zuerst einmal: Welche "Schräglage" ist denn gemeint?

- Schräg im Vergleich zur anströmenden Luft, solange der Stack noch innerhalb der Atmosphäre ist? So wie es zb die Falcon 9 macht um noch etwas Auftrieb zu generieren... das nennt sich dann Anstellwinkel.

- Oder schräg im Vergleich zur Erdoberfläche? Also der Teil nach dem kurzen senkrechten Aufstieg, der dann im Webcast in der Regel mit "pitching downrange" benannt wird und der dazu dient, eine horizontale Geschwindkeitskomponente aufzubauen.

Ein Flug mit Anstellwinkel innerhalb der Atmosphäre erzeugt laterale Kräfte auf die Struktur, die natürlich auch prinzipiell zum Zerbrechen der Struktur führen können. Es gibt genug Videos von Raketenstarts, bei denen die Rakete irgendwann aufgrund div. Fehlfunktionen eine starke Drehung durchführte und direkt danach aufgrund eben dieser seitlich anströmenden Luft bzw. der seitlich wirkenden Kräfte dann zerbrach. Ob und wie sehr SpaceX den Starship/Superheavy Stack mit Anstellwinkel wird fliegen lassen, wissen wir nicht. Vermutlich wird man - wenn überhaupt - nicht gleich beim ersten Flug in diese Richtung experimentieren. Die Falcon 9 flog auch nicht von Anfang an mit Anstellwinkel, das ist erst seit gar nicht mal all zu langer Zeit zu beobachten. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich rede hier nicht vom Anstellwinkel bei der Rückkehr des F9-Boosters, sondern vom Anstellwinkel beim Start, noch vor Meco und Stufentrennung. SpaceX beherrscht jedenfalls den Flug mit Anstellwinkel, aber man wird sehen, in wie weit das auf Starship übertragen wird und falls ja, wann das geschieht. Ich gehe jedenfalls davon aus, dass SpaceX hier weiß, was sie tun.

Was den Flug mit teils horizontalem (nicht mehr rein vertikalem) Vektor angeht: Der Rakete ist das "egal". Jedenfalls soweit ich das verstehe. Die Gravitation ist gegenüber dem Schub der Triebwerke zu vernachlässigen und der Schub der Triebwerke wirkt normalerweise entlang der Längsachse der Rakete. Im Endeffekt so, als würde die Rakete immer noch senkrecht zur Erdoberfläche aufsteigen. Zumal die Gravitation auf alle Teile der Rakete gleich wirkt, hier also keine Biegemomente entstehen sollten. Aber natürlich mag es auch sein, dass ich hier falsch liege, ich bin kein Fachmann für diese Themen.

Gruß
Excalibur
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Re: Raketen Bahn
« Antwort #7 am: 08. Juni 2021, 23:52:17 »
Ob und wie sehr SpaceX den Starship/Superheavy Stack mit Anstellwinkel wird fliegen lassen, wissen wir nicht. Vermutlich wird man - wenn überhaupt - nicht gleich beim ersten Flug in diese Richtung experimentieren. Die Falcon 9 flog auch nicht von Anfang an mit Anstellwinkel, das ist erst seit gar nicht mal all zu langer Zeit zu beobachten.
Wußte gar nicht, daß es bei startenden Raketen einen Anstellwinkel gibt? Das gibt es doch nur bei airodynamisch basierten Flugapparaten, die einen Auftrieb durch durch die Luft benötigen?

Re: Raketen Bahn
« Antwort #8 am: 09. Juni 2021, 09:47:37 »
Wußte gar nicht, daß es bei startenden Raketen einen Anstellwinkel gibt? Das gibt es doch nur bei airodynamisch basierten Flugapparaten, die einen Auftrieb durch durch die Luft benötigen?

Hallo Prodatron,

ich weiß nicht ob auch andere Anbieter mit Anstellwinkel beim Start arbeiten. Aber bei SpaceX und Falcon 9 ist das ganz klar zu sehen. Sowohl Onboardaufnahmen zeigen den durch den Anstellwinkel asymmetrisch verschobenen Strahl der Triebwerke, ebenso ist es aber auch bei guten Beleuchtungsbedingungen vom Boden aus zu sehen. Hier mal ein paar Beispiele:

Onboard:

(ab T+ 02:20 ist es zu erahnen, der Abgasstrahl ist im Bild nach links verschoben)

(ab T+ 02:00; hier ist es sehr deutlich zu sehen, im Bild wieder ein nach links verschobener Abgasstrahl, viel deutlicher als im ersten Video, hier kann man auch gerade noch erahnen, wie der Anstellwinkel kurz vor Meco wieder reduziert wird-> ab T+ 02:25 sieht man, wie der Horizont im Vergleich zum Raketenkörper wandert, leider wird nach einer Sekunde schon auf eine Kamera umgeblendet)

Vom Boden:

(T+ 01:30 noch ohne Anstellwinkel, ab ca. T+ 01:40 ist ein Anstellwinkel zu erahnen -> Vergleiche Raketenkörper und Abgasstrahl; ab T+ 01:50 wird es deutlicher, ab T+ 02:00 sehr deutlich, ab T+ 02:20 ist der Anstellwinkel am größten und ab T+ 02:25 ist der Anstellwinkel plötzlich weg -> Vorbereitung für Meco)

Zum ersten Mal aufgefallen ist mir das so ca. 2019. Ich habe nie eine offizielle Quelle dazu gesehen, es sind einfach meine eigenen Beobachtungen. Aber ich bin damit auch nicht alleine, man findet zb im NSF Forum dazu auch genügend Diskussionen und ich meine, auch hier im Forum wäre das schonmal Thema gewesen. Prinzipiell klingt es ja auch nicht völlig unlogisch, mit der Rakete selbst ein klein bisschen Auftrieb zu erzeugen. Aber wie gesagt, aufgefallen ist mir das bisher einzig bei SpaceX. Kann aber natürlich dennoch sein, dass auch andere Startanbieter diesen Effekt nutzen.

Gruß
Excalibur
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Offline Sensei

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Re: Raketen Bahn
« Antwort #9 am: 09. Juni 2021, 12:32:47 »
Jain.
Jeder Schub, der nicht direkt entlang der Flugrichtung eingeleitet wird, geht mit einem kurzzeitigen "Anstellwinkel" einher.
Aber dieser Anstellwinkel ist hier nicht Sinn der Sache (wie bei Flugzeugen), sondern ein Nebeneffekt des Lenkschubs/Lenkbewegung der Rakete.

Natürlich treten dabei, innerhalb der Atmosphäre, Querkräfte auf. Rund um den MaxQ kann das schon gut Stress auf die Rakete ausüben. Deswegen ist man in diesem Bereich auch besonders achtsam und entwickelt seine Belastungstests auch auf diese Stelle hin.

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Offline MX87

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Re: Raketen Bahn
« Antwort #10 am: 09. Juni 2021, 12:42:23 »
Hinsichtlich eines gelandeten Starships auf Mars/Mond etc. eine Frage die sicherlich noch nicht von SpaceX öffentlich erklärt wurde:

Wie verhindert man bei schwerer Fracht (bemannter Rover, Habitate) das umkippen des Starships bei der Nutzung des seitlichen Krans wie z.B. beim HLS eingereicht?
Die geringere Gravitation sollte vernachlässigbar sein, da das komplette Ensemble (Starship, Fracht etc) unterm Strich in der Balance trotzdem im Ungleichgewicht wäre.

Mögliche Lösungen die ich mir ausmale:
Gegengewicht im Inneren auf der ggü liegenden Seite (nur bis bestimmter Masse der abzuseilenden Fracht)
Verankerung des Starships im Boden

Das unter der Voraussetzung, dass am Landeort noch keine größere Infrastruktur (Kräne, Rampen, Landepad) vorhanden wäre
"Whoopie! Man, that may have been a small one for Neil, but that's a long one for me."

Re: Raketen Bahn
« Antwort #11 am: 09. Juni 2021, 12:43:50 »
Aber dieser Anstellwinkel ist hier nicht Sinn der Sache (wie bei Flugzeugen), sondern ein Nebeneffekt des Lenkschubs/Lenkbewegung der Rakete.

Hallo Sensei,

ich weiß nicht genau, auf welchen Beitrag sich Deine Antwort bezieht. Aber den obigen Satz will ich so pauschal nicht stehen lassen. Natürlich hast Du Recht, wenn Du sagst, dass kurzfristige Lenkbewegungen immer einen Anstellwinkel erzeugen und natürlich ist in dem Fall der Anstellwinkel nur ein Nebeneffekt und nicht Sinn der Sache.

Aber bei der F9 ist schon klar erkennbar, dass es hier nicht um einen Anstellwinkel geht, der sich aus kurzfristigen Lenkbewegungen ergibt, sondern dass - sofern ich mich mit meiner Wahrnehmung und Einschätzung nicht irre natürlich! - der Anstellwinkel bewusst geflogen wird. Immerhin wird er nach meiner Zählung über ca. 40 Sekunden bis kurz vor Meco beibehalten bzw. im Laufe dieser 40 Sekunden sogar scheinbar nach und nach gesteigert. Ich vermute schon sehr stark dass hier und bei diesem Träger bewusst Auftrieb erzeugt werden soll.

Gruß
Excalibur
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Offline Sensei

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Re: Raketen Bahn
« Antwort #12 am: 09. Juni 2021, 16:25:47 »
Wie verhindert man bei schwerer Fracht (bemannter Rover, Habitate) das umkippen des Starships bei der Nutzung des seitlichen Krans wie z.B. beim HLS eingereicht?

Mögliche Lösungen die ich mir ausmale:
Gegengewicht im Inneren auf der ggü liegenden Seite (nur bis bestimmter Masse der abzuseilenden Fracht)
Verankerung des Starships im Boden

Ja, das wären zwei Möglichkeiten.

Es gibt ja auch zwei Frachtluken. Und je nach Schräglage des gelandeten Starships könnte man durch Wahl der passenden, entgegengesetzten Seite  ein Teil der Belastung entgegenwirken.

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Offline alepu

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Re: Raketen Bahn
« Antwort #13 am: 09. Juni 2021, 18:05:46 »
Bei 2 gegenüberliegenden Frachtluken behebt ein gleichzeitiges Entladen auf beiden Seiten das Problem.
Bei der Masse des Starships und den 9 m Durchmesser (wohl >10 mit ausgefahrenen Beinen) kippt da auch sicher so schnell nix, solange das Entladen in unmittelbarer Wandnähe und zwischen den Beinen erfolgt.

Offline Hugo

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Re: Raketen Bahn
« Antwort #14 am: 09. Juni 2021, 18:43:08 »
Aber bei der F9 ist schon klar erkennbar, dass es hier nicht um einen Anstellwinkel geht, der sich aus kurzfristigen Lenkbewegungen ergibt, sondern dass - sofern ich mich mit meiner Wahrnehmung und Einschätzung nicht irre natürlich! - der Anstellwinkel bewusst geflogen wird. Immerhin wird er nach meiner Zählung über ca. 40 Sekunden bis kurz vor Meco beibehalten bzw. im Laufe dieser 40 Sekunden sogar scheinbar nach und nach gesteigert. Ich vermute schon sehr stark dass hier und bei diesem Träger bewusst Auftrieb erzeugt werden soll.
Das ist technisch nicht möglich. Die F9 fliegt nicht mit Anstellwinkel um einen Auftrieb zu erzeugen.

Ein Anstellwinkel würde ein Drehmoment erzeugen und die Rakete in Rotation versetzen. Dann würde die Rakete einen Looping fliegen, genauer genommen würde das anhaltende Drehmoment die Rotation beschleunigen und der Looping würde immer kleiner werden.

Folgend die Kräfte auf eine Rakete, welche dann wirken würden:


Wichtig:
- Es gibt dort oben keine Atmosphäre mehr. (Die Fairings sind auch schon abgeworfen)
- Die Rakete hat keine Flügel, welche Auftrieb erzeugen
- Ein (theoretischer) Auftrieb durch (theoretische) Flügel würde eine Beschleunigung nach oben erzeugen. Das ist unerwünscht, man benötigt eine Beschleunigung nach vorne. Eine Beschleunigung um 90° in die falsche Richtung wäre Triebstoffverschwendung.

Wichtig: Auch das Starship bekommt keine Flügel, welche bei einer Vorwärtsbewegung einen Auftrieb erzeugen, sie bekommt Steuerklappen, welche bei einer um 90° gedrehten Bewegung Luftwiderstand erzeugen, welcher durch Drehung der Flügel in seiner Intensität gesteuert werden kann, wodurch die Rakete Drehmoment bekommt und man sie über den Flugcomputer waagerecht halten kann.

Re: Raketen Bahn
« Antwort #15 am: 09. Juni 2021, 19:15:15 »
Hallo Hugo,

es tut mir sehr leid, aber da will ich widersprechen. Zuerst einmal braucht es keine Flügel um "Auftrieb" zu erzeugen. Alles was sich mit einem Anstellwinkel durch eine Luftströmung bewegt, erzeugt eine gegengerichtete Kraft. Natürlich kann auch eine Röhre, die mit einem Anstellwinkel durch eine Luftströmung bewegt wird, Auftrieb erzeugen.

Dann schreibst Du, dass es "dort oben" keine Atmosphäre mehr gäbe und dass die Fairings zu diesem Zeitpunkt schon abgeworfen seien. Beides ist schlichtweg inkorrekt. Die Phase, auf die ich mich beziehe, ist ca. zwischen T+ 01:40 und T+02.25. In dieser Zeit feuert noch die erste Stufe, das Fairing ist zu der Zeit natürlich noch drauf und die Rakete bewegt sich (grob) zwischen 25 und 55 km Höhe. Ohne Frage ist die Luft dort oben dünn, aber es ist definitiv noch Atmosphäre vorhanden.

Dann schreibst Du, eine nach "oben" gerichtete Kraft sei unerwünscht, man brauche Beschleunigung nach vorne. Ja und Nein, natürlich braucht man Beschleunigung nach vorne (Geschwindigkeit mit horizontalem Vektor) um letztlich einen Orbit zu erreichen. Aber solange noch kein Orbit erreicht ist, will der Körper natürlich auch wieder Richtung Erdoberfläche. Somit sind bis zum erreichen der orbitalen Geschwindigkeit natürlich auch immer Gravitationsverluste vorhanden (die Rakete muss gegen die Gravitation arbeiten bzw. "feuern"), die natürlich umso kleiner werden, je höher die Geschwindigkeit ist. Und so lange noch gegen die Gravitation anzuarbeiten ist, ist eine Kraft nach "oben" nicht nur erwünscht, sondern auch notwendig.

Und zu guter letzt: Ohne das jetzt belegen bzw. durch Berechnungen beweisen zu können stimme ich Dir zu, dass ein Anstellwinkel vermutlich immer selbstverstärkend wäre, wenn keine Korrektur erfolgt. Einer der Gründe, weshalb fast alle Flugzeuge ein Höhenleitwerk haben  :) Nun hat die F9 kein Leitwerk, aber sie hat Triebwerke, die den Anstellwinkel in einem gewollten, kontrollieren Bereich halten können. Meiner Ansicht nach ist der (ohne Steuerung) selbstverstärkende Effekt von Anstellwinkeln hier einfach kein Argument.

Mal so ganz am Rande: Hat jemand von den Schreibern, die hier widersprechen, die Videos, welche ich verlinkt habe, auch angesehen? Wenn zb (nicht böse gemeint) Du Hugo davon spricht, das Fairing sei zu diesem Zeitpunkt, von dem ich rede, schon weg, dann hast Du das Video vermutlich nicht angeschaut? Wie wäre es um der Diskussion willen, das nachzuholen? Es würde die Chance erhöhen, zumindest als Basis schonmal von der selben Flugphase zu reden, oder?  ;) Ich mag Diskussionen wirklich gerne und habe auch null Probleme damit, wenn man unterschiedlicher Meinung ist. Zumal ich selbst ganz bestimmt oft falsch liege, da ich mich hier auf einem Gebiet bewege, in dem ich zwar sehr interessierter und über viele Jahre geübter Laienbeobachter bin, aber eben kein Experte/Fachmann. Und ich mag es, zu lernen, natürlich auch von (Denk-)Fehlern, die ich immer wieder mache.

Aber wenn ziemlich klar wird, dass hier nicht richtig gelesen und trotzdem eine vor Selbstbewusstsein strotzende Antwort rausgehauen wird, die dann auch teils noch völlig eindeutig falsch ist, dann ist das echt nicht schön. So etwas erzeugt nicht nur je nach beteiligten Personen mehr oder weniger Frust, es torpediert auch den Versuch, Klarheit zu schaffen und mündet manchmal sogar in purer Falschinformation. Das wollen wir doch alle nicht, oder?  ::)

Hier nochmal der Link zu dem Video, bei dem der Anstellwinkel am deutlichsten zu sehen ist:
Bitte mal von T+ 01:40 bis T+ 02:25 kucken (sollte von Youtube Zeitstempel 20:30 bis 21:23 Min sein).

Gruß
Excalibur
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Offline Hugo

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Re: Raketen Bahn
« Antwort #16 am: 09. Juni 2021, 19:27:15 »
Zum Fairing hat Du natürlich recht, die werden erst später abgeworfen. Ich hatte da etwas verwechselt. Sorry.

Mache doch bitte mal eine Zeichnung wie Du Dir das vorstellst, wie die Rakete Deiner Meinung nach fliegen soll. Genau dafür habe ich eine minimale Skizze erstellt. Anhand einer Skizze kann man zeigen was man meint. An einem verwackelten Video welches die Rakete von hinten zeigt ist das nur schwer.

Re: Raketen Bahn
« Antwort #17 am: 09. Juni 2021, 20:17:55 »
Hallo Hugo,

ich muss mir nichts vorstellen, ich beschreibe was ich wahrnehme, das hat mit Vorstellung(en) nichts zu tun  :)

Hugo, sei mir nicht böse, aber Deiner Bitte werde ich nicht entsprechen können. Ich habe Wahrnehmungen so präzise wie mir möglich beschrieben, Du stimmst mit diesen nicht überein. Das ist ganz und gar legitim und es freut mich, dass Du die Diskussion mit Deinen Ansichten bereichern willst (das meine ich tatsächlich so wie ich es sage, da ist keine Ironie versteckt). Es tut mir aufrichtig leid, dass es mir mit Worten und Videos als Beleg nicht gelungen ist, für Dich verstehbar zu transportieren was ich wahrgenommen habe aber Zeichnungen hierzu anzufertigen ist nicht meine Welt. Da habe ich sicher eine Schwäche. Aber ich will das, was ich von mir gebe, richtig machen... und Zeichnungen sehen bei mir aus wie moderne Kunst, aber sicher nicht verständlich und klar :)

Es ist auch nicht mein Anspruch Recht zu haben. Mein Vorschlag: Lassen wir es so stehen, vielleicht kann ja jemand, der - so wie ich - Worte bevorzugt, etwas aus meinen Wahrnehmungen für sich mitnehmen.

Edit: Ich hab ein Bild im Netz gefunden, dass eigentlich zeigt, worum es mir geht. Das, wovon ich rede, ist im Bild der "Angle of Attack". Dieser ist nach den Startvideos, die ich seit mind. 2019 sehe, bei F9 in den letzten ca. 30 Sekunden vor Stufentrennung nicht Null. Ich hoffe damit wird es klar:



Gruß
Excalibur
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Offline proton01

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  • 1950
Re: Raketen Bahn
« Antwort #18 am: 09. Juni 2021, 21:56:52 »
Ich verstehe die Diskussion nicht so ganz.  Quasi jede Rakete startet senkrecht und will die Nutzlast in einen Orbit um die Erde befördern. Der Orbit ist näherungsweise parallel zur Erdoberfläche, also quasi waagerecht. Daher muss die Rakete aus der Senkrechten in die Waagerechte umlenken. Das ist das Prinzip einer Aufstiegsbahn. Typischerweise fliegen die Raketen erst ein Stück senkrecht nach oben um die dichtesten Schichten der Atmosphäre schnell zu durchfliegen, da hier der Strömungswiderstand am größten ist. Dann muss mit Triebwersschwenk (oder Zusatztriebwerken) eine erste Neigung der Rakate eingeleitet werden. Sobald die Rakete nicht mehr genau senkrecht fliegt wirkt die Gravitation nicht mehr genau gegen die Flugichtung sondern zunehmend seitlich (Rakete fliegt diagonal nach oben, Gravitation zieht sie nach unten. Daher folgt man dann dieser Umlenkung, das nennt sich Gravity Turn. Der Anstellwinkel, also die Abweichung der Raketen-Längsachse von der Flugrichtung ist dabei sehr klein, aber nicht Null, damit die Rakete immer mehr umlenkt. Da die Rakete aber immer höher fliegt und dort die Luft immer dünner ist sind aerodynamische Effekte wie Auftrieb zwar vorhanden, aber zunehmend vernachlässigbar. Solange keine Flügel vorhanden sind ist der Auftrieb des Zylinders kein nennenswerter Beitrag zum Aufstieg, verglichen mit den Schub der Triebwerke.
In Wahrheit ist das vie komplizierter und es gibt spezeille Umlenkgesetze um die Leistung zu optimieren. Da gehen dann Beschleunigung, Stufung usw. ein, aber das Prinzip ist immer das gleiche und da wird SpaceX auch nicht die Physik ändern können.

Ob ein Auftrieb durch Anstellwinkel verstärkend oder selbstkorrigierend wirkt hängt davon ab ob der Druckpunkt (resultierender Angriffspunkt der aerodynamischen Kraft auf die Rakete) vor oder hinter dem Schwerpuinkt liegt.

Aus den Videos kan ich keine Anstellwinkel erkennen, dazu täuscht die Perspektive viel zu sehr..

Re: Raketen Bahn
« Antwort #19 am: 09. Juni 2021, 22:38:47 »
Danke fuer die Klarstellung! Eine Airrodynamische Komponente, die aktiv beim Raketenstart genutzt werden sollte, macht mMn sowieso keonen Sinn.

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Offline jdark

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  • 706
Re: Raketen Bahn
« Antwort #20 am: 09. Juni 2021, 22:57:57 »
Insgesamt sehr interessante Frage (auch für wenig erfahrene).
Hier wurde die Frage kurz diskutiert:
https://space.stackexchange.com/questions/17093/is-aerodynamic-lift-ever-useful-in-rocket-flight

Es wurde zwar ein Bild einer Rakete mit Flossen dargestellt, aber ohne ist es kontraproduktiv, mit einem Anstellwinkel durch die Luft zu fliegen.
Der Ertrag an Lift ist geringer als der dadurch induzierte Luftwiderstand, welchen man nicht haben will und zusätzlich wirken laterale Kräfte "stressend" auf den Körper.

Mit Flossen und entsprechend gesetzten Schwerpunkt wird bewusst die Aerodynamik genutzt, das ist bei den rein zylindrischen Körpern aber nicht der Fall.
(Im Prinzip alles was proton01 geschrieben hat)

PS. Das ist eigentlich nicht der richtige Thread dafür, hab auf anhieb nichts gefunden. Oder gibts sowas wie "Wie fliegen Raketen?"
Und wer ist schuld?....

Offline proton01

  • *****
  • 1950
Re: Raketen Bahn
« Antwort #21 am: 09. Juni 2021, 23:11:17 »
PS. Das ist eigentlich nicht der richtige Thread dafür, hab auf anhieb nichts gefunden. Oder gibts sowas wie "Wie fliegen Raketen?"
Vielleicht sollte es schon eine thread für grundsätzliche Fragen geben.

Aber Raketen fliegen nicht aerodynamisch (zumindest nicht beim Aufstieg), sondern werden von der Schubkraft bewegt. Oder bewegen sich mittels der eingebauten Triebwerke im Gravitationsfeld des Himmelskörper, von dem sie starten.

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Offline jdark

  • *****
  • 706
Re: Raketen Bahn
« Antwort #22 am: 09. Juni 2021, 23:36:59 »


Warum allerdings hier was anderes Abgebildet ist verstehe ich auch nicht.
Gibt es auch einen Artikel dazu?
Und wer ist schuld?....

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Offline Duncan Idaho

  • Raumcon Berater
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  • 5649
Re: Raketen Bahn
« Antwort #23 am: 10. Juni 2021, 00:15:17 »
Ich kann nur eines empfehlen.

Ladet euch mal die Kerbalspace-Testversion runter und versucht mal einen Spargel von ganz am Anfang in die Orbit-Bahn zu reißen.  ;)

PS, verdammt, ich finde leider nicht mehr den Link zur Testversion.  :(
#I NEVER WANT TO HOLD/SCRUB AGAIN. \\//_

Re: Raketen Bahn
« Antwort #24 am: 10. Juni 2021, 00:19:23 »
Ladet euch mal die Kerbalspace-Testversion runter...

Ich dachte KSP gehört hier zur Grundausbildung  ;D