Das Innenleben der Framing Cameras :Herzstück der Kameras ist natürlich der CCD-Bildsensor (Charge Coupled Device) . Es handelt sich um einen Thomson TH7888A mit 1024 x 1024 pixeln und 14 µm Pixelgröße. Er kann in nur 1 ms das 1k x 1k-Bild nach unten in den abgedeckten Speicherbereich verschieben (frame transfer), aus dem es dann langsamer und damit rauschärmer ausgelesen wird. Die Belichtungszeit kann zwischen 1 ms und 3,5 h variiert werden.
Wegen der 8jährigen Flugdauer im interplanetaren Raum bekam der CCD eine zusätzliche Strahlungsabschirmung aus Schwermetall (DENSIMET von Plansee/A)
CCD ausf seinem abgesetzten Printed Circuit Board, mit den 3 Montage-Hardpoints aus Titanlegierung
Auf diesem Bild ist das Innere de Kamerakopfs zu sehen, bei abgeklappter FEE-Platine (Front End Electronics). Das CCD-PCB ist über eine Flex-Verbindung mit dem FEE-Board verbunden, um den Wärmeleitungszustrom zum „kalten“ CCD möglichst klein zu halten. Andererseits sind an der Rückseite des CCDs zwei Folienheizer angebracht, die während des jahrelangen Fluges bei ausgeschalteter Kamera den CCD warm halten sollen – einmal, um zu verhindern, dass auf dem CCD als kältesten Punkt im Inneren der Kamera Verunreinigungen kondensieren, zum anderen, um die Selbstreparatur von Strahlenschäden im Siliziumgitter zu unterstützen („room temperature annealing“).
Hinter dem CCD sieht man Teile des Filterrads:
Hier bei der „Anprobe“ der Filtersubstrate (von Barr/USA); die Filter haben unterschiedliche Dicken, um die chromatische Längsaberration der Linsenoptik auszugleichen.
Das fertige Filterrad mit Abdeckmasken :
Das Filterrad wird bewegt von einem Malteserkreuz-Getriebe:
Eine Umdrehung des Exzenters (angetrieben von einem PHYTRON VSS25-Schrittmotor) dreht das Malteserkreuz (aus selbstschmierendem Polyimid VESPEL SP3) um 45 Grad und damit um ein Filter weiter. Ein Filterwechsel dauert 0,8 s.
Vor dem Filterrad liegt das Linsen-Objektiv mit seinem Titan-Tubus und dem zylindrischen Streulicht-Baffle:
Oben am Tubus neben der Frontlinse befinden sich die Kalibrationslampen: sechs LED-Chips, diekt auf eine kleine Platine gebondet, strahlen den geschlossenen Deckel von innen an; das rückgestreute Licht fällt durch die Optik auf den CCD. (Durch diese Anordnung kann man verhindern, dass im Fehlerfall -LEDs lassen sich nicht mehr ausschalten- eine Bildaufnahme unmöglich wird: bei geöffneter Klappe gelangt kein LED-Licht zum CCD !)
Am oberen Rand des Baffles befindet sich der klappbare Schutzdeckel, der von einem Kniehebel-Mechanismus um 120 Grad aufgeklappt werden kann; das Gelenk des Kniehebels wird von einer Spindel bewegt, die von einem Schrittmotor angetrieben wird (PHYTRON Space-Serie VSS-25 mit 200 Vollschritten/Umdrehung)
Auf der Schwenkachse des Deckels sitzt ein berührungsfreier magnetischer Dreh-Encoder (Austrian Semiconductor AS 5020)
Der Deckel mit seinem Antrieb ist natürlich eine mögliche „single point failure“ – Klappe zu = Kamera tot ! Also musste eine Reservelösung her. Der ganze Antrieb sitz auf einem beweglichen Schlitten, der von einem dünnen Polyesterseil (DYNEEMA) gegen Federn in seiner Lage gehalten wird. An der Überkreuzung des DYNEEMA-Seils sitzt ein präparierter Metallfilmwiderstand, der bei Bestromung innerhalb von 8 Sekunden das Seil durch schmilzt. Der Schlitten fährt dann in seine untere Endlage und öffnet so die Klappe ganz (geht nur 1x...)
Die Electronics Box: trägt die internen und externen Interface-Steckverbinder
und enthält die DPU, den Massenspeicher (8 GBit, mit Fehlerkorrektur),
die Motorsteuerung für die Mechanismen, und die PowerConverterUnit. Die DC/DC-Konverter sind zwecks besserer Wärmeabfuhr auf einem eigenen Alu-Profil direkt am Gehäuse angeschraubt.
Nun noch 2 Bilder aus dem Integrations- und Testprogramm:
Vibrationstest der Framing Camera beim DLR in Berlin-Adlershof.
Die FC steht auf einem Adapter mit vier zwischengeschalteten Kraftmessaufnehmern zur Überwachung der Interfacekräfte beim Random Vibration-Test; damit wird die spektrale Leistungdichte der Shakeranregung gesteuert und in kritischen Resonanzen heruntergeregelt („force limited notching“-Verfahren; verhindert ein Übertesten des Prüflings)
ein Selfie muss natürlich auch sein: Integration des QM im MPS-Reinraum, am Schraubendreher: SpaceMech
Ich hoffe, das waren jetzt nicht zu viele Details & Bilder !
Gruss HHg