Umfrage

Zu welcher Lösung wird die ESA im November gelangen?

Mission wird eingestellt, der Rover kommt ins Museum.
4 (25%)
Mission wird von der ESA komplett realisiert, in dem man noch einen Lander entwickelt und eine Trägerrakete einsetzt.
0 (0%)
Mission wird mit Roskosmos wieder ins Leben gerufen, weil sich die politischen Verhältnisse geändert haben.
2 (12.5%)
Mission wird in Kooperation mit der NASA realisiert, die NASA liefert den Lander und die Trägerrakete, Europa bezahlt dafür einen Fixpreis
6 (37.5%)
Mission wird doch irgendwie ins Mars Sample Return Projekt einbezogen, wo die ESA einen Rover beisteuern sollte, jedoch mit anderen Aufgaben (Proben einsammeln).
4 (25%)
Mission wird bei einem Startup beauftragt, das wegen geringer Erfolgswahrscheinlichkeit scheitert.
0 (0%)
irgendwas anderes
0 (0%)

Stimmen insgesamt: 14

Umfrage geschlossen: 06. Juli 2022, 22:05:29

ExoMars-Rover Rosalind Franklin

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #425 am: 29. März 2016, 20:46:23 »
bei der BBC gibts ein neues Video über den ExoMars Rover... der Prototype dort heißt aus irgendeinem Grund "Bruno" .. hoffentlich wird der Name des Mars-Exemplars dann etwas bedeutungsreicher.




bei space.com wird zudem auch über eine eventuelle Verschiebung von ExoMars 2018 auf/zu ExoMars 2020 spekuliert. Hoffentlich bleibt es bei 2018!

Rolf de Groot, ESA's coordinator of robotic exploration wird dort mit folgenden Worten zitiert:
Zitat
"I would say, within the next month, the decision will be taken to see whether we can go forward with 2018."

Magellan

  • Gast
Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #426 am: 29. März 2016, 21:19:29 »
Habe ich das richtig gesehen - der fährt gegen einen Stein und hebt das "Bein" dann nach vorn (!) drüber weg? Hat das 'nen technischen Hintergrund oder ist das pure Animation?

Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #427 am: 29. März 2016, 22:05:38 »
Das sollte der "Wheel Walking Mode" sein. Ich hab aber auch keine Ahnung ob das noch geplant ist.

Weiß jemand mehr?

lg Cala

Magellan

  • Gast
Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #428 am: 29. März 2016, 22:24:07 »
Ja das wär wirklich interessant.
Denn für diesen "Schritt" bedarf es ja umfangreicher Analysentätigkeit per Software + Sensorik/Optik.
D.H. das Rad muß ja erst um einen gewissen Betrag zurückgedrückt werden, um zwischen Stein oder Sandwehe zu unterscheiden, dann muß beurteilt werden, ob der Stein kleiner als der mögliche Freiraum ist, und was wäre, wenn das letzte Rad auch grad Probleme hat und und....
Ganz schöne Kette...
Das Problem für mich ist nicht, daß man es ja könnte, sondern ob das Aufwand/Nutzen Verhältnis noch stimmt.
Denn beim Drüberrollen brauchte man ja eigentlich nur den Freiraum beurteilen und die Gesamt-Auflagekraft ausgleichen. (Ja ok einfach gesagt)

Offline vv

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #429 am: 29. März 2016, 22:58:03 »
Habe ich das richtig gesehen - der fährt gegen einen Stein und hebt das "Bein" dann nach vorn (!) drüber weg? Hat das 'nen technischen Hintergrund oder ist das pure Animation?
Meiner Meinung nach ist es pure Animation. Für eine solche Bewegung muss man die Aufhängung von Rocker-Bogies blockieren, weil solche Aufhängung immer alle Räder im Kontakt mit der Bodenfläche sichert.  Die Blockierung wäre zu aufwändig.  Bereits hat das Locomotion System 18 Motoren.

Offline Hugo

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #430 am: 29. März 2016, 23:12:10 »
Softwaretechnisch sollte das nicht sooo schwer sein. Und mechanisch dürfte es Sinn machen.

Normalzustand: Alle 6 Räder drehen sich und ziehen den Rover gleichmäßig nach vorne. Alle 6 Räder sind mit 1/6 Gewicht belastet.

Wenn ein Rad am Stein anhakt, dann ziehen 5 Räder nach vorne und eins nach hinten. Jetzt kann dieses Rad angehoben werden. Jetzt sind die anderen 5 Räder mit 1/5 Gewicht belastet und ein Rad in der Luft aber vor dem Hindernis.

Wenn das eine Rad dann nicht mehr nach hinten gedrückt wird, wird es nach vorne verschoben und wieder abgesetzt, so lange bis es wieder 1/6 vom Gewicht trägt.

Würde es nicht nach vorne verschoben werden, würde es sofort wieder anliegen am Stein und könnte erst wieder belastet werden, wenn der Rover sich etwas vorwärts bewegt hat.

Geht das Rad erst leicht nach hinten, dann nach oben plus nach vorne, kann es quasi sofort wieder belastet werden.

Der Vorteil vom "nach vorne drücken" ist, daß es danach auf dem Stein aufliegt. Und nicht wieder herunter rutschen kann. Und man kann es sofort wieder belasten, was wichtig ist, wenn weitere Steine bei anderen Rädern folgen.

Offline vv

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #431 am: 29. März 2016, 23:41:20 »
Für solche Steuerung der Aufhängung muss man zuerst das Bodenprofil präzise ausmessen. Das wir der Computer überlasten. Wenn man die Räder mit speziellen Motoren hochheben kann, braucht man dann keine Aufhängung. In diesem Fall aber werden alle Computer Kapazitäten und viel Energie nur für die Steuerung solcher aktiven Suspension verbraucht.

*

Online -eumel-

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #432 am: 29. März 2016, 23:49:56 »

"Durch die Möglichkeit, alle sechs Räder in einem sogenannten "Wheel Walking"-Modus zu bewegen,
kann der zukünftige Marsrover der ESA auch eine primitive Schreitbewegung ausführen."

(Bild: Raumfahrer.net (R.-M. Richter))

Redmoon hatte sich sehr ausführlich mit dem Antriebssystem des Exomars-Rovers beschäftigt.
Da steckt tatsächlich viel Forschung und Aufwand dahinter!

Hier ist sein ausführlicher Artikel dazu:
Das Antriebssystem des ExoMars-Rovers

Offline vv

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #433 am: 30. März 2016, 11:06:24 »
eumel


Es ist eine falsche Animation der Wheel-Walking Mode. Das wurde schon diskutiert und kritisiert. Man hat  vielleicht dem Geparden Robot  nachgeahmt.

[ Invalid YouTube link ]

Wieso muss ein wheeled Rover wie ein Hund laufen. Was bringt das?

Magellan

  • Gast
Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #434 am: 30. März 2016, 11:18:46 »
Was das Video hier betrifft - ganz einfach, man braucht keine Selbstmordattentäter mehr, egal von welcher Seite aus. Und das mitgeschleppte Bömbchen oder die Kanone kann größer sein. Wichtig ist nur, wer zuerst die Dinger vom Fließband produzieren kann.

Ach ja eh ichs vergesse - man kann natürlich auch Menschen aus gefährlichen Situationen retten. Ja selbstverständlich doch ! Die Presseartikel dafür sind sicher schon geschrieben....

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Offline Gertrud

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #435 am: 30. März 2016, 18:32:14 »
Hallo Zusammen,

zu dem "Wheel Walking"-Modus kann ich einige Infos zum weiteren Studieren zeigen. Der gute Artikel von redmoon wurde von @-eumel- schon vorgestellt.
Das Antriebssystem des ExoMars-Rovers

Dann einige Artikel in englisch, vielleicht wird euch dann die Funktionen der  EXOMars-Räder deutlicher.
http://robotics.estec.esa.int/ASTRA/Astra2008/S03/03_02_Michaud.pdf

http://robotics.estec.esa.int/ASTRA/Astra2008/S03/03_03_Hoepflinger.pdf

In deutsch:
http://www.dlr.de/desktopdefault.aspx/tabid-6221/10233_read-27122/10233_page-2/

http://www.gfse.de/Dokumente_Mitglieder/studienpreis/sp_2012/DA_Oettershagen_Zusammenfassung.pdf

ExoMars Chassis und Locomotion Subsystem Tests


Mit den besten Grüßen
Gertrud
die Erklärung zu meinem Avatar:
http://de.wikipedia.org/wiki/NGC_2442
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/apod/ap070315.html
***
Die Gabe des Staunens lässt uns die Welt aufgeschlossener sehen und ihre Wunder würdigen. (Richard Henry Lee)

Offline Collins

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #436 am: 30. März 2016, 19:28:38 »
Moin,
diese Methode wurde eigentlich Entwickelt um so ein Debakel wie sie mit dem Marsrover Spirit eingetreten ist, zu verhindern. Er könnte sich so aus einer Sandfallle selbst befreien.
Steine, Felsen ect. sind dabei nebensächlich.

Mfg Collins
Zeige mir einen Helden und ich zeige dir eine Tragödie dazu
Wir sind alle sehr unwissend, aber bei jedem ist es etwas anderes, was er nicht weiß. Albert Einstein.

Offline vv

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #437 am: 30. März 2016, 20:40:03 »
ExoMars Chassis und Locomotion Subsystem Tests
Mit den besten Grüßen
Gertrud
Wie gross die Masse des Breadboards ist? Bei der Simulation der Masse  ExoMars Rover 350 kg auf der Erde muss die Masse des Breadboards etwa 140 kg betragen, oder eine Last 23 kg pro ein Rad. Ich schätze die Frequenz der Schwingungen des Rades ca. 5 Hz. Dann die Steifigkeit des Rades beträgt 22677 N/m. Bei der Last 23 kg ist die Deformation ca 1 cm. Offensichtlich die Masse des Breadboards stimmt.
Interessantes Krabbeln durch Steine mit gefederten Räder. Mars zeigte sich heimtückischer eher durch die Dünenflächen mit lockeren Boden. In diesen Fahrbedingungen hilft Wheel-Walking Modus. Bei diesem Breadboard sieht man aber keine Walking Antriebe.

stonemoma

  • Gast
Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #438 am: 30. März 2016, 22:05:11 »
Ich hätte mal eine Frage:

Woher kommen die Infos zum Wheel Walking?

Ist das noch von vor der Zeit mit dem Roskosmos-Landesystem?

Ich versuche mich noch verzweifelt zu erinnern wer gesagt hat, daß das wegen der Rampe und des Landessystems gar nicht mehr implementiert werden kann.

stone

Offline dksk

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #439 am: 31. März 2016, 12:45:34 »
Das Grundkonzept des sehr komplexen Fahrwerks/Antriebssystems für den Rover ist bereits in den ersten Konzepten  vor 2010 erkennbar. Die Kompaktheit und Integration hat aber immer mehr zugenommen.
Die mit dem Fahrwerk verbundene Funktionalität Richtung Deployment nach der Landung, und aktiver Fahrwerkspositionssteuerung ist dann aus meiner Sicht auch schon länger Bestandteil der technischen Auslegung des Rovers. Einen größeren Einfluss darauf sehe ich durch den Wechsel der Projektzusammenarbeit Richtung Russland nicht.

Bezüglich „Wheel Walking Mechanismus“, so wird dieser in vielen Dokumenten seither sowohl direkt mit dieser Wortwahl als auch funktionsumschreibend erwähnt.

Wenn die Hardware in Form von 18 Antrieben (3 pro Rad) einmal da ist, so macht es ja Sinn, diese dann mechatronisch maximal zu nutzen. D.h. die Steuerung/Elektronik muß dazu passen bzw. kann auf der Basis weiter entwickelt und optimiert werden um eben diesen maximalen Nutzen zu erzielen.

Das komplexe Fahrwerk ist ja eins der stärksten Merkmale in der Auslegung des Rovers. Dafür muß es ja auch Gründe geben. Da es mehrerer europäische Vorprojekte gab, auf die teilweise in den Dokumenten referenziert wird, sind wohl auch in deren Ergebnissen die Wurzeln der Entwicklungsvorgaben für den Exomars Rover zu finden.

Die grundsätzlichen Themen: Raddurchmesser und Traktion spielen da entscheidende Rollen. Zusammen mit den Lessons Learned Punkten aus z.B. MER Projekten ist hier sicherlich eine deutliche Sensibilisierung zur Traktionsproblemen hervorgegangen.

Die Antwort darauf sehe ich auch in der Entwicklungsvergangenheit beim Exomars Rover im komplexen Fahrwerk UND dessen mechatronischen Fähigkeiten.
Beispielhaft hier mal ein Dokument, welches mehrere Entwicklungsthemen und die Zusammenarbeit innerhalb europäischer/russischer Projekte zeigt.
Diese Erkenntnisse sind sicher auch in die Grundlagen der Exomars Roverentwicklung eingeflossen.

http://robotics.estec.esa.int/ASTRA/Astra2004/Papers/astra2004_I-09.pdf

Das die gewählte Fahrwerksauslegung mit Traktionserhöhungspotential grundsätzlich in die richtige Richtung geht, läßt sich auch aus einem neueren Dokument zum Thema Traktion und Fahrwerksauslegung und Analyse der amerikanischen Rover erkennen.

http://cyberleninka.ru/article/n/analiz-podvizhnosti-marsohodov-dlya-razrabotki-sistem-peredvizheniya-i-algoritmov-upravleniya-planetohodami-novogo-pokoleniya.pdf

Der Satz „One of possible ways to improve the movability of the vehicle is using of combined propulsions integrated with adaptive suspensions ” – sinngemäß:  “Eine der Möglichkeiten, die Beweglichkeit des Fahrzeugs zu verbessern, ist die Nutzung eines kombinierten Antriebs integriert in eine adaptive Radaufhängung.“ – zeigt ja auch stark in die beim Exomars Rover zu erkennende Auslegungsrichtung.

Eventuell kann vv dazu ein paar weiterführende Informationen geben.

dksk

Offline vv

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #440 am: 01. April 2016, 12:48:04 »
Man kann nur respektieren dass die ESA so viel Leistungen zu Erforschungen von Mars Rover Lokomotion System beigetragen hat. Amerikaner fahren schon 3 Generationen der Marsroboter mit gleichem Fahrwerk seit fast 20 Jahre. Und wir sehen aus dieser Erfahrung, dass dieses Fahrwerk weit von Ideal ist. Die Aufhängung Rocker-Bogie und die Räder der amerikanischen Marsrover machen oft Probleme, um die man vorher nicht geahnt hat. Und das ist ganz normal, wenn man heutigen Zustand in diesem Bereich kritisch bewertet und versucht etwas verbessern. Ohne diesen Progress würden wir bis heute eine motorisierte Kutsche fahren, die Karl Benz erfunden hat.
Von der ESA Internet-Seite kann man entnehmen, dass das Lokomotion System des ExoMars Rover für den Wheel-Walking Modus konzipiert wird.
Zitat:“ All wheels can be individually pivoted to adjust the Rover height and angle with respect to the local surface, and to create a sort of walking ability, particularly useful in soft, non-cohesive soils like dunes.”
Meiner Meinung nach ist das eine richtige Entscheidung. Obwohl die kritischen Situationen, wenn der Rover steckt im lockeren Boden, selten sind, zeigt uns die Erfahrung, dass diese Situationen zu gefährlich sind, weil es mit der Expedition Schluss wäre. Außerdem wird man zuversichtlicher fahren, wenn man sicher ist, dass man durch alle Falle durchkommt.
Eine Nebenfunktion der Wheel-Walking Antriebe besteht darin, dass diese Antriebe die Entfaltung (Deployment) des Rover in den Fahrbereitzustand nach dem Landen machen können. Amerikaner benutzen zum Beispiel Einwegmechanismen für das Deploymen des Rover nach dem Landen. Diese Mechanismen betragen aber ca. 3% von der Masse des Fahrgestells.
« Letzte Änderung: 01. April 2016, 14:26:32 von vv »

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Offline Terminus

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #441 am: 02. April 2016, 11:40:45 »
Interessante Info. Danke.

Aber das ist ja jetzt eine widersprüchliche Darstellung zu früheren Informationen, welches der Hauptzweck war und welches der Nebenzweck.

Wie herum war es denn jetzt wirklich: Wheel-Walking als Nebeneffekt des Deployments oder Deployment als Nebeneffekt des Wheel-Walkings? :)

Offline dksk

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #442 am: 02. April 2016, 21:45:17 »
Wie herum war es denn jetzt wirklich: Wheel-Walking als Nebeneffekt des Deployments oder Deployment als Nebeneffekt des Wheel-Walkings? :)

Eine eineindeutige Antwort wie es „wirklich“ war, lässt sich hier im Forum eher nicht abschließend geben.

Liegen doch die Grundlagen der Auslegung und die dazugehörigen Entscheidungen teilweise weit über 10 Jahre zurück und wir können „nur“ aufbereitete Veröffentlichungen als Quellen nutzen, die den unterschiedlichsten Berichtszwecken dien(t)en. Daher wird es wohl weiter im Diskussionsformat voran gehen.

Mal meine Sicht der Dinge:
Die Entscheidung einen Entfalte- (Deployment )mechanismus für die Räder/Aufhängungen einzusetzen sehe ich von Anfang an gesetzt. Dafür spricht die Möglichkeit den Rover in Transportstellung sehr kompakt zu gestalten mit entsprechend optimaler Raumausnutzung beim Abstiegsmodul.
Die danach folgende Entscheidung „Einwegsystem oder Mehrfachaktuator“ für die Radentfaltung wird wohl auf Grundlage eines Vor/Nachteilvergleichs gefallen sein. Das ist aus meiner Sicht die interessante Frage.
Bei Einwegsystem als Stichwort: Mechanik und beim Mehrfachaktuator als Stichwort Mechatronik.
Mechatronik hat bei bestimmten Anwendungen nun mal Vorteile gegenüber Mechanik. Die Kombination mit Sensorik und anpassbarer Software kann für den funktionellen Betrieb das Nutzungsspektrum unheimlich erweitern. Die potentielle nachträgliche Anpassung via Softwareupdate kann sogar bei Problemen eine Rettungsmöglichkeit darstellen.
Daher denke ich, dass hier die Grundentscheidung erst mal über die motorische/mechatronische Lösung gegangen ist und auf dieser Entscheidungsbasis dann sehr viele Detailanwendungen bezüglich Fahrwerkssteuerung nach und nach hinzugekommen sind.
Manch eine Idee wird nach der Erprobung im Sandkasten sicher auch verworfen worden  – oder dort erst entstanden und hinzugekommen sein.
Der Umstand, dass die Mission mehrfach verschoben wurde und damit auch die Zwischenzeit sinnvoll genutzt wurde hat wohl auch zu weiteren „Verfeinerungen“ geführt.

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----- Gedankenschwenk -----

Um die Mechatronik optimal zu nutzen wird eine enstprechende Steuerung, Elektronik, Systeme etc. benötigt:
Die Fahrwerkssteuerung des Rovers besteht aus mehreren Komponenten.
z.B. Rover Bogie Motor Controller
Damit werden die Motoren jedes Bogie „Beins“ gesteuert. Die entsprechenden Systemanforderungen Soft- und Hardware werden hier beschrieben:

http://robotics.estec.esa.int/ASTRA/Astra2011/Papers/02A/FCXNL-11A06-2141876-5-2141876Lee_Paper_WithCorrectedTypo.pdf

Zum Fahren nutzt der Rover eine entsprechende Funktionsarchitektur bei der Signal Input/Output und die jeweiligen logischen Verknüpfungen bzw. Zuweisungen festgelegt sind.

Hier ein Prinzipschaltbild davon:



Untern auf der rechten Seite sind die 18 Motoren des Fahrwerks (BEMA) dargestellt.

Bildquelle und Dokumentenlink:
http://robotics.estec.esa.int/ASTRA/Astra2013/Papers/silva_2811301.pdf

Bei der Beschreibung wird klar, dass beim Fahren des Rovers auch sehr viele Parameter in die Streckenvorbereitung und Überprüfung einfließen, die die Grundlage für die „Entschlussfassung“ vor Ort sind, um das gewünschte Fahrziel sicher zu erreichen. Die Grundlage der Navigaton vor Ort ist jeweils die sichere Strecke, sodass das Fahrwerk eher nicht in die Extremleistung kommen sollte.
Direkt vor den 18 Motoren im obigen Prinzipschaltbild ist die „Actuator Drive Electronic“ zu erkennen.
Sie ist für die Aktivierung und Überwachung aller externen Antriebe des Rovers zuständig.
u.a.: Solarzellenantrieb, Freigabe und Verriegelungsmechanismen, Kamera und Gerätemast; Bogie Electro Mechanical Assembly (BEMA)

Die BEMA Antriebe hier nochmal im Detail bildlich dargestellt:



Pivot Assembly – Drehpunkt der Radaufhängung
DEP – Deployment /Entfalteantrieb
STR – Steering / Steuerungsantrieb
DRF – Drive / Fahrantrieb


Bildquelle und Dokumentenlink mit weiterführenden Detailinfos:
http://robotics.estec.esa.int/ASTRA/Astra2015/Papers/Session%201A/96038_Poulakis.pdf

dksk

stonemoma

  • Gast
Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #443 am: 02. April 2016, 22:16:09 »
Also alles was ich so sehe ist von 2013 und älter, also ziemlich alt. Beim nächsten ESWT oder so werde ich nochmal ein paar von der ESA fragen ob das jetzt kommt oder ob es nur eine nette Idea war.

Offline vv

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #444 am: 02. April 2016, 23:18:39 »
Es gibt eine Anekdote. Ein Mann kommt zu einem Taxifahrer und fragt: „Sind Sie Taxi oder nicht?“ Ja, antwortet der Fahrer. Und wo ist Ihre Taxi Bezeichnung? „Brauchen Sie die Bezeichnung oder zu fahren?“ - antwortet der Fahrer.
« Letzte Änderung: 03. April 2016, 12:43:03 von vv »

Offline Collins

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #445 am: 03. April 2016, 09:51:04 »
@dksk
Ich schließe mich deiner Vermutung an, wobei ich mal davon ausgehe das der Wheel-Walking Modus erst nach der Panne mit Spirit in die Entwicklung einfloß.

Genaueres wüste evtl. @Redmoon da er sich damals sehr lange und genau mit den Entwicklern darüber unterhalten hat. Leider ist er ja noch immer Off-Line.

Mfg Collins
Zeige mir einen Helden und ich zeige dir eine Tragödie dazu
Wir sind alle sehr unwissend, aber bei jedem ist es etwas anderes, was er nicht weiß. Albert Einstein.

Offline vv

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  • 852
Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #446 am: 06. April 2016, 16:25:00 »


Bildquelle und Dokumentenlink mit weiterführenden Detailinfos:
http://robotics.estec.esa.int/ASTRA/Astra2015/Papers/Session%201A/96038_Poulakis.pdf

dksk

Im oben verlinkten Artikel gibt es eine Forderung für das ExoMars Lokomotion System:
"Achieve specified uphill and cross-hill gradeabilities
over all four soil simulants, with maximum 26°
uphill gradeability on ES3."
Ich habe einen Artikel über die Modelle der Simulation des Marsbodens gelesen. Im Internet gibt es unter http://epubs.surrey.ac.uk/105840/2/Characterisation_of_Martian_soil_simulants_for_the_ExoMars_rover_testbed_(Review).pdf
Wie ich aus dem Artikel entnommen hatte stellt das Modell ES3 eine sandige Mischung vor.
Auf dem S3, d.h. auf dem sandigen Boden kann der ExoMars Rover 26° bergauf im Rädermodus mit seinen kleinen Rädern nicht fahren.  Ich schätze, dass der Rover auf dem Sand  maximal 18° überwinden kann. 26° bergauf ist es nur im Wheel-Walking Modus möglich .
« Letzte Änderung: 06. April 2016, 17:27:47 von vv »

Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #447 am: 17. April 2016, 13:52:26 »
hrmf, ich habe immer noch keine weiteren Informationen dazu gefunden, ob es mit der Finanzierung für einen Start in 2018 nun klappt oder nicht.

Ich hoffe - diesmal ausnahmsweise aus einer dezidiert europäischen Perspektive - dass dies wirklich hinhaut. Denn wenn ich mir anschaue welche anderen Mars-Rover momentan in der Entwicklung sind, dann könnte sich ein ExoMars-Start in 2020 als PR-Technisch ungünstig erweisen.

  • die bisher geplante NASA 2020 Rover-Mission dürfte ja mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit rechtzeitig fertig werden
  • die Chinesische Rover-Mission ist ebenfalls für 2020 geplant und bisher sind keine Erkennbaren Verzögerungen bekannt geworden
  • die indische Rover-Mission Mangalyaan 2 dürfte bis 2018 wohl nicht mehr fertig werden, weshalb auch da ein Start 2020 in Betracht kommen würde

alles in allem dürfte es 2020 auf dem Mars voll werden. Da wäre ExoMars nur ein Rover unter vielen. Währenddessen 2018 lediglich NASA's InSight geplant ist und das ist PR-technisch keine Konkurrenz.

Ansonsten, wenn es 2018 mit ExoMars nicht klappt, wäre für 2020 ja beinahe ein richtiges Mars-Rover-Spacerace in Aussicht, was eventuell auch wieder einen gewissen Reiz hätte :-)

*

Offline Terminus

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Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #448 am: 17. April 2016, 19:59:51 »
alles in allem dürfte es 2020 auf dem Mars voll werden. Da wäre ExoMars nur ein Rover unter vielen. Währenddessen 2018 lediglich NASA's InSight geplant ist und das ist PR-technisch keine Konkurrenz.

Da sagste was.

Zitat
Ansonsten, wenn es 2018 mit ExoMars nicht klappt, wäre für 2020 ja beinahe ein richtiges Mars-Rover-Spacerace in Aussicht, was eventuell auch wieder einen gewissen Reiz hätte :-)

Sicher das. Aber wenn ich es mir aussuchen dürfte, hätte ich trotzdem lieber die gleichmäßige Aufteilung von Raumfahrtevents zwischen 2018 und 2020, als 2018 Langeweile und 2020 dann die Übersättigung. Oder was haben wir 2018 sonst, worauf wir uns freuen können? :-\

Re: ExoMars-Rover Rosalind Franklin
« Antwort #449 am: 17. April 2016, 22:03:27 »
ja ich wäre auch lieber für 2018... soviel Marsraumfahrt auf einmal in 2020 würde in den Medien garantiert zu Gewöhnungseffekten und Desinteresse führen.

Selbst wenn die Indische Mission vielleicht "nur" ein Lander ohne Rover wird (die Quellen sind da sehr dürftig, ist 2020 schon recht voll gepackt.