Weltraummüll

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tonthomas

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Re: Weltraummüll
« Antwort #350 am: 26. Juli 2017, 17:08:12 »
.... 25 Jahre nach Abschalten bei manövrierfährigen Satelliten, 25 Jahre nach Orbiteinschuss bei maövrierunfähigen Satelliten.

... mal schauen, ob's durchkommt ...
Ich hoffe, man definiert "manövrierfähig" sauber, nicht dass dazu schon ein funktionsfähiger Magnettorquer reicht ...

Gruß   Pirx

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Offline Schillrich

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Re: Weltraummüll
« Antwort #351 am: 26. Juli 2017, 18:54:54 »
Naja, ein Torquer kann ja nur die Lage ändern, kein Orbitmanöver durchführen. So gut verstehen die Leute schon ihre Raumfahrttechnik ;).
\\   //    Grüße
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Online -eumel-

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Re: Weltraummüll
« Antwort #352 am: 26. Juli 2017, 19:52:44 »
Der Zeitraum 25 Jahre ist zu lang.
Dafür werden zu viele Satelliten gestartet.
Ja vor 40 Jahren war das vielleicht noch angemessen ...

McPhönix

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Re: Weltraummüll
« Antwort #353 am: 26. Juli 2017, 23:47:55 »
Das fürchte ich auch.
Und wenn dann die Anbieter von schnell bereiten "kleinen" Trägern zum Zuge kommen.....
Prost Mahlzeit....

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Offline Schillrich

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Re: Weltraummüll
« Antwort #354 am: 08. August 2017, 08:40:23 »
Guten Morgen,

in den letzten "Orbital Debris Quaterly News" wird darüber berichtet, ob und wie man die Partikel-Flussdichte für kleine Partikel im hohen LEO mit einer Mission mit dem "DRAGONS"-Sensor erfassen könnte. Im Nebensatz kann man dort herauslesen, dass der NASA das Space Shuttle auch hier fehlt. Damit konnte man regelmäßig den Partikelfluss im unteren LEO "vermessen" und die Rechenmodelle kallibrieren. Jetzt ist man seit 2011 "blind".
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Offline Schillrich

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Re: Weltraummüll
« Antwort #355 am: 14. August 2017, 14:58:18 »
Man kann derzeit Aussagen vernehmen, dass es ob der Datenflut zu Kleinmüll immer schwieriger wird, die Daten sinnvoll zu analysieren und zu filtern, um zeitnahe und robuste Vorhersagen zu Begegnungen zu bekommen.

Da stellt sich die Frage:
  • Ist das ein "Erfassungsproblem", indem immer mehr Sensoren immer mehr Daten generieren ... und die Analyse kommt nicht hinterher?
  • Oder beobachten wir eine "Lawine" im Orbit ... also Kessler?

Ich vermute, es ist "nur" Ersteres. Wir können immer mehr sehen und erkennen, dass es schon eine Menge gibt ...
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Re: Weltraummüll
« Antwort #356 am: 21. August 2017, 12:03:45 »
Am 17. August ist die Oberstufe einer Langer Marsch 3B/E gegen 21:05 UTC über dem Pazifik in die Erdatmosphäre eingetreten. Sie stammte noch vom Start der beiden Navigationssatelliten Compass-M3 und -M4 am 29.04.2012.

So wird jedenfalls hier berichtet: http://spaceflight101.com/re-entry/re-entry-long-march-3b-upper-stage-from-beidou-m3m4-launch/

Nicht dass es viel ausmacht, aber ich finde es dennoch erfreulich wenn so ein Teil dann mal aus dem Orbit verschwindet...

LG, Zellaktivator.

Offline MarsMCT

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Re: Weltraummüll
« Antwort #357 am: 21. August 2017, 14:15:19 »
Ich kopiere mal ein Stück von meinem Beitrag aus SpaceX zu ihrer Internet-Satellitenkonstellation hier rein, weil es Bezug zum Weltraummüll hat und vielleicht nicht alle das im SpaceX Bereich lesen.

http://forum.nasaspaceflight.com/index.php?topic=41634.msg1714194#msg1714194


Zitat
constellation spacecraft will carry active micrometeoroid and orbital debris (“MMOD”) sensors to perform an ongoing census of particles in space.


Die Satelliten werden aktive Mikrometeoriten- und Weltraummüll-Sensoren haben und permanent Daten liefern. Das ist für die erste hohe Konstellation über 1000km sicher interessant. Noch viel interessanter wird es aber meiner Meinung nach für die zweite, sehr niedrige Konstellation sein. Tausende Sensoren werden ein sehr gutes Bild des Zustands liefern.

tobi

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Re: Weltraummüll
« Antwort #358 am: 21. August 2017, 14:38:46 »
Ich frage mich, wie diese Sensoren funktionieren sollen. Das kann ja eigentlich nur Radar sein. Und strahlen die in alle Richtungen oder nur in bestimmte Richtungen?

Welche Teilchengröße können die erkennen?

Und sorgt das Radar vielleicht  für elektromagnetische Störungen bei anderen Satelliten in der Nähe?

Da bin ich ja mal auf Details gespannt.

Offline MarsMCT

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Re: Weltraummüll
« Antwort #359 am: 21. August 2017, 16:35:38 »
Ich habe an einfache Vibrationssensoren gedacht. Zwei oder drei davon könnten so einiges an Aussagen ermöglichen. Oder eine Fläche mit einem Sensor. Jeder Einschlag verursacht ja irgendwelche Schwingungen. Aber vielleicht bedeutet das "aktive" doch etwas anderes.

Re: Weltraummüll
« Antwort #360 am: 21. August 2017, 16:41:42 »
Ich habe an einfache Vibrationssensoren gedacht. Zwei oder drei davon könnten so einiges an Aussagen ermöglichen. Oder eine Fläche mit einem Sensor. Jeder Einschlag verursacht ja irgendwelche Schwingungen. Aber vielleicht bedeutet das "aktive" doch etwas anderes.

Hallo,

"active" bedeutet, dass die Sensoren selbst nach den Meteoriten suchen und nicht warten, bis sie getroffen werden.

Gruß

Mario
Wenn Du heute morgen schon sechs unmögliche Dinge getan hast, warum dann nicht als siebentes zum Frühstück ins Milliways, das Restaurant am Ende des Universums?

Re: Weltraummüll
« Antwort #361 am: 21. August 2017, 18:18:50 »
Das sehe ich auch so. Die NASA beschreibt "aktive Sensoren" übrigens wie folgt:
Zitat
An active sensor is a radar instrument used for measuring signals transmitted by the sensor that were reflected, refracted or scattered by the Earth's surface or its atmosphere. Spaceborne active sensors have a variety of applications related to meteorology and observation of the Earth's surface and atmosphere
Quelle
Douglas Adams: "In an infinite universe, the one thing sentient life cannot afford to have is a sense of proportion."

Offline MarsMCT

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Re: Weltraummüll
« Antwort #362 am: 21. August 2017, 18:26:15 »
Im Prinzip ist mir die Bedeutung von aktiv schon klar. Ich bezweifle nur, daß das in diesem Zusammenhang so gemeint ist. Das wäre ein bißchen aufwändig für eine Nebenfunktion von Kommunikationssatelliten.

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Offline Schillrich

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Re: Weltraummüll
« Antwort #363 am: 21. August 2017, 20:45:52 »
Ich rechne da auch eher mit einem Sensor, wie DRAGONS bald an der ISS:
https://ntrs.nasa.gov/archive/nasa/casi.ntrs.nasa.gov/20170003819.pdf

DRAGONS nutzt "Schall" und die Durchschläge in einem Drahtgitter, um Impuls und Größe der Teilchen abzuschätzen.
\\   //    Grüße
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McPhönix

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Re: Weltraummüll
« Antwort #364 am: 21. August 2017, 23:37:37 »
Ich denke auch eher, daß mit aktiv eher gemeint ist - Ereignisse werden von einem ständig mit Energie versorgten Sensor plus Elektronik aufbereitet und sofort an die Telemetrie übergeben. Und nicht eine Platte, die sich irgendwann mal jemand abschraubt und untersucht.

Schneefüchsin

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Re: Weltraummüll
« Antwort #365 am: 22. August 2017, 00:21:53 »
Auch hätte eine Einschlagsplatte mit Sensoren keinen wirklichen Nutzen für SpaceX.

Aktive Sensoren hingegen, die Die Umgebung scannen können mit der Zeit die meisten relevanten Störobjekte kartografieren.
Da die Scanner dort oben sind und nicht durch die Atmosphäre und Hunderte km weit scannen müssen sind sie auch präziser (größenunterschiede mal ignoriert, sorry), damit lassen sich in der Höhenregion auch kleinere Objekte erfassen und die Flugbahnen genauer kartografieren, vor allem wenn sich ein Objekt einem Satelliten mal auf ein paar zig km nähert.
Ein weiterer Vorteil ist, dass im Falle einer Kollisionswarnung, bei der die Differentialgeschwindigkeit überschaubar ist, der Satellit aktiv seinen Störenfried überwachen kann und selbständig entscheidet, ob er wirklich ausweichen muss und wenn, wie. Damit wären seltener Ausweichmanöver nötig und man spart Treibstoff.

Grüße aus dem Schnee

Re: Weltraummüll
« Antwort #366 am: 31. August 2017, 14:38:59 »
Offenbar gab es ein Fragmentierungsereignis den Satelliten Telkom-1 im Geostationären Orbit betreffend.
Der indonesische Betreiber PT-Telkom berichtete bereits am 25. August von einer 'Anomalie'. Inzwischen wurde im Umfeld des Raumflugkörpers eine diffuse Wolke aus mehreren Objekten beobachtet. Es besteht wohl noch Hoffnung den Satelliten(hauptkörper) auf einen Friedhofsorbit zu manövrieren...
Gestartet war der Telkom-1 am 12.08.1999 mit einer Ariane-4 (COSPAR-ID: 1999-042A).

https://spaceflight101.com/telkom-1-satellite-involved-in-debris-event/

LG, Zellaktivator.

Re: Weltraummüll
« Antwort #367 am: 31. August 2017, 15:59:37 »
Wundert mich nicht.

Man hält sich nicht an die vorgeschriebene Lebensdauer und überzieht noch ein paar Jahre.

Währe jetzt nicht der erste Satellit.

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Offline Nitro

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Re: Weltraummüll
« Antwort #368 am: 31. August 2017, 17:25:57 »
Man hält sich nicht an die vorgeschriebene Lebensdauer und überzieht noch ein paar Jahre.

So etwas wie eine vorgeschriebene Lebensdauer gibt es bei Satelliten nicht. Es gibt lediglich eine projektierte (Mindest)lebensdauer des Satelliten fuer welche die Hardware und der Treibstoff mindestens reichen muessen. Niemand ist streng genommen fahrlaessig oder macht sich gar strafbar wenn er einen Satelliten darueber hinaus betreibt.

Normalerweise wird man nach Ende der nominellen Lebensdauer den Zustand des Satelliten und vor allem den Treibstoffvorrat genau im Auge behalten um den bestmoeglichen Kompromiss zwischen Nutzen und Ausfallrisiko zu finden.

Es war geplant Telkom-1 naechstes Jahr ausser Betrieb zu nehmen. Gerade mal vier Jahre ueber seiner 15jaehrigen nominellen Lebensspanne.
Bevor man einen Beitrag letztendlich abschickt sollte man ihn sich noch ein letztes Mal durchlesen und sich dabei überlegen ob man ihn genau in diesem Wortlaut auch Abends seinem Partner und/oder Kindern ohne Bedenken vorlesen würde.

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Offline Terminus

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Re: Weltraummüll
« Antwort #369 am: 01. September 2017, 07:48:43 »
Wundert mich nicht.

Man hält sich nicht an die vorgeschriebene Lebensdauer und überzieht noch ein paar Jahre.

Währe jetzt nicht der erste Satellit.

Ist das so? Gibt es einen Zusammenhang zwischen "zu langem" Betreiben eines Satelliten und "Fragmentierungsereignissen"?

Sollte mich jetzt wundern. Ich hätte gedacht, dass ein Satellit sich früher oder später eh zerlegt (oder zumindest die Chance dafür mit der Zeit steigt), egal ob man ihn aktiv betreibt oder passiv treiben lässt.

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Offline Schillrich

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Re: Weltraummüll
« Antwort #370 am: 01. September 2017, 08:06:14 »
Naja, es geht schon um die Energiespeicher an Bord: Tanks und Batterien mit Fluiden unter Druck. Bei einem ordentlichen Abschalten werden die passiviert und entlüftet. Dann ist da nix mehr, was sich "zerlegen" kann, egal wie lange der Satellit noch im Orbit ist. Wenn man das nicht tut (ältere Designs oder Verlust der Kontrolle), dann beginnt die Uhr zu ticken, wie man es bei den alten DMSP-Satelliten sieht.
Dass sich so ein Speicher im aktiven Betrieb zerlegt, ist eher unüblich. Normalerweise überwacht man die Bordsystem (oder der Satellit selbst). Dann "sieht" man das kommen und kann reagieren. Dass es jetzt doch passiert ist, könnte auf ein überraschendes "unknown unknown" hindeuten, das niemand auf dem Schirm hatte.
\\   //    Grüße
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tonthomas

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Re: Weltraummüll
« Antwort #371 am: 01. September 2017, 13:20:57 »
... Dass es jetzt doch passiert ist, könnte auf ein überraschendes "unknown unknown" hindeuten, das niemand auf dem Schirm hatte.
Da gibt es sicher mehr Möglichkeiten, z.B. ein "unseen known" ....

Gruß   Pirx

Schneefüchsin

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Re: Weltraummüll
« Antwort #372 am: 01. September 2017, 22:10:19 »
Wenn die Systeme im aktiven Zustand überwacht werden ist ja überziehen der geplanten Betriebsdauer auch kein Problem.

Geplante Betriebsdauer definiert sich meist auch auch anderen Faktoren, als dem Zerlegerisiko, zb:

- Erwarteter Ersatz durch neuen Sateliten.
- Veraltete Technik ist nicht mehr wirtschaftlich, da sie gegenüber anderen Satelliten zu wenig leistet, zb Bandbreite.
- Erwarteter Treibstoffverbrauch. Durch bessere Orbitalüberwachung und auch bessere Flugbahnberechnungen entstehen mit der Zeit hier einsparmöglichkeiten und man braucht weniger, als erwartet.

Naja, es geht schon um die Energiespeicher an Bord: Tanks und Batterien mit Fluiden unter Druck. Bei einem ordentlichen Abschalten werden die passiviert und entlüftet. Dann ist da nix mehr, was sich "zerlegen" kann, egal wie lange der Satellit noch im Orbit ist. Wenn man das nicht tut (ältere Designs oder Verlust der Kontrolle), dann beginnt die Uhr zu ticken, wie man es bei den alten DMSP-Satelliten sieht.
Der ganze Satellit kann sich noch zerlegen durch äußere Einflüsse. Kollision.

Grüße aus dem Schnee

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Offline RonB

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Re: Weltraummüll
« Antwort #373 am: 16. November 2017, 09:28:49 »
Deitschland will sich jetzt mit dem System GESTRA an der Erfassung von Weltraummüll beteiligen. Damit wird der Müll noch nicht beseitigt, aber die Erfassung der Schrottteile soll die Sicherheit der noch aktiven Satelliten erhöhen.

https://gotospace.de/gestra-weltraumschrott-ueberwachung-made-in-germany/
Es recht zu machen Jedermann ist eine Kunst die keiner kann.

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Offline Schillrich

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Re: Weltraummüll
« Antwort #374 am: 24. Januar 2018, 09:10:25 »
Die Entwicklung der Standards bei ISO geht weiter. Neben reinen Prozessrandbedingungen für eine Mission  ("soll sicherstellen, dass xyz nicht passiert" ... "soll sicherstellen, dass xyz eingehalten wird"), kommen jetzt dedizierte Anforderungen ans Design ins Rollen ...:
  • keine Abdeckungen auf Triebwerken
  • alle "Anhängsel" sollen entweder "gesichert gebunden" sein oder durch "container" aufgefangen werden
  • keine YoYo-Despinner mehr
  • bestimme Farben, die nicht mehr abblättern

Das sind Ansätze/Ideen ... und erste Entwürfe ... bis die Standards fertig sind, wird es noch dauern.
\\   //    Grüße
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