Gibt es einen Grund für die Begrenzung der Anzahl der Schleusenöffnungen?
Jedes Bauteil auf der ISS ist für seine Funktion zertifiziert. Und wenn diese Zertifizierung für 200 Öffnungen erstellt wurde, dann sind das 10 Öffnungen pro Jahr auf 20 Jahre Lebenszeit. Da kann man nicht einfach hingehen und sagen "Och, da machen wir halt jetzt viel mehr draus". Auf Grund der 200 Öffnungen in der Summe wurde die Schleuse ja auch gebaut. (Hinweis: Ich habe die 20 Jahre geschätzt und die 200 dann ausgerechnet. Es können natürlich auch andere Zahlen sein mit denen man auf 10/Jahr kommt)
Deine Argumentation steht auf dem Kopf. Korrekt ist, daß jedes Bauteil für eine bestimmte passive Lebensdauer und für eine bestimmter Zahl von aktiven Zyklen oder Lastwechselspielen ausgelegt und i.d.R. zertifiziert wird.
Mit der KiboSchleuse verhält es sich jedoch wie z.B. mit einem Personenaufzug. Er ist für eine bestimmte Anzahl von Fahrten ausgelegt, die praktisch aufgrund der Logistik (Anzahl der Bewohner, Nachtruhe, gleichzeitiges Benutzen, Treppenbenutzung, ...) aber nie erreicht werden.
Mit der Kibo-Schleuse verhält es sich ähnlich. Aufgrund der Logisik (Ressourcen für die Planung und Vorbereitung, Ressourcen für die Durchführung, d.h. Bedienung durch zwei Mann, Belegung des Kibo- Moduls, Dauer der Schleusvorgänge, usw.) ergibt sich eine theoretisch wöchentliche Benutzung. Also ca. 50 pro Jahr. Diese erreicht bei weitem nicht die Auslegungsgröße, weshalb es im Kibo-Manual auch keine Einschränkung gibt. (Ich kenne auch keine Autotür, auf der die Anzahl zulässigen Öffnens und Schließens steht, weil diese Zahl für die Praxis unerheblich ist.)
Die angeblichen zehn Schleusvorgänge pro Jahr berufen darauf, daß jemand einen technischen Text falsch verstanden hat. Der oben zitierte Quora-Artikel eines Menschen, welcher sich als NASA-Mitarbeiter ausgibt, stellt dies richtig.
Hinsichtlich einer Zertifizierung hast Du natürlich Recht. Mit Verlängerung der Betriebsdauer der ISS muß geprüft werden, ob es zu mehr Schleuszyklen kommt, als ausgelegt. Im negativen Fall muß man gar nichts tun; im positiven, muß man Rechnen und ggf. Maßnahmen festlegen, wie zum Beispiel ein Dichtungswechsel. Eine andere theoretische Möglichkeit wäre tatsächlich eine Festlegung der noch möglichen (erlaubten) Schleusvorgänge.