Hallo lieber Space Shuttle Launch Interessent,
seit einer Woche bin ich nun wieder zurück und konnte im Kennedy Space Center, nahe Orlando am 07.02.2008 einen Start (STS-122, Atlantis) live erleben. Das Ganze auch noch vom NASA Causeway aus, der nächste für die Öffentlichkeit zugängliche Platz.
Ich durfte bei meinem ersten Versuch im Dezember 2007 alles sehen, aber keinen Start, den die ECO-Sensoren machten einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Es war nun ein zweiter Versuch mit einem auf Kante genähten Zeitplan (nicht empfehlenswert) erforderlich. Aber da hat es extrem knapp geklappt.
Folgende Zeilen sollen Dir ebenfalls den Weg dorthin leichter machen und beinhalten Tipps zum Ablauf.
1. Was braucht man als Erstes?Tickets zum Nasa Causeway. Es handelt sich um eine Location, 10 KM südlich des Launchpads 39a. Vor 9/11 konnte man da noch mit dem Auto zum Causeway fahren und alles war easy, aber das ist vorbei. Die Tickets werden für Nichtamerikaner ausschließlich im Internet angeboten. Am besten meldet man sich bei
www.kennedyspacecenter.com zu einem Email-Newsletter an und bekommt automatisch ein Email mit dem Termin des Verkaufsbeginns für die nächste Mission.
Die Tickets (Launch Transportation Ticket mit Admission Ticket) sind im Internet nach Sekunden ausverkauft. Es bleiben noch die Tickets mit der zusätzlichen Extra „Dine with an astronaut“, aber darauf muss man nicht gesteigerten Wert legen, denn das „Dine“ ist eigentlich ein großer Saal, wo ein Astronaut von Tisch zu Tisch geht und es durchschnittliche Kost gibt. Das Ganze erinnert mehr an eine Speisung mit space feeling. Muss also nicht wirklich sein. Aber als 2. Option ersatzweise mit einem LTT-Ticket natürlich möglich. Aber auch hier ist nach Minuten alles restlos weg.
Am besten geht man direkt auf die KSC-Seite, wo das Ticket per Link zum Termin angeboten wird und klickt ständig „aktualisieren“. Kurz nach der vollen Stunde (Zeitverschiebung beachten –9.00 a.m. ist im Winter bei uns 15.00 Uhr- kam der Link „Buy now“ und dann nichts wie rein in den Shop. Nun geht es darum, die Maske möglichst schnell mit Daten zu füllen. Ich hatte dazu 2 Fenster offen: Links den Browser mit dem KSC-Inhalt und rechts ein vorbereitetes Textfile mit allen Daten wie Name, Adresse, Kreditkartendaten und diese kopiert man so schnell wie es gerade geht in die richtigen Shopfelder. Als Versandart ist UPS International zu wählen. Alles andere wird nicht akzeptiert.
Merke: In der Regel hat man nur einen Versuch. Nach Abschicken der Order nichts mehr klicken, nach ein paar (ewig erscheinenden) Sekunden kommt „order successfull“ und die Tickets sind für 91 $ inklusive Porto im Sack. Bei mir hat’s 21 Sekunden gedauert. Direkt danach bin ich noch mal in den Shop und die Tickets waren „sold out“. Also Sekunden, die entscheiden. Das Zutrittsticket für das Visitor Center und das "car placard" ist natürlich im Set enthalten.
Wenn man kein Ticket für den causeway bekommt, bleibt die Option den Start vom Visitor Center aus zu sehen. Dazu genügt das normale Admission Ticket. Allerdings sieht man den startenden Shuttle erst nach einigen Momenten hinter den Bäumen oder Gebäuden aufsteigen und ist 12 KM entfernt.
Beide Tickets sind übrigens missionsbezogen und sind für weitere Startversuche dieser Mission gültig.
2. Die ReiseplanungEs empfiehlt sich einen längeren Aufenthalt, falls es Startverschiebungen gibt, zu buchen. Bei meinem ersten Versuch waren es 10 Tage Aufenthalt. In der Regel reist man 2 Tage vor Starttermin an, um sich zu akklimatisieren und vorzubereiten. Die gewünschte Reise habe ich bei expedia.de gebucht. Man kann sich dort das Hotel seiner Wahl, das Auto und die gewünschte Flugverbindung (Clickmix-Reise) raussuchen. Direktflüge gibt es ab Frankfurt nach Orlando, oder auch von München über Washington. Es ist möglich, den ganzen Trip für 1.000 Euro (inklusive Hotel, Auto, Flug) zu ergattern. Steigen die Ansprüche hinsichtlich Auto, Hotel, Flug, geht’s auch für 5.000 Euro und mehr. Ich buchte Economy, Standardcabrio mit V6 von Hertz und 3-Sterne Hotel. Mit 1.700 Euro ist man hier dabei. Achtung: Bleibt man kürzer wie 5 Tage, wird es empfindlich teuerer. Die Airlines nehmen dann Geschäftsreisen an und man zahlt wesentlich mehr für weniger.
Zur Wahl des Hotels: Die meiste Zeit ist man mit touristischen Aktivitäten ausgelastet und deshalb macht ein Hotel direkt am Cape wenig Sinn. Man fährt da ein- oder zweimal zum KSC, der Rest ist in Orlando und Umgebung. Wichtig: Hotel mit kostenlosem WLAN und Parkplatz buchen. Ein europäisches Frühstück ist in den Staaten unüblich. Wenn, dann gibt es kontinentales und damit ziemlich spartanisches Frühstück. In den höheren Hotelkategorien sieht es schon besser aus. Ansonsten frühstückt man in der Umgebung des Hotels für ab 4$ „all you can eat“.
Wichtig: Nimm ein mobiles Navi mit USA-Datenbank mit. Ich kaufte mir vorher ein TOMTOM mit USA-Südost Datenbank und ich muss sagen: Spitze. Alle Events wurden direkt und ohne jeden Umweg angefahren. Das Navi fragt auch vorher, ob man die Tollways oder die gebührenfreien Autobahnen benutzen will. Hervorragend einfach. Restaurants kennt das Navi übrigens auch: Es führte mich zu einem hervorragendem T-Bone-Steak. Hertz bietet übrigens die SunPass oder E-Pass Abrechnung für die gebührenpflichtigen Autobahnen an. So muss man nicht auf dem Tollway direkt zahlen, sondern die Abrechnung erfolgt durch Hertz und man fährt ohne Halt durch die Toll Plaza. Es handelt sich übrigens um vergleichsweise geringe Beträge: Zum KSC braucht man vielleicht 4$.
Zu den Mietwagenanbietern: Ich buchte Hertz ohne Never Lost (Navi). Das erste Mal gab es ein Upgrade mangels Verfügbarkeit eines Ford Mustangs auf einen Audi A4 Cabrio. Der Service war komplett und die Rückgabe einfach.
3. Was nimmt man mit?Wenig Klamotten, denn die kauft man vor Ort für ein ¼ des Europapreises. Ansonsten Foto- oder Video, einen Laptop (extrem wichtig) und das übliche Reisezeugs. Ach ja: 2 Wochen vor Reisetermin kamen übrigens die Tickets und das car placard, damit man überhaupt hinfahren darf. Gültiger, maschinenlesbarer Reisepass und ein Führerschein sind obligatorisch. Ein internationaler Führerschein war nicht erforderlich.
4. Vor Ort, was jetzt?Zerschlagen und erschöpft kommt man im Hotel an und denkt nur noch an Schlafen. Wegen dem Jetlag steht man aber schon wieder um 4.00 Uhr morgens auf.
Als nächstes kümmert man sich um WLAN-Zugang und füllt den Kühlschrank des Hotels mit Getränken und Knabbereien.
Ansonsten sortiert man sich erst mal und beobachtet die Startvorbereitungen auf:
www.raumfahrer.netwww.nasaspaceflight.comwww.floridatoday.com5. Launch DayJe nach Startzeit MUSS man absolut rechtzeitig am Cape sein. Zwei Stunden vor Start werden die Tore geschlossen um Rettungsfahrzeugen im Fall des Falles freie Bahn zu gewähren. Bei Nachmittagstarts bricht man morgens auf und fährt ca. eine bis max. zwei Stunden von Orlando zum Cape. Staus halten sich in Grenzen, da sich der Anreiseverkehr über mehrere Stunden verteilt, ganz im Gegensatz zu der Situation nach dem Start. Das KSC öffnet um
9.00 a.m. Bei Nachtstarts sind andere Zeiten maßgebend und richten sich immer nach dem Starttermin. Exakte Informationen dazu finden sich unter:
www.kennedyspacecenter.com/ltt.pdfBeim Zutritt wird man von der Security schärfstens gecheckt. Metalldetektoren sind obligatorisch und Tascheninhalte werden kontrolliert. Keine Rucksäcke oder verbotene Gegenstände mitnehmen!
Vor Ort zieht sich der geneigte Besucher erst mal die morgendliche Bustour zum Saturn 5 Center (dort gibt es Historie pur und Vorführungen sowie leckere Rocket Burger mit BBQ) und der ISS Montage und danach die IMAX-Filme wieder im KSC rein, denn die sind extrem empfehlenswert. Bleibt noch Zeit bis zur Abfahrt der Causeway Busse, kann man noch den Rocket Garden und kleinere Ausstellungen betrachten. Am Launch Day gibt es auch Food-Satelliten (natürlich wieder Burger). Kreditkartenzahlung ist auch hier (mitten auf der Wiese) Standard.
Die Busse zum Causeway starten vom Gate 3 (oranges Ticket) bis ca. 1 Stunde vor dem Start. Und jetzt kommt der Knackpunkt: Hat man den Bus bestiegen und der Start wird danach abgesagt, ist das Ticket verfallen. Man bekommt zwar ein Voucher beim Verlassen des Busses um ein neues LTT-Ticket am Schalter zu erwerben, aber ohne Start ist heute erst mal Essig.
Aber wir wollen ja einen Start sehen:
Der Bus fährt ca. 15 Minuten zum NASA Causeway und die Informationen im Bus sind zu befolgen. Der Causeway ist ein ca. 50 Meter breiter Damm wo im Vordergrund Alligatoren im Wasser planschen und im Hintergrund der startbereite Shuttle steht. Mehr Kontrast geht eigentlich nicht mehr. Vor Ort gibt es zu Essen und Trinken. Mobile Toiletten sind ebenfalls da.
Zum Start selbst: Man weiß nicht, wie man einen Shuttle Start beschreiben soll. Für mich war es eine Art Traum, der endlich in Erfüllung geht. Insgesamt bin ich knapp 50 Stunden dafür im Flugzeug gesessen und damit 32.000 Kilometer geflogen. Von finanziellen Aspekten und der Strapaze (4x Jetlag) ganz zu schweigen.
Aber eins muss ich an der Stelle sagen: „Ich würde es noch mal genauso machen.“
Die Abfahrt vom Cape:Zeit lassen bis der gröbste Stau vorbei ist. Direkt nach dem Start stürzen Massen von Autos davon und produzieren einen mindestens 10 KM langen Stau.
Bei der Rückfahrt wird man aus Zeitgründen nicht mehr die „astronaut hall of fame“ und das Warbird Museum ansehen können. Das Admission-Ticket berechtigt allerdings zu einem zweiten Besuch des KSC und der astronaut hall of fame innerhalb von sieben Tagen.
6. ReisetippsOrlando und Umgebung bietet massenhaft Attraktionen um sich die Zeit zu vertreiben. Auch Shoppingaktivitäten sind sehr attraktiv. Nachfolgend eine Liste der empfehlenswerten Ausflüge:
• Florida Mall, 8001 S. Orange Blossom Trail (Einkaufen in hoher Qualität, es gibt nichts, was es nicht gibt)
• Premium Outlets, 8200 Vineland Avenue (z.B. Timberlands für 59$ und massenweise Markenshops mit sehr günstigen Preisen)
• Airboat fahren und echte Gator sehen (
www.bcairboats.com)
• Gatorland, 14501 South Orange Blossom Trail (die Viecher massenhaft mit Gatorwrestling)
• Seaworld, 7007 SeaWorld Drive (Orcas, Delphine, Haie und vieles mehr, mit der Attraktion „Atlantis“ nur fahren, wenn man nass werden will)
• Universal Studios, 6000 Universal Boulevard (nett hier die Fahrt mit „weissen Hai“)
• Disney (Magic Kingdom, Animal Kingdom und Epcot Center. Im Epcot unbedingt die Attraktionen Soarin’ und Mission to Mars probieren.
Dazu morgens die Fast Pass Option benutzen, sonst wartet man sich zu Tode).
• Ripleys believe or not, 8201 International Drive (Kuriositäten und weitere Merkwürdigkeiten)
• Wonderworks, 9067 International Drive (ebenfalls sehenswerte Kuriositäten)
Es gibt noch viele weitere Attraktionen wie Wasserparks und Achterbahn pur (Busch Gardens z.B.). Das Internet bietet alle Infos und mit einem „Orlando Flex Ticket“ kann man viele Attraktionen bis auf Disney zu einem besseren Preis besuchen.
Einen persönlichen Event schenkte ich mir bei meinem ersten Versuch ersatzweise (für alle Luftfahrt-Interessierten):Frecherweise habe ich ein Email an
www.flyairorlando.com losgelassen und kurzerhand nach einem ckeck ride auf einer Cirrus SR22 gefragt. Kein Problem, Maschinen und Instructor sind vorhanden, komm vorbei und wir fliegen.
Gesagt, getan: Kurz den Laden gecheckt, alles sauber, gute Admins, ordentliche Flugzeuge mit wenig Stunden. So mag ich das. Ein kurzes Gespräch mit dem Instructor (wohin, wie lange) und ab zum Flieger. Die Cirrus SR22 ist ein 4-sitziges Reiseflugzeug mit einer Continentel 310 PS engine. Kurze Einweisung (die Prio lag auf Sight Seeing und nicht auf dem Abreiten von Procedures).
Also los: "line up und you are cleared for depature". 310 PS schieben dann auch kräftig an und bei 70 Kt gehts erst mal hoch auf 1600 ft. Bei uns schon mal undenkbar 1600 Fuß über Grund in der Stadt. Da biste den Schein los. Also weiter geht's eastbound zum VAB. Stopp, jetzt kommt die Freigabe: Wir kamen nördlich der Launchpads an und schwenkten dann am westlichen Rand des Indian Rivers Richtung Süden. Vor 9/11 war es sogar erlaubt, in 400 Fuß die Shuttle landing facility zu überfliegen, aber das ist vorbei. Also schalten wir den Autopiloten ein, und fliegen southbound mit einem herrlichen Ausblick über das Gelände bis zum Atlantik.
Nach dem KSC drehten wir wieder Richtung East und freundlicherweise durften wir "mid field" über den Orlando International in 2500 ft fliegen. Sehr schön da, 4 parallele Landebahnen und äußerst freundliche Controller. Da hat man in Germany schon öfters was anderes im Headset gehört: "Crossing control zone not possible due traffic..." (Und am Funk ist echt wenig los). Zum Schluß gabs dann noch ein bisschen Sight Seeing von Disney (Freigabe erforderlich) Seaworld und Universal Studios.
Danach geht's direkt zurück zum Executive Airport in Orlando und dem Beweis, dass die Cirrus das ILS auch ganz selbst von allein fliegen kann. Erst kurz vor der Schwelle wird der Autopilot abgeschaltet und ich darf die Maschine alleine landen. Der Instructor hatte natürlich die "hands on control". So ein Flieger kostet ja ein bisschen was und der kennt mich ja nicht.
Fazit: Wir sich das Cape mal von oben anschauen will, kann das jederzeit tun. Je nach Flieger liegen die Kosten zwischen 100$ und 260$ plus 60$ für den Instructor. Wir waren eine Stunde und 6 Minuten unterwegs und ich habe schöne Aufnahmen im Kasten. Ach, was für ein Fliegerland ist doch Amerika im Gegensatz zu den quälenden Prozeduren in Europa.....
Ganz zum Schluß:
Erwarte nicht, dass Du einen Shuttle Start erleben wirst. Es gibt tausende Eventualitäten, dass der Start abgebrochen wird. Nur 40 Prozent der Starts gelingen beim ersten Versuch. Aber wenn man einen sehen kann und das Drumherum erleben darf, kann man sich keine Steigerung mehr vorstellen. Mein persönliches Limit lag bei drei Versuchen. Schließlich fliegt man hier um die halbe Welt und gibt einiges an Geld aus.
Noch ein Tipp: Fotografiere und filme den Start
nicht. Du bist nicht hier, um einen Shuttle Start durch ein Okular oder einen Sucher zu sehen. Außerdem kann das die NASA viel besser. Ein Bekannter machte genau den Fehler: Er hat nun ein schlechtes Video und hat den Start auch nicht richtig gesehen.
Nun viel Spaß beim Ticket kriegen, Reise planen und Start sehen. Bis 2010 ist das noch mit den Shuttles möglich.
Besten Gruß
Klaus