Laut Encyclopedia Astronautica gibt es zwar ein Camp-Out, das aber nur 30 Minuten dauert:
The suit standard pressure was 0.40 atmospheres, so that a prebreathe period of only 30 minutes was required.
Wie es die russischen Ingenieure es geschafft haben, dass der Orlan sich trotz des relativ hohen Innendrucks offensichtlich nicht stärker aufbläht als der amerikanische EMU-Suit, steht leider nicht dabei.
Die Russen verfolgen ein völlig anderes Stations-Konzept als die Amerikaner. Die russischen Weltraumstationen wie die "Mir" sind verhältnismäßig einfach aufgebaut, und von vornherein für eine einfache Wartung ausgelegt. D.H., die Kosmonauten benötigen bei EVA´s keine so umfangreiche Bewegungsfähigkeit wie die amerikanischen Astronauten, da feinmotorige Bewegungsabläufe beim Montieren von Bauteilen oder Komponenten von vornherein nicht vorkommen. Deshalb ist die Teilbeweglichkeit, wie sie der Orlan bietet, für die Russen völlig ausreichend.
Der Hauptunterschied des "Orlans" im Vergleich zum "Eagle" besteht darin, dass er speziell für den Einsatz an Bord einer Raumstation konzipiert wurde. Der Orlan ist verhältnismäßig einfach aufgebaut, lässt sich dafür aber unter den beschränkten Möglichkeiten einer Raumstation problemlos warten und instantsetzen. Da der Anzug aus einem Stück besteht, können Kosmonauten ihn auch ohne fremde Hilfe problemlos an- und wieder ausziehen. Das russische Stationskonzept ist eigentlich für einen Zwei-Mann-Betrieb ausgelegt. Wenn die beiden Kosmonauten eine EVA durchführen, ist also im Normalfall niemand da, der ihnen beim An- und Ablegen der Montur behilflich seien kann. Deshalb muss dieser Vorgang auch autonom durchführbar sein.
Der amerikanische "Eagle" ist im Vergleich dazu als ein Raumanzug für zeitlich befristete Space Shuttle-Missionen ausgelegt, und für einen längeren Einsatz an Bord einer Raumstation eigentlich nicht geeignet. Wartung und Instanthaltung beim Eagle sind sehr kompliziert, was aber bei einer nur ca. 10-12 Tage dauernden Shuttle-Mission kein Problem ist. Wenn das Shuttle wieder zur Erde zurückkehrt, kann auch der Raumanzug wieder ausführlich überholt werden. Das Anlegen des Eagles ist ein komplexer Vorgang, was aber an Bord eines Shuttles kein Problem ist. Die hier vorzunehmenden EVA´s sind schon in Monaten voraus bis zum letzten Handgriff geübt worden.
Wenn die NASA ihre Space Shuttles jetzt außer Betrieb nimmt, wird sie so auch ein Problem mit ihren Raumanzügen bekommen. Die Anzüge können nicht mehr per Shuttle zur Erde zurückgebracht werden, die Wartung muss an Bord der Station erfolgen, dafür ist der Eagle aber eigentlich nicht vorgesehen. Hier gab es schon bei der durch den Columbia-Absturz verursachten 4-jährigen Flugpause der Space-Shuttles große Probleme.
Eine neue Generation amerikanischer Raumanzüge für Missionen zum Mond oder zum Mars dürfte sich deshalb grundsätzlich mehr am russischen Design orientieren.