Hallo,
das ist eine spannende Sache gewesen. Habe mal in meinen Büchern recherchiert und da das Thema ziemlich spannend ist, habe ich mal ein bissel mehr geschrieben
Also, es sind beide Methoden genutzt worden - sowohl bordeigene Instrumente, als auch range-rate-Techniken, wobei ich letztere nicht im Detail kenne.
Als range-rate-Technik wurde damals wurde das
Manned Space Flight Network (MSFN) genutzt, um Apollo zu orten und zu verfolgen. Hierzu wurde Radarmessungen zur Positions- und Geschwindigkeitsermittlung vorgenommen. (Wird das heute auch noch so gemacht?)
Die Ermittlung dieser Daten war damals logistisch jedoch nicht so einfach wie heute. 19 MSFN-Stationen, 4 Radarschiffe und 8 EC-135A-Jets als fliegende Radarstationen stehen durch die NASCOM, das
NASA Communication Network, mit den Großrechenanlagen vom Goddard Space Flight Center und Mission Constrol in Houston in ständiger Verbindung. Alle Stationen
1 waren zur Übertragung von Telemetrie, Sprechfunk und Fernsehen ausgerüstet und verfügten über mindestens fünf Sprechfunk- und Messwertverbindungen sowie zwei Fernschreibverbindungen ins Netz des MSFN. Sie orteten Apollo im Normalfall alle 6 Sekunden, solange das Schiff über dem jeweiligen Horizont sichtbar war. Bei kritischen Manövern bzw. solchen, die eine besondere Genauigkeit erforderten, wurde die Ortungsfrequenz und Datenübermittlung auf 10 Hz erhöht (10-mal pro Sekunde).
Die Messwerte wurden während des Aufstiegs in die Umlaufbahn an eine Rechenanlage in Cape Kennedy und von dort an den sogenannten
Real-Time Computer Complex (RTCC) in Houston gesendet, welche beide die Flugbahn berechneten.
Nach erreichen der Umlaufbahn wurden die Daten nach Maryland zum Goddard Space Center geleitet und nach einer Vorverarbeitung über Koaxialverbindungen an den zentralen RTCC in Houston weiter, wo dann der endgültige Orbit berechnet wurde.
Der RTCC bestand aus 5 IBM-360-Großrechenanlagen, von denen jede für sich allein die Gesamtbetreuung übernehmen konnte. Eine zweite Anlage rechnete als Redundanz parallel immer mit.
Mission Control selber verfügte über eine eigene Rechenanlage für Funk- und Datenverbindungen, das sogenannte
Command, Communication and Telemetry System (CCATS). Dieses bestand aus 3 UNIVAC-494-Rechnern, von einen alle Aufgaben übernahm und eine zweite parallel mitlief. Über die CCATS-Anlage liefen alle Funk- und Datenübertragungen zwischen Mission Constrol und Apollo sowie die einzelnen Daten von und zu den RTCC-Rechnern.
Während der TLI- und TEI-Phasen wurde die Ortung über die großen Deep Space Stationen in Goldstone Lake, Madrid und Canberra sichergestellt.
Soweit zur range-rate-Technik. Die bordeigenen Systeme arbeiteten mittels astronomischer Peilmessungen. Das gesamte System war halbautomatisch ausgelegt, d.h. es beruhte auf enger Zusammenarbeit zwischen dem menschlichen Navigator, dem Commandmodul Pilot, und dem Bordcomputer. Es bestand aus drei Instrumentenkomplexen, die normalerweise zusammenarbeiteten, aber auch einzeln genutzt werden konnten: den Trägheitsmessgeräten, dem Bordcomputer und den optischen Peil- und Winkelmessinstrumenten..
Mit den Trägheitsgeräten konnte die Lage von Apollo ermittelt werden. Sie bestanden aus einer kardanisch, also allseitig drehbar gelagerten Plattform, die durch drei rechtwinklig zueinander angeordnete integrierte Steuerkreisel (
Inertial Reference Integration Gyros (IRIG)), die sich in einer Heliumatmosphäre befanden und jeweils 6,25 cm Durchmesser hatten, in allen drei Raumebenen durch Regelkreise und Stellglieder festgehalten und stabilisiert wurden. Auf der Plattform saßen drei ebenfalls rechtwinkelig zueinander ausgerichtete Beschleunigungsmesser, sog. PIPAs (
Pulsed Integration Pendulous Accelerometer), sodass nicht nur aus den Winkeln zwischen den Pendelrahmen und den Raumschiffachsen die Raumlage ermittelt werden kann, sondern auch aus den Kräftemessungen der Beschleunigungssensoren der Geschwindigkeitszuwachs und durch Integration die jeweilige Geschindigkeit des Raumschiffs entlang aller drei Achsen. Eine zweite Integration ergab dann den zurückgelegten Weg zwischen zwei Messpunkten.
Die optischen Navigationsinstrumente bestanden aus einem Teleskop, einem Sextanten und dem erforderlichen elektronischen Kontroll und Abbildungszubehör. Das Teleskop wurde hauptsächlich dazu bei Kurskorrekturen passende Landmarken auf der Erd- oder Mondoberfläche ausfindig zu machen, die dann zur Winkelmessung mit dem Sextanten benutzt wurden. Der Sextant, ein wahrliches Präzisionsinstrument mit 28-facher Vergrößerung und einem Bildfeld von 1,8°, war fest in die Schiffswand eingebaut und erlaubte Messungen des Winkels zwischen zwei sog. Standlinien mit einer Genauigkeit von 10 Bogensekunden. Die erste Standlinie wurde dadurch ermittelt, dass das gesamte Raumschiff so manövriert wurde, dass der erste Visierpunkt im Okular erschien und dann die Trägheitssteuerung des Schiffs mit einer Feinregulierung darauf eingestellt wurde. Der zweite Messpunkt wurde dann mit einem schwenkbaren Spiegel im Inneren des Sextanten angepeilgt, bis er ebenfalls im Okular sichtbar wurde und sich mit dem ersten deckte. In dem Moment wurde mit dem Sextanten der Winkel zwischen den Standlinien durch den Schiffsort und die beiden Visierpunkte gemessen und der gefundene Wert per Knopfdruck an den Bordcomputer übergeben. Dieser errechnete zusammen mit dem Plattformwinkel die Position des Raumschiffs im Raum und damit auch ein mögliches Korrekturmanöver. Diese Berechnung wird gleichzeitig auch vom RTCC ermittelt, sodass immer ein Abgleich möglich ist und die Richtigkeit beider System sichergestellt werden konnte.
Klärt das soweit deine Frage?
Grüße,
Olli
1auf den atlantischen Inseln Gran Bahama, Bermuda, Antigua, Ascension und Gran Canaria, bei Tananarive in Malagasy, in Carnarvon, Canberra und Parkes in Australien, auf den pazifischen Inseln Guam und Hawaii, in Madrid, im kalifornischen Goldstone, im mexikanischen Guaymas und texanischen Corpus Christi, auf den Bahnverfolgungsschiffen Vanguard, Mercury, Redstone und Huntsville.