Worüber spricht Rogosin? Schauen wir und doch einmal Zahlen (Quelle: Satellite Industry Association. Jahresbericht 2017) an:
Der kommerzielle Trägermarkt ist ca 5,5 Mrd USD wert. Die Russen hatten einmal 50% davon in der Hand. Jetzt haben sie ca. 500 Mio USD optimistisch gesehen und wenn nichts weiter groß schief läuft. Proton und Fregat sind immer für eine Überraschung gut.
Das in Sachen Raumfahrtstarts seit 60 Jahren erfahrene Russland, das seit 2000 (mit Sirius 1) fest und erfolgreich im Satellitenstartgeschäft tätig war, hat gegen eine völlig neue, erst seit 2002 existierende Firma (SpaceX) mit einem ersten erfolgreichen semi-kommerziellen Start in 2009 (Razaksat) einen Betrag von ca. 2 Mrd USD pro Jahr verloren, und zwar mit rasantem Tempo in weniger als einer Dekade. Ich würde das als desaströses Managementversagen bezeichnen.
Rogosin redet nun als Ausgleich vom Satellitenmarkt, der ein Volumen von ca. 14 Mrd USD hat. Das bedeutet nun aber keineswegs, daß die Konkurrenz dort geringer ist. Das Gegenteil ist der Fall.
Es gibt nur ein Problem:Die russischen Satelliten sind nicht konkurrenzfähig. Selbst im Billigsektor, wenn man das so sagen darf, ging es mit Angosat völlig daneben. Wesentliche Nutzlasten, ja sogar andere Komponenten werden u.a. bei Thales Alenia Space, MDA und Airbus zugekauft. Angosat soll ja an der an sich banalen Integration eines einfachen französischen Sensors, den man in Rußland nicht fertigen konnte, gescheitert sein.
Zu diesem Thema hatte ich bereits früher eine kleine Analyse veröffentlicht:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?topic=14712.msg410343#msg410343 Bin mal gespannt, wie Rogosin dieses Problem löst. Satelliten kann man bekannterweise ja mit dem Trampolin starten. Der Satellit selbst muß dann aber schon gewissen Qualitätsanforderungen genügen und vom Markt nachgefragt werden. Von den etwa 20 Ekspress-Bussen sind nur zwei erfolglos ins Ausland verkauft wurden: Indonesien (Telkom 3, 2012) und Israel (AMOS 5, 2011).
Amos 5 hatte nach sechs Monaten Stromversorgungsprobleme und 2015 war es mit dem Gerät ganz vorbei.
Telkom 3 landete nach dem Start mit Proton in einer nutzlosen Bahn und die Telkom hat den Ersatz Telkom 3s bei Thales Alenia bestellt und Arianespace hat ihn dann auf die gewünschte Bahn transportiert.
Nach dem vermutlichen Totalverlust von Angosat vor ein paar Monaten wird die Aufgabe für die Russen nicht einfacher.
Edit:
Jetzt frage ich mich natürlich auch noch, warum Jakda beklagt, über die russische Raumfahrt würde nur negativ geschrieben....
Jetzt könnte ein Schelm natürlich sagen, und die Deutschen haben BER - Berlin International. Korrekt: Das beweist genau das, was offensichtlich ist: Man halte die Politik von anspruchsvollen Projekten fern, was für alle Systeme gilt. SpaceX ist das Gegenmodell.