@jakda: Vielen Dank für die tiefgreifenden Erläuterungen zur russischen Raumfahrt!
Jetzt kann sogar ich mir das fast vorstellen.
Aber wie Steffen schon schrieb, ist das mit der staatlich finanzierten Raumfahrt auch in anderen Ländern so.
Auch beim SLS verdienen sich Firmen dumm und dämlich - Produktionsstätten, Institute und Arbeitsplätze sollen erhalten werden.
Bis zu einem gewissen Maß geht das auch in Ordnung.
Aber während sich Prozesse endlos in die Länge ziehen, kommt am Ende nicht wirklich etwas Neues heraus und das Geld ist weg.
Oder wie Doc Hoschi im Staliner Tread schrieb:
... man nicht wie Boeing das Gefühl hat, dass man dort eher daran interessiert ist, staatliche Entwicklungssubventionen zu bekommen und in der Raumfahrt aus Prestigegründen unterwegs ist.
Wenn das Geld dann aber nicht mehr für sinnvolle Raumfahrt reicht, sind Privatfirmen und Konkurrenz gefragt.
Ob das auch in Russland möglich sein wird?
Jetzt muß ich widersprechen. Es ist offensichtlich so, daß Zum Beispiel die ULA oder auch die ehemalige Arianespace eine marktbeherrschende Position hatten bzw. haben. Das führt dazu, daß auch keine wirklichen Marktpreise zu Stande kommen. SpaceX ist gerade dabei das aufzumischen.
In Rußland funktioniert es völlig anders. Der Unterschied besteht in der Auftragsvergabe. Der jenige, oder einer Beschaffung zustimmt erhält vom Anbieter einen Betrag auf seine Privatkonten. Im Öffentlichen Sektor Osteuropas hat das vor 25 Jahren mal mit 2-3% begonnen (für "Vermittlungsleistungen").
Auch in Deutschland waren solche Beraterverträge in diesen Größenklassen und darunter (0,5%) legale Praxis. Der Gesetzgeber hat dies lange genug toleriert. Große Unternehmen kommen heute ohne effektive Compliance -Politik nicht mehr aus. Verträge mit Privatpersonen oder Kleinunternehmen sind fast unmöglich geworden. Das ist gut so.
Aktuell liegt dieser o.g. Satz, откат genannt, bei 20-30% des Vertagswertes. Ohne Gegenleistung versteht sich. In Einzelfällen auch weit darüber. Kommt darauf an, wer am откат beteiligt ist, und die Sache deckt. Versuchen Sie mal ein Projekt mit 80 oder 70% des kalkuliert en Budgets umzusetzen. Das geht nicht.
Ich wollte mir diese Erläuterung sparen, weil wir das Thema Raumfahrt, bzw. seine technologische Seite, verlassen. Für das Verständnis der Vorgänge um MLM, Angara, Wostotschny, Fobos-Grunt ist es unerläßlich den Background zu verstehen.
Auf der einen Seite habe ich Achtung vor dem Wissen und der Improvisationskunst der Ingeneure, andererseits verachte ich sie, weil sie sich zum Pfuschen verleiten und ggf. Nötigen lassen.