Russische Raumfahrt

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Gast-N

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1925 am: 28. Dezember 2012, 12:53:27 »
Hallo Gast-N,
mit Sojus-Y ist doch aber sicher die Sojus-U gemeint?

Ja, in Deutsch U und in russisch  У

Gast-N

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1926 am: 28. Dezember 2012, 19:45:56 »
Roskosmos neue Solarzellen

Bei der neuen Ausschreibung im Wert von 73,7 Millionen Rubel und mit einer Laufzeit bis Ende Januar,  geht es um die Entwicklung neuartiger Solarzellen.
 
Der Gewinner des Wettbewerbs muss Technologien zur Herstellung von nanostrukturierten Solarzellen  mit einen Wirkungsgrad von 36-40 % für die Raumfahrttechnik entwickeln.


http://www.rosbalt.ru/main/2012/12/28/1077646.html

Gast-N

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1927 am: 29. Dezember 2012, 15:12:18 »
Beginn der ExoMars Finanzierung

Roskosmos hat ein Vertrag mit dem Institut für Raumforschung (IKI RAN), für den Bau der wissenschaftlichen Instrumente für das gemeinsame Projekt mit der ESA abgeschlossen, so berichtet heute eine Quelle aus der Raumfahrtindustrie.   

Dabei handelt sich um eine Summe von 306 Millionen Rubel die Roskosmos aus der Versicherung der gescheiterten Fobos-Grunt Mission erhalten habe.


 http://lenta.ru/news/2012/12/29/exomars/?utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter

Gast-N

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1928 am: 29. Dezember 2012, 21:17:03 »
Strategie der russischen Raumfahrt bis 2030

Zu Beginn des Jahres 2012 wurde in einer Arbeitsgruppe unter der Leitung von G.Koptejew eine Strategie für die Entwicklung der Raumfahrtaktivitäten in Russland bis 2030 und darüber hinaus entwickelt. Am 6 März bei einem Treffen mit Roskosmos weiterentwickelt und der russische Regierung als auch allen interessierten Organen vorgestellt.



Die Dokumente sind sehr umfangreich und eine Übersetzung wäre für mich zu Aufwendig, werde aber etwas später auf einige Aspekte zurückkommen.

Interessant ist aber folgender Fakt. Für die umfangreiche Pläne der russische Raumfahrt gingen die Experten als auch Roskosmos von einer jährlichen Finanzierung von rund 150 Mrd Rubel. Nach der neusten Beschlussfassung der Regierung (habe berichtet) erhält aber Roskosmos jährlich 250 Mrd Rubel bis 2020, also mehr als angestrebt. Nach 2020 sei aber mit weiteren Steigerung zu rechnen.

http://fed-space.ru/main.php?id=402

Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1929 am: 29. Dezember 2012, 22:37:16 »
Schön, daß der russischen Regierung ihre Raumfahrt so wichtig ist. Die bisher genannten Pläne sind auf jeden Fall sehr interessant.

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Offline KSC

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1930 am: 29. Dezember 2012, 22:59:29 »
Nun ja, was die bemannte Raumfahrt anbelangt ist das doch ziemlich ernüchternd.
Bis 2020 will man lediglich die ISS fertig stellen und eine Möglichkeit entwickeln, die ISS sicher aus dem Orbit zu bringen.
Danach, bis 2030 hofft man auf den Weiterbetrieb der ISS.

Dann plant man bemannte Forschungsflüge in hohe Erdumlaufbahnen (mit neu zu entwickelnden Raumschiffen). Dort will man für Flüge über die Erdumlaufbahn hinaus lernen und Forschung betreiben. Da frage ich mich, was man da noch lernen muss, was man in den letzten 51 Jahren im Erdorbit noch nicht gelernt hat. Immerhin ist es auch schon wieder 44 Jahre her, seit man den ersten Bemannten Flug außerhalb des Erdorbits gemacht hat.   

Erst um 2030 herum ist eine bemannte Mondumrundung geplant (was sagt da wohl Space Adventures dazu, die versuchen ja einen solchen Flug heute schon zu verhökern). Danach eine bemannte Landung auf dem Mond, ausdrücklich mit Rückkehr zur Erde, also keine Rede von einer bemannten Station auf dem Mond. Die Infrastruktur dafür will man erst nach 2030 entwickeln.
Danach hofft man auf internationale Zusammenarbeit, konkrete Ziele konnte ich aber nicht herauslesen…

Also ganz ehrlich, so wirklich ambitioniert ist das was da hinsichtlich bemannter Raumfahrt geplant wird nicht.
Immerhin sieht das mehr als dürftige amerikanische Konzept den Mondflug bereits 10 Jahre früher vor. Und an dem neuen Raumschiff wird schon gebaut.

Aber insgesamt passt das natürlich, Popowkin hatte ja schon kurz nach seinem Amtsantritt angekündigt, dass der künftige Schwerpunkt eher auf dem unbemannten Bereich liegen wird.

Gruß,
KSC

Gast-N

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1931 am: 30. Dezember 2012, 00:01:32 »
@ KSC

Du hast da ja einige Sachen durcheinnander gebracht und selbstverständlich ist eine Ständige Mondbasis vorgesehen, darunter auch :

- Entwicklung von wiederverwendbaren Trägersystemen 
- Entwicklung neuer Schwerlastträgerraketen
- Umfangreiche Mondinfrastruktur, darunter mehrere H2 Beschleunigunsstufen
- Entwicklung unterschiedlicher Landemodule für Mondflüge
- Wiederverwendbare Raumschlepper
- Raumschlepper mit Festkernantrieb
- eine neue Generation einer Orbitalstation
- nach 2030 eine Lunare Orbitalstation, und bis 2030:

- Bau eines neuen Flugleitzentrums für bemannte Mond- und Marsflüge
- Bau im südlichen Teil Russlands eines neuen Zentrums für kosmische  Fukverbindung
- Bau von mehreren Elementen eines Antenensystems extrem hoher Effizienz,
- Errichtung in der westlichen Hemisphäre eines russischen Flugleitzentrums für kosmische Funkverbindung 

Das ist aber nicht vollständig !

Der Artikel ist sehr umfassend, bitte aber sehr genau in russischer Sprache lesen und der Vergleich mit  Space Adventures ist wirklich unsachlich!

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Offline KSC

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1932 am: 30. Dezember 2012, 07:50:07 »
Du hast recht damit, dass man eine Mondbasis bauen will.
Es steht da aber drin, dass man erst ab 2030 mit der Entwicklung der Infrastruktur dafür beginnen will. Wenn man da erst mit der Entwicklung beginnt, kann man auf die Umsetzung noch lange warten.
Alles was die bemannte Raumfahrt wirklich weiter bringen würde ist für einen nicht näher eingegrenzten Zeitraum nach 2030 geplant, das ist enttäuschend.
Sogar die laut Space Adeventures und Roskosmos  angeblich heute schon mögliche bemannte Mondumkreisung planen sie sogar noch 10 Jahre später als im jämmerlichen Amerikanischen Konzept vorgesehen.

Ambitioniert finde ich das nicht, das ist eher enttäuschend, zumindest was den bemannten Sektor angeht. Was in dem Konzept zur unbemannten Raumfahrt drin ist und was sie da so an Infrastruktur Maßnahmen am Boden planen, hab ich mir nicht so genau angeschaut.
Wobei ich mich schon wundere, dass Infrastruktur Bereitstellung Teil einer Strategie sind, ausser der Bau neuer Startplätze, das ist sicherlich strategisch. Aber wenn man wirklich zum Mond will, dann würde ich vernünftige Funkverbindungen und ein Flugleitzentrum eigentlich voraussetzen. Bzw., würde ich es für selbstverständlich halten, dass das bereitgestellt wird, ohne explizit in einem Startegiepapier erwähnt zu werden.

Gruß,
KSC

Gast-N

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1933 am: 30. Dezember 2012, 11:10:04 »
Zitat
Alles was die bemannte Raumfahrt wirklich weiter bringen würde ist für einen nicht näher eingegrenzten Zeitraum nach 2030 geplant, das ist enttäuschend

Wurde alles veröffentlicht, als auch die Etappen der Mondinfrastruktur (LOS, LB1, LB2) mit sämtlichen Mondflügen bis 2050. Bei LB2 handelt sich um einen 6 monatigen Aufenthalt von 6 Kosmonauten auf dem Mond als auch Vorbereitung einer möglichen industriellen Nutzung des Mondes.

Zitat
Sogar die laut Space Adeventures und Roskosmos  angeblich heute schon mögliche bemannte Mondumkreisung

Hier geht es um die russische Raumfahrt und nicht was die Space Ad. machen will. Zunächst muss das neue Kosmodromm mit seinen bis zu 7 Startkomplexen, Flughafen, technische Gebäde für die Trägerraketen, die grösste H2 Fabrik, als auch eine neue Stadt für 50 000 Bewohner fertiggestelt sein. Das ist eine gigantische Aufgabe als auch die Entwicklung von mehrern Trägerraketen darunter eine bis 200 Tonnen Nutzlast für Marsflüge.

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Offline KSC

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1934 am: 30. Dezember 2012, 12:47:31 »
Zitat
author=Gast-N link=topic=3428.msg244813#msg244813 date=1356862204][Wurde alles veröffentlicht, als auch die Etappen der Mondinfrastruktur (LOS, LB1, LB2) mit sämtlichen Mondflügen bis 2050.

Siehst du, das ist ja grade das was ich kritisiere, diese immens langen Zeiträume – 2050
Die erste bemannte Mondumkreisung ist jetzt 44 Jahre her. Mal Hand aufs Herz überzeugt dich als Freund der Raumfahrt wirklich ein Konzept, das vorsieht, dass es noch mal knapp 20 Jahre dauern soll, bis wir wieder dort hin kommen ?

Dann werden wir um 2030 einen Stand erreicht haben, den wir vor mehr als einem halben Jahrhundert schon mal hatten.  Stellt dich das zufrieden? Mich nicht.
Im Prinzip heißt es doch für die bemannte Raumfahrt: „Wir machen was - aber erst später so richtig“.

Das man einen neuen Startplatz baut will, um nicht mehr auf Kasachstan angewiesen zu sein, das verstehe ich natürlich und ich halte das für richtig. Auch ist es gut, Flughäfen, Fabriken und Städte zu bauen, aber die bemannte Raumfahrt bringt das erst mal nicht wirklich weiter, höchstens indirekt, irgendwann später mal - vielleicht.
Man muss sich nämlich fragen, ob die heute geplanten und gebauten Anlagen 2030 bis 2050 dann noch zweckdienlich sind und bis dahin nicht neue oder umgebaute Infrastruktur nötig ist.

Die bemannte Raumfahrt hat nun mal im Gesamtprogramm nicht mehr die höchste Priorität, auch in Russland nicht.
Deswegen dürfen wir für die bemannte Raumfahrt mittelfristig nicht wirklich substantielle Fortschritte erwarten, weder aus den USA und wie sich jetzt zeigt, auch nicht aus Russland.

Gruß,
KSC

Gast-N

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1935 am: 30. Dezember 2012, 13:31:57 »
@ KSC

Sorry, aber du hat das Ziel der Strategie absolut nicht verstanden und ein Bauvorhaben wie ein neues Kosmodrom oder Trägerraketen sind von heute auf morgen zu beenden nicht möglich. Bei der Entwicklung so eines Trägers wie MRKN oder Jenisej-5 ist keine Eile angebracht, da sie mehr als 40 Jahre starten werden bis eine neue Entwicklung heranreift.

Bezüglich der bemannten Raumfahrt habe ich schon gepostet und es geht nicht um eine Apollo oder ISS Wiederholung, sondern um einen qualitativen Sprung bei den Flügen und der wissenschaftlichen Forschung als auch der halbindustriellen Produktion in der Mikrogravitation.

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Offline KSC

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1936 am: 30. Dezember 2012, 14:03:12 »
Doch, doch ich habe das schon verstanden.
Man könnte die Prioritäten durchaus anders setzen,  aber die Schwerpunkte liegen eben erst mal nicht auf dem bemannten Gebiet, sondern im Ausbau der Infrastruktur am  Boden, auf der teilbemannten semiindustriellen Produktion im Erdorbit und dem kommerziellen Betrieb neuer Startsysteme und Satelliten.
Und deswegen ist es so, dass das was Apollo schon vor 44 Jahren geschafft hat, erst wieder in 20 Jahren möglich sein soll, das bemannte Verlassen der Erdumlaufbahn. Vielleicht macht man das dann 2030 „qualitativ besser“ mag sein, aber das ändert nichts daran, dass man bemannt in den nächsten 20 Jahren weiterhin im Erdorbit hängen bleiben wird.

Gestatte bitte, dass mich das enttäuscht.

Gruß,
KSC

GG

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1937 am: 30. Dezember 2012, 15:11:40 »
Wenn man nicht nur ein paar Mal kurzzeitig zum Mond fliegen möchte, sondern eine ständige Präsenz anstrebt und den Mond bzw. die dafür geplante kosmische Infrastruktur evtl. auch als Sprungbrett in den tieferen Raum verwenden möchte, sehe ich langfristige Planung mit vielen Optionen schon als vorteilhaft an. Zudem ist die Infrastruktur auf der Erde überholungs- und erweiterungsbedürftig. Dies erledigt sich nicht von selbst.

Die Russische Raumfahrt befindet sich nach rund 15 Jahren totaler Unterfinanzierung in einer Umstrukturierungs- und Aufbruchphase. Dafür sind denke ich, noch einmal 15 Jahre realistisch. Im Augenblick arbeitet man jedenfalls an allen Fronten: Kosmodrom, Träger, Triebwerke, Treibstoffe, Tiefraumkommunikation, neue Satelliten- (2013: Ressurs-P, Bion-M), Raumschiff- und Stationsmodulgenerationen, Satellitennavigation, ...

Ich bin nicht enttäuscht, nur ungeduldig und gespannt.

So viel Geld (gemessen am BSP), wie die NASA in den 1960er Jahren zur Verfügung hatte, wird es wohl nie wieder für die Raumfahrt geben.

websquid

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1938 am: 30. Dezember 2012, 15:40:46 »
Doch, doch ich habe das schon verstanden.
Man könnte die Prioritäten durchaus anders setzen
Ja, man könnte die Priorität so setzen, möglichst schnell zum Mond zu wollen. Konzepte dafür, mit der vorhandenen Infrastruktur und wenig Ergänzungen zu fliegen liegen in den Schubladen. Das minimale Konzept der Mondumrundung will Space Adventures ja auch verkaufen. Ja, vielleicht wäre damit eine Mondlandung bis 2020 oder so möglich. Aber was dann? Man hätte das gleiche Problem, wie bei Apollo - ein in kurzer Zeit geschaffenes Programm ohne jegliche Nachhaltigkeit. Nach 3 Jahren war die Zeit der Mondlandungen schon wieder vorbei. Ich weiß nicht, ob das wirklich erstrebenswert wäre?

aber die Schwerpunkte liegen eben erst mal nicht auf dem bemannten Gebiet, sondern im Ausbau der Infrastruktur am  Boden,[...] und dem kommerziellen Betrieb neuer Startsysteme.
Und da wird dieser Punkt eben wichtig - Nachhaltige Mondprogramme sind mit der derzeitigen technischen Basis der russischen Raumfahrt definitiv nicht möglich. Dazu bedarf es eben der ganzen neuen Infrastruktur. Es ist zwar ärgerlich für uns ungeduldige Fans, aber wie GG eben schrieb braucht es jetzt diese Umbruchphase, bevor in der bemannten Raumfahrt wirklich ein langfristiger Aufbruch für Russland möglich ist.

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Offline KSC

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1939 am: 30. Dezember 2012, 16:09:32 »
Sehe ich ja auch so mit der Infrastruktur.
Ich bin nur der Meinung dass man das etwas übertriebt, sprich das Ganze zu langfristig angelegt ist.
Muss man den schon ein fix und fertiges neues Kosmodrom mit sage und schreibe 7 Startkomplexen haben, braucht man denn wirklich mehrere Flughäfen und eine neue Stadt mit 50.000 Einwohnern bis man erst danach substantielle Schritte in Richtung Mond machen kann?
Bis 2030 will man doch gar nichts anderes machen als Apollo nachzuvollziehen. Eine Mission im Mondorbit und danach eine Landung mit kurzem Aufenthalt und Rückkehr zur Erde. Erst danach, also ab 2030 will man damit beginnen Elemente einer Mondstation zu entwickeln, wohlgemerkt entwickeln, nicht bauen. Wenn das dann noch mal 20 Jahre geht ist die ganze schöne irdische Infrastruktur doch schon längst wieder veraltet.
Dieses ganze Konzept ist mir zu sequenziell, es müsste viel mehr parallel gearbeitet werden.
Es hätte sicher auch niemand für nachhaltig gehalten, wenn Berta Benz mit ihrer Autofahrt so lange gewartet hätte, bis Autos am Fließband produziert werden und ein Flächendeckendes Tankstellen- und Autobahnnetz bereit gestanden hätte  ;)

Sicherlich ist es ein hervorragendes Programm für die Verbesserung der Infrastruktur, das ist notwendig und wichtig,  aber die eigentliche Raumfahrt kommt mir mittelfristig zu kurz.
Warum machen sie keine frühere Mondumkreisung, da könnte man bei einer Mission wesentlich mehr lernen, als mit noch zwei weiteren Jahrzehnten im Erdorbit, Navigation, Kommunikation, Psychologie, Qualität, das hat außerhalb des Erdorbits ganz andere Aspekte.

Mir fehlt der Ehrgeiz, der Pioniergeist in diesem Konzept und da tröstet mich auch die vage Aussicht auf eine Mondstation in den 2050er Jahren nicht.

Gruß,
KSC

Gast-N

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1940 am: 30. Dezember 2012, 16:16:19 »
websquid:
Zitat
Es ist zwar ärgerlich für uns ungeduldige Fans, aber wie GG eben schrieb braucht es jetzt diese Umbruchphase, bevor in der bemannten Raumfahrt wirklich ein langfristiger Aufbruch für Russland möglich ist.

Ja die Fans, wir müssen aber strategisch denken, planen und arbeiten. Ansonsten sehr gut formuliert!

GG:
Zitat
Die Russische Raumfahrt befindet sich nach rund 15 Jahren totaler Unterfinanzierung in einer Umstrukturierungs- und Aufbruchphase. Dafür sind denke ich, noch einmal 15 Jahre realistisch.

Nach der Perestrojka folgte der Zusammenbruch der Raumfahrt und Auswanderung der besten Leute. Ein leitender  Entwickler der Energia wurde sogar kosmetik Vertreter einer westlichen Firma.
Den signifikanten Durchbruch erwarten wir ab 2030 und über die technologischen Grundlagen und Aspekte werde ich noch eingehen.

websquid

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1941 am: 30. Dezember 2012, 16:22:31 »
Mir fehlt der Ehrgeiz, der Pioniergeist in diesem Konzept und da tröstet mich auch die vage Aussicht auf eine Mondstation in den 2050er Jahren nicht.
Ist es ehrgeizig, eben schnell eine Mondlandung machen zu wollen, die nicht wirklich was bringt außer zu sagen "ja wir waren mal da"? Es wäre definitiv eine schnelle Lösung, und wenn dein Ehrgeiz ist, so schnell wie möglich zum Mond zurückkehren zu wollen hast du natürlich völlig recht.

Der russischen Planung geht es aber nunmal darum, eine dauerhafte Präsenz auf dem Mond sicherzustellen. Man konzentriert sich auf die dazu nötigen Schritte, aber will keine Energie auf solche aus der Reihe fallenden Missionen aufwenden, wie sie dir vorschweben. Das muss man natürlich nicht gut finden, ist aber wohl der dahinter stehende Gedanke.

Zitat
Wenn das dann noch mal 20 Jahre geht ist die ganze schöne irdische Infrastruktur doch schon längst wieder veraltet.
Stimmt nicht unbedingt - ja es sind 7 Startkomplexe geplant, aber nur Sojus und Angara werden jetzt gebaut. Die weiteren bereits reservierten Startanlagen kommen ja erst für die neuen Träger, wenn diese entwickelt werden. Da ist man derzeit ja in frühesten Entwicklungsphasen (MRKN) oder noch auf der Suche nach dem richtigen Konzept (Schwerlastträger). Diese Systeme werden dann auch noch neu genug sein.

Gast-N

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1942 am: 30. Dezember 2012, 16:28:38 »
Zitat
Muss man den schon ein fix und fertiges neues Kosmodrom mit sage und schreibe 7 Startkomplexen haben, braucht man denn wirklich mehrere Flughäfen und eine neue Stadt mit 50.000 Einwohnern bis man erst danach substantielle Schritte in Richtung Mond machen kann

Das steht nicht im Zusammenhang, es geht um die ganze russische Raumfahrt. Wann die Startkomplexe als auch die Trägerraketen entwickelt werden, hat G. Rajkunow sehr genau informiert. Lese auch die Publikation von KB Saljut und eine Mondstation LB1 wird schon nach 2035 geben.

klausd

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1943 am: 30. Dezember 2012, 16:37:49 »
Wenn alle Nationen weiter Ihr eigenes Süppchen kochen wollen nach Ende der ISS, sind auf Grund der Finanzsituation eben erheblich längere Zeitmaßstäbe anzulegen. Da ist die Einschätzung von Russland wenigstens halbwegs realistisch.

Schade, dass die Kooperation zwischen der amerikanischen- und russischen Raumfahrtbehörde nun auf das notwendigste beschränkt ist. Früher haben viele Menschen gekämpft, dass es zu einem internationalen Projekt wie der ISS kommen kann. Teuer hin, teuer her, der Druck, den jeweils anderen Vertragspartner / Staat nicht zu enttäuschen hat immerhin eine Einstellung des Programmes erschwert und die Fertigstellung erzwungen. Ich möchte nicht wissen was mit der ISS (Alpha) passiert wäre, wenn die Amis Sie alleine gebaut hätten, nach dem Columbia Unglück. Vermutlich wäre sie eingestellt worden.

Daher bin ich der Auffassung, dass eine BEO Raumfahrt mehr denn je nur als Internationales Projekt ein Erfolg haben kann. Die Zeiträume und die Anzahl der erforderlichen Module sind für ein Land fast nicht zu stemmen. Zumindest in Zeiten knapper Kassen kaum zu rechtfertigen. Dazu kommt: Ist das letzte Modul fertig, ist das erste schon wieder veraltet bei solchen Zeitrahmen.

EDIT: Aber in Zeiten wo man sich diplomatisch mal wieder in allen Regionen boxt, wo es nur möglich ist (Beispiel1 , China Beispiel), scheint Kooperation ein Fremdwort. Der Run auf die letzten Ressourcen der Erde hat begonnen...

Gruß, Klaus

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Offline KSC

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1944 am: 30. Dezember 2012, 16:48:59 »
Ist es ehrgeizig, eben schnell eine Mondlandung machen zu wollen, die nicht wirklich was bringt außer zu sagen "ja wir waren mal da"? Es wäre definitiv eine schnelle Lösung, und wenn dein Ehrgeiz ist, so schnell wie möglich zum Mond zurückkehren zu wollen hast du natürlich völlig recht.
Der russischen Planung geht es aber nunmal darum, eine dauerhafte Präsenz auf dem Mond sicherzustellen.
Grade deshalb sollte man so früh wie möglich Erfahrungen in diesem Umfeld machen, ich halte das für ganz wichtig.
Ein Flug über den Erdorbit hinaus ist was anderes als ein Jahr um die Erde rum zu eiern  ;)
Man muss Erfahrung damit machen, es geht nicht darum so schnell wie möglich dort hin zu kommen, aber schwimmen lernt man halt eben auch nur im Wasser. wenn man ambitionierte Ziele hat, dann muss man halt eben auch irgendwann mal Schritte machen und nicht nur trippeln und das dann als Nachhaltigkeit verkaufen. Nachhaltigkeit wird mal ganz schnell Stillstand, wenn mans damit übertreibt und was aus sehr langfristigen Ideen wird, wenn mal 10-20 Jahre ins Land gehen, das kann man ja in der Raumfahrt jeglicher Richtung sehen, da haben die Amerikaner ihre Erfahrungen, die Russen ebenso und auch Europa weiss was da drohen kann.
 
Juri Gagarin wurde damals auch gleich in den Orbit geschickt und bei diesem Flug hat man wesentlich mehr gelernt, als bei dem gesamten Suborbitalen Affen- und Menschenzirkus, den die Amerikaner damals veranstaltet haben.

@Klaus, da gebe ich dir durchaus recht, aber ich fürchte, die Mentalität der Menschen ist noch lange so weit als dass sie wirklich gemeinsam ambitionierte Raumfahrtsuppe kochen  ???

Gruß,
KSC

GG

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1945 am: 30. Dezember 2012, 16:56:50 »
Auf der einen Seite kritisiert man die sogenannten Schnellschüsse a la Fobos Grunt, auf der anderen Seite geht es manchen zu langsam. In erster Linie gilt es jetzt erst einmal, die Betriebe zu modernisieren und neue Produktionslinien auf dem Stand der Technik zu schaffen. Anschließend wird man auch Mond, Mars und weitere Ziele in Angriff nehmen und nachdem man Erfahrungen mit dem neuen Mehrzweckraumschiff gesammelt hat, wird man dieses auch für mehrere Zwecke nutzen.

1961 und 1969 ging es hauptsächlich darum, Erster zu sein, "koste es, was es wolle". Heute gibt man sein Geld viel lieber für andere Sachen aus, Steuererleichterungen für Reiche, Bankenrettung, Bestechung, ... Das ist in Russland jetzt eben auch nicht mehr so viel anders als bei uns. Im Unterschied zu uns hat man aber in Russland eine bemannte Raumfahrt und konkrete Mondpläne. Da geht es nicht zuvorderst um die Erhaltung von High-Tech-Arbeitsplätzen.

Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1946 am: 30. Dezember 2012, 17:18:18 »
@ISS: Da empfehle ich als Lektüre echt mal Piers Bizonys exzellentes Buch "Die internationale Raumstation" (Original: Island in the Sky).

Die ISS (bzw. ihr Vorläufer "Alpha") standen Anfang der 90er Jahre wirklich nur knapp vor dem Aus. Und auch in Russland überlebte das Projekt nur dank geschicktem Lobbying der RSA-Unterhändler, welche vor dem Prestige und Geldverlust warnten, welche ein Ende des gemeinsamen Projektes mit sich bringen würde.

Und @60er Jahre: Das war ein anderes Zeitalter, wo die Wirtschaft und Politik noch nicht aus dem Gleichgewicht geraten war. (Das zu erklären wäre aber leider ein ziemliches OT..)

Und trotzdem war Apollo ein gewaltiger politscher Kraftakt.

Trotz aller Probleme, die die Russen hatten bzw. haben:

Sie hatten (bitte korrigert mich hier bitte wenn ich Blödsinn reden sollte) nie in ihren Raumfahrtgeschichte einen jahrelangen "Gap" ohne jegliche bemannte Transportmöglichkeit. (Während die Amerikaner hier leider schon ihren Zweiten haben.)

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Offline KSC

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Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1947 am: 30. Dezember 2012, 17:30:58 »
Na also den wirklichen Unterschied in den Mondplänen vermag ich mittelfristig nicht zu erkennen.
Die  Amis planen ja die Erprobung  ihre Mehrzweckschiffes im zweiten Flug ja unbemannt im Mondorbit für 2017, danach soll es ja gleich bemannt zum Mondorbit gehen 2021, also  9 Jahre früher, es bleibt abzuwarten, ob in Russland dann noch genügend politischer Wille und Geld zur Verfügung steht um knapp 10 Jahre später auch "nur" die Mondumkreisung zu schaffen.
Ein Schnellschuss wäre es sicher nicht, nachdem man jetzt über 51 Jahre Erfahrung im bemannten Raumflug verfügt, sich jetzt mal von „zu Hause“ weg zu wagen und die Lernkurve für die ambitionierten Ziele deutlich steiler zu stellen.

Ich will diesen Thread nicht für die bemannte Raumfahrt „kapern“ schließlich ist in dem Strategiepapier wesentlich mehr enthalten als der bemannte Sektor.
Aber festzuhalten bleibt, dass man einen bemannten Russischen Mondflug erst frühestens für 2030 erwarten kann – und trotz allen Begründungen dafür,  finde ich das enttäuschend.

Gruß,
KSC

Atlan

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1948 am: 30. Dezember 2012, 18:43:02 »
Also es mag blöd klingen aber für mich klingt das Strategieprogramm sehr ausgeklügelt, aber eben nicht im Bezug auf die Raumfahrt. Anlagen auf dem Boden sind technisch deutlich leichter umzusetzen und vor allem fällt Pfusch der Weltöffentlichkeit nicht so schnell auf. Vor allem bevor was startet. Das kann man super nutzen um einen guten Teil des Geldes verschwinden zu lassen. Und die eigentliche Raumfahrt, die nicht auf dem Sovieterbe beruht, schiebt man möglichst weit weg, da man erstens im Moment wahrscheinlich eine Scheitern der Meisten ambitionierten Neuentwicklungen erwarten kann. Da zum einen das Geld in Russland dazu tendiert irgendwo zu versickern und zum anderen die Diplome haufenweise einfach gekauft werden. Und die paar talentierten Ingeneure, die es gibt, werden bestimmt nicht für das lächerliche Gehalt arbeiten.
Wenn ihr das für zu zynisch haltet, dann schau mal was gerade im Verteidigungsministerium abgeht. Die führende Köpfe da haben einfach mal mehrere hunter Mrd Rubel eingesackt und dafür z.B. den Soldaten minderwertige Uniformen anfertigen lassen(bei dem Klima eine Sache von Leben und Tod).
Ich lasse mich gerne eines besseren belehren, aber das steht bis jetzt noch aus und ich zweifle sehr dran dass Russland da in den nächsten Jahren ohne politischen Wandel gross was auf die Beine stellen kann. Eher werden China und Indien vorbeiziehen.

jakda

  • Gast
Re: Russische Raumfahrt
« Antwort #1949 am: 30. Dezember 2012, 21:37:17 »
Atlan bringt (persönliche) Meinungen ein, ohne Quellenbezüge oder andere Unterlagen...
Das bringt natürlich diese Diskussion unheimlich voran.

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Es prallen hier 2 gegensätzliche Philosophien aufeinander:
In US-Amerika wird ein Programm entwickelt, aufgebaut, betrieben - und dann eingestampft eingestellt.
Dann kommt das Nächst System - so geschehen und geschieht es bei Apollo, Shuttle, ISS.
Natürlich hat man dann immer eine neue Technologiegeneration - erkauft mit enormen Ausgaben
- Staatsausgaben - und immer neue Riesengewinne für die "Ersteller"-Konzerne.
Ich meine das jetzt nicht negativ - es ist Zustandsbeschreibung, in US-Amerika wahrscheinlich
auch nicht anders zu machen.

In Russland der Versuch, die Raumfahrt (immer)weiter zu entwickeln, also auch für Perspektiven, die
50 oder sogar 100 Jahren in der Zukunft liegen. Problem hier ist, dass nicht alle Aspekte, die
irgendwann in enger oder ferner Zukunft passieren, einkalkuliert werden können. Da kommt es eben vor, dass
ein Präsident die Staatsbetriebe verscherbelt und ein Kosmodrom wegbricht...

Das Problem, was wir auch hier haben, ist, dass sich kaum ein Vertreter einer Philosophie in die andere (Philosophie)
hinein-versetzen, sie verstehen, oder besser, die Vorteile erkennen kann...

Als Fan einer realistischen SF träume ich natürlich von ständigen bemannten Mondstationen, von
dortigen Industrieanlagen, von Weltraumkomplexen und bemannten Missionen im Sonnensystem - na ja - und Mars...
Aber als Realist - werde ich wahrscheinlich nur einen kleinen Bruchteil davon noch erleben.
Und so greift dann eine, der mit 12 in der Nacht die Mondlandung verfolgte, auch nach einen Strohhalm, wie Orion...