Ich verfolge SpaceX seit 2005 und war von Anfang an optimistisch. Ich muss aber auch sagen, dass seit der Einführung der F9v1.1 meine Erwartungen total übertroffen wurden. Es war nämlich damals die Rede von einer F9R und einer F9v1.1, erst kurz vor dem Jungfernflug stellte sich raus, dass die beiden Raketen quasi identisch sind. Seitdem hat die Highlightdichte so enorm zugenommen, erst mit Grasshopper, dann mit F9v1.1 Tests, etc... und Dragonfly ist auch bald in Aktion.
Europas Reaktion:
Die Ankündigung der Wiederverwendbarkeit mit riesiger Pressekonferenz erfolgte übrigens im Jahre 2011, also dem Jahr, wo SpaceX keinen Start hatte. Das hat - neben den anfänglichen Fehlstarts - viel zu dem nicht ernstnehmen beigetragen. CNES Chef Le Gall nimmt SpaceX ja bekanntlich seit Mai 2012 ernst, also dem Jahr, wo Dragon die ISS erreichte. Ende 2012 hatte dann der damalige CNES Chef (damals noch nicht Le Gall) die Idee SpaceX zu benutzen um seine persönliche Agenda (Feststoffariane) durchzuziehen. Das CNES Konzept hat er dann der ESA aufgezwungen.
Lustigerweise hatte SpaceX die Wiederverwendbarkeit da schon angekündigt und es gab schon erste Grasshopperflüge. Dies mündete in der Ministerratskonferenz 2012, wo die Ariane 6 mit Feststoffdesign beschlossen wurde, gleichzeitig mit der Ariane 5 ME. Das Ende der A5 ME war damit quasi besiegelt, auch wenn viele Beobachter die Ministerratskonferenz 2012 fälschlicherweise als deutschen Sieg gedeutet hatten. Der Beschluss des Nachfolgers A6 hätte der A5 ME selbst im besten Fall nur eine kurze Lebenszeit spendiert. Durch die deutsche Blockadehaltung konnte Deutschland nicht wirklich aktiv das A6-Konzept mitgestalten und musste französische Dominanz akzeptieren. Durch den Beschluss der Feststoffariane wurde dann auch gleichzeitig SCORE-D beerdigt. SCORE-D war ein Demonstrator für ein neues Haupttriebwerk der Ariane 6, dass mit gestufter Verbrennung gelaufen wäre (ähnlich SSME nur mit weniger Schub).
Es kam was kommen musste: 2014 war der Druck durch SpaceX zu groß, es musste was neues her. Das Ariane 6 Konzept wurde durch eine Airbus-Initiative auf die Flüssighauptstufe geändert, was politisch akzeptabler war. Die deutsche Seite musste letztenendlich zustimmen und die A5 ME war weg von Fenster, weil es nicht Geld für beides gab. Leider war SCORE-D tot, es gab dann nur noch die Option ein verbessertes Vulcain für die Ariane 6 zu liefern. Immerhin sollen nun alle Ariane-Aktivitäten in einem neuen JV mit dem Namen ASL vereinigt werden. Die Integration der ICBM Aktivitäten Frankreichs im Joint Venture ist meiner Meinung nach ein großer Fehler.
Nun haben wir 2016 und alle europäischen Entscheidungsträger wiederholen gebetsmühlenartig, dass das aktuelle Ariane 6-Design die Antwort auf SpaceX ist. Vermutlich möchte man nicht nochmal den offenen Streit zwischen D & F riskieren und ist froh, dass sich D & F überhaupt auf eine neue Ariane geeinigt haben. Aber Elon Musk sind politische Machtspielereien bei der ESA völlig egal und er nimmt darauf glücklicherweise keine Rücksicht. Wenn Musk den ersten erfolgreichen Flug mit einer geborgenen Stufe macht, dann gibts neue Spannungen in Europa... ich sehe es kommen.
Die Feststoffbooster widersprechen der Wiederverwendbarkeit, das ist ein ganz heißer Punkt und leider sind diese in Europa viel zu dominant... Und das bringt mich letzten Endes zu dem Fazit, dass SpaceX Airbus technologisch davonrennen wird.