Ruhri, das mit der Fingerübung meinst du jetzt aber hoffentlich nicht im Ernst, oder?
Wenn das ganze so einfach wäre, würden wohl alle Trägeranbieter Versuche in dieser Richtung laufen lassen. Man hätte ja wenig zu verlieren. Ich denke daher schon, dass SpaceX bei der Wiederverwendbarkeit technologisch auf einem Stand ist, der bisher von niemandem erreicht wurde (Grasshopper-Tests, Landebeine, Abbremsen auf Unterschall, etc.).
Das habe ich selbstverständlich völlig ernst gemeint, abgesehen davon, dass ich ein "kaum mehr als" davor gesetzt hatte. Aber was du mit den Versuchen gemeint hast, die alle Trägeranbieter laufen lassen müssten, erschließt sich mir nicht.
Muss ich tatsächlich den Unterschied zwischen "notwendigen" und "hinreichenden Bedingungen" erläutern? Also gut, ich mache es. Diese Manöver sind eine notwendige Bedingung für die Art der von SpaceX geplanten Wiederverwendung. Hinreichend sind sie dagegen nicht, und ganz offensichtlich fehlt noch so einiges. Andere Trägeranbieter bzw. -hersteller haben ja auch schon über das Thema nachgedacht und haben einen Katalog von hinreichenden Bedingungen aufgestellt, die zu erfüllen wären. Diese Flugversuche waren dabei entweder nicht vonnöten oder man hat Probleme dabei erkannt, andere Bedingungen zu erfüllen. Mit anderen Worten: Wer ein Konzept verfolgt, das solche Flugmanöver nicht benötigt, muss sie auch nicht austesten, denn es kostet ja nun unnötig viel Geld. Wer keine realistische Chance sieht, die Wirtschaftlichkeit zu erreichen, muss diese Tests auch nicht durchführen. Es macht nun einmal keinen Sinn, Manöver zu testen, wenn man Probleme bei Landung oder bei den Wartungsarbeiten danach erwartet.
Die Diskussion bzgl. des Erfolgs der (ambitionierten) SpaceX-Unternehmungen dreht sich doch im Kreis, seit sie begonnen hat. Dass eine Wiederverwendung Sinn ergibt, sollte außer Zweifel stehen (sorry Ensi, meine Meinung), aber eben nur wenn das ganze wirtschaftlich ist und bei aller Wahrscheinlichkeit und bisher in Aussicht gestellten Zahlen haben wir über das "ob und wieviel" erst Gewissheit, nachdem (!) SpaceX finale Zahlen genannt hat, oder die Startpreise angepasst hat.
Bin zwar ebenfalls zu 100% von der Sache überzeugt, aber man wird sehen.
Das ist genau der entscheidende Punkt. Die Wiederverwendung ergibt Sinn, falls sie wirtschaftlich ist, sonst aber eben nicht. An der technischen Realisierbarkeit dürften die meisten hier eher nicht zweifeln, oder? Man wird sehen müssen, und das sage ich schon seit längerer Zeit.
Sagt der Richtige. Deine Posts von vor einigen Jahren lesen sich im heutigen realen Kontext geradezu amüsant. Alles in Zweifel und in den Dreck zu ziehen ist genauso blöd wie ewige Schönfärberei und Spekulierei. SpaceX hat zumindest Deine Ansichten von vor drei, vier Jahren sowas von rechts und links überholt, dass ich an Deiner Stelle hier mittlerweile etwas vorsichtiger mit solchen Aussagen wäre.
Ich schätze, du verwechselst mich gerade mit jemand anderem, GalacticTraveler. Oder wo und wann soll ich denn etwas gesagt haben, dass sich "im heutigen realen Kontext geradezu amüsant" lesen lässt? Meine Kernthese ist und bleibt, dass man abwarten muss, ob SpaceX die selbst gesteckten Ziele erreichen kann. Fakt ist heute, dass SpaceX eine Trägerrakete entwickelt hat, wie es andere Unternehmen auch schon geschafft hatten. Ein paar Details wie die Landebeine oder die Fähigkeit Bremsmanöver durchführen zu können, sind etwas ungewöhnlich, aber auch nicht ohne Vorbild. Fakt ist auch, dass das Unternehmen einige vollmundige Versprechungen zurück nehmen musste, weil man zu optimistisch gewesen ist. Und Fakt ist auch, dass man zu Beginn bitter Lehrgeld zahlen musste, weil man vermutlich viel zu blauäugig an die Sache heran gegangen ist.
Die technische Realisierbarkeit einer wiederverwendbaren Rakete war ja prinzipiell nie ein Problem, nur musste man damals ernste Zweifel hegen, dass es
SpaceX gelingen würde. Inzwischen steht es außer Frage, dass auch dieses Unternehmen es hinbekommen kann, aber die viel entscheidendere Frage nach der Wirtschaftlichkeit steht nach wie vor im Raum. Es macht auch für einen Elon Musk keinerlei Sinn, eine Rakete oder einzelne Stufen zu bauen, die mehrere Male starten können, dafür aber die Startkosten in die Höhe treiben, ausgenommen Spezialanwendungen wie etwa die Landung auf dem Mars, für die man die höheren Kosten akzeptieren könnte. Und da halte ich es eben mit Doc Hoschi, dass man das sehen wird. Im Gegensatz zu ihm bin ich aber nicht hundertprozentig überzeugt.
Und mal wieder als Gegenfrage: Wieviele Konkurrenzkonzepte gibt es inzwischen? Wenn es so klar auf der Hand liegen würde, dass SpaceX Erfolg haben wird, müssten die Profis das doch mittlerweile auch allesamt erkannt haben und fieberhaft an eigenen Entwürfen arbeiten. Üblicherweise müsste es dann aber auch Pressemitteilungen geben. Meinst du tatsächlich, dass die gesamte Konkurrenz ausschließlich im stillen Kämmerlein arbeitet und erst mit völlig durchdachten Konzepten an die Öffentlichkeit gehen wird?