Die nasa hätte nach eigener Aussage ca. 4 Milliarden allein für die Entwicklung der Falcon 9 benötigt, also das Zehnfache. Das sls in der 70t-Version wird mindestens 11 Milliarden kosten, mehr als das 30-fache der Falcon Heavy. Denk mal drüber nach, vielleicht hilft's...
Klar kosten Raketen Geld: Die Entwicklung der EELVs haben auch über 1 Milliarde gekostet. Sie decken aber auch einen Nutzlastbereich bis hinauf zu 20 t ab und was noch wichtiger ist: Sie funktionieren. Das gleiche mit Ariane 5. Es gibt einen Grund, warum erfolgreiche Träger nicht billig sind. Da wird jede Schraube doppelt kontrolliert und genau dokumentiert, mit wie viel Kraft sie angezgogen wird. 80 % aller Kosten fallen für die Qualitätskontrolle an. Genau so bei der Entwicklung. Besonders bei bemannten Trägern wird getestet und nochmals getestet, bis man wirklich sicher ist, das jedes einzelne System richtig entwurfen ist. Nur weil man getestete Triebwerke und Booster verwendet, heißt das noch nicht, das alles funktioniert. Allein für eine simple Tankverlängerung ist eine komplette Neuqualifizierung des Trägers nötig, weil sich durch die verlängerten Tanks das komplette Schwingungsverhalten ändern kann.
Wenn man dagegen sieht, wie bei SpaceX entwickelt und gearbeitet wird (Keine Retroraketen bei der Falcon 1 - ist überall Standard, aber wir wissen es ja besser | Riss in der Düsenverlängerung - einfach weg damit | neues Triebwerk mit aktiver Kühlung - egal, die Stufentrennung wird schon klappen | Kundennutzlast beim ersten Start - obwohl der Träger kaum getestet war usw.) dann weiß man auch genau, wo SpaceX spart und warum die Entwicklung so günstig war und warum die Träger so billig sind. Diese Philosophie hat sich schon bei der Falcon 1 massiv gerächt. Bei der Falcon 9 ist man etwas schlauer gewesen, aber nicht viel. Auch dort schneidet man bei einem Riss lieber die Düsenverlängerung ab als nach dem Fehler zu suchen. So ein Verhalten wirkt auf Kunden natürlich extrem befremdlich, genau deswegen hat SpaceX auch nur Kunden, die erst den Erfolg der ISS Flüge abwarten will. Klappt es wirklich, dann kommt man zu einem billigen Start, klappt es nicht, bucht man um. Der Kunde verliert hier nichts. Die NASA auch nicht. Der Vertrag steht: 20 t Nutzlast zur ISS zum Festpreis, wie das SpaceX macht, ist deren Sache.
Besonders amüsant ist die Vorstellung, die NASA könnte jemals auf die Idee kommen, die Kombi Falcon 9 / Dragon bemannt einzusetzen. Selbst die EELVs (die bei über 40 Flügen nicht eine Situation hatten, die für eine Besatzung kritisch gewesen wäre) werden als nicht sicher genug angesehen und müssen massiv modifiziert werden, um bemannt eingesetzt zu werden. Wie kommen da einige Leute auf die Idee, die NASA würde einen Träger, der so billig wie möglich entwickelt wurde, mit 9 kaum getesteten Triebwerken (vergleiche mal die Testzeiten des Merlin mit dem SSMS, dem F1 oder dem RD-170/180), bemannt einsetzen? Vielleicht fällt dir dann was auf.
Wenn SpaceX ernst genommen werden will, dann sollten sie zuerst mal ihre Pressemeldungen überdenken. Man kommt schon mit der Falcon 9 kaum hinterher und präsentiert schon eine 1400 t schwere Riesenrakete, will mit einer Dragon zum Mars, ohne zu bedenken, das aufgrund der dortigen extrem dünnen Atmosphäre eine Landung sehr schwierig ist, gibt völlig unsinnige Leistungsangaben an (Nutzlast der alten Falcon 9 Heavy, spezifischer Impuls des Oberstufentriebwerks der Falcon 9 höher als der des Zenit - Zweitstufentriebwerks usw). Anstelle sinnvolle Weiterentwicklungen zu beginnen wie ein neues schubstarkes Triebwerk, um die 9 Merlin in der Startstufe durch 1 oder 2 Triebwerke zu ersetzen, propagiert man lieber weiche Landungen, obwohl die Falcon 9 Stufen bisher schon hoch oben beim Wiedereintritt zerbrochen sind. Solange sich da nichts ändert, sehe ich keine Chance, das SpaceX irgendwann einmal ein erfolgreiches Unternehmen wird, das sich große Teile des Startmarktes gesichert hat.