ULA ist anscheinend jetzt doch aufgewacht.
Titan und Delta verschwinden, dafür ein neuer Methan-Träger mit deutlich niedrigeren Kosten. Ein Schritt in die richtige Richtung. Ohne Wiederverwendung sind sie damit aber auf die Dauer auch nicht konkurrenzfähig. Bis sie den Träger am Start haben, ist Wiederverwendung bei SpaceX längst Routine. Mal sehen, ob ULA was in der Richtung unternimmt, und wenn, dann wie.
Die gewünschte Redundanz von Trägern hat das Militär dann mit ULA-M und Falcon/FH von SpaceX.
So viel billiger wird ein neuer Träger der ULA nicht, wenn man nicht gleichzeitig etwas an den Management-Strukturen ändert. Jedenfalls hat sich ULA jetzt erst mal durchgesetzt und man kann die Delta 4 auslaufen lassen, was ja bisher vom DoD verhindert wurde. Damit kann sich ULA jetzt auf einen Träger konzentrieren, was sicher die Produktionskosten deutlich reduzieren wird. Zumindest dürfte man damit erst mal mit Ariane preislich mithalten können. Im wie weit man wirklich etwas mit Wiederverwendung machen will, muss man abwarten. Nur weil man in Zukunft ein Methan-Triebwerk verwenden will, bedeutet das nicht, das man einen Wiederverwendbaren Träger plant. Zumindest kann man mit zwei Triebwerken nicht das geplante Verfahren von SpaceX kopieren (es sei denn, die Treibwerke lassen sich auf 10 % runterregeln), da muss man sich etwas neues einfallen lassen. Fallschirme und Airbags genügen da mit Sicherheit auch nicht, was einmal im Salzwasser gelandet ist, kann man nur sehr schwer wieder verwenden. Als einziges käme da ein Fly-Back-Booster in Frage, der mit ausklappbaren Tragflächen zurückfliegt. Da wäre aber das Entwicklungsrisiko kaum noch zu überschauen. Abgesehen davon muss man erst mal abwarten, ob SpaceX die Wiederverwendung tatsächlich technisch und wirtschaftlich hin bekommt, ich hab da durchaus noch meine Zweifel. Selbst wenn es technisch funktioniert, kann es am Ende dennoch teurer sein als neu zu bauen.
Klar ist, das Methan (abgesehen von den reinen Treibstoffkosten) erst mal teurer als Kerosin ist, weil die Technologie aufwendiger ist (nicht so aufwendig wie Wasserstoff, aber aufwendiger als Kerosin, zudem fehlt die Erfahrung mit Methan). Im Falle des RD-180 relativiert sich das aber, immerhin ist das RD-180 ein absolutes Hochleistungstriebwerk in Hauptstromtechnik mit sauerstoffreicher Vorverbrennung und 300 Bar Brennkammerdruck. Im Vergleich dazu ist die Methantechnik sicher nicht wirklich teurer.
Alternativlos sehe ich Wasserstoff weiterhin in der Oberstufe. Wasserstoff ist zwar teurer, aber der spezifische Impuls schlägt Methan um Längen. Zudem hat man in den USA 50 Jahre Erfahrung mit Wasserstoff in der Oberstufe. Ich gehe davon aus, das der neue ULA-Träger die geplante neue gemeinsame Oberstufe für Atlas und Delta verwenden wird. Alles andere würde auch finanziell keinen Sinn ergeben. Klar könnte man ein RL-10 auf Methan umrüsten, aber warum? Das wäre nicht viel billiger und die Nutzlast würde massiv absinken. Man stelle ich nur mal vor, was die Falcon 9 mit einer Wasserstoff-Oberstufe für eine Nutzlast hätte...