Das neue BE-4 Triebwerk für die Atlas V soll in 5 Jahren fliegen:
Blue Origin und ULA wollen beide das Triebwerk benutzen.
BE-4 ist ein LNG/LOX Triebwerk, das 2,4 MN Schub hat. 2 Triebwerke an einer Atlas V machen 4,8 MN Schub auf Bodenhöhe.
Wie ich schon bei Commercial Crew geschrieben habe, Methan wird nicht mehr aufzuhalten sein.
Jetzt also SpaceX vs Blue Origin/ULA beim Methantriebwerk. Das kann spannend werden. Das Triebwerk soll in 5 Jahren einsatzbereit sein also ein zügiges Entwicklungsprogramm trotz dieser Schubklasse. Die Ambitionen sind nicht ganz so hoch wie bei SpaceX aber trotzdem ein spannendes Duell!
Technisch sehe ich da kein Problem, allerdings hab ich durchaus Zweifel am Sinn des ganzen Unternehmens. Zum einen ist das Entwicklungsrisiko nicht ganz ohne, immerhin wäre das das erste Methan-Triebwerk überhaupt, das in den regulären Einsatz geht. Und dann gleich ein richtig dickes Ding - nicht erst mal nur ein kleines Oberstufentriebwerk zur Demonstration der Technologie, sondern gleich ein Unterstufentriebwerk mit richtig viel Schub. Ob man da im Zeit- und Kostenrahmen bleibt?
Das ganz große Problem aber ist die 1. Stufe der Atlas 5. Wie groß ist der Aufwand, die Stufe auf Methan umzustellen? Genügen ein paar mäßige Anpassungen oder muss die Stufe weitgehend umkonstruiert werden? Immerhin sind einige Sachen klar: Der Verzicht auf Helium bedeutet Gewichtsreduktion, die Stufe wird also etwas leichter, wenn man die schweren Druckgasflaschen nicht mehr mitschleppen braucht. Daneben braucht man nicht mehr zu kämpfen, den (für LOX/Kerosin) extrem hohen spezifischen Impuls des RD-180 zu erreichen, Methan hat von sich aus einen höheren spezifischen Impuls ohne so hohe Anforderungen. Des reduziert den Aufwand etwas, ein echter RD-180-Ersatz bei gleicher Treibstoffkombination wäre deutlich aufwendiger geworden. Das kommt aber nur zum Tragen, wenn die Umstellungen an der ersten Stufe der Atlas 5 nicht zu aufwendig sind. Muss man die Stufe weitgehend neu konstruieren, würde ich den gewählten Weg als eher kontraproduktiv werten, denn das würde richtig ins Geld gehen.
Immerhin, bezüglich der Oberstufe scheint man keine Änderungen zu planen, die Atlas 5 soll offenbar weiterhin mit LOX/LH2 fliegen.
Gespannt darf man auch sein, welche Auswirkungen diese Entscheidung innerhalb der ULA haben wird. Boeing liefert jetzt das Triebwerk für die Atlas 5, was aber passiert mit der Delta 4? Wird man weiter beide Träger betreiben oder kündigt sich hier langsam die Einstellung der Delta 4 an? Man müsste dann zwar die Atlas 5 erweitern (Heavy-Version), aber auf der anderen Seite könnte das der ULA helfen, die Preise in den Griff zu bekommen. Aktuell ist die Fertigung wirtschaftlich alles anderes als optimal.