Ob die geplante Bergung klappt, bleibt abzuwarten. Man hat zwar in der Vergangenheit schon diverse Nutzlasten per Hubschrauber geborgen, aber das waren lediglich diverse Filmbehälter von Aufklärungssatelliten. Die wogen nur einige 100 kg, keine 11 t. Ob es wirtschaftlich gegen das Rückflugkonzept von SpaceX bestehen kann muss man abwarten, ich vermute aber ja. Selbst wenn es SpaceX schafft, Stufen intakt zu landen, so wird man nie 100 % schaffen. Mehr als 60 - 70 % dürften nicht machbar sein, dazu ist das Konzept einfach zu komplex. Daneben stellt sich dann aber noch die Frage, ob eine intakt gelandete erste Stufe auch wirklich wirtschaftlich wieder verwendbar ist. Daran habe ich massive Zweifel. Bei Triebwerken hat man immerhin Erfahrung: Jedes Triebwerk absolviert vor dem Einsatz eine Reihe von Tests, zum Teil deutlich länger als die Zeit, die sie beim Aufstieg brennen. Danach müssen sie noch einmal überprüft und gewartet werden, ehe sie in den Träger für ihren Einsatz eingebaut werden. Diese Kosten sind kalkulierbar, da man sie bereits kennt.
Zumindest hat man korrekt erkannt, das eine Wiederverwendung nur dann möglich ist, wenn die Triebwerke nicht in Kontakt mit Salzwasser kommen. Ein Triebwerk, das kurz nach dem Einsatz (noch mehrere 100 ° heiß) in Kontakt mit kaltem Salzwasser kommt, kann mit Sicherheit nicht mehr wiederverwendet werden. In sofern ist das, was ULA geplant hat, deutlich realistischer als die ersten Planungen von SpaceX (weiche Landung im Meer). Kritisch ist dabei lediglich das Gewicht des Triebwerksblocks. Gelingt die Bergung auf die geplante Art, spricht nichts gegen eine Wiederverwendung der Triebwerke. Mit den Triebwerken des Shuttle hat man da schon Erfahrung, auch die F1 der Saturn 5 hätten ohne Probleme 10 mal eingesetzt werden können.
Die Kostenziele halte ich für erreichbar. Zumindest für die Ariane tut sich da eine sichtbare Konkurrenz auf. Auch die geplante Startrate von mindestens 11 Starts im Jahr ist machbar, sofern man das aktuelle Clean-Pad-Konzept von LC-41 für die neuen Rampen übernimmt. Nutzlasten dürfte man genug gewinnen können, vor allem auf Kosten von Ariane und den Russen. Aber Achtung: Gelingt es nicht, von Anfang an genug kommerzielle Nutzlasten zu gewinnen, so kann es ganz schnell Probleme geben. Schafft man es nicht, mindestens 11 mal im Jahr zu starten, schreibt man ganz schnell rote Zahlen und muss die Preise hochnehmen.