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  • ROSETTA: Erd-Flyby auf 2.481km: 13. November 2009
  • 18:44 ROSETTA: Lutetia-Flyby: 10. Juli 2010
  • 11:00: Ende des Tiefschlafmodus: 20. Januar 2014

Rosetta - Vorbereitung, Start und Flug - allgemeine Diskussion

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Offline redmoon

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Re: Rosetta
« Antwort #175 am: 11. Juli 2010, 22:04:03 »
Hallo,

hier noch ein paar kurze Details aus dem zweiten Teil des ESA-Live-Streams :  

Lutetia weist, wie bereits vorher bekannt, einen maximalen Durchmesser von etwa 130 bis 140 Kilometern auf. Im Zentrum der Aufnahmen, welche während der größten Annäherung erstellt wurden, erkennt man einen 30 bis 40 Kilometer durchmessenden Krater. Daneben erkennt man kleinere Krater mit "scharfen", also sehr deutlich abgegrenzten Rändern. Ein erster Eindruck zeigt Anzeichen dafür, dass es auf der Oberfläche von Lutetia in der Vergangenheit zu Hangrutschungen gekommen ist. Dieser erste Eindruck muss aber erst noch durch weitere Analysen der Daten bestätigt werden.

Letzte Nacht arbeiteten drei Teams in Lindau, Marseille und Padua an der Auswertung der Bilddaten und die weitere Auswertung der Daten wird die beteiligten Wissenschaftler noch über Jahre hinaus beschäftigen. Während der letzten Nacht waren dabei etwa 35 Personen aktiv, um die gestern bereit gestellten Bilder für die Öffentlichkeit aufzuarbeiten. Im Verlauf des FlyBys wurden insgesamt über 400 Aufnahmen angefertigt, von denen allerdings erst ein kleiner Teil die Erde erreicht hat. Es wird noch etwa eine Woche dauern, um den Großteil der Bilder zur Erde zu transferieren.

Rita Schulz weist dann auch darauf hin, dass diese bisher veröffentlichten Aufnahmen nur einen Bruchteil der Informationen zeigen, welche im Verlauf des Lutetia-Fly-Bys durch Rosetta gesammelt wurden. Neben den Aufnahmen der OSIRIS-Kamera gibt es Daten von vier Remote-Sensing-Instruments, welche den Asteroiden in unterschiedlichen Wellenlängen untersucht haben. Kameras und Spektrometer haben dabei Daten vom UV-Bereich über den sichtbaren Bereich, den Infrarot-Bereich bis hin zum Sub-Millimeter-Bereich gesammelt.

Mit diesen Daten wird man die Gestaltung und die Zusammensetzung der Asteroiden-Oberfläche nachvollziehen können. Die Infrarot-Daten werden dabei z.B. Aufschluss über die mineralogische Zusammensetzung geben. Zusammen mit den Sub-Millimeter-Daten kann dazu auch die Temperatur der Oberfläche an einem bestimmten Punkt und, von diesem Punkt ausgehend, die Temperaturveränderung ( in Bezug auf den Winkel der Einstrahlung des Sonnenlichtes ) bestimmt werden. Die UV-Daten ergeben die Albedo des Asteroiden und ermöglichen somit weitere Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der Oberfläche.

Außerdem haben verschiedene Instrumente nach einer "Exosphäre" des Asteroiden Ausschau gehalten. Zusätzlich wurde speziell nach ( größeren ) Staubpartikeln gesucht, welche Lutetia in Form eines von einem Kometen her bekannten Schweifes umgeben könnten. Sollten solche Partikel existieren, so sollte Rosetta sie im Verlauf der Messungen auch registriert haben. Zusätzlich haben weitere Instrumente ein eventuell existierendes Magnetfeld untersucht. Ein Asteroid diese Größe könnte laut Rita Schulz durchaus über ein solche Feld verfügen. Die Tatsache, dass man bei dem ( bedeutend kleineren ) Asteroiden Steins im Jahr 2008 kein solches Magnetfeld nachweisen konnte, sollte jetzt nicht dazu verleiten, bei der Gelegenheit des Lutetia-FlyBys nicht eine weitere Suchkampagne zu starten.

Nicht zu vergessen ist dabei das Radio Science Experiment ( RSS ). Zusammen mit den Bildern des Asteroiden kann damit dessen Masse und Volumen und damit auch die Dichte ermittelt werden. Was man auf den bisherigen Bildern erkennen kann, so Rita Schulz, ist ausschließlich die Oberfläche des Asteroiden. Man will jedoch letztendlich mehr über seine Zusammensetzung und seinen inneren Aufbau erfahren. Und genau hiefür dient das besagte RSS.

Es wird jetzt noch mehrere Wochen dauern, bis alle von der Raumsonde gesammelten Daten an das Kontrollzentrum übermittelt werden. Und anschließend beginnt für alle an der Mission beteiligten Wissenschaftler der zeitaufwändige Prozess der Datenanalyse und -auswertung. Die Teams haben sich dabei allerdings ein zeitliches "Ziel" gesetzt. Am 20. September 2010 beginnt in Rom der diesjährige European Planetary Science Congress. Der Lutetia-FlyBy wird dabei eine spezielle Session einnehmen, wo die an der Mission beteiligten Wissenschaftler ihre ersten Ergebnisse präsentieren werden. Die verschiedenen Teams werden also in den kommenden Wochen fieberhaft daran arbeiten, ihre Daten bis dahin in wissenschaftlich vertretbare Analysen umzuwandeln.

Im Oktober 2010, wenn alle Teams ihre gesammelten Daten analysiert haben, werden sich die einzelnen Gruppen zusammensetzen und diese Daten abgleichen. Erst durch diesen Datenabgleich können die Ergebnisse in einen größeren Kontext gesetzt werden, welcher uns mehr über Lutetia verrät.

Zum Schluss bringt Prof. Southwood die gesamte Mission noch einmal auf einen Punkt :  "This is just the beginning." Dies ist erst der Anfang einer faszinierenden Mission - und dieser Aussage ist wohl in diesem Zusammenhang nicht mehr allzu viel hinzu zu fügen... Freuen wir uns also auf die weiteren Veröffentlichungen!!!

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

websquid

  • Gast
Re: Rosetta
« Antwort #176 am: 12. Juli 2010, 16:28:51 »
Bei einem der Bilder ist mir  was aufgefallen. Auf diesem Bild sieht man im Schattenbereich  mittig rechts vom sichtbaren Teil einen Lichtpunkt. Was kann das sein? Eigentlich müsste da doch jede Lichtquelle im Hintergrund von Lutetia verdeckt werden?

mfg websquid

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Offline pikarl

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Re: Rosetta
« Antwort #177 am: 12. Juli 2010, 18:37:23 »
Danke Mirko für die Zusammenfassung. Es wird sicher spannend, was für Publikationen herausfallen werden.

Ein Gedanke hatte ich direkt beim ersten Betrachten der Bilder: Lutetia sieht aus wie ein Zwilling vom Marsmond Phobos! Diese Äußerung haben auch Mitglieder der WissenschaftlerGemeinde geäußert (finde gerade den Link nicht).

Die Assoziation einer weißen Kartoffel aus den ersten Annäherungsbildern hat sich mittlerweile bei mir verflüchtigt.

Zu der Lichtquelle: eine Quelle ist das sicher nicht, eher ein besonders hell reflektierendes Detail der Oberfläche. Vielleicht mit einem größeren Anteil an Eis.

klausd

  • Gast
Re: Rosetta
« Antwort #178 am: 12. Juli 2010, 18:42:25 »
Da die Punkte teilweise im Schatten liegen würden, wären Sie auf der Oberfläche, denke ich anders.

Das sind kleinere Bröckchen die um den Asteroiden kreisen. Denn ich sehe mehr als einen Lichtpunkt wenn ich mal bissel an Kontrast und Helligkeit fummel. Sterne können es nicht sein, auf Grund des enormen Kontrastumfanges der nötig wäre Sterne & einen von der Sonne beleuchteten Asteroiden abzulichten.

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Offline redmoon

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Re: Rosetta
« Antwort #179 am: 12. Juli 2010, 21:09:05 »
Hallo,

Bereits ohne zusätzliche Bildbearbeitung sind weitere, allerdings schwächere Punkte auf diesem Bild erkennbar. Zwei davon befinden sich z.B. links des hellen Punktes. Ich glaube allerdings ebenfalls nicht, dass es sich dabei um Oberflächenstrukturen handelt, denn diese Strukturen würden ja nicht vom Sonnenlicht angestrahlt werden und könnten somit auch kein Licht reflektieren. Außerdem sind auch weitere Punkte links "neben" Lutetia erkennbar, bei denen es sich allerdings nicht um Sterne handelt.

Auch glaube ich nicht so recht, dass wir hier eventuelle Mini-Monde des Asteroiden erkennen können. Ich halte einen Abbildungsfehler für die wahrscheinlichste Erklärung, denn auch auf diesem Bild ist ein etwas ungewöhnlicher heller Punkt zu erkennen ( zwischen den beiden Pfeilen >< ) :  
 
Image Credit : ESA 2010 MPS for OSIRIS Team, MPS, UPD, LAM, IAA, RSSD, INTA, UPM, DASP, IDA

Besser zu erkennen in dieser größeren Version :  
https://images.raumfahrer.net/up009130.jpg  

Und hier ein weiteres Foto, welches das gleiche Gebiet aus einer etwas anderen Perspektive zeigt :  
https://images.raumfahrer.net/up009131.jpg  

Hier ist der helle Punkt am oberen Rand des Kraters nicht mehr erkennbar. Sehr gut erkennt man dagegen beim Vergleich der beiden Aufnahmen, wie sich die Perspektive verändert und einzelne Krater auf dem zweiten Bild bei einer mehr oder weniger direkten Draufsicht auf einmal flacher erscheinen.

Eigentlich sollte man mit solchen verschiedenen Perspektiven doch auch dreidimensionale Aufnahmen oder Geländemodelle erstellen können. Hat jemand Lust?

Zur Ähnlichkeit mit Phobos :  Karl, mein erster Gedanke beim Anblick der Bilder war ebenfalls :  "Hey, der sieht ja aus wie Phobos..." Weniger die verkraterte Oberfläche, sondern vielmehr die "Rillen" fielen mir dabei ins Auge, auch wenn sie nicht so deutlich wie bei Phobos ausgeprägt sind. Aber auch bei Lutetia scheinen sie verschiedene Ausgangsorte aufzuweisen.

Auf jeden Fall bleibt es spannend! Und das Schönste daran :  So wie es momentan aussieht, werde ich im September in Rom sein... ;D Wenn ja, dann gibt es natürlich einen entsprechenden Bericht... ;)

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

klausd

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Re: Rosetta
« Antwort #180 am: 12. Juli 2010, 21:26:30 »
Ich halte einen Abbildungsfehler für die wahrscheinlichste Erklärung

Abbildungsfehler. Da kommen nur 3 Sachen in Betracht.

CCD Pixelfehler: Der wäre aber gestochen scharf und nicht mit weichem Rand und schon gar nicht in einer immer anderen Form.

Übertragungsfehler: Auch dann wären die Pixel voll Hell oder Schwarz, interpolierte Werte hätten die Durchschnitts-Farbe der Umgebungspixel.

Objektivverschmutzung: Die wäre total unscharf und auch immer in ähnlicher Form.

Ne, für mich spricht das gegen Abbildungsfehler.

Und hier ein weiteres Foto, welches das gleiche Gebiet aus einer etwas anderen Perspektive zeigt

Hier ist der helle Punkt am oberen Rand des Kraters nicht mehr erkennbar.

Logisch, wenn sich das Objekt nicht auf der Oberfläche befindet  :)

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Offline redmoon

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Re: Rosetta
« Antwort #181 am: 12. Juli 2010, 21:54:37 »
Hallo Klaus,

ich habe auch den Eindruck, dass der "helle Punkt" auf dem "Abschiedsfoto" eine etwas in die Länge gezogene Form aufweist. Aber wie erklärst Du den hellen Fleck, welcher sich auf dem anderen Foto scheinbar direkt über dem Kraterrand befindet. Wenn es z.B. ein Mond wäre, der beim nächsten Foto bereits eine andere Position eingenommen hat, dann müsste er über ein deutlich anderes Rückstrahlverhalten verfügen als Lutetia und dadurch mehr Licht reflektieren als der Asteroid. Sonst würde er nicht so deutlich heller als die Oberfläche des Asteroiden erscheinen. Dies würde dann auch für eine deutlich andere chemische Zusammensetzung sprechen.

Außerdem sollte dieser "Mond" auch auf anderen Fotos von Rosetta erkennbar sein. Bisher wurden zwar erst wenige Bilder veröffentlicht, aber auf diesen habe ich keine weiteren Lichtpunkte in der Umgebung des Asteroiden erkennen können.

Bei der Gelegenheit übrigens auch einmal ein ganz dickes Lob an die ESA und das OSIRIS-Team, welche die bisherigen Fotos so schnell aufgearbeitet und veröffentlicht haben!!! Sowohl vom Umfang als auch von der Schnelligkeit her ist man dies von europäischer Seite her eigentlich nicht gewohnt. Macht bitte genau so weiter! Vielen Dank!!!

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

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Offline tomtom

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Re: Rosetta
« Antwort #182 am: 12. Juli 2010, 22:02:41 »
zwischen >< kann ich nichts erkennen.
3D wäre super.

Interessante find ich in dem Zentralkrater (Bildmitte von redmoons Foto) die dunklen Flecken (bei großer Vergrößerung), die kleinere Erhebungen sind, die Schatten werfen. Scheint es sonst nicht zu geben.
Im Zweifel hilft die Such-Funktion:
https://forum.raumfahrer.net/index.php?action=search

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Offline Terminus

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Re: Rosetta
« Antwort #183 am: 12. Juli 2010, 22:21:45 »
Lutetia sieht aus wie ein Zwilling vom Marsmond Phobos! Diese Äußerung haben auch Mitglieder der WissenschaftlerGemeinde geäußert (finde gerade den Link nicht).

Wenn du damit meine Bildunterschrift unter dem einen Bild meinst, dass die Rillen aussehen wie die auf Phobos: Das ist auf meinem eigenen Mist gewachsen. Ich wollte ja nicht alles nur abpinnen, was Michael Khan schon in seinem Blog geschrieben hatte. 8)

Zu der Lichtquelle: eine Quelle ist das sicher nicht, eher ein besonders hell reflektierendes Detail der Oberfläche. Vielleicht mit einem größeren Anteil an Eis.

Ich dachte auch "das sieht zwar aus wie ein Stern, aber Lutetia kann doch nicht da schon wieder zu Ende sein :o ". Eine Erklärung ist mir nicht eingefallen. Ich habe dann wohl gedacht, dass es sich um eine Bildstörung handelt, z.B. von einem kosmischen Teilchen, wie man sie auch auf manchen Cassini-Bildern sieht.

Terminus
« Letzte Änderung: 12. Juli 2010, 23:15:53 von Terminus »

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Offline redmoon

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Re: Rosetta
« Antwort #184 am: 12. Juli 2010, 22:55:39 »
Hallo,

gemeint ist der helle Fleck links neben dem roten Strich : 
https://images.raumfahrer.net/up022878.jpg 
( Spätestens in der Vergrößerung des Bildes erkennt man ihn )

Zu den "Erhebungen und deren Schatten" in dem Krater :  Noch besser sind diese in dem Bericht auf der Portal-Seite erkennbar. Die dunkle Färbung dieser Strukturen basiert allerdings nicht unbedingt darauf, dass diese Erhebungen über eine andere, dunklere Färbung verfügen als die umgebenden Oberfläche. Vielmehr könnten hier wohl wirklich in erster Linie die nicht von der Sonne beleuchteten Seiten von Gesteinserhebungen und die von diesen Formationen ausgehenden Schatten erkennbar sein, welche von diesen dutzenden bis vielleicht hundert Meter durchmessenden Gesteinsformationen geworfen werden.

Besonders genial :  Wie Axel bereits geschrieben hat - im Inneren des Kraters erkennt man zudem eine anscheinend relativ ebene und kraterfrei Zone, welche eventuell durch eine Hangrutschung gebildet wurde. Sollte dies zutreffen, so würde dies auf eine relativ dicke Regolith-Schicht auf der Oberfläche des Asteroiden hindeuten. Ansonsten hätte sich diese Rutschung nicht in einer Länge von etwa fünf Kilometern am Kraterboden erstrecken können.

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

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Offline Terminus

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Re: Rosetta
« Antwort #185 am: 12. Juli 2010, 22:57:57 »
Zur Ähnlichkeit mit Phobos :  Karl, mein erster Gedanke beim Anblick der Bilder war ebenfalls :  "Hey, der sieht ja aus wie Phobos..." Weniger die verkraterte Oberfläche, sondern vielmehr die "Rillen" fielen mir dabei ins Auge, auch wenn sie nicht so deutlich wie bei Phobos ausgeprägt sind. Aber auch bei Lutetia scheinen sie verschiedene Ausgangsorte aufzuweisen.

Da sind wir jetzt schon drei, denen dasselbe aufgefallen ist. :D

Spinne ich das Ganze mal noch etwas weiter: Die Phobos-Rillen wirken im Verhältnis zum Himmelskörper also deutlich größer als die Lutetia-Rillen. Phobos ist aber auch deutlich kleiner als Lutetia. Mit etwas Glück könnten die Rillen auf beiden Himmelskörpern also gleich groß sein?

Nun habe ich früher mal spekuliert, dass Phobos womöglich ein Bruchstück eines ehemals größeren Objektes (Mond? Planet?) ist und aus einem Bereich dieses Objektes stammt, der einen Schichtenaufbau aufwies (z.B. durch Sedimente). Und diese Schichten machen sich an der Oberfläche jetzt eben als (regolithbedeckte) Rillen bemerkbar?? Dass die Rillen mal in diese und mal in jene Richtung laufen, könnte man damit erklären, dass Phobos kein Monolith ist, sondern ein Konglomerat aus mehreren Monolithen. Naja, arg spekulativ, okay.

So, um jetzt mal die Spekulation auf die (nicht ernst gemeinte) Spitze zu treiben: Wenn also Lutetia und Phobos beide Bruchstücke von geschichteten Körpern sind und die Rillen auf beiden gleich groß sind, dann könnten ja beide vom selben Körper stammen? Vielleicht sind sie sogar Nachbarbruchstücke??  ;D

Leider hat mir ein Wissenschaftler vor ein paar Jahren gesagt, dass ein Schichtenaufbau von Phobos auch schon in Betracht gezogen - und wieder verworfen wurde. Soviel dazu. ;)

Terminus

klausd

  • Gast
Re: Rosetta
« Antwort #186 am: 13. Juli 2010, 00:13:09 »
Wenn es z.B. ein Mond wäre, der beim nächsten Foto bereits eine andere Position eingenommen hat, dann müsste er über ein deutlich anderes Rückstrahlverhalten verfügen als Lutetia und dadurch mehr Licht reflektieren als der Asteroid.

Ich denke auch weniger an einen Mond der so richtig kreist als eher an ein paar Broken die in der Umgebung des Asteroiden mitfliegen. Wenn eins davon eine glatte Oberfläche hat und der Winkel passt kann sowas auch heller leuchten als der Asteroid selbst.

Mal abwarten ob noch mehr Fotos kommen. Anomalie, Bildstörung und fertig wäre mir einfach zu langweilig  ;)

Gruß, Klaus

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Offline Terminus

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Re: Rosetta
« Antwort #187 am: 13. Juli 2010, 00:22:02 »
Hab mir das jetzt auch nochmal genauer angeguckt und glaube jetzt auch nicht mehr an Bild- oder Übertragungsstörungen. Die Flecken müssten dann wirklich wesentlich intensiver sein, so a la "hot pixel" eben, genau.

Der Sensor scheint da wirklich etwas real Existierendes erfasst zu haben. Nur was?  :-\

Mitfliegende Brocken? Danach sehen sie mir aber auch nicht aus, weil zu unscharf und einfach zu wenig "körperhaft".

"Dreck auf der Linse"? Scheint mir noch am ehesten zu passen, auch wenn die Flecken dafür eigentlich wiederum noch nicht verschwommen genug sind. Was hat diese Kamera eigentlich für ein optisches System...?

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Offline redmoon

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Re: Rosetta
« Antwort #188 am: 13. Juli 2010, 00:24:46 »
Hallo Terminus,

Phobos scheint nicht nur über größere Rillen zu verfügen, dort herrscht im Vergleich zu Lutetia außerdem auch eine größere "Rillendichte" vor : 
https://images.raumfahrer.net/up022877.jpg 

Obwohl diese Phobos-Rillen in diesem Bild anscheinend alle einer Richtung zu folgen scheinen, haben sie übrigens trotzdem mindestens 12 Ausgangspunkte.

Deiner Vermutung kann ich allerdings nicht zustimmen : 
Die letzten Ergebnisse der Mars Express- Untersuchungen haben ergeben, dass Phobos über eine mittlere Dichte von 1.876 +/- 20 Kilogramm pro Kubikmeter verfügen muss. Gleichzeitig besteht der Mond aber zumindestens an seiner Oberfläche aus einem Material, welches als kohliger Chondrit bekannt ist und eine Dichte von rund 2.800 kg/m³ aufweist. Das passt irgendwie absolut nicht zusammen...

Siehe dazu auch diesen Artikel von Ludmilla Carone : 
http://www.scienceblogs.de/planeten/2010/07/wo-kommt-eigentlich-phobos-her.php 

Der wahrscheinlichere Lösungsvorschlag für dieses Dilemma geht davon aus, dass Phobos kein kompakter Körper ist, sondern in seinem Inneren vielmehr über Hohlräume verfügt. Bei Phobos handelt es sich somit also um einen sogenannten Rubble Pile. Sollte Phobos ein Bruchstück eines ehemals kompakten Objektes sein, so würde es mir in Anbetracht dieser Messergebnisse unwahrscheinlich erscheinen, dass der Marsmond jetzt als eine mehr oder eher weniger kompakte Ansammlung von Schuttteilen seine Bahn um den Mars zieht und gleichzeitig auf der Oberfläche noch die einzelnen Schichten der verschiedenen Sedimentablagerungen des Ursprungskörpers erkennbar sind.

Das gleiche gilt eigentlich auch für Lutetia. Dieser Asteroid gilt als einer der Zeitzeugen aus der Frühphase unseres Sonnensystems. Bei der Entstehung unseres Planetensystems hat er einfach das Pech, oder auch Glück, gehabt, als Planetesimal nicht bei der Bildung eines Planeten "berücksichtigt" zu werden. Stattdessen hat er im Verlauf des Heavy Bombadements diverse "Treffer" eingefangen, welche zu der jetzt erkennbaren verkraterten Oberfläche geführt haben.

Daraus resultieren, genauso wie auch bei Phobos, die Rillen auf der Oberfläche. Dabei kann es sich um Spannungsbrüche handeln, welche aufgrund der Erschütterungen die Oberfläche aufgerissen haben, oder auch um eine Impaktkrater-Kette, welche anschließend zum Teil durch Regolith abgedeckt wurde.

Weitere Erkenntnisse über eine eventuelle Verwandtschaft von Phobos und Lutetia werden die weiteren Untersuchungen und Analysen liefern...

@klausd : Mehr Daten - das ist das Schlüsselwort... Genau damit werden auftretende Fragen gelöst. Sollte es sich um Monde handeln, was ich immer noch bezweifle, dann wäre das jedenfalls eine geniale Entdeckung...

Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko
Nicht ewig bleibt die Menschheit auf der Erde - Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski

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Offline Terminus

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Re: Rosetta
« Antwort #189 am: 13. Juli 2010, 11:37:48 »
Deiner Vermutung kann ich allerdings nicht zustimmen : 

Schon klar, ich bin davon selber seit Jahren kuriert (seit 2007 in Berlin, genauer gesagt ;) ). Ich wollte das hier nur nochmal zum Besten geben, war nicht so ernst gemeint.

klausd

  • Gast
Re: Rosetta
« Antwort #190 am: 13. Juli 2010, 15:11:02 »
Sollte es sich um Monde handeln, was ich immer noch bezweifle, dann wäre das jedenfalls eine geniale Entdeckung...

Wär das wirklich so unwahrscheinlich das um einen Asteroiden noch ein paar kleinere Brocken mitfliegen so das Du es als geniale Entdeckung bezeichnen würdest?

starlight

  • Gast
Re: Rosetta
« Antwort #191 am: 13. Juli 2010, 15:27:54 »
:) ...herrlich Eure Diskussion!!! Macht großen Spaß mitzuverfolgen! Danke!! :) :) :)
Ich bin riesig gespannt was die Auswertungen ergeben werden und welche neuen Erkenntnisse uns diese aufregende Begegnung mit Lutetia bescheren wird.

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Offline Schillrich

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Re: Rosetta
« Antwort #192 am: 13. Juli 2010, 18:34:57 »
Hallo,

dann melde ich mich auch mal bei meiner Lieblingssonde ;) ...

So schön und spektakulär kleine Monde um diesen Brocken  wären, so unwahrscheinlich ist es aber auch, wenn Lutetia ein "Standardobjekt ist". Mit ähnlichen Instrumenten wurden schon ganz andere Objekte (länger) beobachtet. Noch nicht mal um Monde haben wir weitere Monde gefunden. Und dann sollen sie hier in dieser Anzahl vorliegen? ... Leider sehr unwahrscheinlich.

Aus orbitmechanischen Gründen dürften die beiden Großen des Sonnensystems, Sonne und Jupiter, auch langfristig "wirkungsvoll" solche Einfänge verhindern.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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klausd

  • Gast
Re: Rosetta
« Antwort #193 am: 13. Juli 2010, 18:53:01 »
Mit der Hill-Sphäre könnten wir das sogar mal näherungsweise berechnen ob sowas stabil möglich ist.

[tex]
a (1-e) \sqrt[3]{ \frac{m}{3M} }
[/tex]

r der Radius der Hillsphäre
a der Abstand der zwei betreffenden Massen
e die Exzentrizität (kann man meistens vernachlässigen)
m die Masse des Mondes
M die Masse des Zentralkörpers. (Sonne?)

Gruß, Klaus

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Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
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  • 19601
Re: Rosetta
« Antwort #194 am: 13. Juli 2010, 19:01:11 »
Hallo Klaus

nur die Hillsphäre als Anhaltspunkt ist so etwas wie eine notwendige Bedingung für Stabilität, und da auch nur deutlich innerhalb von ihr, nicht im gesamten Raum der Hillsphäre. Hinreichende Bedingungen kommen dann noch mit dazu.
Bei den Störungen "von außen" kommen noch andere Aspekte mit ins Spiel, u.a. der Zeitraum ihrer Wirkung, Resonanzen, Größenordnungen der Kräfte, Orbitrichtung.

Aber rechne es doch mal aus, wenn du schon die Formel gefunden hast ;). Dann haben wir einen Anhaltspunkt.
« Letzte Änderung: 13. Juli 2010, 22:01:48 von Schillrich »
\\   //    Grüße
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Offline Schillrich

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  • 19601
Re: Rosetta
« Antwort #195 am: 13. Juli 2010, 19:14:26 »
Also ich komme, samt Exzentrizität und Daten aus Wikipedia auf:

Hillsphäre von  Lutetia in Bezug zur Sonne
r = 18279 km

in Bezug zu Jupiter im schlimmsten Fall:
r = 210000 km

Davon müssen wir die Hälfte nehmen. Aber der Bereich ist groß ...

(kommt mir ziemlich groß vor ... nicht, dass ich mich verrechnet habe)
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

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klausd

  • Gast
Re: Rosetta
« Antwort #196 am: 13. Juli 2010, 22:49:33 »
Ja ich hab mich nach dem Finden direkt verkrümeln müssen, Notfall auf Arbeit

21919,8 km hab ich raus bei Sonne als Zentralgestirn (Hab das e weggelassen (0,1683), war zu Faul jetzt nochma neu zu rechnen). Dein Ergebnis kommt also hin. Weiß nicht, bei nem 100km Brocken ist das schon irgendwie viel.

m = 1,3 * 10^18
M = 1,989 × 1030
a = 2,4351 * 149 597 870 km

Gruß, Klaus

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Offline Terminus

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Re: Rosetta
« Antwort #197 am: 14. Juli 2010, 07:48:37 »
M = 1,989 × 1030

Wenn du hier (Sonnenmasse) eigentlich

M = 1,989 x 10^30

meintest, dann...

21919,8 km hab ich raus bei Sonne als Zentralgestirn (Hab das e weggelassen (0,1683), war zu Faul jetzt nochma neu zu rechnen). Dein Ergebnis kommt also hin. Weiß nicht, bei nem 100km Brocken ist das schon irgendwie viel.

...komme ich mit den von dir genannten Zahlen auf 2191,987 km. Demnach hättest du dich genau um Faktor 10 vertan (falls ich mich jetzt nicht vertan habe^^) .

Also diese ca. 2.200 km kommen mir für Lutetia schon recht plausibel vor, wenn ich das mit der Hill-Sphäre richtig verstanden habe.

Minimonde, die stabil um Lutetia kreisen, müssten also innerhalb der halben Entfernung der Hill-Sphäre liegen? In deiner Ursprungsvermutung hast du hingegen von "mitfliegenden" Brocken gesprochen. Diese müssten sich dann wiederum außerhalb der Hillsphäre befinden?

Im Moment der größten Annäherung war Rosetta ja ca. 3.200 km von Lutetia entfernt, könnte also theoretisch sowohl Minimonde als auch "Minibegleiter" erfasst haben.

Also ich kann mir schon vorstellen, dass um so einen doch schon ziemlich großen Brocken wie Lutetia auch noch weitere kleine Brocken kreisen. Warum nicht? Auch die Erde hat ja wohl außer dem Mond auch noch zahlreiche Minimonde, habe ich mal gelesen.

Nur, warum sieht man solche Minimonde dann nicht öfter auf Sondenfotos von Asteroiden- und Kometen? Auch bei Steins z.B. war ja keine Rede davon. Allerdings kam Rosetta da nicht so nahe ran, glaube ich?

Auch bei anderen von Sonden beobachteten Asteroiden wie Eros, Itokawa, Ida usw. (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Asteroiden#Beobachtungen_mit_Raumsonden) war auf Fotos, meiner Erinnerung nach, praktisch nie was von Minimonden zu sehen. Außer Dactyl (@Ida) natürlich, der mit 1,4 km aber schon so groß ist, dass Galileo Oberflächenfeatures erkennen konnte.

Also, dass es sich bei den Flecken auf den Lutetia-Fotos um kleinere Brocken handelt, ist für mich immer noch "zu beweisen".  :)

PS: Wo ich gerade mal angefangen habe, mich dafür zu interessieren, bin ich bei Wikipedia auf die http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_nat%C3%BCrlichen_Satelliten_von_Asteroiden gestoßen.  ;)

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Offline Schillrich

  • Raumcon Berater
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  • 19601
Re: Rosetta
« Antwort #198 am: 14. Juli 2010, 08:43:24 »
Ich habe jetzt auch noch mal die Ergebnisse von Klaus und mir nachgerechnet.

Es kommen (mit Exzentrizität) 1,823*104km raus, also 18230 km. Ohne Exzentrizität sind es 21920 km.

Die beteiligten Größen und nichtlinearen Zusammenhänge machen eine "Plausibilitätsbetrachtung" mit "Bauchgefühl" schwer, wenn nicht unmöglich.
\\   //    Grüße
 \\ ///    Daniel

"We are following you ... but not on twitter." (Futurama)

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Offline Terminus

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Re: Rosetta
« Antwort #199 am: 14. Juli 2010, 08:57:42 »
a = 2,4351 * 149 597 870 km

Aha, das ist die Stelle, wo ich mich um Faktor 10 vertan habe:

149597870 ist eine 9stellige Zahl. Mein Taschenrechner hat aber nur ein 8stelliges Display.  ;D