Hallo,
hier noch ein paar kurze Details aus dem
zweiten Teil des ESA-Live-Streams :
Lutetia weist, wie bereits vorher bekannt, einen maximalen Durchmesser von etwa 130 bis 140 Kilometern auf. Im Zentrum der Aufnahmen, welche während der größten Annäherung erstellt wurden, erkennt man einen 30 bis 40 Kilometer durchmessenden Krater. Daneben erkennt man kleinere Krater mit "scharfen", also sehr deutlich abgegrenzten Rändern. Ein erster Eindruck zeigt Anzeichen dafür, dass es auf der Oberfläche von Lutetia in der Vergangenheit zu Hangrutschungen gekommen ist. Dieser erste Eindruck muss aber erst noch durch weitere Analysen der Daten bestätigt werden.
Letzte Nacht arbeiteten drei Teams in Lindau, Marseille und Padua an der Auswertung der Bilddaten und die weitere Auswertung der Daten wird die beteiligten Wissenschaftler noch über Jahre hinaus beschäftigen. Während der letzten Nacht waren dabei etwa 35 Personen aktiv, um die gestern bereit gestellten Bilder für die Öffentlichkeit aufzuarbeiten. Im Verlauf des FlyBys wurden insgesamt über 400 Aufnahmen angefertigt, von denen allerdings erst ein kleiner Teil die Erde erreicht hat. Es wird noch etwa eine Woche dauern, um den
Großteil der Bilder zur Erde zu transferieren.
Rita Schulz weist dann auch darauf hin, dass diese bisher veröffentlichten Aufnahmen nur einen Bruchteil der Informationen zeigen, welche im Verlauf des Lutetia-Fly-Bys durch Rosetta gesammelt wurden. Neben den Aufnahmen der OSIRIS-Kamera gibt es Daten von vier Remote-Sensing-Instruments, welche den Asteroiden in unterschiedlichen Wellenlängen untersucht haben. Kameras und Spektrometer haben dabei Daten vom UV-Bereich über den sichtbaren Bereich, den Infrarot-Bereich bis hin zum Sub-Millimeter-Bereich gesammelt.
Mit diesen Daten wird man die Gestaltung und die Zusammensetzung der Asteroiden-Oberfläche nachvollziehen können. Die Infrarot-Daten werden dabei z.B. Aufschluss über die mineralogische Zusammensetzung geben. Zusammen mit den Sub-Millimeter-Daten kann dazu auch die Temperatur der Oberfläche an einem bestimmten Punkt und, von diesem Punkt ausgehend, die Temperaturveränderung ( in Bezug auf den Winkel der Einstrahlung des Sonnenlichtes ) bestimmt werden. Die UV-Daten ergeben die Albedo des Asteroiden und ermöglichen somit weitere Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der Oberfläche.
Außerdem haben verschiedene Instrumente nach einer "Exosphäre" des Asteroiden Ausschau gehalten. Zusätzlich wurde speziell nach ( größeren ) Staubpartikeln gesucht, welche Lutetia in Form eines von einem Kometen her bekannten Schweifes umgeben könnten. Sollten solche Partikel existieren, so sollte Rosetta sie im Verlauf der Messungen auch registriert haben. Zusätzlich haben weitere Instrumente ein eventuell existierendes Magnetfeld untersucht. Ein Asteroid diese Größe könnte laut Rita Schulz durchaus über ein solche Feld verfügen. Die Tatsache, dass man bei dem ( bedeutend kleineren ) Asteroiden Steins im Jahr 2008 kein solches Magnetfeld nachweisen konnte, sollte jetzt nicht dazu verleiten, bei der Gelegenheit des Lutetia-FlyBys nicht eine weitere Suchkampagne zu starten.
Nicht zu vergessen ist dabei das
Radio Science Experiment ( RSS ). Zusammen mit den Bildern des Asteroiden kann damit dessen Masse und Volumen und damit auch die Dichte ermittelt werden. Was man auf den bisherigen Bildern erkennen kann, so Rita Schulz, ist ausschließlich die Oberfläche des Asteroiden. Man will jedoch letztendlich mehr über seine Zusammensetzung und seinen inneren Aufbau erfahren. Und genau hiefür dient das besagte RSS.
Es wird jetzt noch mehrere Wochen dauern, bis alle von der Raumsonde gesammelten Daten an das Kontrollzentrum übermittelt werden. Und anschließend beginnt für alle an der Mission beteiligten Wissenschaftler der zeitaufwändige Prozess der Datenanalyse und -auswertung. Die Teams haben sich dabei allerdings ein zeitliches "Ziel" gesetzt. Am 20. September 2010 beginnt in Rom der diesjährige
European Planetary Science Congress. Der Lutetia-FlyBy wird dabei eine spezielle Session einnehmen, wo die an der Mission beteiligten Wissenschaftler ihre ersten Ergebnisse präsentieren werden. Die verschiedenen Teams werden also in den kommenden Wochen fieberhaft daran arbeiten, ihre Daten bis dahin in wissenschaftlich vertretbare Analysen umzuwandeln.
Im Oktober 2010, wenn alle Teams ihre gesammelten Daten analysiert haben, werden sich die einzelnen Gruppen zusammensetzen und diese Daten abgleichen. Erst durch diesen Datenabgleich können die Ergebnisse in einen größeren Kontext gesetzt werden, welcher uns mehr über Lutetia verrät.
Zum Schluss bringt Prof. Southwood die gesamte Mission noch einmal auf einen Punkt : "This is just the beginning." Dies ist erst der Anfang einer faszinierenden Mission - und dieser Aussage ist wohl in diesem Zusammenhang nicht mehr allzu viel hinzu zu fügen... Freuen wir uns also auf die weiteren Veröffentlichungen!!!
Schöne Grüße aus Hamburg - Mirko