Moin,
leider/glücklicherweise liegt ihr beide falsch. Die Jägerausbildung ist eine "erweiterte Grundausbildung", wie ich sie nenne. Hauptsächlich wird der Gefechtsdienst ausgeweitet, also viel im Wald hocken, sich schminken und tarnen, auf Patrouille gehen und Alarmposten/Gefechtsposten besetzen sowie der Umgang mit neuen Waffen wie Panzerfaust und Granatwerfer.
Alles in allem wirds also vllt. schlimmer als die Grundi, vllt. etwas einfacher aber auf jeden Fall weiterhin anstrengend.
Wie schon geschrieben waren die ersten Wochen die schwierigsten, das war die gesamte Umgewöhnungszeit und der "crashkurs" an Arbeitsstunden und Druck. Den gesamten zweiten Monat lang hatten wir Gefechtsdienst mit den o.g. Aufgaben. Dann kamen in zwei Wochen hintereinander gleich die beiden Biwaks, sofern man die EAKK-Ausbildung mit als Biwak zählen kann:
Das erste Biwak war 23 km von der Kaserne entfernt. Hingebracht wurden wir mit dem Bus, haben am ersten Tag unsere "Zelte" (verdammt eng!) und Alarmposten aufgebaut, aber als ich schlafen gehen wollte und mich gerade hingelegt hatte gabs nen Probealarm... es war schon dunkel, bis ich mich einigermaßen angezogen hatte waren schon einige Minuten vergangen (stellt euch das mal im ernstfall vor...........), glücklicherweise hat das kein Ausbilder gemerkt, zumal ich den Helm und das Gerödel vergessen hatte anzuziehen, so zerstreut war ich in dem Augenblick. Die anderen hatten sich noch nicht hingelegt, ich hatte nachgedacht und mir gesagt "in der Nacht musst du noch 2 Stunden raus, also kannst du ruhig schon um halb 10 ins Bett". War nicht das erste mal, dass ich Aufgrund einer "Überlegung" (im Gegensatz zum stumpfen Nachahmen der Kameraden ohne zu überlegen) einen Nachteil hatte. Jedenfalls war ich in der ersten Nacht so "vorsichtig", dass ich mich komplett mit Splitterschutzweste und Jacke schlafen gelegt habe, die Schuhe hab ich aus dem Zelt rausgucken lassen. Das hatte zum Vorteil, dass ich dann zumindest zum Alarmposten relativ schnell hingehen konnte nachdem ich geweckt wurde, da hieß es dann eine Stunde lang ins Dunkle gucken und hören, einmal die Streife "anleuchten" und ein wenig mit ihr plaudern (nur Dienstliches
). Danach mussten wir eine Stunde lang aufs Feuer aufpassen, eine seeeeeeehr interessante Aufgabe... aber zumindest wurde uns dabei ein wenig warm. Trotzdem sei erwähnt, dass es den ganzen Tag leicht und teilweise stark geregnet hat und wir ein wenig Nass waren (die meisten Kleidungsstücke konnte man auswringen) und wir uns am feuer kaum trocknen konnten, es sei denn wir hätten es so gemacht wie einige Experten, die dabei ihre Handschuhe haben verbrennen lassen ^^
Am zweiten Tag wurden wir in die Streife eingeführt, sind den Weg abgegangen und wurden in verschiedenen Bereichen des Gefechtsdienstes unterrichtet. Unter Anderem mussten wir in die Stellungen kriechen, wieder zurück, wieder rein und wieder zurück, dann ABC-Alarm, also ABC-Maske aufsetzen un nochmal das ganze.
Abends gabs dann ein größeres Schussgefecht mit Platzmunition, wir wurden aus einem fahrenden Wolf angegriffen, in dem Moment hatte ich mich sogar überwinden können, ein wenig Spaß dabei zu haben.
Von 11 bis 12 hatte ich Streife (bzw "wir", mein Kamerad mit dem ich ein Zweimann-Zelt gebaut hatte und ich). Ich hatte mich wieder um 10 für eine Stunde schlafen gelegt aber die Sachen wie in der ersten Nacht angelassen, so konnte ich schnell raus als unsere Streife losging. War schon eine umgewöhnung, weil man bei unserer Streife mit vielleicht 1 bis 2 km/h geht, weil man soll ja hauptsächlich das Gelände beobachten und abhorchen. Danach wieder das gleiche Spiel wie am Vortag mit der Feuerwache. Zum Schlafen habe ich mich dann sogar bis zum T-Shirt ausgezogen und meine Gummi-Überstiefel ausgezogen, was sich jedoch später als Fehler herausstellte. In der zweiten Nacht konnte ich dann ein wenig besser schlafen, unter anderem weils wärmer war und ich mit Stiefeln in den Schlafsack geschlupft bin.
Am dritten Tag gings dann ruhig weiter. Außer an den morgen, an dem ich bestimmt 10 Minuten gebraucht habe, um diese blöden Gummi-Überstiefel wieder anzuziehen (die gehen generell schwer anzuziehen sind, an dem Morgen wars aber extrem... vielleicht hatte ich sie andersrum als am Vortag an, aber "links und rechts" kann ich bei den Stiefeln nicht unterscheiden), kann mich hauptsächlich nur noch an den Rückweg erinnern, denn:
Einen 23km-Marsch mit mind. 25 Kilo Gepäck vergisst man so leicht nicht. Ich war schon nach ca 1/3 des Weges am Ende meiner Motivation. Ich frage "können wir einen kurzen Stop zum Trinken machen?" "Ja, Sie bekommen bald etwas zu Trinken an der nächsten Station, noch ungefähr 2 km!" Also okay, dann ist es ja nichtmehr weit... von wegen, die 2 km waren dann doch ca. 4 und dann hieß es erstmal "ABC-ALARM!!!" geil, erstmal noch ca. 500m mit ABC-Maske marschieren. Wenn man könnte, würde man in Panik geraten und sich die Maske und Poncho (=Gummimantel) abreizen, aber man kann/darf nicht und muss sich einfach zusammenreißen. Nach der Tortur war jeder extrem gereizt und ich persönlich hatte mir vorgenommen, selbst bei Vorgesetzten kein Blatt vor den Mund zu nehmen, aber glücklicherweise wurden wir in Ruhe gelassen und ich konnte mich beruhigen. Dann war etwa die Hälfte des weges geschafft. Danach gab es in regelmäßigen Abständen Essen und Trinken, so dass mein Körper trotz aufgebrauchter Kraftreserven weiterarbeiten konnte. Teilweise war es so dunkel, dass man die Umrisse des Vordermanns nur erahnen konnte. Einmal mussten wir einen Fluss durchqueren, das Wasser ging uns bis zu den Waden - glücklicherweise ist keiner von uns reingefallen. Später, ca. 3 km vorm Ziel, wurde einer von uns imaginär angeschossen, dieser jemand war ich, weil ich der leichteste aus der Gruppe bin. Dann durfte ich noch ca. 500m bis 1 km getragen werden, da hatte ich ausnahmsweise mal Glück.
Angekommen in der Kaserne wurden wir gleich über die Hindernisbahn gejagt, mit kompletter Ausrüstung - eine Zeitbegrenzung gab es nicht, also haben wir uns Zeit gelassen, ein Kamerad ist sogar eingeschlafen als er in Stellung neben einem Hindernis lag
Danach kam nur noch das Waffenputzen dran, wobei ich ca. 15 Minuten zum Einfädeln von Dochten in die Reinigungskette brauchte, weil ich immer wieder leicht eingenickt bin. Aber schließlich wurden uns dann doch noch 2 Stunden Schlaf gewährt, irgendwann nachmittags am "vierten" Tag mussten wir noch weiter Waffen reinigen wo ich aber wieder meine Sekundenschläfchen hatte.
Am Dienstag darauf folgte die EAKK-Ausbildung. Schwerpunkt hierbei lag in der Unterhaltung eines Checkpoints, also Personenkontrolle, KFZ-Kontrolle, Streife, Patrouille und Alarmposten.
Am ersten Tag der Ausbildung war ich als Rollenspieler eingesetzt, wir sollten immer verschiedene Situationen "spielen", die an einem Checkpoint vorkommen können. Wie es wahrscheinlich auch in der Realität meistens ist, ereignet sich kaum etwas und so hatten wir insgesamt ein ruhiges Leben. Glücklicherweise spielte auch das Wetter mit und als wir so beisammen am Feuer saßen erinnerte das sogar schon fast an Camping. Nachts durften wir auch durchschlafen, komischerweise hab ich nichts davon mitbekommen, dass irgendjemand aus dem Zelt auf das Feuer aufpassen musste und die Alarmstellungen mussten wir auch nicht besetzen. Also hatten wir eine ruhige, lange Nacht.
Der zweite Tag fing ähnlich an, ich musste mich schon freiwillig melden, um mal etwas als Rollenspieler zu unternehmen. Als "dauer-Feuerwache" war ich am ersten Tag teilweise sogar als einziger im Lager.
Aber damits auch gerecht bleibt mussten auch wir den Checkpoint danach besetzen, also erwartete uns eine lange Patrouille, bestimmt länger als 12km. Zumindest konnten wir da ohne Gepäck gehen. Abends mussten wir dann als Wache oder Streife tätig werden, ich war Streife was wieder hieß "langsam, gaaaanz langsam im Kreis an der Innenseite des Zauns lang gehen". Ich glaube, 3 Stunden dauerte meine Streife, und 3-4 Stunden Schlaf bekam ich noch. Diesmal glücklicherweise nicht im Zelt sondern in einem alten Bunker, der mit Stroh ausgelegt war... umso unwohler wurde mir aber, als dann einige sich mit Feuerzeugen Licht gemacht haben.
Donnerstag gings dann schon kurz nach Mittag wieder los, diesmal mussten wir nur ca. 2 km zurück zur Kaserne marschieren, leider aber mit etwas mehr Gepäck (beim ersten Biwak durften wir zumindest unsere Schlafsäcke auf einen Tonner packen) Natürlich durften wir dann erstmal wieder Waffen reinigen etc.
In der Woche darauf fogte die Ausbildung zum Wachsoldaten, mit inbegriffen waren zwei Tage auf der Schießbahn und zwei Tage Theorie.
Die folgende Woche hatte unser Gelöbnis zum Schwerpunkt, also war viel Formaldienst angesagt (im Gleichschritt marschieren etc)
Letzte Woche war dann auch recht angenehm: Wir saßen 3 Tage lang hauptsächlich auf unseren Stühlen und haben Waffen gereinigt. Ich hab die Aufgabe ernst genommen und bin trotz der vielen Zeit die wir hatten teilweise nicht mit den Waffen fertig geworden. Andere wiederum meinen es ginge ihnen besser, wenn sie nur so tun als würden sie reinigen, weil die Waffe schon einigermaßen sauber ist (wer die Grundi schon hinter sich hat weiß aber, dass sie perfekt gereinigt werden müssen). Ich finds aber auch unfair von denen, weil hinterher hab ich die Waffen, die wegen Leuten wie denen noch nicht sauber sind.
Soweit mein Bericht, wie versprochen ein wenig ausführlich
Wer trotzdem noch Fragen hat darf sie gerne hier oder per PN stellen, Anregungen oder alles Andere zum Thema ist hier auch willkommen
Viele Grüße,
Tobias