Bei der Bundeswehr

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Bei der Bundeswehr
« am: 02. Juli 2006, 20:48:51 »
Hallo zusammen!

Morgen beginnt für mich der Grundwehrdienst. Ich freue mich nicht sonderlich darauf, hoffe aber dass mir dabei endlich mal der entscheidende Gedanke kommt, womit ich nach diesen neun Monaten weiter mache.

Für das Forum werde ich leider weitaus weniger Zeit haben bis ich damit fertig bin. An den Wochenenden werde ich wahrscheinlich wieder reinschauen und wenn ich Glück habe gibts in der Kaserne auch PC's mit Internetzugang an die ich mich dann in der Woche mal setzen kann.
Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß hier im Forum und hoffe, dass ich auch so noch ein paar Beiträge leisten kann :)

Viele Grüße,
Tobias

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #1 am: 02. Juli 2006, 22:11:15 »
Moin Tobias,


das ist natürlich für Dich ein neuer Lebensabschnitt.

Ich persönlich und ich gehe davon aus, dass die Mehrheit der Mitglieder dieses Forums, Dir für diese Zeit alles Gute wünschen.

Mein persönlicher Tip: Steh die Grundausbildung durch und dann schreib Dich ein als General (oder so was ähnliches).

Dann hast Du die ganze Sache *unter* Dir.

Wir werden in Deiner Abwesenheit Deinen Foren-Bereich sehr pfleglich behandeln und hoffen auf ein baldige Heimkehr.

Jerry

tobi453

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #2 am: 02. Juli 2006, 23:11:54 »
Hallo,

vielleicht könntest du ja auch mal was über deine Erlebnisse bei der Bundeswehr schreiben. Ich (und ich denke ich bin nicht der einzige in diesem Forum) muss eventuell nächstes Jahr auch zur Bundeswehr, je nachdem wie meine Musterung im Herbst verlaufen wird.

Ansonsten wünsche ich dir natürlich viel Glück bei der Bundeswehr und das du nach diesen 9 Monaten weißt, was du weiter machen willst.

mfg

Tobias

Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #3 am: 23. Juli 2006, 17:27:38 »
Moin,

jetzt habe ich auch mal wieder Zeit, um eine kurze Antwort hier zu verfassen. Die AGA (Allgemeine Grundausbildung) dauert 13 und ist angeblich der schwerste Abschnitt der Wehrpflicht, was ich bis jetzt nur bestätigen kann. In der ersten Woche hatten wir mindestens 100 Std. Dienst, inklusive dem Wochenende. Um die 3 Minuten, die ich am zweiten Tag telefonieren durfte musste ich auch noch extra bitten. Dann hatte man nur wenig schlaf, denn Dienstende war um 22:30 und danach wollte man noch duschen und durfte nicht aus dem Block. Ende des zweiten Tages und am dritten Tag war ich völlig fertig, aber dann war glücklicherweise ein Deutschland-Spiel und wir durften auch länger telefonieren, was ich dann auch ausgenutzt hatte.
Ansonsten stand der Umgang mit Waffen, Grundunterricht für Soldaten, Sport und "das Ordentliche Auftreten des Soldaten" im Vordergrund. In der zweiten Woche waren es dann "nur" noch 60 Arbeitsstunden, wobei wir nach Ende aber immernoch unsere persönliche Ausrüstung nachbereiten müssen und das Revier zu reinigen haben. Aber in der zweiten Woche hatte ich mich ein wenig an die neuen Umgangsformen gewöhnt, es wurde also erträglicher. Aber trotzdem, sobald dann mal wieder etwas dazwischen kam was mich psychisch stärker belastet hat (angeschrien werden z.B.) war ich wieder völlig am Boden und konnte nur mit Müher und mit Hilfe vieler Telefonate wieder auf die Beine kommen.
Das Wochenende (Freitag 12:00 Uhr bis Montag 01:00 Uhr, bin aber schon Sonntag Abend um 22:30 da damit ich noch Schlaf nachholen kann) war dann die Rettung und ich konnte mich wieder erholen.
Die dritte Woche verging ohne größere Probleme, wir hatten um 17:00 bis 20:00 Dienstende und durften auch mal die Kaserne verlassen. Hier hatte ich bereits ein neues Tarifhandy und konnte täglich Kontakt nach Hause halten, was auch eine enorme Erleichterung war. Außerdem hatte ich mich mit Süßigkeiten eingedeckt  ;)
Ich hoffe, dass das nicht wieder schlimmer wird, aber ich kämpfe Wochenende für Wochenende weiter, nächste Woche hab ich immerhin schon fast 1/3 der AGA überstanden, angeblich wird's danach nur noch ein "Absitzen", ich hoffe die Information stimmt...

Ich habe gehört, dass es bei der Luftwaffe und der Marine leichter ist, also wenn ich jemandem jetzt Angst gemacht habe dann versucht, nicht zum Heer zu kommen. Hätte ich das vorher gewusst wäre ich auch zur Luftwaffe gegangen, aber bei der Musterung hielt ich das noch für egal.

Grüße an alle, Zivilisten sollten sich meiner Meinung nach freuen, solche zu sein. DasLeben als Soldat liegt mir überhaupt nicht.
Tobias

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Offline paygar

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Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #4 am: 24. Juli 2006, 02:11:40 »
Hi Tobias,
Du schaffst das schon, einfach nicht nachdenken und das wird aschon laufen.
Aber was soll ich sagen ich bin ausgemustert (wegen Depressionen).
Hoffe das du es trotzdem überleben wirst.
take care
Lukas
"To invent an airplane is nothing. To build one is something. But to fly is everything." --Otto Lilienthal

ILBUS

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #5 am: 24. Juli 2006, 08:27:55 »
Tobias er hat recht: nicht nachdenken. Vor allem wenn du angebrüllt wirst. Klingt zwar blöd, vor allem habe ich das gefüll die Armee beim Heer wollte schon immer gedankenlose Soldaten, also will genau dass bezwecken. Aber für die Psycho ist es am schonensten. Denke  öffters an die schöne Zeit danach.

neo

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #6 am: 24. Juli 2006, 11:39:15 »
Hi Tobias,

wenn ich das so lese, könnt ich dich ganz schön bedauern. Meine Frage: Kam dir der Gedanke zu verweigern nicht?

Ich selbst hatte auch Zivildienst in einem Altenheim als Hausmeister. Das waren recht tolle 13 Monate (Zivis machen ja ein bischen länger Dienst..)

Mein Bruder ist Oberleutnant. Von daher sehe und bemerke ich natürlich, wie die Bundeswehr Menschen beeinflusst.

Ich drücke dir die Daumen, Kopf hoch, Arschbacken zusammenkneifen und ab dafür.

neo  ::)

Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #7 am: 24. Juli 2006, 19:01:35 »
So,

hab mir grad mal ne halbe Stunde Internet hier im Mannschaftsheim der Kaserne erkauft, 1:50€ dafür... werd ich mir also wohl nicht jeden Tag leisten können :(

Natürlich habe ich schon oft darüber nachgedacht, zu verweigern. Aber ich müsste so vieles um organisieren, mir nen Job als Zivi suchen oder wenn ich ausgemustert werde sogar ne Ausbildungsstelle. Außerdem hab ich mir schon lange dieses Ziel gesetzt, zumindest die 9 Monate durchzustehen. Und ich würde mir mein eigenes Ziel nicht erfüllen, wenn ich das jetzt nicht schaffe (ja ich weiß, man könnte auch sagen, dass ich nur meinen "Dickkopf" durchsetzen will ;) ). Deswegen heißt es für mich "Zähne zusammen beißen"
Mal sehen was dann daraus wird, der Tag heute verging auch recht schnell denn wir hatten viel Abwechslung. Nur leider leiden meine Knie immer mehr, das hat vor ca. eineinhalb Wochen nach nem ~40 Minuten Lauf angefangen. Ich hoffe, dass sich das wieder bessert und nicht noch schlimmer wird.

Danke für eure Aufmunterungen, sowas kann ich hier immer gut gebrauchen und "JA!", ich werde es schaffen ;)
So, jetzt sind schon wieder nur noch 3,5 Tage, bis wieder Wochenende ist :) Das heißt, solange ich es schaffe die MG3 unter 4:00 Minuten unter Einhaltung der Sicherheitsbedingungen zu zerlegen und wieder zusammen zu setzen. Bis jetzt hab ich das Ding aber erst einmal auseinander genommen und wieder zusammen gebaut, von daher ist es fraglich ob ich das wirklich in der vorgegebenen Zeit schaffen kann, ansonsten muss ich vielleicht noch Freitag Nachmittag "Nachhilfe" bekommen... aber mit der P8 und der G36 hat's auch in der vorgegebenen Zeit geklappt, wenn wir genug Zeit zum üben bekommen werd ich die MG3 auch in der Zeit schaffen.

So ich hoffe das hat euch nicht zu sehr gelangweilt, aber für mich ist es leider das wichtigste Thema.
Wünsche euch auch noch ne schöne Woche,
bis dann,
Tobias

Gero_Schmidt

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #8 am: 24. Juli 2006, 21:48:16 »
Mann, das klingt alles ziemlich bitter. Ich bin froh, dass ich Zivildienst gemacht hab. Da ich ohnehin nicht so gut mit "Autoritätspersonen" umgehen kann (mit anderen Worten: ich kann es nicht ausstehen, wenn mir ständig jemand im Nacken sitzt, dessen Anwesenheit in erster Linie dazu dienen soll, einem das Leben schwer zu machen, statt einem zu helfen), wäre ich bei der Bundeswehr wahrscheinlich eingegangen.

Ich seh ja ein, dass der "soldatische" Umgangston schon einen Sinn hat. Wenn es wirklich eine Krise gibt, ist für Diskussionen kein Platz. Befehlen, gehorchen, mehr gibt es dann nicht. Das Problem ist, dass diese Dringlichkeit bei den Trockenübungen in der Ausbildung ja nicht gegeben ist und ich es somit nur schwer runterschlucken könnte, von irgendeinem Heini angeschnauzt zu werden, weil meine Stiefel nicht blitzen etc.

Überhaupt wirkt das Ganze immer ein bisschen archaisch und anachronistisch. Aber vielleicht macht gerade das den Reiz für manche aus.


Egal, jetzt steckst du drin und jetzt wirst du es auch schaffen, weil du es schaffen musst. Behalte eine steife Oberlippe! ;)

GG

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #9 am: 25. Juli 2006, 20:32:10 »
Du wirst sehen, nach der Grundausbildung ist die Sache so gut wie überstanden. Wir "durften" damals anderthalb Jahre, eine ziemliche Zeitverschwendung. Da hast Du es jetzt schon besser. Und wenn einer der Vorgesetzten mal zu sehr nervt: Stell ihn Dir einfach nackt mit Glatze vor (aber lache nicht lauthals los).

GG

fear

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #10 am: 25. Juli 2006, 23:55:09 »
Hi tobi

ich war auch bei der bundeswehr an anfang 23 monate danach 4 jahre  lang mit auslandseinsatz in kosovo und ich kann dir nur aus meiner zeit beim bund sagen das die grundi das anstrengenste  war aber  wir hatten  dennoch sehr viel spass zusammen und einen persönlichen rat an alle die zum bund gehen " wenns mal laut wird so ist das nich gemeint es ist nunmal militär egal wo ihr seid "!!!!!  
du hast aber noch einen entscheidenden vorteil alle die auf offizier oder unteroffizier machen werden noch härter rangenommen!!! aber du hast es noch gut  wir hatten die grundi im TIEFSTEN WINTER  und da hatten wir auch das biwakund es war schon nich so super bei minusgraden "zu zelten" und alarmwache zu haben. ich habe die gesamte zeit beim bund nich bereut und muss sagen die zeit war schön. auf wunsch kann ich dir auch ma ein paar bilder ausm kosovo schicken.  oder gibt es ne möglichkeit die hier ins forum zu stellen?

ich wüsch dir noch ne angenehme zeit beim bund und ich rate dir das du dich ma mit dem gedanken an SAZ 4 (mannschaften) auseinanderzusetzen iss ne feine sache und ein sicherer job hast immer pünktlich geld aufm konto und sogar mehr als in einem normalen beruf.

bis dahin  fear

godzilla1954@web.d

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #11 am: 26. Juli 2006, 04:47:19 »
Moin,


Dir scheint noch nicht aufgefallen zu sein, dass wir die Beiträge in die entsprechenden Rubriken einordnen (dafür haben wir ja die Unterteilung).

Deinen Beitrag habe ich nach Astronomie ( Crash mit Asteroiden) gebracht.

Achte bitte in Zukunft besser auf die Einnordung.

Jerry
« Letzte Änderung: 26. Juli 2006, 18:26:43 von H.J.Kemm »

Minshara

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #12 am: 26. Juli 2006, 14:41:49 »
Oh weh Tobias, ich habe Deine Mittelung erst jetzt gelesen...(war dann ein bißchen irritiert von Godzilla's posting zu deinem Thema  :o )

Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute und dass Dir die Zeit bei der BW nicht zu lang wird.

L.G.
Minshara  :)

P.S. Vielleicht hilft es Dir ja - eine Starfleet-Grundausbildung ist auch kein Zuckerschlecken! Wenns also mal zu hart wird, denk dran: als Raumflottenkadett hat man's auch oft nicht leicht.  ;) ;) ;)

Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #13 am: 29. September 2006, 14:57:57 »
Moin,

die Grundi ist überstanden, habe mein Gelöbnis abgelegt und nun erstmal vier Wochen Zwangsurlaub (weil: die Batterie, also das Gesamte Gebäude, in dem ich in der Woche wohne Urlaub hat). Somit sind gleich 17 von 20 Urlaubstagen für die 9 monatige Wehrpflicht weg, ich hoffe, dass ich mir noch ein paar Tage "erarbeiten" kann oder anders zusätzlich bekomm.
Ich denke in den nächsten 4 Wochen kann ich wieder aktiver werden, die letzten drei Monate war ich nur passiv als Leser dabei.
Ich denke, dass ich noch einen kurzen Erfahrungsbericht der letzten drei Monate schreiben werde, um alle die es interessiert noch zu informieren. :)

Leider wird es nach dem Urlaub für mich auch nicht leichter werden. Ich habe das spezielle "Glück", an einer Jägerausbildung teilnehmen zu dürfen. Da gibt es verschiedene "Erfahrungen" von, manche sagen, dass die Ausbildung schlimmer als die AGA wird, andere wiederum sagen, dass es einfacher wird. Aber da selbst die AGA für mich ein seeeeeehr großes Hindernis darstellte, habe ich bedenken, wie gut ich mit der Jägerausbildung zurecht komme. Aber auch das werde ich euch dann berichten, wenn ich damit fertig bin.

So, ich bin gleich noch zum Geburtstag eingeladen, sonst würd ich gerne noch mehr hier schreiben.
Wünsche euch allen ein schönes, vielleicht langes WE :)

Grüße,
Tobias

ILBUS

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #14 am: 04. Oktober 2006, 20:19:18 »
Jäger :o Meinst du Jagtflieger? :-? Das war mein Traum vor 10 Jahren  :)
« Letzte Änderung: 04. Oktober 2006, 20:19:30 von ILBUS »

robinson

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #15 am: 04. Oktober 2006, 21:13:18 »
Ich glaube, daß unser BW-Soldat dieses gemeint hat: http://de.wikipedia.org/wiki/Waidmann
Robinson

Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #16 am: 05. Oktober 2006, 20:01:41 »
Moin,
leider/glücklicherweise liegt ihr beide falsch. Die Jägerausbildung ist eine "erweiterte Grundausbildung", wie ich sie nenne. Hauptsächlich wird der Gefechtsdienst ausgeweitet, also viel im Wald hocken, sich schminken und tarnen, auf Patrouille gehen und Alarmposten/Gefechtsposten besetzen sowie der Umgang mit neuen Waffen wie Panzerfaust und Granatwerfer.
Alles in allem wirds also vllt. schlimmer als die Grundi, vllt. etwas einfacher aber auf jeden Fall weiterhin anstrengend.

Wie schon geschrieben waren die ersten Wochen die schwierigsten, das war die gesamte Umgewöhnungszeit und der "crashkurs" an Arbeitsstunden und Druck. Den gesamten zweiten Monat lang hatten wir Gefechtsdienst mit den o.g. Aufgaben. Dann kamen in zwei Wochen hintereinander gleich die beiden Biwaks, sofern man die EAKK-Ausbildung mit als Biwak zählen kann:


Das erste Biwak war 23 km von der Kaserne entfernt. Hingebracht wurden wir mit dem Bus, haben am ersten Tag unsere "Zelte" (verdammt eng!) und Alarmposten aufgebaut, aber als ich schlafen gehen wollte und mich gerade hingelegt hatte gabs nen Probealarm... es war schon dunkel, bis ich mich einigermaßen angezogen hatte waren schon einige Minuten vergangen (stellt euch das mal im ernstfall vor...........), glücklicherweise hat das kein Ausbilder gemerkt, zumal ich den Helm und das Gerödel vergessen hatte anzuziehen, so zerstreut war ich in dem Augenblick. Die anderen hatten sich noch nicht hingelegt, ich hatte nachgedacht und mir gesagt "in der Nacht musst du noch 2 Stunden raus, also kannst du ruhig schon um halb 10 ins Bett". War nicht das erste mal, dass ich Aufgrund einer "Überlegung" (im Gegensatz zum stumpfen Nachahmen der Kameraden ohne zu überlegen) einen Nachteil hatte. Jedenfalls war ich in der ersten Nacht so "vorsichtig", dass ich mich komplett mit Splitterschutzweste und Jacke schlafen gelegt habe, die Schuhe hab ich aus dem Zelt rausgucken lassen. Das hatte zum Vorteil, dass ich dann zumindest zum Alarmposten relativ schnell hingehen konnte nachdem ich geweckt wurde, da hieß es dann eine Stunde lang ins Dunkle gucken und hören, einmal die Streife "anleuchten" und ein wenig mit ihr plaudern (nur Dienstliches :( ). Danach mussten wir eine Stunde lang aufs Feuer aufpassen, eine seeeeeeehr interessante Aufgabe... aber zumindest wurde uns dabei ein wenig warm. Trotzdem sei erwähnt, dass es den ganzen Tag leicht und teilweise stark geregnet hat und wir ein wenig Nass waren (die meisten Kleidungsstücke konnte man auswringen) und wir uns am feuer kaum trocknen konnten, es sei denn wir hätten es so gemacht wie einige Experten, die dabei ihre Handschuhe haben verbrennen lassen ^^

Am zweiten Tag wurden wir in die Streife eingeführt, sind den Weg abgegangen und wurden in verschiedenen Bereichen des Gefechtsdienstes unterrichtet. Unter Anderem mussten wir in die Stellungen kriechen, wieder zurück, wieder rein und wieder zurück, dann ABC-Alarm, also ABC-Maske aufsetzen un nochmal das ganze.
Abends gabs dann ein größeres Schussgefecht mit Platzmunition, wir wurden aus einem fahrenden Wolf angegriffen, in dem Moment hatte ich mich sogar überwinden können, ein wenig Spaß dabei zu haben.
Von 11 bis 12 hatte ich Streife (bzw "wir", mein Kamerad mit dem ich ein Zweimann-Zelt gebaut hatte und ich). Ich hatte mich wieder um 10 für eine Stunde schlafen gelegt aber die Sachen wie in der ersten Nacht angelassen, so konnte ich schnell raus als unsere Streife losging. War schon eine umgewöhnung, weil man bei unserer Streife mit vielleicht 1 bis 2 km/h geht, weil man soll ja hauptsächlich das Gelände beobachten und abhorchen. Danach wieder das gleiche Spiel wie am Vortag mit der Feuerwache. Zum Schlafen habe ich mich dann sogar bis zum T-Shirt ausgezogen und meine Gummi-Überstiefel ausgezogen, was sich jedoch später als Fehler herausstellte. In der zweiten Nacht konnte ich dann ein wenig besser schlafen, unter anderem weils wärmer war und ich mit Stiefeln in den Schlafsack geschlupft bin.
Am dritten Tag gings dann ruhig weiter. Außer an den morgen, an dem ich bestimmt 10 Minuten gebraucht habe, um diese blöden Gummi-Überstiefel wieder anzuziehen (die gehen generell schwer anzuziehen sind, an dem Morgen wars aber extrem... vielleicht hatte ich sie andersrum als am Vortag an, aber "links und rechts" kann ich bei den Stiefeln nicht unterscheiden), kann mich hauptsächlich nur noch an den Rückweg erinnern, denn:
Einen 23km-Marsch mit mind. 25 Kilo Gepäck vergisst man so leicht nicht. Ich war schon nach ca 1/3 des Weges am Ende meiner Motivation. Ich frage "können wir einen kurzen Stop zum Trinken machen?" "Ja, Sie bekommen bald etwas zu Trinken an der nächsten Station, noch ungefähr 2 km!" Also okay, dann ist es ja nichtmehr weit... von wegen, die 2 km waren dann doch ca. 4 und dann hieß es erstmal "ABC-ALARM!!!" geil, erstmal noch ca. 500m mit ABC-Maske marschieren. Wenn man könnte, würde man in Panik geraten und sich die Maske und Poncho (=Gummimantel) abreizen, aber man kann/darf nicht und muss sich einfach zusammenreißen. Nach der Tortur war jeder extrem gereizt und ich persönlich hatte mir vorgenommen, selbst bei Vorgesetzten kein Blatt vor den Mund zu nehmen, aber glücklicherweise wurden wir in Ruhe gelassen und ich konnte mich beruhigen. Dann war etwa die Hälfte des weges geschafft. Danach gab es in regelmäßigen Abständen Essen und Trinken, so dass mein Körper trotz aufgebrauchter Kraftreserven weiterarbeiten konnte. Teilweise war es so dunkel, dass man die Umrisse des Vordermanns nur erahnen konnte. Einmal mussten wir einen Fluss durchqueren, das Wasser ging uns bis zu den Waden - glücklicherweise ist keiner von uns reingefallen. Später, ca. 3 km vorm Ziel, wurde einer von uns imaginär angeschossen, dieser jemand war ich, weil ich der leichteste aus der Gruppe bin. Dann durfte ich noch ca. 500m bis 1 km getragen werden, da hatte ich ausnahmsweise mal Glück.
Angekommen in der Kaserne wurden wir gleich über die Hindernisbahn gejagt, mit kompletter Ausrüstung - eine Zeitbegrenzung gab es nicht, also haben wir uns Zeit gelassen, ein Kamerad ist sogar eingeschlafen als er in Stellung neben einem Hindernis lag  ;D
Danach kam nur noch das Waffenputzen dran, wobei ich ca. 15 Minuten zum Einfädeln von Dochten in die Reinigungskette brauchte, weil ich immer wieder leicht eingenickt bin. Aber schließlich wurden uns dann doch noch 2 Stunden Schlaf gewährt, irgendwann nachmittags am "vierten" Tag mussten wir noch weiter Waffen reinigen wo ich aber wieder meine Sekundenschläfchen hatte.

Am Dienstag darauf folgte die EAKK-Ausbildung. Schwerpunkt hierbei lag in der Unterhaltung eines Checkpoints, also Personenkontrolle, KFZ-Kontrolle, Streife, Patrouille und Alarmposten.
Am ersten Tag der Ausbildung war ich als Rollenspieler eingesetzt, wir sollten immer verschiedene Situationen "spielen", die an einem Checkpoint vorkommen können. Wie es wahrscheinlich auch in der Realität meistens ist, ereignet sich kaum etwas und so hatten wir insgesamt ein ruhiges Leben. Glücklicherweise spielte auch das Wetter mit und als wir so beisammen am Feuer saßen erinnerte das sogar schon fast an Camping. Nachts durften wir auch durchschlafen, komischerweise hab ich nichts davon mitbekommen, dass irgendjemand aus dem Zelt auf das Feuer aufpassen musste und die Alarmstellungen mussten wir auch nicht besetzen. Also hatten wir eine ruhige, lange Nacht.
Der zweite Tag fing ähnlich an, ich musste mich schon freiwillig melden, um mal etwas als Rollenspieler zu unternehmen. Als "dauer-Feuerwache" war ich am ersten Tag teilweise sogar als einziger im Lager.
Aber damits auch gerecht bleibt mussten auch wir den Checkpoint danach besetzen, also erwartete uns eine lange Patrouille, bestimmt länger als 12km. Zumindest konnten wir da ohne Gepäck gehen. Abends mussten wir dann als Wache oder Streife tätig werden, ich war Streife was wieder hieß "langsam, gaaaanz langsam im Kreis an der Innenseite des Zauns lang gehen". Ich glaube, 3 Stunden dauerte meine Streife, und 3-4 Stunden Schlaf bekam ich noch. Diesmal glücklicherweise nicht im Zelt sondern in einem alten Bunker, der mit Stroh ausgelegt war... umso unwohler wurde mir aber, als dann einige sich mit Feuerzeugen Licht gemacht haben.
Donnerstag gings dann schon kurz nach Mittag wieder los, diesmal mussten wir nur ca. 2 km zurück zur Kaserne marschieren, leider aber mit etwas mehr Gepäck (beim ersten Biwak durften wir zumindest unsere Schlafsäcke auf einen Tonner packen) Natürlich durften wir dann erstmal wieder Waffen reinigen etc.

In der Woche darauf fogte die Ausbildung zum Wachsoldaten, mit inbegriffen waren zwei Tage auf der Schießbahn und zwei Tage Theorie.
Die folgende Woche hatte unser Gelöbnis zum Schwerpunkt, also war viel Formaldienst angesagt (im Gleichschritt marschieren etc)
Letzte Woche war dann auch recht angenehm: Wir saßen 3 Tage lang hauptsächlich auf unseren Stühlen und haben Waffen gereinigt. Ich hab die Aufgabe ernst genommen und bin trotz der vielen Zeit die wir hatten teilweise nicht mit den Waffen fertig geworden. Andere wiederum meinen es ginge ihnen besser, wenn sie nur so tun als würden sie reinigen, weil die Waffe schon einigermaßen sauber ist (wer die Grundi schon hinter sich hat weiß aber, dass sie perfekt gereinigt werden müssen). Ich finds aber auch unfair von denen, weil hinterher hab ich die Waffen, die wegen Leuten wie denen noch nicht sauber sind.


Soweit mein Bericht, wie versprochen ein wenig ausführlich ;)
Wer trotzdem noch Fragen hat darf sie gerne hier oder per PN stellen, Anregungen oder alles Andere zum Thema ist hier auch willkommen :)

Viele Grüße,
Tobias
« Letzte Änderung: 05. Oktober 2006, 22:12:50 von Tobias_Kolkmann »

tobi453

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #17 am: 05. Oktober 2006, 22:50:30 »
Hallo Tobias,

erstmal vielen Dank für den detaillierten und sehr informativen Bericht. :) :)
Jetzt habe ich noch zwei Fragen:
1. Wie streng ist eigentlich der Befehlston bei der Bundeswehr?
und 2. Wie redet man eigentlich seinen Vorgesetzten an? Benutzt man bei der Bundeswehr auch "Sir" oder ist das nur in Amerika so?

mfg

Tobias
« Letzte Änderung: 05. Oktober 2006, 22:52:04 von tobi453 »

*

Offline roger50

  • Raumcon Berater
  • *****
  • 11934
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #18 am: 05. Oktober 2006, 23:06:41 »
Hallo Tobias,
Kopf hoch und nicht unterkriegen lassen... :D

Bei Deiner herrlich bildhaften Beschreibung kamen bei mir etliche Erinnerungen an meine Zeit in olivgrün zurück. Ist bei mir ja schon 3 Jahrzehnte her (boah, wat is die zeit gerannt, bloß nicht dran denken :'(), und damals "durften" wir das Vaterland noch 18 Monate verteidigen.... aber viel geändert hat sich seither anscheinend nicht.
Aber nach der Grundausbildung - die ist echt mies - wirds besser. Und körperlich bist Du hinterher fit wie nie. Nach dem Bund gehts dann laaaangsam wieder bergab ...

Also, wie wir im Norden sagen: "Hol di stief !"

roger50

Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #19 am: 05. Oktober 2006, 23:20:19 »
mein Beileid Tobias , echt geiler Bericht.

An den ganzen Aktionen hätte ich zu 120% auch kein Bock und Spaß.

Vieviel Monate hast den noch ?
« Letzte Änderung: 05. Oktober 2006, 23:21:44 von Plutoman »

fabsn

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #20 am: 06. Oktober 2006, 09:10:37 »
Hallo

Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #21 am: 06. Oktober 2006, 10:20:18 »
Hi Tobi,

Zitat
Jetzt habe ich noch zwei Fragen:  
1. Wie streng ist eigentlich der Befehlston bei der Bundeswehr?
und 2. Wie redet man eigentlich seinen Vorgesetzten an? Benutzt man bei der Bundeswehr auch "Sir" oder ist das nur in Amerika so?
zu 1.: ist natürlich Ansichtssache, aber ich finde einen Befehl kann man schlecht nach Strenge beurteilen, es ist halt ein Befehl. Nur wird man, je nachdem was für einen Ausbilder man hat und ob der gut oder schlecht gelaunt ist, entsprechend motiviert (allein ein "was dauert das denn so lange?!?" kann schon extrem bedrohlich rübergebracht werden). Manche mögen das einfach so wegstecken können, aber ich nehm mir das immer zu sehr zu Herzen, weil ich mich halt schon sooo anstrenge und dann trotzdem noch Ärger bekomme. Auch ein Grund, warum es mir schwerer Fällt als dem Schnitt.
Befehl ist jedenfalls Befehl - keine Diskussion darüber, egal wie unsinnig dieser erscheint. Es gibt Ausbilder, die geben viele Befehle, andere geben schwer ausführbare Befehle, vielleicht kann man das auch als "Strenge" beurteilen.

zu 2.: Vorgesetzte werden mit "Herr [Dienstgrad]" angeredet.

@Plutoman: 6 Monate liegen noch vor mir, diesen Monat hab ich wie gesagt "Zwangsurlaub" daher also noch ca. 5 Monate Arbeit (Jägerausbildung 1-2 Monate wie erwähnt, danach werd ich wahrscheinlich hauptsächlich Wache schieben müssen)

Gruß,
Tobias

Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #22 am: 29. Oktober 2006, 17:56:15 »
So, die freie Zeit ist wieder um :(

Jetzt gehts wieder weiter, 4 Monate rum, 5 liegen noch vor mir... irgendwie muss ich das noch schaffen.

Ich versuche an den WE noch ein bisschen Zeit zu finden, um hier weiterhin am Ball zu bleiben.

Wen es interessiert:
Ich habe mich außerdem beim DLR für eine Ausbildung zum Fachinformatiker beworben :)
Mit der Bewerbung bin ich zufrieden, mit etwas Glück bekomme ich vielleicht nen Termin zum Vorstellungsgespräch, ich meine, irgendwann muss es doch auch mal positive Nachrichten während meiner Bundeswehrzeit geben ;)

Viele Grüße,
Tobias

H.J.Kemm

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #23 am: 29. Oktober 2006, 19:56:11 »
Moin Tobias,

also die verbleibende Zeit wirst Du auch überstehen.

Zu Deiner Bewerbung wünsche ich Dir vollen Erfolg; ich meine, wir alle sollten da kräftig die Daumen drücken!

Bis bald, Jerry

Minshara

  • Gast
Re: Bei der Bundeswehr
« Antwort #24 am: 30. Oktober 2006, 19:11:46 »
Zitat

Wen es interessiert:
Ich habe mich außerdem beim DLR für eine Ausbildung zum Fachinformatiker beworben :)
Mit der Bewerbung bin ich zufrieden, mit etwas Glück bekomme ich vielleicht nen Termin zum Vorstellungsgespräch, ich meine, irgendwann muss es doch auch mal positive Nachrichten während meiner Bundeswehrzeit geben ;)

Tobias,
Ich drücke Dir ganz fest die Daumen dafür!

 :)