Bitte den Thread-Titel lesen
Der wurde ja nachträglich dazuerfunden...
Ich spreche von beidem. Es geht um beliebige Punkt-zu-Punkt-Flüge (zur Erinnerung: angefangen hatte das ja mit der Frage, ob Starship nach einer Erdumkreisung wieder in Boca Chica landen kann). Ob suborbital oder orbital spielt erstmal gar keine Rolle, das ist ja nur eine Frage der (zwischenzeitlichen) Maximalgeschwindigkeit des Flugkörpers.
Punkt-zu-Punkt-Flüge sind (optimal) immer suborbital. Sie finden trotzdem zum Großteil außerhalb der Atmosphäre stand, das hat überhaupt nichts mit orbital oder suborbital zu tun.
Jein.
Mir dämmert, dass hier bei anderen Mitdiskutanten ein weiteres fundamentales Missverständnis besteht, dass Du nun richtig ansprichst:
"Suborbital" heißt nicht "niedrig", sondern "mit zu geringer Horizontal-Geschwindigkeit, um oben zu bleiben".
"Orbital" heißt, "schnell genug, um nicht runter, sondern um die Erde herum zu fallen".
(grob vereinfacht)
Ich habe das Gefühl, das wird fortwährend mit "atmospärisch" und "transatmosphärisch" verwechselt. Das spielt aber nur insofern eine Rolle, als dass die Bremswirkung der Atmosphäre einen Orbit verhindert.
Aber: Punkt-zu-Punkt-Flüge können auch sehr wohl orbital sein. Letztlich ist ja alles, was startet, einen Orbit erreicht und irgendwann wieder landet, automatisch auch ein "Punk-zu-Punkt"-Flug.
Das Missverständnis ist wohl, dass suborbital und orbital zwei grundsätzlich völlig verschiedene Dinge mit völlig anderen Optionen und Einschränkungen wären. Das ist aber nicht so. Man ist solange suborbital bis man - je nach Höhe - durch Horizontalbeschleunigung die entsprechende Orbitalgeschwindigkeit erreicht hat.
Die Starship-Testflüge sind deshalb suborbital geblieben, weil absichtlich die Geschwindigkeit nicht ganz zum Orbit gereicht hat (damit im Fall des Wiederzünden-Scheiterns das Ding mangels Deorbit-Burn nicht da oben bleibt). Das heißt aber doch nicht, dass mit den paar Prozent Geschwindigkeit (nicht: Höhe!) mehr, die da fehlten, sich auf einen Schlag sämtliche Bahnparameter, Orbitalgleichungen und Flugdynamiken
grundsätzlich komplett ändern würden und plötzlich was "verboten" wäre, was vorher problemlos ging.
Wäre das Starship kurz mal orbital gewesen (um zB Starlinks auszusetzen), was wir demnächst sicher sehen werden, und landet dann
irgendwo, ist das auch ein "Punk-zu-Punkt"-Flug.
Sie sind ballistisch und können von jedem Punkt jeden anderen Punkt erreichen.
Nee, das ist leider so pauschal nicht richtig.
Erstens, wir fliegen mit Raketen, nicht mit einer Jules-Verne-Abschusskanone. Ballistisch ist der Flug nur in den Phasen, wenn die Triebwerke nicht feuern. Das wird natürlich aus Treibstoffgründen möglichst kurz gehalten, aber dennoch, nicht rein ballistisch, und damit auch nicht komplett auf die Einschränkungen eines ballistischen Fluges beschränkt.
Zweitens, ich stimme Dir zu, dass solche Flüge jeden Ort erreichen können (wenn man Abflugwinkel, Geschwindigkeit und Höhe passend wählt). Aber, siehe oben, das gilt grundsätzlich für "orbital" auch.
Eine Orbitalbahn ist ja nur ein Spezialfall der Freier-Fall-Bahnen ("ballistisch"), bei der die Geschwindigkeit genau so groß ist, dass der freie Fall zu einer geschlossenen Kreisbahn wird (lassen wir jetzt mal asymetrische Orbits außen vor, bei denen Ellipsen geflogen werden). Sinkt die Horizontal-Geschwindigkeit, sinkt die Bahnhöhe. Sinkt sie fortwährend oder gerät in die bremsende Atmosphäre, wird die Bahn suborbital.
Deshalb ist New Shepard immer suborbital, egal wie hoch sie die schießen (auch wenn es 100, 150 oder mehr km wären), weil die Horizontalgeschwindigkeit für einen Orbit fehlt.
Ohne Bremswirkung der Atmosphäre könnte man aber auch in 10 km Höhe orbital um die Erde fliegen.
Auf dem Mond geht das übrigens.
Bedeutet im Umkehrschluss: Wenn man unter der Orbitalgeschwindigkeit bleibt bzw. passiv gebremst wird, kommt ein Raumschiff von selbst wieder runter (wie die Starship-Testflüge). Das kann aber auch nach 1, 2 oder mehr Erdumkreisungen der Fall sein, je nach Geschwindigkeit und Bremswirkung; halt spiralig.
Also nochmal: Es geht um die Geschwindigkeit, nicht um die reine Flug-Höhe, und es wird in beiden Fällen entlang (auf die Erde projizierter) Großkreise geflogen.
Daher ist die Behauptung "Erdumkreisung ist immer orbital" genauso falsch wie "weniger als 1 Erdumkreisung heißt immer suborbital".
Nochmal kurz zusammengefasst:
- Würde sich die Erde nicht drehen, kann man dann suborbital jeden Punkt erreichen? Ja, kann man.
- Dreht sich die Erde, dann verschiebt sich dieser Punkt über einen gewissen Zeitraum; deshalb nimmt man die Zeit, die man zum Erreichen benötigt, berechnet den neuen verschobenen Punkt, und fliegt ab dem Start suborbital direkt dorthin
Das sehe ich auch so, aber wie oben ausgeführt, gibt es keinen prinzipiellen Unterschied, ob ich dabei immer suborbital bleibe oder ob ein Teil der Flugbahn orbital ist.
(Dass während Start- und Landephase nicht orbital geflogen wird, ist ja klar, und vielleicht ist das auch ein Problem bei der Argumentation jener, die pauschal sagen, das geht nicht. Denn wenn mal nur orbital denkt, geht man ja von Anfang an von einer rein orbitalen Flugbahn aus, das ist aber bei Ort-zu-Ort-Flügen nie der Fall)
Sollte ich komplett falsch liegen, dann würde ich mich über eine verständliche Aufklärung freuen, nur gehen bisher alle Beiträge außer die von Gecko seltsamerweise komplett daran vorbei, warum auch immer.
Danke für die Blumen.
Und ich würde mich meinerseits über neue (bessere) Argumente freuen.