Elsternbrücke 2, Tiandu 1, Tiandu 2 auf CZ-8

Es gibt sogar 2 Startfenster:
20.03. 00:30 UTC und (Ersatz) 01:54 UTC.

Heute morgen um 08:10 Ortszeit wurde die CZ-8 mit den Satelliten (erwähnt wird nur Elsternbrücke 2, aber Tiandu 1 und 2 dürften wohl auch dabei sein) aus dem Raumfahrzeugmontagegebäude gerollt und befindet sich mittlerweile an der Startrampe:


Bild: CNSA

Auf dem Transportfahrzeug steht links „Zum Himmel hinaufsteigen und den Mond herunterholen“, rechts "Wir treffen uns auf der Elsternbrücke". Das "wir"sind der Kuhhirte und die Weberin aus der Sage, die dem Relaissatelliten den Namen gegeben hat:


Bild: ScribblingGeek

Das Labor für Tiefraumerkundung hat bestätigt, dass die beiden Tiandu-Satelliten ebenfalls an Bord sind:
https://weibo.com/5027345285/O5pMlBe6k


Bild: DSEL

Die "großen alten Herren" (大佬) mit den blauen CNSA-Hemden in der Mitte des Prüftrupps für die Tiandu-Satelliten sind links Wu Weiren,  Leiter des Labors für Tiefraumerkundung, und rechts daneben Wu Yanhua, Technischer Direktor für Großprojekte des Labors.

Hier ein Foto von Elsterbrücke 2 bei der Montage auf das Nutzlasttraggestell. Der goldfolieverkleidete Kasten vorne links dürfte wohl Tiandu 1 sein, der Kasten mit den wegstehenden Laserterminals rechts davon Tiandu 2:


Bild: DSEL

架起地月信息高速公路 ​​​- Brückenbau für die Datenautobahn Erde-Mond

Andere Stimmen sagen, Tiandu-1/2 sind der schwarze Kasten am Nutzlastadapter an dem Herren links.
Tiandu-1/2 fliegen gemeinsam zum Mond und trennen sich erst dort.

https://x.com/SegerYu/status/1769401887441527265?s=20

Du hast recht. Die Parabolantenne von Tiandu 1 ist eindeutig:


Bild: Labor für Tiefraumerkundung

Der Start ist heute pünktlich um 01:31 Uhr MEZ erfolgt.


https://www.youtube.com/watch?v=pgT7UjLU29o

Elsternbrücke 2 und die beiden Tiandu-Satelliten sind auf Kurs und sollten in der Nacht von heute auf morgen nach einem Bremsmanöver in einen ersten Einfangorbit von 200 x 100.000 km mit einer Umlaufzeit von 10 Tagen (für die Elsternbrücke) um den Mond einschwenken:
https://weibo.com/1919207191/O6tbD1Z1r

Andererseits warnt das Chinesische Amt für Meteorologie für heute bis Dienstag vor einem durch einen direkt auf die Erde gerichteten koronalen Massenauswurf ausgelösten Intensiven Geomagnetischen Sturm. Mit einer Ausdehnung der Erdatmosphäre und einer Bremsung/Orbitalhöhenverlust der Chinesischen Raumstation wird gerechnet:
https://weibo.com/5027345285/O6u5woMr9

Mal sehen, ob das auch die Navigation der Elsternbrücke stört.

Dazu im Unterforum Sonnensystem im Thread Sonnenstürme ein Video von LPIndie.
In der letzten Nacht gab es eine rote Aurora, die von Magdeburg zu sehen war.

Auf der Sonne sind gerade 2 große Systeme von Sonnenflecken, die über Feldlinien korrespondieren, was zu Flares und Masseauswürfen Richtung Erde führt.

Tja, Elsternbrücke 2 hätte eigentlich genau die Nutzlasten an Bord, mit denen solche Ereignisse beobachtet werden können. Das Gerät mit den zwei Objektiven links oben (auf der von vorne gesehenen Sonde hinten oben in der Mitte) ist eine Kamera für extrem ultraviolette Strahlung (极紫外相机), mit der die Plasmasphäre (der innere Teil der irdischen Magnetosphäre) und der sogenannten „Magnetosheath“ zwischen Bugstoßwelle und Magnetopause beobachtet wird. Damit sollen Erkenntnisse über die Prozesse bei der Wechselwirkung zwischen Sonnenwind und Magnetosphäre gewonnen werden. Das Gerät darunter (auf dem Bild der Sonde hinten oben rechts) ist ein bildgebender Detektor für energetisch neutrale Atome (陈列中性原子成像仪, Wasserstoff und Sauerstoff) zur Beobachtung des Magnetschweifs:


Bild: CCTV

Die Frage ist nun, werden die Geräte schon jetzt eingeschaltet, um den Effekt des koronalen Massenauswurfs zu beobachten (Elsternbrücke 2 fliegt momentan mit der großen Parabolantenne voraus, die Geräte zeigen auf die Erde)? Oder lässt man sie ausgeschaltet, um eine Beschädigung nicht zu riskieren, und wartet lieber auf milderen Sonnenwind?

Die etwas dickere Säule ganz vorne an der Parabolantenne ist übrigens ein UHF-Rundstrahler, die drei dünneren Stäbe drumherum S-Band Rundstrahler. Alles Backup für den Fall, dass der X-Band Transceiver für den Funkverkehr mit den bis zu zehn Robotern auf dem Mond kaputtgehen sollte.

Elsternbrücke-2 dürfte inzwischen in den 200 x 100.000 km Mondorbit eingeschwenkt sein.
Als nächstes kommt dann die Überführung in einen stabilen 200 x 16.000 km Orbit.
Auch Tiandu-1 und -2 sind in einem Mondorbit und fliegen im Formationsflug.
Im Mai soll kann nun wohl Change-6 starten und Bodenproben von der Mondrückseite zurückbringen.

https://spacenews.com/chinas-queqiao-2-relay-satellite-enters-lunar-orbit-

Elsternbrücke 2 hat nach einer Flugzeit von 112 Stunden gestern um 17:47 MEZ in 440 km Entfernung vom Mond seine 8 Bahnkorrekturtriebwerke von jeweils 20 N Schubkraft für 19 Minuten gezündet (sie hat kein Haupttriebwerk) und ihre Geschwindigkeit von gut 10 km/s auf weniger als die Fluchtgeschwindigkeit des Mondes (2,3 km/s) gebremst. Dadurch wurde sie vom Mond in die heute bestätigte Bahn von 200 x 100.000 km mit einer Umlaufzeit von 10 Tagen gezogen. Ab dem 3. April, wenn sie wieder am selben Punkt ist wie gestern nachmittag, wird mit drei weiteren Bahnkorrekturmanövern der erste, um 62,4° zum Mondäquator geneigte Missionsorbit von 200 x 16.000 km mit einer Umlaufzeit von 24 Stunden eingenommen:
https://weibo.com/5027345285/O5RGijNlx

Tiandu 1 mit Tiandu 2 auf dem Rücken hat gestern nach ebenfalls 112 Stunden Flugzeit und zwei Bahnkorrekturmanövern um 18:42 MEZ in einer Entfernung von 209 km vom Mond seine 4 Bahnkorrekturtriebwerke von jeweils 5 N Schubkraft für 11 Minuten gezündet und ist in den gleichen steilen und gefrorenen, stark elliptischen Einfangorbit eingeschwenkt:


Bild: DSEL

Im weiteren Verlauf wird Tiandu 1 die Bahnhöhe des Orbits und die Inklination reduzieren. Im - immer noch elliptischen - Zielorbit angekommen, werden sich die beiden Tiandu-Satelliten trennen und mit den Kommunikations- und Navigationsexperimenten beginnen:
https://weibo.com/5027345285/O6ED6gonI

Nachdem die Tiandu-Satelliten ihren Zielorbit erreicht haben, wurde der kleine Tiandu 2 gestern erfolgreich abgetrennt und regelt seine Fluglage nun mit hochpräzisen Ammoniak-Kaltgastriebwerken von 10 mN Schubkraft:
https://weibo.com/6142289604/O8920BPBQ

Am 2. April hatt Elsternbrücke 2 ihren ersten, 24-stündigen Betriebsorbit erreicht. Am 6. April wurde erstmals mit dem Lander von Chang’e 4 auf der Mondrückseite kommuniziert, und am 8. und 9. April mit der noch am Boden befindlichen Probenrückholsonde Chang’e 6, um die Funkprotokolle zu testen:
https://www.cnsa.gov.cn/n6758823/n6758838/c10503942/content.html

 "Am Boden" auf der Erde?!

Ganz genau. In einem Reinraum auf dem Kosmodrom Wenchang mit durch die Schleuse hinausgeführtem Kabel zu außen aufgebauten Antennen. Es ging dabei darum, all die möglichen verschiedenen Funkkanäle von UHF bis Ka-Band mit den verschiedenen Modulationsarten und Übertragungsgeschwindigkeiten zu testen. Falls etwas nicht funktioniert hätte, hätte man es noch manuell reparieren und den Start dann halt verschieben können. Software-Rekonfigurationen im All sind immer nur die zweitbeste Lösung. Nach sorgfältiger Begutachtung der Prüfprotokolle ist die CNSA zu dem Schluss gekommen, dass alles in Ordnung ist und hat den Relaissatelliten heute für einsatzbereit erklärt. Nun kann ein Start von Chang'e 6 am 3. Mai nur noch vom Wetter verhindert werden.

P.S.:
Man beachte die Reichweite der an sich nur für die Kommunikation  mit der Mondoberfläche aus einer Entfernung von 16.000 km gedachten Funkanlage. Der kleine Relaissatellit kann in Wahrheit den Funkverkehr im gesamten Erde-Mond-Raum abwickeln

Nachdem die Tiandu-Satelliten ihren Zielorbit erreicht haben, wurde der kleine Tiandu 2 gestern erfolgreich abgetrennt und regelt seine Fluglage nun mit hochpräzisen Ammoniak-Kaltgastriebwerken von 10 mN Schubkraft:
https://weibo.com/6142289604/O8920BPBQ

Hier ist ein kurzes Video, das die von der Arbeitsgemeinschaft Kleinsatelliten der Polytechnischen Universität Harbin gebaute Kamera auf Tiandu 2 am 3. April um 00:26 MESZ von dem Trennungsvorgang aufgenommen hat (die Website ist sicher):
https://weibo.com/5027345285/O9tU2ybfC

Und hier ein  mit derselben Kamera am 8. April um 12:13 MESZ im langwelligen Infrarotbereich (8-14 µm) vom Amateurfunk-Club der Universität aufgenommenes Bild des Mondes (im Hintergrund die Erde). Tiandu 2 befand sich zu diesem Zeitpunkt bei 149,5° westlicher Länge und 21,2° nördlicher Breite in einer Höhe von 1473,6 km über der Mondoberfläche. Die einzelnen Krater sind hier bezeichnet:
https://weibo.com/2076337803/O9YmlEZ7p


Bild: BY2HIT

Die studentische Bastelgruppe war 2018 auch an dem Kleinsatelliten Longjiang 2 beteiligt. Tiandu 2 wird momentan noch vom Labor für Tiefraumerkundung zum Erproben von Kommunikations- und Navigationstechnologien genutzt. Später soll es mit dem Satelliten jedoch auch Amateurfunk-Aktivitäten geben, wohl etwas Ähnliches wie 2018 mit der saudischen Mikrokamera, mit der jeder sein eigenes Mondfoto machen konnte. Näheres dazu wird sicher noch auf Amateurfunk-Foren bekanntgegeben.

Die Aufnahme zeigt einen Teil der Mondrückseite.
Der relativ große Krater + Zentralberg in der linken oberen Ecke ist "Kovalevskaya"

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Kovalevskaya_(crater)

https://www.der-mond.de/mondkarte/formation/mondkrater/kovalevskaya/

Und nur um Missverständnisse zu vermeiden: auf dem Foto ist Westen oben und Süden links

Hier ist ein gutes Video zu den weiteren Ausbaustufen der Elsternbrücke-Konstellation:


https://www.youtube.com/watch?v=hrnEIvPoTT4

Start von Elsternbrücke 3 Ende der 2020er Jahre (kann bei ersten bemannten Mondmissionen verwendet werden)

Ausbau auf 16 Satelliten in den 2030er Jahren

Erweiterung zu Mars und Venus in den 2040er Jahren (die robotische Erschließung der Mars-Ressourcen soll 2043 beginnen). Bei 5:30 kann man gut sehen, dass die unbemannte ILRS und die Bemannte Lunare Experimentierstation zwei getrennte Einrichtungen sind.