Die Vorstellung der Chinesen ist eigentlich die: Der Mond gehört der Erde und damit allen Menschen.
Das ist korrekt. Allerdings sind natürlich nicht alle Menschen gleich; die an der von China geleiteten Internationalen Mondforschungsstation beteiligten Menschen bzw. Behörden sind aus chinesischer Sicht Premiummitglieder der Menschheit (so ähnlich wie mit den Expressabfertigungsschaltern für Mitglieder der Neuen Seidenstraße an den chinesischen Flughäfen). Die pakistanische Raumfahrtbehörde
SUPARCO hat von Chang’e 5 gesammelten Regolith erhalten, obwohl sie an jener Mission nicht und an Chang’e 6 nur mit einem Kleinsatelliten beteiligt war.
In gewisser Weise ist das eine Phantomdiskussion. Außer der Volksrepublik China ist bestenfalls noch Indien dazu in der Lage, zuverlässig und reproduzierbar auf dem Mond zu landen. Die ISRO ist von einer Ressourcennutzung noch Jahrzehnte entfernt. Aber falls sie einmal soweit sein sollte, wird man sich mit ihr trotz aller Metzeleien in Ladakh sicher einig werden. Siehe den letzten BRICS-Gipfel.
Das obige Beispiel mit der CNES habe ich bewusst gewählt. Die war nämlich trotz aller Cognac-Zölle mit einem Radon-Detektor an der Mission Chang’e 6 beteiligt. Wenn die Franzosen auf dem Mond Uran abbauen wollen, dann werden die Chinesen das nach Kräften unterstützen. Wie die CNSA wiederholt erklärt hat, die Elsternbrücke-Konstellation steht allen Raumfahrtbehörden kostenlos zur Verfügung, und sie werden den Franzosen auch ihre Bagger mit der Changzheng 10 kostenlos zum Mond fliegen. Zum einen aus dem Anspruch an sich selbst, als Großmacht eine Verantwortung für die ganze Menschheit zu haben. Die diesbezüglichen Sprüche auf den Pressekonferenzen sind absolut ernst gemeint. Zum anderen natürlich auch aus rein praktischen Erwägungen. Der kluge Mann lernt aus seinen Fehlern, der weise Mann lernt aus den Fehlern anderer. Man wird die Bergbauaktivitäten der CNES sorgfältig beobachten und daraus für sich selbst das Funktionierende übernehmen. Dass die
EDF ein Staatskonzern ist, macht das Ganze aus chinesischer Sicht auch juristisch wasserdicht.
Für diejenigen, die mit dem Roman
Bedenke Phlebas von
Iain M. Banks vertraut sind:
Man muss sich die Volksrepublik China als die rational agierende
Kultur vorstellen, nur ohne die
White-Man’s-Burden-Attitüde (Nichteinmischungspolitik seit Zhou Enlai). Die Amerikaner sind die religiösen Idiraner