Fermi Paradoxon

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Offline Pham

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #50 am: 07. Juni 2024, 15:22:52 »
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Ich persönlich halte die menschliche Zivilisation nur für einen Zwischenschritt zur synthetischen Superintelligenz. Hat die technologische Singularität einmal stattgefunden, dann sieht sowieso wieder alles ganz anders aus. In unserer aktuellen biologischen Form will niemand auf einen anderen Stern auswandern, wenn er nicht dazu gezwungen wird. Und was dann die Maschinen wollen, können wir nicht wissen. Vielleicht kriegt so eine Superintelligenz ziemlich schnell Depressionen, wenn sie rausfindet, daß sie zwar selber unsterblich ist, aber dann zusehen muß, wie das Universum selbst stirbt. Wozu sollte sie sich dann noch ausbreiten, wenn das alles eh "keine Zukunft" hat :)

Hierin gebe ich Dir völlig recht, wenn man ein Szenario annimmt, dass jede (oder "viele" ... das reicht schon) hinreichend fortschrittliche technische Zivilisationen ihren  eigenen Nachfolger selbst "bauen", entweder rein mechanische oder synthetische. Für diese würde die Dauer solcher Reisen nur noch eine periphere Bedeutung haben. Das verstärkt allerdings noch das Fermi Paradox (auch wenn ich jetzt versuche gerade nicht an Oumuamua zu denken).
Das macht die Frage nach dem "Filter" sogar noch drängender, da dies einer sein müsste, dem sowohl biologische als auch synthtische Intelligenz unterliegen müssten.

Die Frage nach mangelnder Motivation ist aber auch wieder eine schwaches Argument, da die nicht für jede synthetische Intelligenz gelten muss ... und dabei auch noch davon ausgeht, dass wir mit unserem Wissen über Kosmologie am Ende der Fahnenstange wäre. Ansätze wie das der "ewigen Inflation" (Urknall als Folge der Inflation, anstatt umgekehrt), wären dann alles Sackgassen.
« Letzte Änderung: 08. Juni 2024, 07:52:24 von Pham »
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

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Offline Pham

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #51 am: 07. Juni 2024, 15:27:34 »
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Cool, Du beschreibst gerade genau das, worum es im Roman "Der Splitter im Auge Gottes" geht :) Bei der dortigen Alien-Zivilisation ist der periodische Rückfall in die "Steinzeit" aus biologischen Gründen die Regel (es kommt zwangsweise immer zur Überbevökerung und dann zum "3.Weltkrieg" und Kollaps). Diese Aliens haben auf ihrer Welt nach dem x.ten Kollaps nicht nur schon alle fossilen, sondern auch alle nuklearen Brennstoffe aufgebraucht, und müssen als neue Zivilisation immer sofort mit der Kernfusion anfangen. Um das zu schaffen, werden vor einem Kollaps vorsorglich bunkerartige Lager angelegt, die das komplette technische Wissen enthalten, in die man aber nach einem Kollaps erst reinkommt, wenn man wieder ein gewisses Maß an Schlauheit aufgebaut hat (damit Steinzeitdeppen da nicht vorher schon reinkommen und alles kaputtmachen).

Der Roman ist allerdings aus den 70ern, wo man noch nichts mit erneuerbaren Energien zu tun hatte. Gäbe es heute einen Rückfall, dann könnte man bei einem Neuanfang direkt damit anfangen, was ja mittlerweile sowieso das simpleste und günstigste ist. Noch ein Filter weniger.

[...]

Den Roman habe ich vor ewigen zeit auch mehrfach gelesen ... ach was ... verschlungen.
Allerdings hatte die Splits darin ja noch ein verschärftes Problem, dass nicht nur alle Energieressourcen bereit verbraucht waren, sondern quasi ALLE Ressourcen, und sie immer jeweils von dem leben mussten was sie aus dem Schritt der Vorgängerzivilisation beschaffen konnten (Metalle, etc.). Ich war da schon beeindruckt, wie sie es trotzdem jedes mal wieder schaffen, sich zu einer planetaren Zivilisation auszudehnen ... und eigentlich auch zu einer interstellaren, wenn nicht das "Gate" von dem roten Riesen auf der anderen Seite blockiert wäre.
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

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Online Erika

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #52 am: 13. Juni 2024, 07:36:59 »
Nicht nur Krieg kann die Zivilisation Beenden oder zum Schwinden bringen.
Unsere Kultur ist auch vermutlich gerade über den Zenit und im Sinken.

Neben den Kriegen und dem Verzetteln in Nebensächliches sehe ich die Hauptgefahr in der Ausschaltung der Evolution.
Der durchschnittliche IQ wird abnehmen. Irgendwann wird es niemanden mehr geben, der Reaktoren oder Raketen bedienen kann.

Wir werden das Denken u. Entwickeln an KI übertragen, das wird den Untergang noch viele Jahre hinauszögern. Aber zu einer interstellaren Zivilisation wird ich unsere Kultur nicht weiter entwickeln.

Wissen ist Macht. Nichts wissen macht nichts

Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #53 am: 13. Juni 2024, 09:53:54 »
Ja, das steht zu befürchten, obwohl ich denke und auch hoffe, dass es viele unklare Parameter gibt.
Ich hoffe Deine Signatur ist ironisch gemeint, wahrscheinlich denken 80% so und als Witz ist es ja ok. Aber da auch die Politik nur sagt, die Wichtigkeit von Bildung erkannt zu haben, aber nichts dafür tut, macht mich der Satz eher traurig. Er gilt vielleicht noch jetzt aber ganz sicher nicht mehr allzulange.

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Offline Pham

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #54 am: 13. Juni 2024, 14:27:07 »
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Der durchschnittliche IQ wird abnehmen. Irgendwann wird es niemanden mehr geben, der Reaktoren oder Raketen bedienen kann.

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Auch wenn das vermutlich tatsächlich so sein sollte (sinkende Intelligenz - Sinken des Durchschnitts-IQ ist nicht möglich, dieser ist immer bei 100%, egal wie tief unter der Grasnarbe er liegt ... so ist er definiert  ;) )
Aber dieser muss nicht zwingend dazu führend, dass es irgendwann niemand mehr geben wird, der kaum noch zwei Worte am Stück raus bringt.
Ich halte er ein Auseinanderdriften für wahrscheinlich: eine immer größere Menge von Menschen, die sogar mit "Big Brother" oder "The Bachelor" intellektuell überfordert sind und dagegen eine "Elite" welche sich geistig immer weiter entwickelt. DIESE wird sich dann irgendwann auf den Weg zu den Sternen machen, während der Rest seine Nahrung im Schlamm sucht.

Aber auch hier muss man sehr vorsichtig seine und kurzfristige Entwicklungen nicht als "grundsätzlich" betrachten. Heutzutage gibt es einen immer heftigere Kulturpessimismus, der der eigentlichen Situation auf der Welt nicht wirklich gerecht wird (die globale Situation ist in vielen Aspekten sehr viel besser als man meint und war dabei noch nie so gut wie heutzutage). Wir fokussieren derzeit viel zu massiv auf alle negativen Entwicklungen und übersehen dabei die vielen positiven. Das war noch vor wenigen Jahrzehnten genau andersherum.
Insofern sehe ich für uns Menschen weniger schwarz als es global derzeit den Anschein hat. Ja, es liegen einige heftige Krisen vor uns. Ich sehe auch auch jede Menschen Chancen ...auch trotz oder sogar wegen dieser Krisen.
« Letzte Änderung: 14. Juni 2024, 10:23:26 von Pham »
Müssten wir allein dem gesunden Menschenverstand vertrauen, so wäre die Welt noch immer eine Scheibe.

Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #55 am: 14. Juni 2024, 00:45:56 »
Der durchschnittliche IQ wird abnehmen. Irgendwann wird es niemanden mehr geben, der Reaktoren oder Raketen bedienen kann.
Erst zitiert Pham fast 1:1 "Der Splitter im Auge Gottes",
jetzt zitierst Du quasi 1:1 "Idiocray" (IMHO ein super Film) :D
Cooler Thread, auch weil ich generell Phams Postings liebe, meine nächste Antwort braucht aber noch was.

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Online Erika

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Re: Fermi Paradoxon
« Antwort #56 am: 21. Juni 2024, 12:22:39 »
Neben der kulturellen Verdummung, sehe ich das Problem eher in der Ausschaltung der Evolution.
Es wird immer eine eine Oberschicht geben, die vom IQ etwas über der Masse der Bevölkerung sein wird.
Aber diese pflanzen sich nicht überproportional fort sondern liegen weit unter dem Bevölkerungsdurchschnitt.
Ich habe es glaube ich schon mal geschrieben, aber noch mal.
Bei funktionierender Evolution dürfte es mich nicht geben. Ich bin in 4ter Generation stark kurzsichtig. Normalerweise wäre einer meiner  Vorfahren tödlich verunglückt, bevor Fortpflanzung stadtgefunden hat.
Durch unsere Kultur erfolgt aber keine Selektion der ungünstige Mutationen. Ich denke, dass in weiteren 5 Generationen die Bevölkerung fast nur noch aus körperlich und geistig gehandicapten Menschen bestehen wird.
Wenn eine modere, freie und soziale Kultur wie unsere immer eine rückständige darwinistische wie z.B. den NS-Staat oder heute China überholt und besiegt, dann führt das dazu, dass eine Interstellare Zivilisation nicht möglich ist.

@einsteinturm
Meine Signatur ist ernst gemeint
Nichts wissen zu wollen, also Bildung und soziale Kompetenz abzulehnen, führt zu keinen sehr negativen folgen.
Jeder wird von unserer Kultur durchgefüttert, auch wenn er diese verabscheut oder bekämpft.







Wissen ist Macht. Nichts wissen macht nichts