Es wird getestet, dafür gibt es verschiedene Herangehensweisen. Das eine Extrem ist, dass die erste, "hardwarefreie" Phase so lange ausgedehnt wird, bis man an einem Stand angekommen ist, dass man meint, einen High Quality Prototypen bauen zu können, der ganz nah am Endprodukt ist. Der darf dann aber nicht kaputt gehen! Alle Sachen, die man beim Simulieren übersehen oder nicht genau genug modelliert hat, können dazu führen, dass der Prototyp zeigt, dass man sich irgendwo geirrt hat. Er braucht nichtmal spektakulär zu versagen, es reicht schon, dass die Messwerte beim Vergleich zu den erwarteten Werten zeigen, dass das so nicht funktionieren kann und man einen neuen Prototypen braucht - das kann teurer sein, als wenn einem erstmal ein paar unreifere Prototypen krachend um die Ohren fliegen! Das Kernproblem ist, dass man immer erst nach Abschluss der Prototypen-Phase weiß, ob die gewählte Strategie OK war oder man lieber immer mal wieder zwischendurch die Simulationsergebnisse mit realer Hardware verifiziert hätte, auch wenn's erstmal teurer gewesen wäre.
Klar ist natürlich, dass man in der Öffentlichkeit (und / oder vor den Leuten, von denen man vorher Geld eingesammelt hat) bei solchen offensichtlichen Irrtümern blöd dasteht, egal ob man schon vorher darauf hingewiesen hat, dass man das einkalkuliert habe. Darum neigen etablierte Unternehemen dazu, lieber lange zu Simulieren (und "billig" zu bleiben), weil man da "virtuelle RUDs" niemandem zu erzählen braucht, solange man im Kostenrahmen bleibt. Aber auch hier kommt man irgendwann an dem Punkt an, wo man den Kostenrahmen sprengt, ohne dass irgendwelche Hardware existiert - und dann muss man um Geld betteln und die Leute überzeugen, dass man auf einem "guten Weg" ist. Dann hat man genau die gleiche Situation, denn nun muss man zeigen, was bisher schief gelaufen war, bevor das Geld alle war. Dabei erkennt man dann, das virtuelle RUDs auch nicht für umsonst zu haben sind!
Meine persönliche Meinung ist, dass das SpaceX ganz richtig macht, denn bei diesem Entwicklungsmodell muss man "ehrlicher" sein, weil man Irrtümer schon sehr früh nicht mehr unter den Teppich kehren kann. Eigentlich müßten auch seriöse Investoren damit glücklicher sein, als bei anderen Großprojekten, die nach wiederholten Finanzierungsrunden, vor denen immer behauptet wurde, zu 90% fertig zu sein, immer noch ohne greifbare Ergebnisse da stehen. Und wenn da dann die Hardware auf einmal versagt, und sei es wirklich wegen eines ganz harmlosen Irrtums, gibt's dann keine nächste Finanzierungsrunde mehr und entweder wird ein Verantwortlicher geschlachtet oder die Beule im Teppich, unter den das alles gekehrt wurde, reicht zum Schluss bis in die Stratosphäre.